(Italienisch)
Alessandro Bosetti, geboren 1973 in Mailand, lebt in Berlin, den USA und Italien, arbeitet als Musiker, Radioautor, Komponist und Klangkünstler. Viele seiner Arbeiten beschäftigen sich mit den Klängen, Unregelmäßigkeiten und „Fehlern“ des Sprechens und Übersetzens. Unter anderem wurde Bosetti für seine Komposition "636" (RTBF) mit dem Phonurgia Nova Award 2012 ausgezeichnet sowie mit dem IDAF Award 2013 für "Mask Mirror", ein Sampler, der gesprochene Worte in Realzeit bearbeitet, wobei er auf die Sprachbedeutung ebenso wie auf die Sprachmelodie reagiert.
„Guten Abend ... wir spielen stille Post im Äther.“ Mit diesen Worten begann am 21. März 2009 eine vierstündige Übertragung auf den Mittel- und Langwellenfrequenzen von Deutschlandradio Kultur. Zum Welttag der Poesie verwandelte der Klangkünstler Alessandro Bosetti das Medium Radio in einen gigantischen Lautpoesiegenerator. Rundfunkbotschaften am Rande der Verständlichkeit wurden von Hörern aus aller Welt empfangen, transkribiert, an den Sender zurückgeschickt und von dort aus erneut übertragen, bis daraus eine abstrakte, musikalische, geheimnis- und humorvolle Lautkomposition wurde.Arcoparlante ist ein „sprechender Bogen“. Ein international angelegtes elektromagnetisches Fest voll von Sprachspielen, Ungereimtheiten, kreativen Übertragungsfehlern.
(Schwedisch)
Hanna Hartman, geboren in Schweden, lebt und arbeitet in Berlin. Studium der Theater- und Literaturwissenschaft an den Universitäten Uppsala und Stockholm, sowie Radio und Interactive Media am DI und Elektroakustische Musik am EMS in Stockholm.
Hanna Hartman hat für ihre „Geräusche des Monats“ auf vielen Reisen Material gesammelt. Aus den Fundstücken des Jahres 1998/99, die aus Schweden, Rußland, China und Amerika kommen, ist eine Komposition entstanden. Die kleinen Werke sind nie auf den Ort der Aufnahme festgelegt. In Hanna Hartmans Arbeiten entsteht etwas völlig Neues und geographisch Ungebundenes. So wird auch dieses Klangbild aus zum Teil vertrauten Elemente der „Geräusche des Monats“ durch Landschaften, Länder, Städte und Zimmer führen - und doch dem assoziativen Hören einen weiten Raum überlassen.
Die schwedische Klangkomponistin Hanna Hartman erhielt im Jahr 1997 von der Hörspiel-Werkstatt von DeutschlandRadio Berlin den Auftrag, monatlich das sogenannte „Geräusch des Monats“ zu komponieren - eine Art „Füllmusik“ nach unseren Hörspielen bis zu den Nachrichten, eine eigenständige, ca. 5-minütige Geräuschkomposition. Zu unserer Überraschung wurde das ein absoluter „Publikumsrenner“ - zu keinem unserer Stücke erhielten wir so viele begeisterte Nachfragen wie zu diesen Miniaturen. Mit dieser Programmidee erhielt Hanna Hartman im Herbst 1998 den Prix Europa in der Kategorie „Market Place of Ideas“. Damals entstand die Idee, aus dem Klangmaterial der bisherigen Geräusche des Monats eine große, zusammenhängende Klangkomposition zu schaffen - daraus wurde „Cikoria“
(Deutsch)
Hermann Bohlen, geboren 1963 in Celle, lebt in Berlin. Autor und Produzent von Hörspielen.
BUTZMANN, Frieder
(Deutsch)
Frieder Butzmann, geboren 1954 in Konstanz, ist Komponist, Musiker, Klang- und Performancekünstler sowie Autor für Feature und Hörspiel. Lebt in Berlin. Er sammelt Töne, Musiken, Geräusche und Eindrücke, weiß aber meistens nicht, ob er daraus Musikstücke, Filmmusiken, Vorträge, Hörspiele oder ganze Opern machen soll. Er spreizt, kürzt und transponiert unermüdlich analoge und digitale Tonaufnahmen bis zur Unkenntlichkeit.
Bernhard und Ferdinand, zwei Hundekenner, haben festgestellt, dass ein Hund auf chinesisch nicht "wauwau", sondern "wangwang" macht. Andächtig lauschen Bernhard und Ferdinand den Kötern, aber auch Jochen, einem Postboten, der die unglaubliche Eintönigkeit seines Lebens mit 15 verschiedenen Arten zu bellen kompensiert.Auf der Suche nach grundsätzlicher Klärung des Problems zeigen beide Hundekenner echten Forschergeist. Sie stürmen die wissenschaftlichen Institute und fordern exakte Auskünfte. Gezogen werden alle Register im Bereich hohen und tiefen Gebells. Die Dialoge sind durchflochten mit Zeichen und Tönen der Hundesprache. Es entstehen aberwitzige musikalische Strukturen tierischer Lautmalerei.
(Deutsch)
Johannes S. Sistermanns, Jahrgang 1955, international renommierter Komponist, Installations- und Performancekünstler, lebt in der Nähe von Köln. Zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Karl-Sczuka-Förderpreis des SWR 1997 und Deutscher Klangkunst-Preis des WDR 2008.Von 1997 - 2010 ist er 2. Vorsitzender der DEGEM, Deutsche Gesellschaft für Elektroakustische Musik.
Die Komposition „im klangrand“ untersucht verschiedenste Aspekte von klanglichen Randerscheinungen: Hörschwellen, Übergänge und Durchgänge, das Spiel mit akustischen Vorder- und Hintergründen sowie mit weit entfernten Klangquellen, die bis an die Ränder des Universums reichen. Das Material für seine Arbeit fand Johannes S. Sistermanns unter anderem im australischen Outback, im Rheintal, im atlantischen Ozean Frankreichs und im bewegten Blattwerk eines Maisfeldes. Er belauschte die Deutzer Rheinbrücke in Köln, den New Yorker Times Square, einen chinesischen Fußgängertunnel zwischen pulsierenden Hauptstraßen und den weitläufigen Bezirk des Himmelstempels in Peking. Sistermanns komponiert mit Alltagsdingen und täglichen Handlungen, Texträndern, Stimmrändern, mit weitläufigen Innenräumen und nicht zuletzt mit den Klängen von Pulsaren. Diese weit entfernten Gestirne senden Radiowellen aus, die sich in hörbare Rauschsignale umsetzen lassen.Bei der Verarbeitung seiner Aufnahmen verzichtet Sistermanns vollständig auf künstliche Hall- und Echoeffekte. Ein Teil seiner Komposition entsteht direkt im Aufnahmeprozess durch das räumliche Verhältnis von Mikrofon und Klangquelle. Im Studio lässt Sistermanns diese Klänge dann porös werden, ausfransen, zerbrechen und sich zu neuen Mischungen zusammenfügen. So erzeugt er ein Spiel von Identität, Selbstbehauptung und immer neuen Klangdurchgängen.
(Französisch)
Luc Ferrari, geboren 1929 in Frankreich, Komponist, Hörspiel- und Filmemacher. Berühmter Vertreter der französischen musique concrète. Er verband in vielen Arbeiten Elemente der Literatur mit elektroakustischer und instrumentaler Musik. Zahlreiche Auszeichnungen und Preise, darunter der Prix Italia 1987 und 1991.
Der Komponist Luc Ferrari reist mit dem Aufnahmegerät. Nahezu aus aller Welt hat er Originaltöne und Atmosphären mitgebracht und sie in zahlreichen Hörstücken zu Kompositionen verwoben. Für sein neues Stück „Les Anecdotiques“ zog er Aufnahmen aus Japan, Spanien, Frankreich, Mexiko, Kalifornien und Berlin heran.Luc Ferrari prägte in den 60er Jahren den Begriff der „anekdotischen Musik“, um seine „akustischen Photos“, seine minimalistisch komponierten Klanglandschaften und Reiseporträts zu bezeichnen.„Les Anecdotiques“ schließt nun einen Kreis von Ferraris frühen Werken anekdotischer Musik bis zu seinem heutigen reifen Schaffen.
(Britisch)
Chris Cutler (* 4. Januar 1947 in Washington, USA) ist ein britischer Schlagzeuger, Perkussionist, Komponist, Schriftsteller und Musiktheoretiker. Er hat keine formale Musikausbildung, sondern ist Autodidakt. Bekannt wurde er vor allem durch seine Arbeit mit den englischen Avantgarde-Rock-Bands Henry Cow und Art Bears, als Initiator der Rock-In-Opposition-Bewegung und als Gründer des Plattenlabels und -vertriebs Recommended Records.
„Twice around the World – There and Back Again“ ist der Titel einer Komposition, die aus einem Projekt für den Londoner Experimentalsender „Resonance FM“ entstanden ist. Cutler hatte dazu aufgerufen, an jedem beliebigen Punkt der Erde das Zeitfenster von 23.30 Uhr bis Mitternacht aufzunehmen –Greenwich Mean Time wohlgemerkt. Wer auch immer ein Mikrofon und einen Recorder zur Hand hatte, konnte sich beteiligen, musste dabei aber die jeweilige Zeitverschiebung beachten. 247 Einsendungen erreichten Cutler, der sie unbearbeitet in seiner Sendung „Out of the Blue Radio“ vorstellte. Von Sommer 2002 bis Sommer 2003 konnten die Londoner Hörer täglich zwischen halb zwölf und Mitternacht einem anderen Ort der Welt lauschen.Für das Kunstradio des ORF hat Chris Cutler bereits einen Remix dieser akustischen Weltreise realisiert. Für Deutschlandradio Kultur hat Chris Cutler nun einen neuen 50-minütigen Remix gestaltet. Dabei orientierte er sich nicht an der Qualität der einzelnen Aufnahmen, sondern an der geographischen Herkunft. Die Abfolge der Klänge führt uns zwei Mal um die Erde und wieder zurück. Auf dem Hinweg werden alle Stationen systematisch aneinandergereiht. Auf dem Rückweg dagegen arbeitet Cutler mit Überlappungen und Verschiebungen, wie sie im Gedächtnis entstehen, wenn man sich an eine lange Reise erinnert.
(Französisch)
Xavier Fassion, geboren 1971, lebt und arbeitet in Frankreich als Perkussionist, Tänzer und Klangkünstler.
GAMMEL, Marcus
(Deutsch)
Marcus Gammel, geboren 1975 in Bremen, studierte Musikwissenschaft, Literatur und Philosophie in Berlin, Paris und New York. Freie Arbeiten als Radiomacher, Dramaturg und Musikjournalist. Seit 2009 betreut er den Klangkunst-Sendeplatz von Deutschlandradio Kultur. Prix Phonurgia Nova 2005 für "Europas Wahn" (mit Viktoria Tkaczyk).
Ein Archiv für alle Musik der Welt wollte er schaffen: Der Musikwissenschaftler und Ethnologe Erich Moritz von Hornbostel sammelte ab 1900 die Klänge fremder Völker - von Feuerland bis Japan, von Alaska bis Australien. Eine neuartige Technik hatte seinen Traum möglich gemacht: Mit Hilfe des Edisonschen Phonographen konnten Forscher, Handlungsreisende, Missionare und Diplomaten aufzeichnen, was in der Ferne an ihre Ohren drang. 16.000 Aufnahmen trafen mit der Zeit in Berlin ein, wurden katalogisiert, transkribiert und analysiert. Diese Sammlung ist nach einer abenteuerlichen Odyssee durch den Kalten Krieg seit 1990 wieder zugänglich. Xavier Fassion und Marcus Gammel komponieren eine Klang- und Zeitreise aus den Wachswalzen des Berliner Phonogramm Archivs.