(Kanadier)
Chantal Dumas, geboren 1959 in Quebec, Klangkünstlerin, Komponistin und Autorin von Radiostücken. Sie wurde u.a. mit dem ungarischen Klangkunstpreis EAR 1997 sowie mit dem französischen Prix Phonurgia Nova 1997 und 2001 ausgezeichnet. Prix Bohemia 2010 für "Les petits riens".
Eine Klangkünstlerin und eine Schriftstellerin widmen sich dem Tanz, um etwas von seiner vielschichtigen Aura akustisch einzufangen. Chantal Dumas hat vier Tänzer bei der Probenarbeit begleitet und zunächst eindeutig physische Aspekte des Tanzes aufgenommen: Atem, Bewegung im Raum, Gehen, Fallen, Starre, Schwerkraft. In diese Aufnahmen webt sie Stimmen ein, die über den eigenen Körper reflektieren. „Danse“, eine Komposition aus den Elementen Körper, Wort und Musik, oszilliert zwischen der Präsenz des menschlichen Körpers und seiner Abstrahierung in Linie, Bogen, Bewegung, Klang, Volumen.
(Italienisch)
Stefano Giannotti, geboren 1963 in Lucca, Toscana.
Seit 1989 Radiokompositionen und Hörstücke, die mit internationalen Preisen ausgezeichnet wurden.
Für "Geologica" erhielt er zum zweiten Mal den Karl-Sczuka-Preis des SWR (bereits 2002 für „Il tempo cambia“).
Der Komponist schreibt zu seinem neuen Werk für Deutschlandradio Kultur: „Hinter vielen Türen verbergen sich viele verschiedene Landschaften. Jemand öffnet und schließt sie, bis er schließlich das Labyrinth erreicht. Dort ist eine melancholische Melodie – von der Viola gespielt – versteckt, bewacht von einem Monster. Die Melodie wird aus dem Labyrinth befreit – aber inzwischen hat sich draußen alles verändert. Das wirkliche Labyrinth ist draußen…‚Labirinti’ ist eine Parabel über den Verlust der Mitte und der Gewissheit. Alles was sicher erschien, wird unsicher, die Dinge wechseln ihre Position in einer Art surrealistischer Reise – ein gefährliches Spiel, bei dem wir uns verlieren können.“
(Spanisch)
Die Komponistin und bildende Künstlerin Rilo Chmielorz (geb.1954) lebt derzeit in Berlin und Madrid. Seit mehr als zehn Jahren beschäftigt sie sich mit gekratzten Tönen und Zeichen und deren musikalischer Verformung durch den Einsatz von Elektroakustik. 2002 wurde sie vom Studio Akustische Kunst des WDR mit dem Produktionsaward ausgezeichnet.
Das Labyrinth in seiner ursprünglichen Bedeutung ist ein Zeichen des Wandels und der Veränderung. Verirren kann sich dort nur, wer zu früh umkehrt. Auf 3000 Jahre alten kretischen Münzen finden sich perfekt geplante Figuren, die nur einen einzigen Weg zur Mitte haben. Die Hopi-Indianer nennen das Labyrinth die Wiege des Lebens und sprechen von einem Faden, der nirgends unterbrochen ist. Mythenforscher sehen gar im Tanz den Ursprung der verschlungenen Pfade, die dazu da sind, räumliche Muster in choreografierte Bewegung umzusetzen.Rilo Chmielorz und Pedro López verfolgen den erneuernden Aspekt des Labyrinths in einen „performativen Feldversuch“. Eine fiktive Person bewegt sich durch einen Klangraum, der das Wagnis des Wandels und die Ambivalenzen des Lebens akustisch erfahrbar macht.
(Italien)
Lucia Ronchetti, 1963 in Rom geboren, Komponistin für elektroakustische Musik, war 2005 DAAD-Stipendiatin in Berlin. Ihr Werk reicht von Orchesterwerken, Kammermusik mit Live-Elektronik bis zu Vokalmusik und wurde mehrfach ausgezeichnet.
Für die Komposition „Studio in forma di rosa“ hat Lucia Ronchetti ein Bild gedacht: die komplex-spirale Form einer Rose. Das Innenleben der geschlossenen jungen Rose inspirierte sie zu einer besonderen kompositorischen Struktur: sie verbindet italienische Vokalmusik aus dem 13. und 14. Jahrhundert mit einer Manssur-Ney-Flöte in der Sufi-Tradition und führt diese Motive durch zyklische Variationen. Die Klänge entwickeln sich in einer Spiralbewegung und vollziehen so den Prozess des Aufblühens musikalisch nach. „Nacht, geheim, dunkel, Blut, unsichtbar“ sind einige der Worte, die von verschiedenen Stimmen auf Spanisch, Türkisch, Italienisch und Persisch gesprochen werden und in ihrer Spiralbewegung zur Form einer Rose akkumulieren. „Die Landschaft rings um die einzige Rose kann die Dunkelheit sein, als Stillleben vor schwarzem Grund.“ (Lucia Ronchetti).
Stereophones Hörstück auf einen Text von Andrea Fortina (2006)
(Kanadisch)
David Kolber, geboren 1965 in Vancouver (Kanada), ist Schriftsteller, Hörspielautor und Klangkünstler.
„Mein Interesse an traditionellem japanischen No-Theater begann mit der simplen Frage: Wenn das Ziel des No die Selbsterkenntnis ist, wie bewirkt es diese Erleuchtung? Ich dachte, der beste Weg, das herauszufinden, wäre, selbst ein No-Stück zu komponieren. Kein No-Spiel im wörtlichen Sinn, aber ich habe viele Strukturelemente und Motive des No in meinem zeitgenössischen Konzept benutzt. Anstelle eines linearen Plots benutzt No eine ständige Kreisbewegung, um Schichten der Hauptperson abzustreifen. Deshalb werden die Hörer mit immer neuen Interpretationen des Alltäglichen konfrontiert, was Momente großer Schönheit und Einsicht ergibt.“ (David Kolber)