(Amerikanisch)
Brandon LaBelle, geboren 1969 in den USA, Radiokünstler und Medienwissenschaftler. Klanginstallationen. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Klangkunst und Radiotheorie. Lebt zur Zeit in Berlin und Bergen (Norwegen), wo er an der National Acadamy of the Arts im Bereich New Media unterrichtet
NILSEN, Benny
(Schwedisch)
Benny Nilsen, geboren 1975 in Schweden, tritt als Musiker unter anderem mit Chris Watson, Stilluppsteypa, Fennesz und Hildur Gudnadottir auf. 2007 erhielt sein Stück „Storm“ eine lobende Erwähnung beim Festival Ars Electronica.
Am 16. Januar 2009 konstruierten der Radiokünstler Brandon LaBelle und der Elektronikmusiker Benny Nilsen eine radiofone Versuchsanordnung aus Musik, elektromagnetischen Wellen und menschlichen Körpern: In dem Berliner Club „Maria am Ostbahnhof“ inszenierten sie eine „stumme Disko“, bei der die Tanzmusik nur über drahtlose Kopfhörer zu hören war. Die Tanzfläche des Clubs hatten sie zuvor mit einer Reihe von Mikrofonen präpariert, so dass die Geräusche der tanzenden Körper aufgenommen, weiterverarbeitet und in den Raum zurückgespielt werden konnten. Aus dem so entstandenen Material haben LaBelle und Nilsen nun eine radiophone Performance-Lecture über virtuelle Klänge und physische Kontrolle geschaffen.
(Deutsch)
Marcus Gammel, geboren 1975 in Bremen, studierte Musikwissenschaft, Literatur und Philosophie in Berlin, Paris und New York. Freie Arbeiten als Radiomacher, Dramaturg und Musikjournalist. Seit 2009 betreut er den Klangkunst-Sendeplatz von Deutschlandradio Kultur. Prix Phonurgia Nova 2005 für "Europas Wahn" (mit Viktoria Tkaczyk).
GRÖNING, Philip
(Deutsch)
Philip Gröning, geboren 1959 in Düsseldorf, arbeitet seit 1982 als Filmemacher. Bei all seinen Filmen zeichnet er – Einzelgänger in der deutschen Filmlandschaft - verantwortlich für Regie, Buch, Schnitt und Teile der Kameraarbeit. Seine Filme wurden vielfach ausgezeichnet.
„Die große Stille“ ist ein Film über die „Grande Chartreuse“, das Mutterkloster des legendären Schweigeordens der Karthäuser. 19 Jahre nach der ersten Begegnung des Regisseurs Philip Gröning mit dem Prior des Klosters schuf er den ersten Film, der jemals über das Leben hinter den Klostermauern gedreht werden durfte. Eine strenge, fast stumme Meditation über das Klosterleben in seiner reinsten Form. Keine Musik, keine Interviews, keine Kommentare, kein zusätzliches Material. Nur der Lauf der Zeit, der Wechsel der Jahreszeiten und das immer wiederkehrende Element des Tages: das Gebet. In dieser wortlosen Stille wird jedes Geräusch wesentlich. Deshalb hat der Regisseur im Auftrag von Deutschlandradio eine Radiofassung der Soundtracks hergestellt: Stille hören.
(Italienisch)
Stefano Giannotti, geboren 1963 in Lucca, Toscana.
Seit 1989 Radiokompositionen und Hörstücke, die mit internationalen Preisen ausgezeichnet wurden.
Für "Geologica" erhielt er zum zweiten Mal den Karl-Sczuka-Preis des SWR (bereits 2002 für „Il tempo cambia“).
Matilde, das Baby, hat eine unruhige Nacht. Zwischen Wachen und Träumen eröffnen sich ihr drei Phantasiewelten.In ihrem ersten Wachtraum wird die Erde nur von einem Mann und einer Frau bewohnt. Sie müssen Vögel imitieren, um sich verständigen zu können, denn sie beherrschen keine Sprache. Es ist eine Welt ohne Worte.In ihrer zweiten Vision wird die Welt vom Mond aus belauscht: Man hört Stimmengewirr, Glocken, Kriegsgeschrei und Maschinen; elektronische Instrumente imitieren das Morsealphabet.Erneute Sprachlosigkeit herrscht in ihrem dritten Wachtraum. Nur vereinzelte Computerstimmen durchbrechen die Stille und verkünden: „Fine del messaggio“.
(Dänisch)
Morten Søndergaard, Lyriker und Klangkünstler, 1964 in Kopenhagen geboren, wo er an der „writers school“ studierte. Er veröffentlichte zahlreiche Gedichtbände. Für den dänischen Rundfunk realisierte er Sendungen, in denen er das Verhältnis zwischen Sprache und Klang untersucht.
In seinem Hörstück arbeitet Søndergaard mit Aufnahmen aus einem Marmorsteinbruch nahe der italienischen „Marmor-Stadt“ Carrara. Er schlägt eine akustische Brücke zwischen zwei Polen absoluter Geräuschlosigkeit: dem Stein in seiner unberührten Form - schwer, statisch, stumm - und dem bearbeiteten Stein, der Skulptur, die wiederum von einer würdevollen Stille umgeben ist. Dazwischen Stein, der auch akustisch ins Rollen gebracht wird: Sprengungen, der schwere Aufprall hinabstürzender Felsbrocken, Kräne, die die Steinmassen verladen, Lärm. Dann werden die Geräusche – in Künstlerhand - zunehmend feiner. Sägen, Hämmern, Meißeln, Schleifen. Marmor - geräuschlose Materie - in Menschenhand hörbar gemacht, zu einem Klangbild gefügt und wieder in seinem ursprünglichen Zustand verstummend.
(Französisch)
Hervé Birolini, geboren 1969 in Metz, ist französischer Klangkünstler und Komponist, Toningenieur, Mitglied der INA-GRM (Groupe de Recherches Musicales), Paris. Seine Stücke für Konzert und Radio werden auch zunehmend außerhalb Frankreichs gespielt. Er erhielt mehrere internationale Preise, u.a. bei der Radiobiennale Mexiko 2004. 2005 ist er einer der Gewinner des Radiowettbewerbs „La Muse en circuit“ (Heute Luc Ferrari Wettbewerb). 2008 ist er einer der Gewinner des Grand Prix de Lorraine. Seit demselben Jahr ist er künstlerischer Leiter des Studio Césaré (Nationales Zentrum für Kreation).
„Das Material von ‚Silent cellulo‘ (Stummes Celluloid) stammt von 35mm-Kinoprojektoren. Die mechanischen Geräusche optischer Projektoren treten in einen Dialog mit Instrumenten als akustische Projektoren. Dazu kommt das Klavier als Instrument, das das Kino seit der Stummfilmzeit begleitet hat, das Saxofon, das dem Imaginären den Atem einhaucht und schließlich eine Stimme, die die mechanischen Landschaften des Stücks durchquert. ‚Silent cellulo‘ ist ein Versuch, das Kino vom Ton her zu besichtigen, ein Versuch für die, die Bilder hören können.“ (Birolini)