(Italienisch)
Alessandro Bosetti, geboren 1973 in Mailand, lebt in Berlin, den USA und Italien, arbeitet als Musiker, Radioautor, Komponist und Klangkünstler. Viele seiner Arbeiten beschäftigen sich mit den Klängen, Unregelmäßigkeiten und „Fehlern“ des Sprechens und Übersetzens. Unter anderem wurde Bosetti für seine Komposition "636" (RTBF) mit dem Phonurgia Nova Award 2012 ausgezeichnet sowie mit dem IDAF Award 2013 für "Mask Mirror", ein Sampler, der gesprochene Worte in Realzeit bearbeitet, wobei er auf die Sprachbedeutung ebenso wie auf die Sprachmelodie reagiert.
„Guten Abend ... wir spielen stille Post im Äther.“ Mit diesen Worten begann am 21. März 2009 eine vierstündige Übertragung auf den Mittel- und Langwellenfrequenzen von Deutschlandradio Kultur. Zum Welttag der Poesie verwandelte der Klangkünstler Alessandro Bosetti das Medium Radio in einen gigantischen Lautpoesiegenerator. Rundfunkbotschaften am Rande der Verständlichkeit wurden von Hörern aus aller Welt empfangen, transkribiert, an den Sender zurückgeschickt und von dort aus erneut übertragen, bis daraus eine abstrakte, musikalische, geheimnis- und humorvolle Lautkomposition wurde.Arcoparlante ist ein „sprechender Bogen“. Ein international angelegtes elektromagnetisches Fest voll von Sprachspielen, Ungereimtheiten, kreativen Übertragungsfehlern.
(Österreichisch)
Rupert Huber, 1967 in Baden/Österreich geboren, lebt in Wien. Er ist Komponist, Musiker und Medienkünstler. Er wurde wiederholt ausgezeichnet, unter anderem 1995 und 2002 beim Ars Electronica Festival.
Zur sogenannten Terrorbekämpfung werden weltweit Telefon-, Fax- und E mailverbindungen mittels multilingualer Spracherkennungsprogramme nach verdächtigen „Reizworten“ abgesucht.Rupert Huber durchleuchtet seinerseits das Phänomen „Zensur“, deren Charakter sich im Verlauf des Stückes vom konkreten Verbot in einen ängstlich um sich schlagenden Kampfapparat verwandelt.So muss der Reizwortkatalog, einst aus der Befürchtung möglicher Konsequenzen erstellt, unaufhörlich wachsen, da Umschreibungen und Synonyme zu Hilfe genommen werden. Schlussendlich ist alles verboten und der Zensor sich selbst verdächtig.
(Deutsch)
Frieder Butzmann, geboren 1954 in Konstanz, ist Komponist, Musiker, Klang- und Performancekünstler sowie Autor für Feature und Hörspiel. Lebt in Berlin. Er sammelt Töne, Musiken, Geräusche und Eindrücke, weiß aber meistens nicht, ob er daraus Musikstücke, Filmmusiken, Vorträge, Hörspiele oder ganze Opern machen soll. Er spreizt, kürzt und transponiert unermüdlich analoge und digitale Tonaufnahmen bis zur Unkenntlichkeit.
Im Spunkkrachlexikon von und mit Frieder Butzmann geht es wie in jedem Lexikon um harte Fakten – nur vergnüglicher: Lediglich durch die Abfolge der Buchstaben (Z-A) geordnet, werden Informationen zum Thema Hören gegeben. Unter Stichworten wie „Zirbeldrüse“, „Yeah, Yeah, Yeah“, „Ohrensausen“, „Maulwurf“, „Geräusch“, „fühlen“, „dröhnen“ kann man bei Frieder Butzmann nachschlagen bzw. anhören, was er damit assoziiert. Wer will, erfährt Dinge über akustische Täuschungen, die ICE-Chemotoilette, den Urknall oder Erkenntnisse über musikalische Quantensprünge, Harmonien und Kakophonien. Ab Sendedatum wird das Spunkkrachlexikon ins „www“ gestellt und ist dann Buchstabe für Buchstabe auf der DLR-Internetseite im Real-Audio-Format abrufbar.
(Amerikanisch)
Das amerikanische Künstlerkollektiv Negativland besteht seit 1980. In Verbindung mit eigenem Material verwenden sie Zitate aus der Massenkultur und kreiieren so Kunstwerke, Bücher, Aufnahmen, CD's, Film und live Performances, die die originäre Aussage der rearrangierten Materialen verändern. Diese Arbeitsweise nennen sie „Cultural Jamming“ (ein Begriff, den sie selbst prägten) oder „Cultural archeology“.
Ein Livekonzert, das die Band am 15. März 2003 bei der Sonic Arts Lounge während des Maerzmusikfestivals in Berlin gab, eine Koproduktion von den Berliner Festspielen und Deutschlandradio Kultur Der Umgang und das Spiel mit vorhandenem Material, die freie Weiterverarbeitung von Tönen, Worten, Klängen und Bildern stehen im Zentrum der Auftritte und CD- Projekte der Band Negativland aus San Francisco (USA). Negativland arbeitet gefundene Fragmente von bereits publizierter Musik in ihre Kompositionen ein und wird für diese Methode von Urheberrechtsvertretern verteufelt, von Gleichgesinnten zu Helden erklärt. NEGATIVLAND „klaut“ zwar anderer Leute Musik, baut sie aber zu etwas um, was der Gruppe als ehrlichere Aussage erscheint. NEGATIVLAND vertritt die Einstellung, dass die Weigerung, im traditionellen Sinne originell zu sein, in der Welt des Warenkapitalismus die einzige Möglichkeit ist, Kunst mit Tiefgang zu machen.
(Deutsch)
Hermann Bohlen, geboren 1963 in Celle, lebt in Berlin. Autor und Produzent von Hörspielen.
BUTZMANN, Frieder
(Deutsch)
Frieder Butzmann, geboren 1954 in Konstanz, ist Komponist, Musiker, Klang- und Performancekünstler sowie Autor für Feature und Hörspiel. Lebt in Berlin. Er sammelt Töne, Musiken, Geräusche und Eindrücke, weiß aber meistens nicht, ob er daraus Musikstücke, Filmmusiken, Vorträge, Hörspiele oder ganze Opern machen soll. Er spreizt, kürzt und transponiert unermüdlich analoge und digitale Tonaufnahmen bis zur Unkenntlichkeit.
Bernhard und Ferdinand, zwei Hundekenner, haben festgestellt, dass ein Hund auf chinesisch nicht "wauwau", sondern "wangwang" macht. Andächtig lauschen Bernhard und Ferdinand den Kötern, aber auch Jochen, einem Postboten, der die unglaubliche Eintönigkeit seines Lebens mit 15 verschiedenen Arten zu bellen kompensiert.Auf der Suche nach grundsätzlicher Klärung des Problems zeigen beide Hundekenner echten Forschergeist. Sie stürmen die wissenschaftlichen Institute und fordern exakte Auskünfte. Gezogen werden alle Register im Bereich hohen und tiefen Gebells. Die Dialoge sind durchflochten mit Zeichen und Tönen der Hundesprache. Es entstehen aberwitzige musikalische Strukturen tierischer Lautmalerei.
(Italienisch)
Stefano Giannotti, geboren 1963 in Lucca, Toscana.
Seit 1989 Radiokompositionen und Hörstücke, die mit internationalen Preisen ausgezeichnet wurden.
Für "Geologica" erhielt er zum zweiten Mal den Karl-Sczuka-Preis des SWR (bereits 2002 für „Il tempo cambia“).
„Paris, 50.125 vor Christus. In einem Café plaudern ein paar Neandertaler mit einigen Vertretern der Spezies Homo Sapiens. Plötzlich entpuppt sich der Kellner als noch nicht ganz ausgestorbener Australopithecus und sprengt sich in die Luft. Die riesige Explosion öffnet das Tor zu einer imaginären Landschaft aus Atomen und Elementarteilchen. Die Uhr wurde 14 Milliarden Jahre zurückgestellt, auf die Zeit des Urknalls.“ „Geologica“ setzt die verschiedenen Zeitalter der Erdgeschichte in eine verspielt-ironische Klangkomposition um. Ganz nebenbei reflektiert das Stück die Winzigkeit des Menschen angesichts der gigantischen Expansion des Universums.
(Deutsch)
Isabeella Beumer, in Herford geboren, lebt z.Zt. in Düsseldorf. Soundpoetin, Vokalartistin, Komponistin und Autorin. Auf internationalen Bühnen eine Stimme neuer Musik in extremsten Bereichen der Stimme und mit immensem Obertonspektrum.
„Was bedeutet das? Schwer zu sagen, da ich immer der Beobachter bin, Informationen sammle und so eine Geschichte erschaffe, in der ich nur das erkenne, was ich für möglich halte … Die physische Realität ist eine Illusion unserer Sinne … .“ (Beumer) Die Begegnung, Überlagerung und die Schnittstellen zwischen Wahrnehmung, Gegenstand und Empfindung, zwischen Realität und deren Auflösung, zwischen elektronischen, künstlichen Klängen und den im menschlichen Stimmapparat erzeugten Klangvariationen, sind die Grundlage dieser Komposition für Electronic Sounds, Digital Piano, Noise und Voice Art.
(Deutsch)
Johannes S. Sistermanns, Jahrgang 1955, international renommierter Komponist, Installations- und Performancekünstler, lebt in der Nähe von Köln. Zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Karl-Sczuka-Förderpreis des SWR 1997 und Deutscher Klangkunst-Preis des WDR 2008.Von 1997 - 2010 ist er 2. Vorsitzender der DEGEM, Deutsche Gesellschaft für Elektroakustische Musik.
»Jacob Räume Zen« verknüpft die Texte und visionären Bilder von Jacob Böhme (1575-1624) mit Erfahrungen und Aussagen des Zen-Buddhismus. Die geistige Nähe dieser geografisch so entfernten Welten nutzt Johannes S. Sistermanns, um die jeweiligen Klangräume miteinander in Berührung zu bringen. Böhmes Texte werden aus seiner Heimatstadt Görlitz in japanische Alltags- und Klosterräume versetzt. Worte von Zen-Mönchen reisen akustisch von Japan in die Lebensräume Jacob Böhmes. Im Verlauf des Stückes verweben sich die Klänge allmählich miteinander. Sie schaffen eine Atmosphäre des begriffslosen Erkennens, in der Böhmes Erfahrungen wortlos aufgehen.
(Deutsch)
Oliver Augst, geboren 1965, ist Autor, Vocalist und Komponist. Seit 2005 leitet er die Audio Art Series im Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt.
CARL, Rüdiger
(Deutsch)
Rüdiger Carl (Stimme, Akkordeon), geboren 1944 in Ostpreußen, einer der wichtigsten aus dem europäischen Free Jazz hervorgegangenen Musiker. Außerdem ist er Improvisationskünstler und Komponist.
JOHANSSON, Sven Åke
(Schwedisch)
Sven-Åke Johansson (Stimme, Perkussion), geb. 1943 in Mariestad (Schweden) lebt seit 1968 in Berlin. Komponist und Musiker, Poet und bildender Künstler, Autor und Initiator verschiedener Musikproduktionen.
Im Kunstkarussell der 80er Jahre waren Martin Kippenbergers bizarre Spielarten in der Szene die eigentliche Königsklasse. Die Nächte gehörten ihm, und er war unerschöpflich unterwegs als Impresario, Tänzer und Entertainer. Stille und Einsamkeit gab es vor der Leinwand. „Aufstehn / Stuhl kaputt machen / you / yellow / you“ (Martin Kippenberger).Das Hörstück collagiert Texte, Gedichte, Musik und Original-Töne von Kippenberger mit Musik von Augst, Carl und Johansson.
(Italienisch)
Stefano Giannotti, geboren 1963 in Lucca, Toscana.
Seit 1989 Radiokompositionen und Hörstücke, die mit internationalen Preisen ausgezeichnet wurden.
Für "Geologica" erhielt er zum zweiten Mal den Karl-Sczuka-Preis des SWR (bereits 2002 für „Il tempo cambia“).
Der Komponist schreibt zu seinem neuen Werk für Deutschlandradio Kultur: „Hinter vielen Türen verbergen sich viele verschiedene Landschaften. Jemand öffnet und schließt sie, bis er schließlich das Labyrinth erreicht. Dort ist eine melancholische Melodie – von der Viola gespielt – versteckt, bewacht von einem Monster. Die Melodie wird aus dem Labyrinth befreit – aber inzwischen hat sich draußen alles verändert. Das wirkliche Labyrinth ist draußen…‚Labirinti’ ist eine Parabel über den Verlust der Mitte und der Gewissheit. Alles was sicher erschien, wird unsicher, die Dinge wechseln ihre Position in einer Art surrealistischer Reise – ein gefährliches Spiel, bei dem wir uns verlieren können.“
(Deutsch)
Ingeborg Morgenroth, Literaturwissenschaftlerin und Saxophonistin, wohnt in Berlin. Ab 1993 Kompositionen elektro-akustischer Musik. Gast im elektronischen Studio der Technischen Universität Berlin. Saxophonistin und Performerin von 1995 bis 2000 im Ensemble für Neue Musik „Zwischentöne" Berlin.
„Little Connections“ fußt auf dem Text „Lifting Belly“ (1915-17) von Gertrude Stein. Sie widmete das erotische Poem ihrer großen Liebe Alice B. Toclas. „Lifting Belly“ ist leichtes und rhythmisches Liebesgeplauder, ist vielstimmiger Dialog und Statement – der ganze Kosmos Steinscher Manier, Privates und Öffentliches miteinander zu verknüpfen. - Die Komposition „Little Connections“ macht sich die klanglichen Bindungen des Textes zu eigen. Zwei Stimmen tanzen miteinander, kommen sich nah, verhaspeln sich, fallen sich ins Wort und übereinander her. Der Raum öffnet sich für die Intimität zwischen zwei Personen.
(Deutsch)
Martin Daske, Jahrgang 1962, erhielt seine kompositorische Ausbildung in den USA, Kràkow und Salzburg. Er schrieb Kammermusik, Tonbandstücke, Klanginstallationen, Theater- und Filmmusik und schuf eine Form dreidimensionaler Notation. Radiokompositionen sind ein Schwerpunkt seiner Arbeit. Er lebt und arbeitet im Umland von Berlin. 1990 und 1999 Kompositionsstipendien des Berliner Senats. 1993 Lobende Erwähnung beim Prix Europa für „Abfahrt“. 1990–1993 mehrfach „artist-in-residence“ im ZKM Zentrum für Kunst und Medientechnologie.
LIMELOH, Thoma
(Deutsch)
Molly Bloom, Protagonistin der letzten Episode des Romans „Ulysses“ von James Joyce, tastet in ihrem Monolog alle Fäden der Geschichte ab und flicht sie noch einmal neu zusammen. Unterteilt in acht Sätze ohne Interpunktion, provoziert der Text eine Art Hypnose, einen Sinn-Verlust, bewirkt durch Gedanken-Überlappungen und ihrer Kollision. Dieser Sinnverlust jedoch kann einen Freiraum schaffen, der die Fantasie aktiviert. Zusammenhanglosigkeit ist kein Hindernis mehr, sondern die Tür zu einer offeneren Wahrnehmung. Die beiden Komponisten haben im englischen Originaltext von Joyce sowie in der deutschen und französischen Fassung alle Wörter aufgespürt, die an Töne und Klänge denken lassen. Es entwickelt sich eine Odyssee durch den Text von Joyce, durch das Gedanken-Meer einer Frau.
(Deutsch)
Marcus Mohr, geboren 1964 in Gießen, studierte Anglistik in Konstanz und Bristol und arbeitet seit 1997 in Berlin für den Rundfunk.
Auf einer Reise durch Vietnam sammelte Marcus Mohr das Ausgangsmaterial für sein Klangstück „muoi (zehn)“, das auf dem Konzept der fünf Elemente fußt: Metall, Erde, Holz, Wasser, Feuer. Marcus Mohr ordnet jede seiner Aufnahmen einem der fünf Elemente zu und verfährt mit ihnen so, wie ein DJ Platten auflegt: aus den Sounds eines Elements generiert er einen Track und kombiniert diesen dann mit den Tracks der anderen Elemente. Nach und nach fügen sich weitere Elemente ein, laufen erst synchron, dann versetzt und lösen sich schließlich ab. Auf diese Weise entstehen zehn verschiedene Kombinationen, bei denen jedes Element mit jeweils einem der anderen vier Elemente gemischt wird. „muoi (zehn)“ erzählt vom Gleichgewicht und Zusammenspiel der fünf Elemente.
(Österreichisch)
Rupert Huber, 1967 in Baden/Österreich geboren, lebt in Wien. Er ist Komponist, Musiker und Medienkünstler. Er wurde wiederholt ausgezeichnet, unter anderem 1995 und 2002 beim Ars Electronica Festival.
„In Zeiten der wogenden Hysterie müssen wir zusammenhalten und Opfer bringen für unsere Wirtschaft. In Zeiten des sprachlichen und klimatischen Wahnsinns müssen wir uns besonders anstrengen, die Ersten zu sein.‚Wir müssen siegen’ ist formal die komponierte radiophone Umwandlung einer Sequenz in ein Klanggemisch.Die Besetzung: Perkussion, Klavier; eingefangene Klänge aus den Medien und von der Straße; das Rupert-Huber-Klangarchiv; elektronische Manipulation aller dieser Klänge.Das Stück wird anfangs von sich abwechselnden Inhalten bestimmt und kippt immer mehr in die polyphone Gleichzeitigkeit. Wie in einer Waschmaschine im Schleudergang werden gegen Schluss des Stücks alle Töne, Klänge, Rhythmen, Worte und Laute durcheinander gewirbelt.“ (Rupert Huber)