(Österreichisch)
Sam Auinger, geboren 1956, lebt und arbeitet als Komponist in Berlin und Linz. Er beschäftigt sich mit Komposition, Installation, Computermusik, Sounddesign und Psychoakustik. Langjährige Zusammenarbeit verbindet ihn mit Bruce Odland (O+A), dem Bassisten und Komponisten Hannes Strobl (tamtam) und dem Architekten Dietmar Offenhuber (Stadtmusik).
Sam Auinger erhielt zahlreiche Stipendien und Preise, unter anderem den Kulturpreis der Stadt Linz, 2002, und den SKE Publicity Preis, 2007. 1997 war er Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD, 2008/2009 war er Stipendiat an der Cité International des Arts in Paris and 2010 wurde er "Stadtklangkünstler Bonn 2010". 2012 erhielt er zusammen mit Bruce Odland (O+A) eine honorable mention beim Prix Ars Electronica 2012.
Neben seiner künstlerischen Tätiggkeit ist er seit 2009 Gastprofessor für ‚experimentelle Klanggestaltung’ im Masterstudiengang ‚Soundstudies’ an der UdK Berlin.
STROBL, Hannes
(Österreichisch)
Hannes Strobl, Bassist unf Komponist, geboren 1966, lebt in Berlin. Ausgangspunkt seiner Musik ist das klangbasierte Potential am elektrischen Bass. Schwerpunkt der Arbeit am Instrument sowie der kompositorischen Tätigkeit, liegt in den letzten Jahren vor allem bei musikalischen Ausdrucksformen vor dem Hintergrund der urbanen Lautsphäre. Sam Auinger und Hannes Strobl arbeiten unter dem Duo-Namen TAMTAMCLUB gemeinsam.
„Berlin ist keine Stadt zum Träumen, zu laut, zu grob, zu viel Energie!“, sagen die beiden Musiker Sam Auinger und Hannes Strobl. Einst aus Österreich gekommen, leben sie beide schon länger in Berlin, seit drei Jahren im Bezirk Prenzlauer Berg. Ein halbes Jahr lang haben die Musiker genauer in ihre Stadt hineingehört, Töne eingefangen, die üblicherweise unbeachtet an uns allen vorbeifliegen, und eine ganz besondere Feldforschung von Stadtrhythmen und Stadtklängen betrieben. Heraus kam ein ganz subjektiver Blick auf Berlin und außerdem die Erkenntnis, dass man die Grenze zwischen Ost und West besonders am Klang des Straßenbelags noch immer erkennen kann.
(Deutsch)
Frieder Butzmann, geboren 1954 in Konstanz, ist Komponist, Musiker, Klang- und Performancekünstler sowie Autor für Feature und Hörspiel. Lebt in Berlin. Er sammelt Töne, Musiken, Geräusche und Eindrücke, weiß aber meistens nicht, ob er daraus Musikstücke, Filmmusiken, Vorträge, Hörspiele oder ganze Opern machen soll. Er spreizt, kürzt und transponiert unermüdlich analoge und digitale Tonaufnahmen bis zur Unkenntlichkeit.
Frieder Butzmann geht gern auf den Friedhof. Dort besucht er das Grab von Baron de la Motte-Fouqué, dessen Roman „Die wunderbaren Begebenheiten des Grafen Alethes von Lindenstein“ voller Geister und seltsamer Erscheinungen ist. Alethes besteht so manches Abenteuer mit Gespenstern und versucht hinter alle Rätsel zu kommen, beschwört aber gerade dadurch wieder neue seltsame Gefahren herauf. Frieder Butzmann führt diese Geisterbeschwörung akustisch weiter. Der Schall galt früher als körperlos, die ersten Schallübertragungen durch elektromagnetische Wellen wurden als Materialisationen des Unsichtbaren betrachtet. In „Alethes Soundbeams“ werden diese Techniken benutzt, um auch andere körperlose Wesen zum Klingen und Sprechen zu bringen.
(Serbisch)
Arsenije Jovanovic, geboren 1932 in Belgrad, arbeitet seit den 1960er Jahren als Komponist, Fotograf, Schriftsteller, Audiokünstler und Regisseur in Theater, Radio und TV. Seine Audio-Art-Stücke wurden mehrfach auf Radiofestivals ausgezeichnet, u.a. Prix Italia, Premio ondas (Spanien), Acustica international (WDR), Grand Prix (Rust), Bienalderadio (Mexico City). Außerdem wurden Werke von ihm für Film-Soundtracks ausgewählt, u.a. in Filmen von Terrence Malick.
Die Komposition bezieht sich auf Shakespeares „Sturm“ – aber nicht auf Text und Story, sondern auf die Regieanweisungen, welche Musik und Klang zitieren, und vor allem auf die zahlreichen Stellen, an denen die Personen Klänge beschreiben, die sie hören: „aus der Luft – von Irgendwo“. Jovanovič betrachtet diese Angaben und Textstellen Shakespeares als Partitur für eine unabhängige Komposition und macht die bei Shakespeare unhörbaren Klänge auf seinem Klang-Archipel des Magiers Prospero für uns hörbar.
(Deutsch)
Joachim Krebs, geb. 1952, gest. 2013, war Komponist, Klangkünstler und Medienkünstler. Er lebte und arbeitete in Karlsruhe (D). Seit den 1980-er Jahren produzierte er elektroakustische Klangkompositionen für multimediale, konzertante und installative Kunstwerke. U. a. mit dem Beethoven-Preis und dem Villa Massimo-Stipendium Rom ausgezeichnete Komponist und Raumklangkünstler. Entwicklung des Verfahrens zur KlangMikroskopie, der sog. „EndoMikroSonoSkopie“ Mitte der 1990er Jahre. Das Verfahren erlaubt quasi in den molekularen Innenbereich von Klang und Geräusch vorzudringen, um zuvor Unhörbares hörbar zu machen. Joachim Krebs bildete zusammen mit der Medienkünstlerin Sabine Schäfer das Künstlerduo <SA/JO>
Künstler Websites: www.joachimkrebs.de / www.sajo-art.de
Wikipedia: Joachim Krebs
Seit mehr als fünf Jahren arbeitet Joachim Krebs an der Projektreihe ARTIFICIAL SOUNDSCAPES. Alle Kompositionen dieses Zyklus repräsentieren künstliche Klanglandschaften zwischen purer Natürlichkeit und reiner Abstraktion. Ihre Klangelemente sind ausnahmslos „natürlichen“ Ursprungs, der artifizielle Aspekt der Komposition entsteht durch die digitale Bearbeitung sämtlicher Parameter der verwendeten organischen Klangquellen. Unhörbare Klänge werden hörbar, das Innenleben von einzelnen Geräusch-Klang-Partikeln wird offengelegt. In diesen organisch-artifiziellen Zwischenmilieus geht es nicht zuletzt um ein „Werden von Übergängen“, Töne von Mensch, Tier und Natur werden zu reinen Linien, reiner Farbe, reinem Klang, reinem Rhythmus. Wir empfehlen die Benutzung von Stereokopfhörern.
(Dänisch)
Morten Søndergaard, Lyriker und Klangkünstler, 1964 in Kopenhagen geboren, wo er an der „writers school“ studierte. Er veröffentlichte zahlreiche Gedichtbände. Für den dänischen Rundfunk realisierte er Sendungen, in denen er das Verhältnis zwischen Sprache und Klang untersucht.
In seinem Hörstück arbeitet Søndergaard mit Aufnahmen aus einem Marmorsteinbruch nahe der italienischen „Marmor-Stadt“ Carrara. Er schlägt eine akustische Brücke zwischen zwei Polen absoluter Geräuschlosigkeit: dem Stein in seiner unberührten Form - schwer, statisch, stumm - und dem bearbeiteten Stein, der Skulptur, die wiederum von einer würdevollen Stille umgeben ist. Dazwischen Stein, der auch akustisch ins Rollen gebracht wird: Sprengungen, der schwere Aufprall hinabstürzender Felsbrocken, Kräne, die die Steinmassen verladen, Lärm. Dann werden die Geräusche – in Künstlerhand - zunehmend feiner. Sägen, Hämmern, Meißeln, Schleifen. Marmor - geräuschlose Materie - in Menschenhand hörbar gemacht, zu einem Klangbild gefügt und wieder in seinem ursprünglichen Zustand verstummend.
(Deutsch)
Jürgen Seizew: Der
1967 geborene Künstler lebt und arbeitet in Berlin. Er spielte als Bassist, Schlagzeuger und Sänger in verschiedenen Bands und studierte Design
für elektronische Medien. Seit 1994 widmet er sich der Klangkunst. Als gelernter
Buchbinder und Restaurator hat er eine Vorliebe für das Vertonen von
Büchern.
„Nach stundenlangem Ruhigsein in der Natur habe ich eine Art des Hörens kennen gelernt, in der alle Klänge zu einem einzigen Rauschen verschmelzen. Dieses Rauschen suche ich auch in der Stadt, in einem Park, auf meinem Hinterhof.“Mit „Nektarrauschen“ hat der Komponist Jürgen Seizew diese Soundscapes um eine innere Ebene erweitert. „Stratascapes“ nennt er das Ergebnis.„Stratascapes sind ausschließlich über Schnitt und Mischung (teilweise milliardenfache Schichtungen) entwickelte Klänge aus Geräuschen oder Reihen von Feldaufnahmen. Akzente aus den ursprünglichen Soundscapes übernehmen eine erzählerische Rolle im Stück. Umgekehrt beschreiben die Stratasounds eine unhörbare Ebene der Klanglandschaften.“ (Jürgen Seizew)
(Japanisch)
Tetsuo Furudate, 1958 geboren, lebt in Tokio und zählt zu den interessantesten Komponisten und Musikern der NOISE-Bewegung mit zahlreichen Konzerten auch in Europa. „Das Gehör des Mr. Roderick Usher“ (DLR Berlin 2004) wurde vom Dresdner Wettbewerb „Blaue Brücke“ ausgezeichnet.
„Das Gehör des Mr. Roderick Usher" reagiert abnorm geschärft auf Schritte, Stimmen, feinste Geräusche. Aber was ist Ursache seiner Hellhörigkeit? Weshalb ist er mit dieser qualvollen Übersensibilität geschlagen? Und sind die vielen Stimmen, die Roderick Usher in überdimensionaler Lautstärke vernimmt, Äusserungen von ein und derselben Persönlichkeit? Furudate interpretiert Ushers Leiden als Leiden am Eros: als verzerrtes, unerhörtes Begehren, das im Klangrausch untergeht.
Noise Opera „Der Niedergang des Hauses Usher“ nach Edgar Allan Poe
(Japanisch)
Kazuya Ishigami, geboren 1972 in Osaka, ist Komponist, Klangkünstler und Toningenieur, lebt und arbeitet in Europa und Japan. Seit 1997 beschäftigt er sich intensiv mit „Noise Music“ und gehört der weltweiten musikalischen „Noise“-Bewegung an. Bekannt wurde er durch seine Performances für „Acte Kobe“, die 1999 in Marseille und 2000 in Bern vorgestellt wurden, sowie durch Arbeiten mit Johannes Sistermanns. Ishigamis Kompositionen changieren zwischen kontemplativer Spiritualität, persönlicher Emotionalität und politischem Sarkasmus. Gemeinsam ist diesen Stücken seine radikale Klangästhetik und sein Gespür für suggestive Hörbilder jenseits aller Kategorien. Kazuya Ishigami hat sein eigenes Label „NEUS-318“, dass verschiedene Künstler vertritt.
„Whisper of Sound God“
„Ich glaube, jeder von uns hat das Flüstern des ‚Sound God“ in der Kindheit gehört. Aber wir alle haben es wieder vergessen. Wir können das Flüstern von Gottes Klang (japanisch ‚oto kamui’) hören, wenn wir wieder reinen Geistes werden.“
Disc 1 – track 1 - „Oto kamui no sasayaki“ , „Harmony ist he Best Way“
„Der altjapanische Prinz Shotoku Taishi sagte ‚harmony ist he best way’. So brauchen wir „wa“ – Harmonie – für die Menschen. Das ist leicht gesagt aber schwer getan. Ich habe immer gern harmonische Sounds geschaffen. Aber nicht Harmonien im musikalischen Sinn, sondern im spirituellen Sinn. In diesem Werk habe ich versucht „wa“-sounds zu schaffen aus Klangmaterial, das ich in einem japanischen Shinto-Tempel aufgenommen habe.
“Disc 1– track 2 – „Wa wo motte toutoshi to nasu“, „mujo no kaze – mutable wind“
„Dieser Song ist für meine Tante Michiko“. Sie kam 1995 bei dem Erdbeben in Kobe ums Leben. Die Klaviermelodie wurde durch den Parameter „MICHIKO“ erzeugt.
Disc 2, track 3 - „mujo no kaze – mutable wind“