(Schwedisch)
Hanna Hartman, geboren in Schweden, lebt und arbeitet in Berlin. Studium der Theater- und Literaturwissenschaft an den Universitäten Uppsala und Stockholm, sowie Radio und Interactive Media am DI und Elektroakustische Musik am EMS in Stockholm.
Die Arbeit „Auf’s Glatteis“ von Hanna Hartman zeigt, wie man mit nur einer Kochplatte und ein bisschen Eis unbekannte Geräusche und unerwartete Klänge erzeugen kann.
(Schweizerisch)
Bernadette Johnson wurde 1955 in St. Gallen geboren und lebt und arbeitet heute in Basel. Als Autodidaktin produziert sie seit 1980 Soundscapes und Klangarbeiten für Radio und andere Hörräume. Bernadette Johnson wurde 2007 für ihre Autorenproduktion „3 akustische Gedichte“ mit dem Karl-Sczuka- Förderpreis ausgezeichnet. Sie erhielt weitere Auszeichnungen wie z. B. den Prix Phonurgia Nova.
Drehungen und Windungen (CD1, Track 1) – 00:06:44
Segeln mit Schubert (CD1, Track 2) – 00:04:21
Die Kammer des Kranken (CD1, Track 3) – 00:08:52
Corpo libero (CD2, Track 2) – 00:09:41
Body in Music (CD2, Track 3) – 00:11:04
Le bonheur / Glück – 00:07:44
Die Schweizer Komponistin Bernadette Johnson ist eine Meisterin der kleinen Form, die sie „akustische Gedichte“ nennt - assoziative Klanggebilde aus Geräuschen, Instrumentalklängen und Sprachelementen.
Ziel ist, mit minimalen Mitteln bestimmte flüchtige Stimmungen entstehen zu lassen.
Wörtlich sagt sie: „In meinen akustischen Arbeiten interessiert es mich, andere Schichten der Wirklichkeit, das Imaginäre zu finden, die Ambivalenz einer Stimmung. Wenn Alltägliches überraschend miteinander verknüpft wird, kann für Augenblicke etwas Geheimnisvolles anklingen.“
Die Sendung verbindet eine Auswahl von akustischen Miniaturen der Komponistin.
(Italienisch)
Alessandro Bosetti, geboren 1973 in Mailand, lebt in Berlin, den USA und Italien, arbeitet als Musiker, Radioautor, Komponist und Klangkünstler. Viele seiner Arbeiten beschäftigen sich mit den Klängen, Unregelmäßigkeiten und „Fehlern“ des Sprechens und Übersetzens. Unter anderem wurde Bosetti für seine Komposition "636" (RTBF) mit dem Phonurgia Nova Award 2012 ausgezeichnet sowie mit dem IDAF Award 2013 für "Mask Mirror", ein Sampler, der gesprochene Worte in Realzeit bearbeitet, wobei er auf die Sprachbedeutung ebenso wie auf die Sprachmelodie reagiert.
„Während meines Zivildienstes habe ich viel mit Sprachbehinderten gearbeitet. Ich war fasziniert von diesen Stimmen, ihrem extremen Klang und ihrer Expressivität und beschloss, ihnen ein Stück zu widmen.“ (A.Bosetti) In Bosettis Komposition werden die Stimmen von Spastikern, Aphasikern und Kehlkopflosen zum musikalischen Material. Aus dieser gemeinhin als deformiert und unschön wahrgenommenen Sprache formt er eine ganz eigene abstrakte musikalische Ästhetik. Durch die extreme Langsamkeit hören wir die Stimmen wie mit einer akustischen Lupe und entwickeln Sensibilität für die emotionale Qualität von Details, die wir sonst überhören. „Il Fiore della Bocca“ ist eine Komposition aus Sprache.
(Deutsch)
Götz Naleppa, 1943 geboren, Regisseur, Medienkünstler, Übersetzer und Autor, war bis Dezember 2008 Redakteur für Klangkunst bei Deutschlandradio Kultur. Weit über 100 Hörspielinszenierungen, Arbeiten für Theater und Oper. Eigene Klangkunstarbeit seit 1983. Zahlreiche Preise für Hörspielinszenierungen (Prix Europa, Prix Marulic,"Gold Award" des New York Festivals 2008, Prix Italia 2009 u.a.).
VETTER, Michael
(Deutsch)
Michael Vetter, 1943 geboren, studierte Theologie und Musik. Er ist ein Meister des Obertongesangs. Ihm geht es mit Hilfe der verschiedensten Medien (Sprache, Malerei, Fotografie, Theater, Musik) um die Realisierung dessen, was er "Transverbal" nennt: Sprache ist Bewegung ist Musik.
Nach dreizehn Jahre weitgehend als Zenmönch in Japan lebt er heute die meiste Zeit zurückgezogen malend, schreibend und gärtnernd inmitten seines Olivenhaines auf dem Monte Amiata, wo er 1991 die Accademia Capraia gründete, eine nach seinen Konzepten arbeitende "Schule der Lebenskunst".
Die neue Arbeit von Michael Vetter ist eine Weiterentwicklung seiner Arbeit an einer "transverbalen Sprache". Eine wortlose Sprache, die den ganzen menschlichen Verstehensapparat assoziativ auf das Wechselspiel von Stimmen und Ohr richten will. Diese Freiheit und extreme Vieldeutigkeit bewirkt, daß am Ende jeder ein anderes Hörspiel hören wird. In dieser neuen Arbeit schwimmen auf einem "Goldgrund" von Obertongesang Sprachinseln, die von "Wundern der sprachlosen Heiligen" erzählen.
(Italien)
Lucia Ronchetti, 1963 in Rom geboren, Komponistin für elektroakustische Musik, war 2005 DAAD-Stipendiatin in Berlin. Ihr Werk reicht von Orchesterwerken, Kammermusik mit Live-Elektronik bis zu Vokalmusik und wurde mehrfach ausgezeichnet.
Für die Komposition „Studio in forma di rosa“ hat Lucia Ronchetti ein Bild gedacht: die komplex-spirale Form einer Rose. Das Innenleben der geschlossenen jungen Rose inspirierte sie zu einer besonderen kompositorischen Struktur: sie verbindet italienische Vokalmusik aus dem 13. und 14. Jahrhundert mit einer Manssur-Ney-Flöte in der Sufi-Tradition und führt diese Motive durch zyklische Variationen. Die Klänge entwickeln sich in einer Spiralbewegung und vollziehen so den Prozess des Aufblühens musikalisch nach. „Nacht, geheim, dunkel, Blut, unsichtbar“ sind einige der Worte, die von verschiedenen Stimmen auf Spanisch, Türkisch, Italienisch und Persisch gesprochen werden und in ihrer Spiralbewegung zur Form einer Rose akkumulieren. „Die Landschaft rings um die einzige Rose kann die Dunkelheit sein, als Stillleben vor schwarzem Grund.“ (Lucia Ronchetti).
Stereophones Hörstück auf einen Text von Andrea Fortina (2006)
(Japanisch)
Tetsuo Furudate, 1958 geboren, lebt in Tokio und zählt zu den interessantesten Komponisten und Musikern der NOISE-Bewegung mit zahlreichen Konzerten auch in Europa. „Das Gehör des Mr. Roderick Usher“ (DLR Berlin 2004) wurde vom Dresdner Wettbewerb „Blaue Brücke“ ausgezeichnet.
„Das Gehör des Mr. Roderick Usher" reagiert abnorm geschärft auf Schritte, Stimmen, feinste Geräusche. Aber was ist Ursache seiner Hellhörigkeit? Weshalb ist er mit dieser qualvollen Übersensibilität geschlagen? Und sind die vielen Stimmen, die Roderick Usher in überdimensionaler Lautstärke vernimmt, Äusserungen von ein und derselben Persönlichkeit? Furudate interpretiert Ushers Leiden als Leiden am Eros: als verzerrtes, unerhörtes Begehren, das im Klangrausch untergeht.
Noise Opera „Der Niedergang des Hauses Usher“ nach Edgar Allan Poe
(Japanisch)
Kazuya Ishigami, geboren 1972 in Osaka, ist Komponist, Klangkünstler und Toningenieur, lebt und arbeitet in Europa und Japan. Seit 1997 beschäftigt er sich intensiv mit „Noise Music“ und gehört der weltweiten musikalischen „Noise“-Bewegung an. Bekannt wurde er durch seine Performances für „Acte Kobe“, die 1999 in Marseille und 2000 in Bern vorgestellt wurden, sowie durch Arbeiten mit Johannes Sistermanns. Ishigamis Kompositionen changieren zwischen kontemplativer Spiritualität, persönlicher Emotionalität und politischem Sarkasmus. Gemeinsam ist diesen Stücken seine radikale Klangästhetik und sein Gespür für suggestive Hörbilder jenseits aller Kategorien. Kazuya Ishigami hat sein eigenes Label „NEUS-318“, dass verschiedene Künstler vertritt.
„Whisper of Sound God“
„Ich glaube, jeder von uns hat das Flüstern des ‚Sound God“ in der Kindheit gehört. Aber wir alle haben es wieder vergessen. Wir können das Flüstern von Gottes Klang (japanisch ‚oto kamui’) hören, wenn wir wieder reinen Geistes werden.“
Disc 1 – track 1 - „Oto kamui no sasayaki“ , „Harmony ist he Best Way“
„Der altjapanische Prinz Shotoku Taishi sagte ‚harmony ist he best way’. So brauchen wir „wa“ – Harmonie – für die Menschen. Das ist leicht gesagt aber schwer getan. Ich habe immer gern harmonische Sounds geschaffen. Aber nicht Harmonien im musikalischen Sinn, sondern im spirituellen Sinn. In diesem Werk habe ich versucht „wa“-sounds zu schaffen aus Klangmaterial, das ich in einem japanischen Shinto-Tempel aufgenommen habe.
“Disc 1– track 2 – „Wa wo motte toutoshi to nasu“, „mujo no kaze – mutable wind“
„Dieser Song ist für meine Tante Michiko“. Sie kam 1995 bei dem Erdbeben in Kobe ums Leben. Die Klaviermelodie wurde durch den Parameter „MICHIKO“ erzeugt.
Disc 2, track 3 - „mujo no kaze – mutable wind“