(Österreichisch)
Sam Auinger, geboren 1956, lebt und arbeitet als Komponist in Berlin und Linz. Er beschäftigt sich mit Komposition, Installation, Computermusik, Sounddesign und Psychoakustik. Langjährige Zusammenarbeit verbindet ihn mit Bruce Odland (O+A), dem Bassisten und Komponisten Hannes Strobl (tamtam) und dem Architekten Dietmar Offenhuber (Stadtmusik).
Sam Auinger erhielt zahlreiche Stipendien und Preise, unter anderem den Kulturpreis der Stadt Linz, 2002, und den SKE Publicity Preis, 2007. 1997 war er Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD, 2008/2009 war er Stipendiat an der Cité International des Arts in Paris and 2010 wurde er "Stadtklangkünstler Bonn 2010". 2012 erhielt er zusammen mit Bruce Odland (O+A) eine honorable mention beim Prix Ars Electronica 2012.
Neben seiner künstlerischen Tätiggkeit ist er seit 2009 Gastprofessor für ‚experimentelle Klanggestaltung’ im Masterstudiengang ‚Soundstudies’ an der UdK Berlin.
STROBL, Hannes
(Österreichisch)
Hannes Strobl, Bassist unf Komponist, geboren 1966, lebt in Berlin. Ausgangspunkt seiner Musik ist das klangbasierte Potential am elektrischen Bass. Schwerpunkt der Arbeit am Instrument sowie der kompositorischen Tätigkeit, liegt in den letzten Jahren vor allem bei musikalischen Ausdrucksformen vor dem Hintergrund der urbanen Lautsphäre. Sam Auinger und Hannes Strobl arbeiten unter dem Duo-Namen TAMTAMCLUB gemeinsam.
„Berlin ist keine Stadt zum Träumen, zu laut, zu grob, zu viel Energie!“, sagen die beiden Musiker Sam Auinger und Hannes Strobl. Einst aus Österreich gekommen, leben sie beide schon länger in Berlin, seit drei Jahren im Bezirk Prenzlauer Berg. Ein halbes Jahr lang haben die Musiker genauer in ihre Stadt hineingehört, Töne eingefangen, die üblicherweise unbeachtet an uns allen vorbeifliegen, und eine ganz besondere Feldforschung von Stadtrhythmen und Stadtklängen betrieben. Heraus kam ein ganz subjektiver Blick auf Berlin und außerdem die Erkenntnis, dass man die Grenze zwischen Ost und West besonders am Klang des Straßenbelags noch immer erkennen kann.
(Deutsch)
Ludwig Berger wurde 1986 in Bad Bergzabern (Pfalz) geboren und wuchs bei Wissembourg (Frankreich) auf. Im Jahr 2012 schloss er sein Magisterstudium in Musikwissenschaften, Kunstgeschichte und Neuerer deutscher Literaturwissenschaft an der Universität Eichsätt-Ingolstadt mit Auszeichnung ab. Während des Studiums begann er Film- und Theatermusik zu komponieren und trat mit Spoken-Word-Projekten in ganz Europa auf. In diesem Kontext wurde er mit der „Netzresidenz“ des Literaturhaus Bremen und dem „Poetry-Clip-Preis“ von 3Sat / ZDF Theaterkanal ausgezeichnet. Seit 2012 studiert er Elektroakustische Komposition bei Robin Minard an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar.
1959 untersucht die Beziehung zwischen Aufzeichnung und Erinnerung,
zwischen der fixierten Zeit des Mediums und der fließenden Zeit des
Gedächtnisses. Verschiedene Szenen und Reflektionen finden zusammen
in einem „Theater der Vergangenheit, das unser Gedächtnis ist“
(Gaston Bachelard).
Die Komposition verwendet Aufnahmen von Harfe, Klavier, Flöte, Elektronik,
Kassetten, Telefonen, Wind, Wasser, meiner Familie, meinem Elternhaus
und meinem Heimatdorf. Die Aufnahmen stammen aus meinen
vergangenen sechs und meinen ersten acht Lebensjahren.
Das Stück entstand im Spätjahr 2012 zwischen meiner alten Wohnung
in Erfurt, meiner neuen Wohnung in Weimar, meinem Elternhaus im Elsaß
und dem SEAM Studio in Weimar.
Harfe: Veronika Ehrensperger.
In Erinnerung an meine Mutter (*1959).
(Japanisch)
Kazuya Ishigami, geboren 1972 in Osaka, ist Komponist, Klangkünstler und Toningenieur, lebt und arbeitet in Europa und Japan. Seit 1997 beschäftigt er sich intensiv mit „Noise Music“ und gehört der weltweiten musikalischen „Noise“-Bewegung an. Bekannt wurde er durch seine Performances für „Acte Kobe“, die 1999 in Marseille und 2000 in Bern vorgestellt wurden, sowie durch Arbeiten mit Johannes Sistermanns. Ishigamis Kompositionen changieren zwischen kontemplativer Spiritualität, persönlicher Emotionalität und politischem Sarkasmus. Gemeinsam ist diesen Stücken seine radikale Klangästhetik und sein Gespür für suggestive Hörbilder jenseits aller Kategorien. Kazuya Ishigami hat sein eigenes Label „NEUS-318“, dass verschiedene Künstler vertritt.
„2nd 49“ ist eine Sprach-Klangkomposition, in der sich Kazuya Ishigami mit einem sehr persönlichen Erlebnis auseinandersetzt – dem Tod seines Vaters. 14 Jahre sollten vergehen, ehe er die Stimme des Vaters auf Band unbelastet hören und zu einer Komposition montieren konnte. Das buddhistische „Tibetische Totenbuch“ lehrt, dass der Übergang zwischen Tod und Wiedergeburt 49 Tage dauert. Ishigami vollzieht diesen Zyklus von 7 x 7 Tagen noch einmal musikalisch nach: Strukturiert wird seine Komposition dabei durch die Zahl 49. 49 Tracks Musik aus Sounds und Stimmen – Gebete und Originalton auf Kassette - sind konsequent unterteilt in Zeiteinheiten von 0’49 sek., 4,9 sek. und 49 sek. 49,49 Minuten Performance in Gedanken an einen Menschen auf seinem Weg vom vergangenen Leben in das Neue.
Experiment Sprache. Kann die Stimme allein ohne Sprache, dennoch als sprachliche Zeichen fungieren? Das Hörstück unternimmt den Versuch mit der menschlichen Stimme mechanischenTieren Leben ein zu hauchen, sie zu imitieren und in Szene zu setzen. Stimme vermittelt sich als Körper, als Medium, als Bild, als Symbol, als Klang, als Persönlichkeit, als Ausdrucksmittel. Die Botschaft der Stimme vermittelt sich durch Rhythmus, Tempo, Dauer, Klangfarbe, Tonhöhe, Nuance der Töne.
Buch: Hannes Becker
Sprecher: Kot Bang Sil Jung, Amit Jacobi, Magdalena Roth, Franziska Dietrich, Alena Niborski, Cornelia Fleck
Regie & Produktion: Julia Vorkefeld
Regieassistenz: Maria Antonia Schmidt
Technik: Martin Ketelhut, Mario Weise
Eine Produktion des Experimentellen Radios 2011 in Kooperation mit Deutschlandradio Kultur dem Literaturinstitut Leipzig und der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“
Entstanden im Projekt "Regie" im Wintersemester 2010/2011 unter der Leitung von Prof. Nathalie Singer, Andreas Feddersen und Mario Weise.
(Norwegen)
Lars TCF Holdhus, 1986 in Norwegen geboren, lebt als Konzeptkünstler und Musiker in Berlin. Unter dem Künstlernamen TCF veröffentlicht er Klangkompositionen, die sich mit Codes und Verschlüsselung auseinandersetzen.
Wo fängt die menschliche Stimme an? Wo hört sie auf? Ab wann klingt eine Stimme künstlich? Diese Fragen verfolgt der Konzeptkünstler und Musikproduzent Lars Holdhus in einer vokalen Versuchsreihe. Verschiedene Konstellationen aus Solo- und Chorstimmen, Computern, Musikautomaten, Synthesetechniken und Vokalprothesen bilden ein diffuses Klangfeld zwischen menschlichem und maschinellem Stimmapparat.
(Kanadier)
Chantal Dumas, geboren 1959 in Quebec, Klangkünstlerin, Komponistin und Autorin von Radiostücken. Sie wurde u.a. mit dem ungarischen Klangkunstpreis EAR 1997 sowie mit dem französischen Prix Phonurgia Nova 1997 und 2001 ausgezeichnet. Prix Bohemia 2010 für "Les petits riens".
Die Stadt New York war für John Cage Wohnort und Laboratorium zugleich. In der überschäumenden Kunstszene fand der Komponist reichlich Gleichgesinnte und Anregungen für seine radikalen Innovationen.
Die kanadische Klangkünstlerin Chantal Dumas folgt den Spuren John Cages im Big Apple. Dabei kombiniert sie die Geräuschkulissen seiner Wirkungsstätten mit den Klängen seiner bevorzugten Instrumente: Klavier, Schallplattenspieler, Stimme und Schlagzeug mischen sich wie zufällig in das Klangbild einer Stadt.
(Italienisch)
Alessandro Bosetti, geboren 1973 in Mailand, lebt in Berlin, den USA und Italien, arbeitet als Musiker, Radioautor, Komponist und Klangkünstler. Viele seiner Arbeiten beschäftigen sich mit den Klängen, Unregelmäßigkeiten und „Fehlern“ des Sprechens und Übersetzens. Unter anderem wurde Bosetti für seine Komposition "636" (RTBF) mit dem Phonurgia Nova Award 2012 ausgezeichnet sowie mit dem IDAF Award 2013 für "Mask Mirror", ein Sampler, der gesprochene Worte in Realzeit bearbeitet, wobei er auf die Sprachbedeutung ebenso wie auf die Sprachmelodie reagiert.
(Deutsch)
Marc Behrens wurde 1970 in Darmstadt geboren. Sein Werk umfasst vor allem konkrete elektronische Musik und Installationen sowie gelegentlich Photographie- und Videoarbeiten.
Auszeichnungen:
- 2013 Atmosphären, ZKM | Institut für Musik und Akustik, Karlsruhe
- 2010 Produktionspreis des Kulturradios WDR 3 (im Rahmen des Deutschen Klangkunstpreises 2010)
- 2006 «Broadcasting Art I» (Museo de Arte Contemporáneo de Castilla y Léon, MUSAC & Radio Nacional de España – Radio 3) für “Architectural Commentary 5: Some Models for Resonant Behaviour”
„A Narrow Angle“ ist eine „klangliche Auslotung Taiwans“. Die Komposition entstand in Reaktion auf zwei Arbeitsaufenthalte in Taipeh und Taichung.
"A Narrow Angle" erschien auch auf CD bei Entr'acte (http://www.entracte.co.uk).
(USA)
Christopher Williams, geboren 1981 in San Diego, studierte Musik an der University of California. Er lebt als Komponist, Bassist und Kurator in Berlin.
In der Mitte des letzten Jahrhunderts wurde die klassische Notenschrift für einige Komponisten zu starr und sie begannen mit dem Notenbild zu experimentieren. Ein Pionier der graphischen Notation ist der britische Komponist Cornelius Cardew. Zwischen 1963 und 1967 schuf er die Komposition ›Treatise‹: Auf 193 Seiten finden sich geometrische und abstrakte Formen, modifizierte musikalische Symbole und Zahlen. Die Interpretation und Umsetzung der Zeichen obliegt einzig und allein dem Interpreten.
Der Komponist Christopher Williams hat zahlreiche Treatise-Versionen in einem Remix vereint und mit Texten von Cornelius Cardew kombiniert. So entstand ein musikalischer Essay über die Ambiguität der Notenschrift und über ein Stück Musikgeschichte.
(Deutsch)
Volker Straebel, geboren 1969, ist Musikwissenschaftler und lebt in Berlin als freier Autor, Kurator und Komponist (er komponierte Realisationen indeterminierter Werke von John Cage sowie eigene Stücke). Er beschäftigt sich mit elektroakustischer Musik, der amerikanischen und europäischen Avantgarde, Performance, Intermedia und Klangkunst.
Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Elektronischen Studios der TU Berlin und unterrichtet im Studiengang Sound Studies der Universität der Künste (UdK).
1958 setzte John Cage mit „Fontana Mix“ einen Meilenstein der neueren Musikgeschichte. Erstmals schrieb hier ein Komponist nicht direkt für Musiker, sondern zunächst für andere Komponisten. Cages grafische Vorgaben müssen erst musikalisch ausgearbeitet werden, ehe sie tatsächlich erklingen können.2006 erstellte Volker Straebel eine Realisation des „Fontana Mix“ für seine Neufassung von Cages „Europeras“ im Theater Aachen. Dabei verwendete er neben Cages eigener Tonbandrealisation vor allem Klänge, die er an seinem Arbeitsort vorfand: Geräusche der Stadt Aachen und des Umlandes, Aufnahmen von Proben im Theater, aus den Werkstätten, den Publikumsfoyers und so fort.Diese Klänge, 1181 an der Zahl, verarbeitete er anhand von Cages Partitur zu einer eigenen Tonbandkomposition.
(Deutsch)
Götz Naleppa, 1943 geboren, Regisseur, Medienkünstler, Übersetzer und Autor, war bis Dezember 2008 Redakteur für Klangkunst bei Deutschlandradio Kultur. Weit über 100 Hörspielinszenierungen, Arbeiten für Theater und Oper. Eigene Klangkunstarbeit seit 1983. Zahlreiche Preise für Hörspielinszenierungen (Prix Europa, Prix Marulic,"Gold Award" des New York Festivals 2008, Prix Italia 2009 u.a.).
Götz Naleppa, Gründer und langjähriger Leiter des Klangkunst-Sendeplatzes von Deutschlandradio Kultur, ging 2008 in den Ruhestand. Zum Abschied kamen klingende Geschenke aus der ganzen Welt.
Mit Beiträgen von Andreas Bick, Hervé Birolini, Colin Black, Alessandro Bosetti, Frieder Butzmann, Christian Calon, Rilo Chmielorz, Francis Dhomont, Thomas Doktor, Chantal Dumas, Stephan Froleyks, Stefano Giannotti, Heiner Grenzland, Hanna Hartman, Ricardo Haye, José Iges, Arsenije Jovanovic, Kaye Mortley, Georg Klein / Steffi Weißmann, Felix Kubin, Wolfgang Peter Menzel, Cathy Miliken, Kaye Mortley, Norbert Walter Peters, Proton Sonic Arts Group, Lucia Ronchetti / Thomas Seelig, Sabine Schäfer / Joachim Krebs, Mario Verandi.
(Deutsch)
Joachim Krebs, geb. 1952, gest. 2013, war Komponist, Klangkünstler und Medienkünstler. Er lebte und arbeitete in Karlsruhe (D). Seit den 1980-er Jahren produzierte er elektroakustische Klangkompositionen für multimediale, konzertante und installative Kunstwerke. U. a. mit dem Beethoven-Preis und dem Villa Massimo-Stipendium Rom ausgezeichnete Komponist und Raumklangkünstler. Entwicklung des Verfahrens zur KlangMikroskopie, der sog. „EndoMikroSonoSkopie“ Mitte der 1990er Jahre. Das Verfahren erlaubt quasi in den molekularen Innenbereich von Klang und Geräusch vorzudringen, um zuvor Unhörbares hörbar zu machen. Joachim Krebs bildete zusammen mit der Medienkünstlerin Sabine Schäfer das Künstlerduo <SA/JO>
Künstler Websites: www.joachimkrebs.de / www.sajo-art.de
Wikipedia: Joachim Krebs
SCHÄFER, Sabine
(Deutsch)
Sabine Schäfer, geboren 1957, arbeitet als Komponistin in Karlsruhe, entwickelte computergesteuerte Klanginstallationen und multimediale Rauminszenierungen. Seit 1998 Produktionen des Künstlerduos. Eine ihrer wesentlichen Arbeitsgebiete ist die Raumklang-Mikroskopierung von natürlichen Klängen und Tierstimmen ("EndoSonoMikroskopie"); seit 2007 Entwicklung von sog. "AUDIO-BIOSPHÄREN". Seit 2004 Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Elektroakustische Musik DEGEM.
Die Klangkomposition „AerAquaAngelusVox“ ist eine imaginäre Hörreise. Angelegt als eine akustische Meditation soll sie u.a. den Zusammenhang zwischen Mensch, Natur und Kosmos erlebbar machen. Die vier Klangebenen Luft, Wasser, Engel und Stimme bilden ein symbiotisches Klanggefüge. Der Beginn ist mit dem „Leben schaffenden“ Element Luft gestaltet. Darauf folgt die „prima materia“ Wasser und die „Geister der Luft“, die Vögel. Die vierte Klangschicht VOX wird hauptsächlich durch das a capella gesungene Responsorium „De Angelis“ von Hildegard von Bingen gestaltet. Zusammen bilden die vier Klangebenen ein ganzheitlich und unmittelbar wirkendes Hörerlebnis.
(Deutschland)
Reinhold Friedl, geboren 1964, studierte Mathematik und Musik. Komponiert und tourt weltweit mit dem Ensemble Zeitkratzer.
Abenteuerliche Sprachspiele, überbordende Assoziationsketten und wuchernde Wortkaskaden: Johann Fischarts ›Affentheurlich Naupengeheurliche Geschichtklitterung‹ von 1575 nimmt die literarische Moderne um Jahrhunderte vorweg. Der Straßburger Dichter verlässt sich auf den Klang der Worte und er setzt auf ein Netz absurder und pseudo-etymologischer Verkettungen. Aus dem neuhochdeutschen Sprachexzess hat der Musiker Reinhold Friedl ein Hörstück geschaffen, das klangliche und sprachliche Strukturen freilegt.
»So hört nun, Ihr meine Orenspitzige und offenmaulvergessene Zuhörer«. (Johann Fischart)
Komposition und Realisation: Reinhold Friedl nach einem Text von Johann Fischart
Sprecher: Bernhard Schütz, Maurice de Martin, Andreas Harder, Thomas Herbst, Elsa Kammerer, Max Knoth, Georg Mariot, Sabine Schall, Wolfgang Tschöke, Christian Wittman, Georg Zeitblom
Musiker: p.o.p. psychology of perception: Elena Kakaliagou (Horn), Nora Krahl (Violoncello), Hannes Strobl (E-Bass), Reinhold Friedl (Klavier), Cantantes a pueris Berlin – Leitung Vinzenz Weissenburger
Ton und Technik: Hermann Leppich und Philipp Adelmann
(Französisch)
Eric Cordier, in Frankreich geboren, Bildhauer und Komponist. Seine Werke wurden mehrfach ausgezeichnet, unter anderem beim Wettbewerb für elektroakustische Musik in Bourges. Unter dem Namen NOL tritt er außerdem als Künstler im Bereich der elektronischen Musik auf.
GUIONNET, Jean Luc
(Französisch)
Jean Luc Guionnet, 1966 in Lyon geboren, ist Bildender Künstler, Musiker und Komponist.
LA CASA, Eric
(Französisch)
Eric La Casa, Jahrgang 1968, lebt und arbeitet in Paris. 1991 erste Arbeiten im Bereich der ‚musique concrète’. Sein Hauptinteresse gilt Klanglandschaften und Klangskulpturen. Er arbeitet regelmäßig für France Culture und wurde wiederholt ausgezeichnet, unter anderem erhielt er 2002 den ersten Preis beim Wettbewerb für elektroakustische Musik in Bourges.
NALEPPA, Götz
(Deutsch)
Götz Naleppa, 1943 geboren, Regisseur, Medienkünstler, Übersetzer und Autor, war bis Dezember 2008 Redakteur für Klangkunst bei Deutschlandradio Kultur. Weit über 100 Hörspielinszenierungen, Arbeiten für Theater und Oper. Eigene Klangkunstarbeit seit 1983. Zahlreiche Preise für Hörspielinszenierungen (Prix Europa, Prix Marulic,"Gold Award" des New York Festivals 2008, Prix Italia 2009 u.a.).
Influx – Afflux. Klänge von drei verschiedenen Orten fließen ineinander; Natur, Zivilisation und Musikelemente formieren sich zu einem Hör-Strom aus Wasser, Wind, Sprachfetzen, Funksignalen und Störgeräuschen. Drei Tonkünstler nehmen einen Ort auf Band auf, jeder außer Sicht– und Rufweite, nur über Kopfhörer durch ihre Aufnahmen verbunden. Das Material fließt elektronisch zwischen den Dreien hin und her, mischt sich in die gegenwärtige Aufnahme mit ein und transformiert so das weitere akustische Geschehen. Eine musikalische Sprache entsteht, die den verschiedenen Orten zu einer Interaktion im Klang verhilft.
(Italienisch)
Alessandro Bosetti, geboren 1973 in Mailand, lebt in Berlin, den USA und Italien, arbeitet als Musiker, Radioautor, Komponist und Klangkünstler. Viele seiner Arbeiten beschäftigen sich mit den Klängen, Unregelmäßigkeiten und „Fehlern“ des Sprechens und Übersetzens. Unter anderem wurde Bosetti für seine Komposition "636" (RTBF) mit dem Phonurgia Nova Award 2012 ausgezeichnet sowie mit dem IDAF Award 2013 für "Mask Mirror", ein Sampler, der gesprochene Worte in Realzeit bearbeitet, wobei er auf die Sprachbedeutung ebenso wie auf die Sprachmelodie reagiert.
Through a process of listening and speaking, African Feedback documents an exchange between artist Alessandro Bosetti and residents of villages throughout West Africa. Playing music by various experimental and avant-garde composers to people met in villages, Bosetti records their responses, asking them what they are hearing, and how they relate to the music and sounds. Composing their responses, with field recordings made throughout his travels, African Feedback is a musical portrait of cultural translations, misunderstandings, different voices and languages. Including an audio CD and the transcriptions of the listening sessions, along with an introduction by the artist, African Feedback is a beautiful and beguiling work cutting across the ongoing questions of cultural difference.
(Deutsch)
Werner Cee, geboren 1953, lebt in Allendorf bei Gießen und arbeitet als Klangkünstler und Komponist. Zahlreiche Preise auf internationalen Festivals, zuletzt den Prix Italia 2010 für "Featuring Schuberts Winterreise". „Maschinerie der Polarlandschaft“ erhielt eine lobende Erwähnung beim »Palmarès« in Bourges 2005.
(Deutsch)
Frieder Butzmann, geboren 1954 in Konstanz, ist Komponist, Musiker, Klang- und Performancekünstler sowie Autor für Feature und Hörspiel. Lebt in Berlin. Er sammelt Töne, Musiken, Geräusche und Eindrücke, weiß aber meistens nicht, ob er daraus Musikstücke, Filmmusiken, Vorträge, Hörspiele oder ganze Opern machen soll. Er spreizt, kürzt und transponiert unermüdlich analoge und digitale Tonaufnahmen bis zur Unkenntlichkeit.
Frieder Butzmann geht gern auf den Friedhof. Dort besucht er das Grab von Baron de la Motte-Fouqué, dessen Roman „Die wunderbaren Begebenheiten des Grafen Alethes von Lindenstein“ voller Geister und seltsamer Erscheinungen ist. Alethes besteht so manches Abenteuer mit Gespenstern und versucht hinter alle Rätsel zu kommen, beschwört aber gerade dadurch wieder neue seltsame Gefahren herauf. Frieder Butzmann führt diese Geisterbeschwörung akustisch weiter. Der Schall galt früher als körperlos, die ersten Schallübertragungen durch elektromagnetische Wellen wurden als Materialisationen des Unsichtbaren betrachtet. In „Alethes Soundbeams“ werden diese Techniken benutzt, um auch andere körperlose Wesen zum Klingen und Sprechen zu bringen.
(Australisch)
Der australische Komponist Dr. Colin Black arbeitet für Radio, Film, TV, Theater und Video. Seine Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet. Für „The Ears Outside My Listening Room“ erhielt er 2003 den Prix Italia in der Kategorie „Radio-Musik“. „Alien in the Landscape“ bildet zusammen mit Blacks Folgearbeit für Deutschlandradio Kultur „Kilian’s Antipodean Dream“ (2010) ein Diptychon.
2015 erhielt er den Gold Award der New York Festivals. Im Rahmen seines Doktoratsstudium an der Universität Sydney forschte er fünf Jahre lang über die Geschichte der radiophone Klangkunst, ihre verschiedene Ausprägungen und Praktiken.
Die Geschichte des deutschen Wissenschaftlers Ludwig Leichhardt, der bei seiner dritten Expedition im australischen Busch 1848 verschollen ist, wird bei Colin Black zum Gleichnis. Der australische Komponist nimmt sie als Beispiel für den europäischen Eroberer, der in einem osmotischen Prozess von der Landschaft besiegt und schließlich verschlungen wird. Text, Sound und Musik stehen gleichwertig in dieser Klangkomposition und antworten einander wie Echos in dieser Klanglandschaft. Black setzt u.a. seine „extended enviro-guitar“ mit drei bis 15 Meter langen Saiten ein, die in die Landschaft gespannt und von Wind oder Regen gespielt werden.
(Tunesien)
Deena Abdelwahed, geboren 1989 in Qatar, ist DJane und Sängerin. Mit 19 zog sie nach Tunis, um Innenarchitektur zu studieren. Parallel begann sie, in verschiedenen Gruppen der Electro Dance Szene zu spielen. Seit 2012 tritt sie auch solistisch auf. Seit 2015 lebt sie in Toulouse, wo sie unter anderem bei dem freien Radiosender Campus FM arbeitet. Infos unter www.deenaabdelwahed.com
»Was wäre ich ohne das Internet?« Diese Frage stellte sich die tunesische DJane Deena Abdelwahed. Ihre Antwort ist eine Radioperformance mit Elementen aus Hörspiel und Clubmusik. Sie erzählt vom Konflikt zwischen der tunesischen "Generation Y" und ihren Eltern, von der Prekarität jugendlicher Identitäten zwischen Islam und Internet.
›All Hail Mother Internet‹ gewann einen der beiden Produktionspreise beim Radio Lab 2016 von Deutschlandradio Kultur und CTM Festival Berlin.
Übersetzung: Julia Tieke
Mit Auszügen aus der tunesischen Verfassung und dem Buch "Mörderische Identitäten" von Amin Maalouf
Mitwirkende: Adyan Al-Zohaery, Ayad Al-Zohaery, Hanan El-Ali, Manuela Oforiatta, Antye Greie und Deena Abdelwahed
Sprachaufnahmen: Hermann Leppich
(Deutsch)
Oliver Augst, geboren 1965, ist Autor, Vocalist und Komponist. Seit 2005 leitet er die Audio Art Series im Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt.
2014 feiert das kollektive Gedenken Hochkonjunktur: Der Ausbruch des 1. Weltkrieges jährt sich zum 100. Mal. Am 4. März trieben Oliver Augst und John Birke die Erinnerungs- und Jubiläumskultur auf die Spitze: In einem Konzert in der Berliner Volksbühne gedachten sie gemeinsam mit acht MusikerInnen aller Toten des Jahres 1914 – von Christian Morgenstern über Bertha von Suttner bis hin zu Papst Pius X.
Einzelschicksale wurden heraufbeschworen, kuriose Anekdoten ausgegraben, Verbindungen zwischen den Biografien aus dem Boden gestampft. Aus dem Mitschnitt ist eine akustisch-fantastische Persiflage entstanden.
(Deutsch)
Stephan Froleyks, geboren 1962, Komponist und Musiker (Schlagzeug), außerdem Konstrukteur neuartiger Musikinstrumente. Stephan Froleyks erhielt mehrfach Stipendien und Kunstpreise, seine Kompositionen, Installationen, Hörstücke, multimedialen Arbeiten und Theatermusiken entstanden u.a als Auftragswerke für WDR, Radio Bremen und das Deutschlandradio, sie wurden auf vielen Festivals (Donaueschingen, Witten, Dresden, London, Amsterdam...) aufgeführt. Er ist Professor für Schlagzeug / Perkussion an der Musikhochschule in Münster.
Holzlatschen/ Uhrwerke/ Eisenbahnrattern/ Bimmeln des Eismanns/ Zerknacken eines Käfers/ Düsenjäger/Milchkannen/ Grabespaten im Garten/ Schreie von Oma Möcker...Die Liste der Klänge aus der Kindheit scheint endlos. Der Musiker und Komponist Stephan Froleyks zitiert aus seinem ganz persönlichen Archiv von Klangerinnerungen. Aus einer Vielzahl konkreter Geräusche und verbaler Klangbeschreibungen komponierte er eine rein akustische Lebensgeschichte. So subjektiv und befangen diese Audio-Aufzeichnungen auch sind, die in den 60er Jahren Geborenen werden vieles wiedererkennen: Schnullerquietschen/ Schulgong/ Erkennungsmelodie einer Radiosendung/ Löffel in Nachtischschälchen/ Keith Jarretts Köln Konzert/ Reggae von Bob Marley...
(Vereinigte Staaten von Amerika)
1899-1961, gilt als einer der berühmtesten und erfolgreichsten US-amerikanischen Schriftsteller und Journalisten des 20. Jahrhunderts.
WEISSBACH Wendelin
(Deutschland)
Ein Hörspiel nach der gleichnamigen Kurzgeschichte von Ernest Hemingway, veröffentlicht 1938.
(USA)
Claire Tolan, geboren in den USA, ist Radiomacherin und Computeraktivistin. Einmal wöchentlich präsentiert sie ihre ASMR-Sendung ›You Are Worth It‹ im Berliner Community Radio.
Geflüsterte Botschaften, eine sanft zerknüllte Chipspackung – bei manchen Menschen erzeugen diese Klänge ein angenehmes Kribbeln in Kopf und Wirbelsäule. Das subjektive Phänomen heißt ASMR (Autonomous Sensory Meridian Response). Videos mit entsprechendem Material erreichen inzwischen höchste Clickzahlhen auf Youtube. Sie zeigen einfache Szenen, in denen der Betrachter liebevoll umsorgt wird: Beim Friseur, beim Arzt, beim Psychologen, bei der Freundin. Hinzu kommen sanfte Klänge wie Knistern, Knacken und Rascheln.
Diese Praktik hat die amerikanische Radiomacherin und Computeraktivistin Claire Tolan aufgegriffen. Im Berlin Community Radio präsentiert sie bereits seit Januar 2014 die ASMR-Sendung „You are worth it“. Im Rahmen des Radio Lab von CTM-Festival und Deutschlandradio Kultur entwickelte sie nun eine Installation und ein Hörstück über das große Kribbeln. Dabei kombinierte sie die ASMR-Klänge mit den neuesten Errungenschaften der akustischen Überwachungstechnologie. Über Lasermikrofone belauschte sie sich selbst und freiwillige Performer durch geschlossene Fensterscheiben hindurch. Ihre These: ASMR und Spionage setzen am selben neuralgischen Punkt unserer Gesellschaft an – der Privatsphäre. In beiden Fällen wird intime Nähe künstlich hergestellt. Technische Hilfsmittel überbrücken physische und emotionale Distanzen. So entpuppen sich Online-Exhibitionismus und digitale Kontrolle als zwei Seiten derselben Sache.
In ihrem Hörstück „Always here for you“ verbindet Claire Tolan typische Szenen der ASMR-Welt mit fiktiven Abhörszenarien. Roter Faden der Arbeit ist eine kleine Einführung in die Knotentheorie. Sie fungiert als Metapher für die widersprüchliche Verstrickung von Nähe und Distanz in unserer Gesellschaft.
(Deutsch)
Werner Cee, geboren 1953, lebt in Allendorf bei Gießen und arbeitet als Klangkünstler und Komponist. Zahlreiche Preise auf internationalen Festivals, zuletzt den Prix Italia 2010 für "Featuring Schuberts Winterreise". „Maschinerie der Polarlandschaft“ erhielt eine lobende Erwähnung beim »Palmarès« in Bourges 2005.
Die Hardangervidda im südlichen Norwegen ist eine raue, von Gletschern abgeschliffene Hochebene. Hier trainierten die frühen Polarforscher für ihre Expeditionen, hier ermöglichte die Wasserkraft erstmals die Produktion von schwerem Wasser, das für den Bau von Atombomben benötigt wird. Eine von norwegischen Wissenschaftlern errichtete Anlage in Rjukan wurde im Zweiten Weltkrieg heiß umkämpft und zerstört.Dieses Spannungsfeld zwischen urgewaltiger Natur und kurzlebigen menschlichen Eingriffen nutzt Werner Cee für ein akustisches Land-Art-Projekt. Der norwegische Perkussionist Terje Isungset setzt artifizielle Klänge in die Landschaft, bespielt vorgefundene Materialien, kommuniziert mit der vorhandenen Soundscape.
(Italienisch)
Stefano Giannotti, geboren 1963 in Lucca, Toscana.
Seit 1989 Radiokompositionen und Hörstücke, die mit internationalen Preisen ausgezeichnet wurden.
Für "Geologica" erhielt er zum zweiten Mal den Karl-Sczuka-Preis des SWR (bereits 2002 für „Il tempo cambia“).
(Deutsch)
Michael Vetter, 1943 geboren, studierte Theologie und Musik. Er ist ein Meister des Obertongesangs. Ihm geht es mit Hilfe der verschiedensten Medien (Sprache, Malerei, Fotografie, Theater, Musik) um die Realisierung dessen, was er "Transverbal" nennt: Sprache ist Bewegung ist Musik.
Nach dreizehn Jahre weitgehend als Zenmönch in Japan lebt er heute die meiste Zeit zurückgezogen malend, schreibend und gärtnernd inmitten seines Olivenhaines auf dem Monte Amiata, wo er 1991 die Accademia Capraia gründete, eine nach seinen Konzepten arbeitende "Schule der Lebenskunst".
Der an zeitgenössischer Komposition und an asiatischen Klangtraditionen geschulte Michael Vetter wendet sich in seinem jüngsten Werk erstmals der europäischen Klassik zu. Dabei hat er eine Referenz gewählt, die seinen Erfahrungen als Obertonsänger besonders nahe steht: Die Sonaten für Solovioline von Johann Sebastian Bach sind ein Meilenstein der Musikgeschichte, wenn es darum geht, mehrstimmige Klangentwicklungen auf einem einstimmigen Instrument hörbar zu machen. Was Bach durch kunstvolle Arpeggien ermöglicht, hat Michael Vetter jahrzehntelang durch außergewöhnliche Gesangs- und Instrumentaltechniken realisiert. Nun nähert Vetter sich dem großen Barockmeister ehrfurchtsvoll in einer zweistimmigen Improvisation mit seiner Partnerin Natascha Nikeprelevic. Den musikalischen Kern von „An Baches Rand“ bildet das Grave aus der 2. Sonate für Solovioline in a-moll. Michael Vetter interpretiert diesen hochkonzentrierten Satz auf der Blockflöte und umrahmt ihn mit zwei Meditationen für Stimmen, Blockflöte und Klavier.
(Deutsch)
Michael Riessler, geboren 1957 in Ulm, lebt und arbeitet in München. Er ist Komponist und einer der bedeutendsten deutschen Jazz-Musiker (Klarinette und Saxophon). Er arbeitete mit weltweit renommierten Komponisten (John Cage, Karlheinz Stockhausen, Steve Reich, Morton Feldman u.a.) und Musikern zusammen und komponiert auch für Hörspiel und Film. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen.
„apónivi“ – bezeichnet in der Sprache der Hopi Indianer „Wind, der die Schlucht hinabbläst“, Wind, der durch die riesigen Canyons ihrer Reservate zieht. Er führt die Geister der unsichtbaren Lebenskräfte mit sich, die „Kachinas“. Aber erst im Tanz und in kunstvolle Masken gehüllt, werden diese sichtbar.
Das Hörspiel ist eine akustische Auseinandersetzung mit den rituellen Maskentänzen der Kachinas, deren symbolträchtige Bedeutung sich in musikalischen Bildern spiegelt. Eingebettet in den Rhythmus vor allem des virtuosen Schlagzeugers Terry Bozzio spielt das Libretto mit dem Klang der Hopi-Sprache, mit Assoziationen, Bedeutungen und Missdeutungen ihrer Kultur.
(USA)
Christopher Williams, geboren 1981 in San Diego, studierte Musik an der University of California. Er lebt als Komponist, Bassist und Kurator in Berlin.
MORROW, Charlie
(USA)
Charlie Morrow, geboren 1942, ist Komponist, Medienkünstler und Entwickler des Raumklangsystems MorrowSound.
Rocher Percé ist ein bogenförmiger Felsen vor der Küste von Québec, Heimat für zehntausende von Seevögeln und Lagerstätte von außergewöhnlichen Fossilien. 1944 besuchte André Breton das Naturdenkmal und ließ sich davon zu seinem Buch ›Arcane 17‹ inspirieren. Darin verbindet er Betrachtungen über die kanadische Fauna, den Melusine-Mythos, den Faschismus und die Extase neugefundener Liebe.
Christopher Williams, Charlie Morrow und Robin Hayward übertragen dieses surrealistische Gedankenspiel in Klänge: Naturgeräusche vom Rocher Percé mischen sich mit Instrumentaltönen und Textfragmenten von Breton. Bitte Kopfhörer bereithalten.
(UK)
Annie Goh, geboren 1984 in Großbritannien, lebt und arbeitet als Kuratorin, Klangkünstlerin und -forscherin in Berlin. Sie studierte Sound Studies an der Universität der Künste. 2014 veröffentlichte sie einen Beitrag in dem Sammelband: 'Archaeoacoustics: The Archaeology of Sound'.
Was bleibt von einer Kultur? Stätten, Bauten, Steine - beharrlich trotzen sie der Ewigkeit. Die Klangwelten früherer Kulturen hingegen sind längst verhallt. Die junge Disziplin der Archäoakustik verbindet das Hörbare mit dem Sichtbaren, das Ephemere mit dem Bleibenden. Sie erforscht die verborgenen Klangwelten jahrtausendealter Fundstätten. Die Erkenntnis: Frühe Kulturen haben ihre akustische Umgebung ganz bewusst geformt und gestaltet. Zahlreiche Bauten zeugen von einem raffinierten Spiel mit Klangeffekten und -phänomenen. In den westlichen Wissenschaften dominiert das Visuelle nach wie vor als Erkenntnisquelle. Die Archäoakustik setzt ganz auf das Hören. Annie Goh unternimmt eine Höhlenexpedition mit den Forschern Iegor Reznikoff, Rupert Till und mit der Flötistin Anna Friederike Potengowski.
(Serbisch)
Arsenije Jovanovic, geboren 1932 in Belgrad, arbeitet seit den 1960er Jahren als Komponist, Fotograf, Schriftsteller, Audiokünstler und Regisseur in Theater, Radio und TV. Seine Audio-Art-Stücke wurden mehrfach auf Radiofestivals ausgezeichnet, u.a. Prix Italia, Premio ondas (Spanien), Acustica international (WDR), Grand Prix (Rust), Bienalderadio (Mexico City). Außerdem wurden Werke von ihm für Film-Soundtracks ausgewählt, u.a. in Filmen von Terrence Malick.
Die Komposition bezieht sich auf Shakespeares „Sturm“ – aber nicht auf Text und Story, sondern auf die Regieanweisungen, welche Musik und Klang zitieren, und vor allem auf die zahlreichen Stellen, an denen die Personen Klänge beschreiben, die sie hören: „aus der Luft – von Irgendwo“. Jovanovič betrachtet diese Angaben und Textstellen Shakespeares als Partitur für eine unabhängige Komposition und macht die bei Shakespeare unhörbaren Klänge auf seinem Klang-Archipel des Magiers Prospero für uns hörbar.
(Deutsch)
Marc Behrens wurde 1970 in Darmstadt geboren. Sein Werk umfasst vor allem konkrete elektronische Musik und Installationen sowie gelegentlich Photographie- und Videoarbeiten.
Auszeichnungen:
- 2013 Atmosphären, ZKM | Institut für Musik und Akustik, Karlsruhe
- 2010 Produktionspreis des Kulturradios WDR 3 (im Rahmen des Deutschen Klangkunstpreises 2010)
- 2006 «Broadcasting Art I» (Museo de Arte Contemporáneo de Castilla y Léon, MUSAC & Radio Nacional de España – Radio 3) für “Architectural Commentary 5: Some Models for Resonant Behaviour”
"Architekturkommentare" nennt Marc Behrens eine Arbeit, die auf Klangmaterial basiert, das er im Laufe von 15 Jahren gesammelt hat. Es bildet Räume ab - in diesem Fall die Räume des Londoner Radiosenders "resonance 104.4 FM", Innen- und Außenräume mit ihren technischen Gegebenheiten, wie Heizungs- und Klimaanlagen, Computer.Behrens entwickelt das akustische Porträt eines Tonstudios mit all seinen Gerätschaften, die sonst nur still ihren Dienst tun.
"Architectural Commentaries 4 & 5" wurde auch auf CD veröffentlicht bei Entr'acte (http://www.entracte.co.uk).
(Italienisch)
Alessandro Bosetti, geboren 1973 in Mailand, lebt in Berlin, den USA und Italien, arbeitet als Musiker, Radioautor, Komponist und Klangkünstler. Viele seiner Arbeiten beschäftigen sich mit den Klängen, Unregelmäßigkeiten und „Fehlern“ des Sprechens und Übersetzens. Unter anderem wurde Bosetti für seine Komposition "636" (RTBF) mit dem Phonurgia Nova Award 2012 ausgezeichnet sowie mit dem IDAF Award 2013 für "Mask Mirror", ein Sampler, der gesprochene Worte in Realzeit bearbeitet, wobei er auf die Sprachbedeutung ebenso wie auf die Sprachmelodie reagiert.
„Guten Abend ... wir spielen stille Post im Äther.“ Mit diesen Worten begann am 21. März 2009 eine vierstündige Übertragung auf den Mittel- und Langwellenfrequenzen von Deutschlandradio Kultur. Zum Welttag der Poesie verwandelte der Klangkünstler Alessandro Bosetti das Medium Radio in einen gigantischen Lautpoesiegenerator. Rundfunkbotschaften am Rande der Verständlichkeit wurden von Hörern aus aller Welt empfangen, transkribiert, an den Sender zurückgeschickt und von dort aus erneut übertragen, bis daraus eine abstrakte, musikalische, geheimnis- und humorvolle Lautkomposition wurde.Arcoparlante ist ein „sprechender Bogen“. Ein international angelegtes elektromagnetisches Fest voll von Sprachspielen, Ungereimtheiten, kreativen Übertragungsfehlern.
(Italienisch)
Alessandro Bosetti, geboren 1973 in Mailand, lebt in Berlin, den USA und Italien, arbeitet als Musiker, Radioautor, Komponist und Klangkünstler. Viele seiner Arbeiten beschäftigen sich mit den Klängen, Unregelmäßigkeiten und „Fehlern“ des Sprechens und Übersetzens. Unter anderem wurde Bosetti für seine Komposition "636" (RTBF) mit dem Phonurgia Nova Award 2012 ausgezeichnet sowie mit dem IDAF Award 2013 für "Mask Mirror", ein Sampler, der gesprochene Worte in Realzeit bearbeitet, wobei er auf die Sprachbedeutung ebenso wie auf die Sprachmelodie reagiert.
„Guten Abend ... wir spielen stille Post im Äther.“ Mit diesen Worten begann am 21. März 2009 eine vierstündige Übertragung auf den Mittel- und Langwellenfrequenzen von Deutschlandradio Kultur. Zum Welttag der Poesie verwandelte der Klangkünstler Alessandro Bosetti das Medium Radio in einen gigantischen Lautpoesiegenerator. Rundfunkbotschaften am Rande der Verständlichkeit wurden von Hörern aus aller Welt empfangen, transkribiert, an den Sender zurückgeschickt und von dort aus erneut übertragen, bis daraus eine abstrakte, musikalische, geheimnis- und humorvolle Lautkomposition wurde.Arcoparlante ist ein „sprechender Bogen“. Ein international angelegtes elektromagnetisches Fest voll von Sprachspielen, Ungereimtheiten, kreativen Übertragungsfehlern.
(Deutsch)
Joachim Krebs, geb. 1952, gest. 2013, war Komponist, Klangkünstler und Medienkünstler. Er lebte und arbeitete in Karlsruhe (D). Seit den 1980-er Jahren produzierte er elektroakustische Klangkompositionen für multimediale, konzertante und installative Kunstwerke. U. a. mit dem Beethoven-Preis und dem Villa Massimo-Stipendium Rom ausgezeichnete Komponist und Raumklangkünstler. Entwicklung des Verfahrens zur KlangMikroskopie, der sog. „EndoMikroSonoSkopie“ Mitte der 1990er Jahre. Das Verfahren erlaubt quasi in den molekularen Innenbereich von Klang und Geräusch vorzudringen, um zuvor Unhörbares hörbar zu machen. Joachim Krebs bildete zusammen mit der Medienkünstlerin Sabine Schäfer das Künstlerduo <SA/JO>
Künstler Websites: www.joachimkrebs.de / www.sajo-art.de
Wikipedia: Joachim Krebs
Seit mehr als fünf Jahren arbeitet Joachim Krebs an der Projektreihe ARTIFICIAL SOUNDSCAPES. Alle Kompositionen dieses Zyklus repräsentieren künstliche Klanglandschaften zwischen purer Natürlichkeit und reiner Abstraktion. Ihre Klangelemente sind ausnahmslos „natürlichen“ Ursprungs, der artifizielle Aspekt der Komposition entsteht durch die digitale Bearbeitung sämtlicher Parameter der verwendeten organischen Klangquellen. Unhörbare Klänge werden hörbar, das Innenleben von einzelnen Geräusch-Klang-Partikeln wird offengelegt. In diesen organisch-artifiziellen Zwischenmilieus geht es nicht zuletzt um ein „Werden von Übergängen“, Töne von Mensch, Tier und Natur werden zu reinen Linien, reiner Farbe, reinem Klang, reinem Rhythmus. Wir empfehlen die Benutzung von Stereokopfhörern.
(Amerikanisch)
Arto Lindsay, amerikanischer Gitarrist, Sänger, Produzent und Komponist, Gründer der No-Wave-Band DNA und ehemaliges Mitglied der Lounge Lizards, entfacht auf seinem Instrument infernalischen Lärm, sein oft brachiales und lärmiges Spiel konterkariert er jedoch mit seiner sehr weichen Stimme. Er singt auf Englisch und Portugiesisch, seine zweite Heimat Brasilien findet auch immer wieder musikalischen Nachhall in seinen Kompositionen. Die Liste seiner Kollaborationen ist unfassbar lang, sie reicht von Animal Collective bis hin zu den Einstürzenden Neubauten.
(Chinesisch)
Dickson Dee, alias Li Chin Sung, arbeitet seit über 20 Jahren als Produzent, Komponist und Musik-Blogger in Hong Kong. Zusammenarbeit u.a. mit Zbigniew Karkowski, Otomo Yoshihide, Werner Dafeldecker und Tetsuo Furudate. Er betreibt die Labels Noise Asia und Dicksonia Audio.
NAMTCHYLAK, Sainkho
(Russisch)
Sainkho Namtchylak, geboren 1957 in Tuva, studiert seit ihrer Kindheit die rituellen Musikstile Sibiriens. Sie arbeitete u.a. mit Musikern wie Peter Kowald, Werner Lüdi, Shelley Hirsch und Jan Garbarek.
WEI, Wu
(Chinesisch)
Wu Wei gilt als der weltweit führende Virtuose der Sheng, einer chinesischen Mundorgel. Auftritte in traditioneller, zeitgenössischer und improvisierter Musik u.a. mit den Berliner Philharmonikern, Ensemble Modern, Peter Kowald, Gunter Baby Sommer. Kompositionsaufträge u.a. von Musica Viva München, Fondation Royaumont und Slought Foundation Chicago.
Dickson Dee, alias Li Chin Sung, arbeitet seit über 20 Jahren als Produzent, Komponist und Musik-Blogger in Hong Kong. Zusammenarbeit u.a. mit Zbigniew Karkowski, Otomo Yoshihide, Werner Dafeldecker und Tetsuo Furudate. Er betreibt die Labels Noise Asia und Dicksonia Audio.
Sainkho Namtchylak, geboren 1957 in Tuva, studiert seit ihrer Kindheit die rituellen Musikstile Sibiriens. Sie arbeitete u.a. mit Musikern wie Peter Kowald, Werner Lüdi, Shelley Hirsch und Jan Garbarek.
Wu Wei gilt als der weltweit führende Virtuose der Sheng, einer chinesischen Mundorgel. Auftritte in traditioneller, zeitgenössischer und improvisierter Musik u.a. mit den Berliner Philharmonikern, Ensemble Modern, Peter Kowald, Gunter Baby Sommer. Kompositionsaufträge u.a. von Musica Viva München, Fondation Royaumont und Slought Foundation Chicago.
(Österreichisch)
Veronika Zott studierte an der London Contemporary Dance School (1996-99). Tanztheater-Arbeiten mit Milli Bitterli, Christine Gaigg, Felix Kubin, tomate und Inge van Bruystegem. Mitglied von "O is not a Company" Linz.
KUBIN, Felix
(Deutsch)
Felix Kubin, 1969 geboren, Dipl.-Psykotroniker. Experimentalmusiker. Komponiert für Film und Radio und tritt live in ganz Europa auf. Für sein Label „Gagarin Records“ erforscht er die Auswirkungen von Lärm-Erscheinungen, spezialisiert auf Dadatronic und Si-Fi-Pop.
Testsignale sind im Volk nicht gerade beliebt. Bis heute werden sie mit Sendepausen am Mittag und mit unbeweglichen Farbbalken in Verbindung gebracht. Ihre Klangcharakteristika reichen von statischen Messtönen über Gleitfrequenzen, Rauschen, Zischen und Pausenzeichen bis hin zu Stimmlauten und klassischen Soundcheck-Signalen. Fast immer werden sie als unangenehm und irritierend empfunden. Sie verweilen in einem ewigen Zustand des "Davor", ihr Schicksal ist die Warteschleife der Optimierung.
Pünktlich zum Art's Birthday befreien der Hamburger Soundfuturist Felix Kubin und die Wiener Tanzperformerin Veronika Zott die Testsignale aus dem Gefängnis ihrer Funktionalität und verdichten sie zu einer Komposition aus Pausenzeichen, Extremfrequenzen, Voicing-Methoden und Klangkleidbewegungen.
(Schweiz)
Gilles Aubry ist ein Schweizer Klangkünstler und Musiker. Seit 2002 lebt er in Berlin. 2010 schloss er sein Masterstudium in Sound Studies an der Universität der Künste in Berlin ab. Seine künstlerische Praxis basiert auf einem auditiven Zugang zur Realität auf Grund von Recherchearbeiten in Bezug auf kulturelle und historische Aspekte der Klangproduktion und -rezeption. 2011 war Aubry Gastkünstler im Global Prayers Projekt. Die daraus entstandene Installationen "Pluie de Feu" und "The Laman Encounter" wurden in der NGBK Galerie in Berlin präsentiert. Sein Film ohne Bilder "Notes via a Soundscape of Bollywood" wurde 2013 im Haus der elektronischen Künste in Basel gezeigt. Er präsentierte seine Arbeiten bei der "5th Marrakech Biennale of Contemporary Arts" und dem "International Documentary Festival" (FID) 2014 in Marseille.
MILLIS, Robert
(USA)
Robert Millis wurde 1966 in New York geboren. Er lebt als Musiker, Klangkünstler und Filmemacher in Seattle. Millis ist Gründungsmitglied des Experimentalmusikduos "Climax Golden Twins". Besondere Aufmerksamkeit widmet er dem Sammeln von Schellackplatten, die er in Klanginstallationen und Kompositionen einsetzt. 2012 und 2013 forschte er als Senior Fulbright Research Scholar über indische Musik und Klangkunst in Indien.
ATOUI, Tarek
(Libanon)
Tarek Atoui wurde 1980 in Beirut geboren und lebt in Paris. Er studierte zeitgenössische und elektronische Musik in Reims. 2007 bis 2008 war er künstlerischer Leiter der STEIM Studios in Amsterdam. Performances und Installationen unter anderem im New Museum New York (2010), auf der Sharjah Biennial in den Vereinigten Arabischen Emiraten (2009), auf der dOCUMENTA 13 (2012), im Auditorium du Louvre (2013) und der Fondation Louis Vuitton (2014). Für sein Projekt "Dahlem Sessions" arbeitete er mit den Musikern Burkhard Beins, Rudi Fischerlehner, Charbel Haber, Katt Hernandez, Carl Ludwig Hübsch, Mazen Kerbaj, Magda Mayas, Andrea Neuman, Stéphane Rives, Sharif Sehnaoui und Michael Vorfeld.
HABER, Charbel
(Libanon)
Charbel Haber, geboren 1978 in Beirut, lebt dort als Musiker, Komponist und Performancekünstler. 1998 war er Mitbegründer der libanesischen Post-Rock Gruppe Scrambled Eggs. Seit 2002 ist er Mitveranstalter der libanesischen Improvisationsfestivals Irtijal und ein zentrales Mitglied des Vereins MILL (Musique Improvisée Libre au Liban). 2004 gründete er das Experimentalmusiklabel "Those Kids Must Choke", 2010 startete er mit Al Maslakh das Label "Johnny Kafta's Kids Menu". Haber trat mit zahlreichen internationalen Größen der Improvisierten Musik auf, darunter Gene Coleman, Michael Zerang, Mats Gustafson und Eddie Prévost. Darüber hinaus schrieb er Musik für Film, Videokunst und Performancetheater, unter anderem für das Stück "Photo Romance" (2010) von Rabih Mroueh und Lina Saneh.
SCHMICKLER, Marcus
(Deutschland)
Marcus Schmickler, alias Pluramon, wurde 1968 in Köln geboren. Er lebt als Komponist, Musiker und Produzent in Köln und Berlin. Schmickler studierte Musikwissenschaft in Köln und war 1995 Mitinitiator des Schallplattenladens A-Musik sowie des DJ-Kollektivs Brüsseler-Platz-10a-Musik mit Georg Odijk und Jan St. Werner. Er komponierte zahlreiche Werke für elektronische Klangerzeuger, sowie für Chor, Kammerensemble und Orchester. 2009 schuf er im Auftrag des Internationalen Jahres der Astronomie und des Deutschen Musikrates "Bonner Durchmusterung", elektronische Musik mit Projektionen auf Basis von astrophysikalischen Daten. Er erhielt Preise und Stipendien unter anderem von der Ars Electronica, dem Land Nordrhein-Westfalen und er kuratierte Festival-Programme in der Akademie der Künste Berlin und dem ZKM in Karlsruhe. Schmickler unterrichtete an der Milton Avery Graduate School of the Arts des Bard College in New York und am California Institute of the Arts.
CHISHOLM, Hayden
(Neuseeland)
Hayden Chisholm wurde 1975 in Otahuhu bei Auckland geboren. Er lebt als Saxophonist, Klarinettist und Komponist in Köln. Chisholm studierte an der Hochschule für Musik Köln bei Frank Gratkowski. Er arbeitet mit seinem Ensemble The Embassadors sowie mit Musikern wie Jaki Liebezeit, Burnt Friedman und Nils Wogram. Seit 2002 komponiert er Musik für die Aktionskünstlerin Rebecca Horn. Seit 2003 bildet er ein Duo mit Marcus Schmickler, das 2007 die CD "Amazing Daze" veröffentlichte.
Zum 1.000.052. "Art's Birthday" veranstaltete die Ars Acustica Gruppe der European Broadcasting Union Konzerte in 20 Städten Europas. Die Klangkunst-Redaktion von Deutschlandradio Kultur beteiligte sich mit einem Abend im Berliner Club Berghain. Dabei trafen sich traditionelle und avantgardistische Klangkulturen:
1. Gilles Aubry & Robert Millis:
Jewel of the Ear
Länge: 30’04
Gilles Aubry: Field Recordings & Elektronik
Robert Millis: Schellackplattenspieler & Elektronik
Die Aufbewahrung von Klängen ist ein Produkt der euro-amerikanischen Gesellschaft im späten 19. Jahrhundert. Hier verbreitete sich eine ganze Welle von neuartigen Konservierungsmaßnahmen: Einbalsamierung, Gedenkstätten, Archive, Konservenbüchsen und nicht zuletzt der Phonograph. Der Export solcher Technologien in die Kolonien ließ gegensätzliche Denkweisen aufeinander prallen. In Indien beispielsweise traf das Prinzip der Fixierung auf eine Philosophie der stetigen Erneuerung durch den Kreislauf von Geburt und Tod. Dieses Geschichtsverständnis spiegelt sich auch in der klassischen Musik Indiens, deren improvisatorische Strukturen ausschließlich mündlich weitergegeben wurden. Dennoch versuchten die Briten ab 1902, indische Musik aufzuzeichnen und zu vermarkten. In der Folge begann die indische Musiktradition immer konstantere Formen anzunehmen.
Diesen Prozess hinterfragen Gilles Aubry und Robert Millis in ihrer Performance "Jewel oft he Ear". Schellackplatten mit traditioneller indischer Musik treffen auf Feldaufnahmen von Verbrennungszeremonien im Manikarnika-Tempel von Varanasi. Der Name des Tempels steht dabei Pate für den Titel des Hörstückes: "Juwel des Ohrs".
The Mirror Session
Länge: 17’24
Tarek Atoui: Elektronik
Charbel Haber: historische Saiteninstrumente
Auch der libanesische Klangkünstler Tarek Atoui inszeniert eine transkulturelle und transhistorische Begegnung von Klangsprachen. Dabei führt er ein Projekt fort, das er im Rahmen der 8. Berlin Biennal begonnen hat. Unter dem Titel "The Dahlem Sessions" bespielte Atoui das Berliner Phonogrammarchiv, das im Dahlemer Völkerkundemuseum beheimatet ist. Neben tausenden von musikethnologischen Aufnahmen beherbergt das Archiv auch eine einzigartige Sammlung von Musikinstrumenten aus der ganzen Welt. Im Laufe mehrerer Monate lud Atoui eine Reihe von MusikerInnen aus der Berliner Improvisationsszene zu Aufnahmesessions mit den historischen Instrumenten.
Das so entstandene Material spielte er Instrumentenbauern aus verschiedenen Ländern vor. Sie sollten ihren Höreindruck mit Hilfe von neuen Klangerzeugern nachempfinden, die im November unter dem Titel „Reverse Sessions" in der mexikanischen Kurimanzutto-Galerie vorgestellt wurden. Ein Teilergebnis dieses Prozesses bringt Atoui für den Art's Birthday wieder nach Berlin: Er benutzt einen neuartigen mechanischen Bogen, um Saiteninstrumenten des Berliner Phonogrammarchivs aus Afrika, Indien und Südamerika zu bespielen.
Ein Teilergebnis dieses Prozesses bringt Atoui für den Art's Birthday wieder nach Berlin: In Mexiko ist ein mechanischer Bogen entstanden, mit dem Atoui Saiteninstrumenten des Berliner Phonogrammarchivs aus Afrika, Indien und Südamerika zum Klingen bringt.
3. Marcus Schmickler & Hayden Chisholm:
Too Long in This Condition
Länge: 24’16
Marcus Schmickler: Elektronik
Hayden Chisholm: Dudelsack
Marcus Schmickler und Hayden Chisholm setzen für den Art's Birthday ihre langjährige Zusammenarbeit fort. Mit Dudelsack und Live-Elektronik erschaffen sie eine phantasmagorische Klanglandschaft.
In "Too Long in This Condition" erkunden Marcus Schmickler und Hayden Chisholm die Tradition der Piobaireachd Great Music. Piobaireachd (oder Pibroch) ist eine traditionsreiche Schule der Dudelsack-Musik, die zwischen 1500 und 1750 in den schottischen Highlands entstand und aufgrund ihrer komplexen Variationen zunächst keine Notationsformen fand. Pibroch-Stücke wurden nach funktionalen und technischen Aspekten kategorisiert: Salute, Klagestücke, Märsche und Versammlungsmotive. In dieser Musik wird ein langsames musikalisches Thema auf ausgiebig variiert und zugleich mit Verzierungen versehen. "Too Long in This Condition" ist ein eigens komponiertes Thema, dessen Variationen auch mittels Computer erzeugt werden. Dabei entwickelt sich eine Ununterscheidbarkeit von Ausgangspunkt, Struktur und Ausdruck.
(Japan)
Tomomi Adachi, geboren 1972 in Kanazawa (Japan), lebt als Vokalist und Komponist in Berlin. 2012 war er Gast beim Berliner Künstlerprogramm des DAAD.
(Deutsch)
Frieder Butzmann, geboren 1954 in Konstanz, ist Komponist, Musiker, Klang- und Performancekünstler sowie Autor für Feature und Hörspiel. Lebt in Berlin. Er sammelt Töne, Musiken, Geräusche und Eindrücke, weiß aber meistens nicht, ob er daraus Musikstücke, Filmmusiken, Vorträge, Hörspiele oder ganze Opern machen soll. Er spreizt, kürzt und transponiert unermüdlich analoge und digitale Tonaufnahmen bis zur Unkenntlichkeit.
GAMMEL, Marcus
(Deutsch)
Marcus Gammel, geboren 1975 in Bremen, studierte Musikwissenschaft, Literatur und Philosophie in Berlin, Paris und New York. Freie Arbeiten als Radiomacher, Dramaturg und Musikjournalist. Seit 2009 betreut er den Klangkunst-Sendeplatz von Deutschlandradio Kultur. Prix Phonurgia Nova 2005 für "Europas Wahn" (mit Viktoria Tkaczyk).
UNRUH, Endruh
(Deutsch)
Endruh Unruh (eigentlich Andrew Chudy) wurde in New York, USA, geboren und wuchs in Berlin auf, wo er noch heute lebt und arbeitet. 1980 gründete er als Schlagzeuger mit Sänger und Gitarrist Blixa Bargeld die Musikgruppe "Einstürzende Neubauten." Seitdem verwendet er mit Vorliebe gefundene, erfundene oder ihrem Zweck entfremdete Objekte für seine Musik. Seit 2003 entwickelt er das Drum-Karaoke "Gott sei's getrommelt".
1.000.045 Jahre ist sie alt, und wird doch tagtäglich neu geboren: Die Kunst lebt seit jeher aus dem Spannungsverhältnis von Tradition und Frische. Niemand wusste das besser, als der Fluxuskünstler Robert Filliou, der am 17. Januar 1963 den 1.000.000. Geburtstag der Kunst ausrief. In seiner Folge feiert die Kunstwelt jedes Jahr aufs Neue das älteste Kind des Planeten.Zum Art’s Birthday 2008 hat die Ars Acustica Gruppe der European Broadcasting Union das Motto "Forever Young" ausgerufen. Zahlreiche Radiosender in ganz Europa widmen ihre Geburtstagsfeiern dem Zusammenspiel von Sound Art und Popkultur. Deutschlandradio Kultur konfrontiert dabei ein Stück Urgestein des deutschen Underground mit einer zentralen Formation der jüngeren Elektronikszene: Der Einstürzende Neubauten-Perkussionist Endruh Unruh, die Gruppe Rechenzentrum und der Komponist Frieder Butzmann ergründen gemeinsam den Pop als ewigen Jungbrunnen der Klangkunst.
Art’s Birthday 2008: Forever youngEine Veranstaltung der Klangkunst-Redaktion von Deutschlandradio Kultur mit dem Radialsystem und dem Festival Ultraschall 2008
(Deutsch)
Marcus Gammel, geboren 1975 in Bremen, studierte Musikwissenschaft, Literatur und Philosophie in Berlin, Paris und New York. Freie Arbeiten als Radiomacher, Dramaturg und Musikjournalist. Seit 2009 betreut er den Klangkunst-Sendeplatz von Deutschlandradio Kultur. Prix Phonurgia Nova 2005 für "Europas Wahn" (mit Viktoria Tkaczyk).
Sicherheit klingt. Nach Wiegenliedern, vertrauten Stimmen, dem Ticken einer alten Pendeluhr. Unsicherheit überträgt sich durch Sirenen, Glocken, Rufe, Donnerschläge. „Sound“ heißt im Englischen nicht nur „Klang“ sondern auch „grundsolide und gesund“. Die Verbindung zwischen Akustik und menschlichem Wohlbefinden könnte tiefer und vielschichtiger wohl kaum sein.Zum 1 000 046 Geburtstag der Kunst veranstaltet die Ars Acustica Gruppe der EBU wie jedes Jahr ein europaweites Klangkunstereignis. Beim Art’s Birthday 2009 machen Künstlerinnen und Künstler zwischen Madrid und Moskau per Satellit, Antenne und Kabel den Äther unsicher. Reale und irreale Bedrohungen, echte und trügerische Heimathäfen, Elfenbeintürme und Undergroundguerillas durchdringen sich zu einer irritierenden Klangkunstnacht.
(Verschiedene)
Auf Initiative von Jérôme Joy vernetzt „Sobralasolas!“ seit 2007 ein Kollektiv von KlangkünstlerInnen. Gemeinsam entwickeln sie eine Reihe von Episoden aus improvisierten Skripten und Partituren. Das Projekt kombiniert Netzwerke, live-Performances, Studioarbeit und Feldaufnahmen.
Zum Art’s Birthday am 17. Januar knüpft die Ars Acustica Gruppe der European Broadcasting Union wie jedes Jahr ein europaweites Klangkunstnetzwerk. Deutschlandradio Kultur beteiligt sich mit der Netwerkoper SOBRALASOLAS! Der Titel ist dem Roman Finnegans Wake von James Joyce entlehnt.SOBRALASOLAS! hat keinen feststehenden Szenenplan, erzählt keine Geschichte und ist keine Dokumentation. Es ist vielmehr ein Ort für Glossolalien und Echolalien, spontane Aufnahmen und gemeinsame Improvisationen.SOBRALASOLAS! kombiniert gesammelte und improvisierte Geräusche, um so eine neue Hör(um)welt zu erzeugen, die zugleich fiktional und real, zeit- und ortsspezifisch ist. Die beteiligten Künstler befinden sich alle an unterschiedlichen Orten auf der Welt. Von dort aus improvisieren sie, indem sie sich nur an einem gemeinsam entwickelten Partiturraster orientieren. Jérôme Joy mischt das Klanggeschehen live im pfefferberg haus 13 Berlin.
(Deutschland)
Michael Lentz, geboren 1964 in Düren, ist Schriftsteller, Lautpoet, Literaturwissenschaftler und Musiker. Seit 2006 ist er Professor für literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig.
GEISSE, Gunnar
(Deutschland)
Gunnar Geisse, geboren 1962 in Gießen, ist Gitarrist und Komponist. Als Improvisationsmusiker erweitert er sein Instrument oft elektronisch zur „Laptop Guitar“.
WERTMÜLLER, Michael
(Schweizerisch)
Michael Wertmüller, Schweizer Schlagzeugvirtuose und Komponist, spielt weltweit in Jazzformationen und Ensembles für neue Musik. Zahlreiche Preise und Stipendien.
Deutschlandradio Kultur beteiligt sich am „Art’s Birthday 2016“ mit einem Konzert in der Schaubühne Lindenfels, Leipzig.
Unter dem Motto „100 Jahre Dada“ feiern zeitgenössische Klangkünstler die Aktualität der Kunstströmung, die 1916 in Zürich begann.
Michael Wertmüller (Schlagzeug), Michael Lentz (Text, Stimme, Saxophon) und Gunnar Geisse (Gitarre & Elektronik) greifen die sprachliche und gedankliche Wucht des Dadaismus auf. Wertmüller ist bekannt für sein hochenergetisches und gleichzeitig präzises Schlagzeugspiel. Er trifft für das Konzert erstmals auf den Lautpoeten und Schriftsteller Michael Lentz, dessen musikalische Textkompositionen nicht zuletzt in der radikal verspielten Dadalyrik wurzeln. Ergänzt wird die Konstellation durch den Gitarristen und Komponisten Gunnar Geisse.
Stimme und Saxophon: Michael Lentz
Laptop Guitar: Gunnar Geisse
Schlagzeug: Michael Wertmüller
Texte von Michael Lentz, Raoul Hausmann, Kurt Schwitters und Tom Johnson
Ton: Uwe Lauschke und Thomas Monnerjahn
(Japanisch)
Tetsuo Furudate, 1958 geboren, lebt in Tokio und zählt zu den interessantesten Komponisten und Musikern der NOISE-Bewegung mit zahlreichen Konzerten auch in Europa. „Das Gehör des Mr. Roderick Usher“ (DLR Berlin 2004) wurde vom Dresdner Wettbewerb „Blaue Brücke“ ausgezeichnet.
KLEIN, Georg
(Deutsch)
Georg Klein, geboren 1964 in Öhringen, lebt als Komponist und Klangkünstler in Berlin. Er wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet, unter anderen erhielt er 1999 den Gustav-Mahler-Kompositionspreis und 2002 den Deutschen Klangkunstpreis.
Am 17. Januar feierte die Ars Acustica Gruppe der European Broadcasting Union den 1.000043. Art’s Birthday, den Geburtstag der Kunst, und gleichzeitig das 90. Jubiläum des Dadaismus. Unter dem Motto TransDADA Express vernetzten sich über Satellit zahlreiche Klangkünstler und Radiosender zu einer internationalen Geburtstagsparty. Die Klangkunstredaktion von Deutschlandradio Kultur gratulierte mit einer Liveveranstaltung aus dem TESLA in Berlin. Dafür erhielten Tetsuo Furudate und Georg Klein den Auftrag, sich auf ihre Weise mit dem Erbe des Dadaismus auseinanderzusetzen: DADAyama.Marcus Gammel stellt in dieser Kurzfassung die Höhepunkte des Livekonzerts vom 17. Januar 2006 vor.
(Deutsch)
Marcus Gammel, geboren 1975 in Bremen, studierte Musikwissenschaft, Literatur und Philosophie in Berlin, Paris und New York. Freie Arbeiten als Radiomacher, Dramaturg und Musikjournalist. Seit 2009 betreut er den Klangkunst-Sendeplatz von Deutschlandradio Kultur. Prix Phonurgia Nova 2005 für "Europas Wahn" (mit Viktoria Tkaczyk).
An einem 17. Januar vor einer Million Jahren ließ jemand einen trockenen Schwamm in einen Wassereimer fallen. Die Kunst war geboren. Das behauptete zumindest der Fluxuskünstler Robert Filliou anno 1963. Seither zelebrieren Künstler und Kunstliebhaber auf der ganzen Welt regelmäßig am 17. Januar den Geburtstag der Kunst. Zum diesjährigen „Art’s Birthday“ vernetzte die Ars Acustica Group der European Broadcasting Union zahlreiche Klangkünstler und Radiosender des ganzen Kontinents, um mit der Kunst hineinzufeiern in ihr 1000042. Jubiläum. Die Hörspielwerkstatt im DeutschlandRadio Berlin gratuliert nachträglich mit einem Remix der Festlichkeiten. Dafür zerlegte Marcus Gammel gemeinsam mit Lutz Pahl das Klangmaterial in Einzelteile von jeweils 1.000.042 samples. Diese Blöcke, bzw. ganzzahlige Vielfache oder Teiler davon, dienten als Grundbausteine für die Komposition. Ihre Anordnung folgt weitgehend dem Konzept des Autrisme, das Robert Filliou in den 60er Jahren aufgestellt hat: „Egal was tu grade tust, tue etwas anderes!“
(Deutsch)
Serge Baghdassarians, geboren 1972 in Fürth, und Boris Baltschun, geboren 1974 in Bremen, leben und arbeiten als Musiker und Künstler in Berlin. Sie kooperieren seit über zehn Jahren und haben ihre Arbeiten u.a. bei den Donaueschinger Musiktagen, in der Diapason Gallery, New York, dem Moderna Museet in Stockholm und dem Bridge in Osaka gezeigt.
BALTSCHUN, Boris
(Deutsch)
Boris Baltschun, geboren 1974 in Bremen, und Serge Baghdassarians, geboren 1972 in Fürth, leben und arbeiten als Musiker und Künstler in Berlin. Sie kooperieren seit über zehn Jahren und haben ihre Arbeiten u.a. bei den Donaueschinger Musiktagen, in der Diapason Gallery, New York, dem Moderna Museet in Stockholm und dem Bridge in Osaka gezeigt.
„Ich bring mal eben den Müll runter.“ – Ein alltäglicher Akt steht unter Beobachtung, gerät dabei in den Hintergrund und verschwindet. An seine Stelle tritt ein akustischer, artifizieller Parcours, immer wieder durchlaufen. Die Erkundung basiert auf Spekulationen. Die Orientierung geht über Bord.Serge Baghdassarians und Boris Baltschun lösen wohlbekannte akustische Räume mit Hilfe ihrer Mikrofone in Einzelteile auf. Akustische Details definieren eine scheinbar logische Abfolge, werden aus ihrer Umgebung extrahiert und beginnen, sich zu verselbständigen. Eine Chronolgie kippt in schizophone Szenerien.„Gehen bedeutet, den Ort zu verfehlen.“ (Michel De Certeau)
(Deutschland)
Jahrgang 1961, Tätigkeiten als Musiklehrer, Musikkritiker, Chorleiter, Schulmusiker, Autor. Lebt in Dortmund. Veröffentlichungen von Gedichten und Kurzgeschichten in verschiedenen Anthologien. Intensive Berührungen mit dem Figuren- und Puppentheater, Lehrtätigkeit im Fach Darstellen und Gestalten. Konzerttätigkeit. Kurzhörspiele.(u.a. Preisträger beim Shortcuts-Kurzhörspiel-Award 2012, 6.Platz beim Sauerländer-Theaterstücke-Wettbewerb 2012, Buchmesse im Ried, Spezialpreis 2012, Platzierung beim „Kaas und Kappes-Theaterstücke-Wettbewerb 2013“).
NETTER Maximilian
(Deutschland)
(Schwedisch)
Hanna Hartman, geboren in Schweden, lebt und arbeitet in Berlin. Studium der Theater- und Literaturwissenschaft an den Universitäten Uppsala und Stockholm, sowie Radio und Interactive Media am DI und Elektroakustische Musik am EMS in Stockholm.
Die Arbeit „Auf’s Glatteis“ von Hanna Hartman zeigt, wie man mit nur einer Kochplatte und ein bisschen Eis unbekannte Geräusche und unerwartete Klänge erzeugen kann.
(Deutsch)
Johannes S. Sistermanns, Jahrgang 1955, international renommierter Komponist, Installations- und Performancekünstler, lebt in der Nähe von Köln. Zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Karl-Sczuka-Förderpreis des SWR 1997 und Deutscher Klangkunst-Preis des WDR 2008.Von 1997 - 2010 ist er 2. Vorsitzender der DEGEM, Deutsche Gesellschaft für Elektroakustische Musik.
(Deutschland)
SETZEPFAND Bärbel
(Deutschland)
Bärbel Setzepfand lebt und schreibt in Bielefeld; Mitglied der Bielefelder Autorengruppe; zahlreiche Lesungen; Veröffentlichungen im Literaturmagazin Tentakel und in der Anthologie: Flüsse ausgraben, (Hrsg.) Antje Doßmann, tpk-Regionalverlag, Bielefeld 2011; Kunstsparten übergreifendes Projekt –Bricolage- eine literarische Verdichtung eines Polyptychons der Bielefelder Malerin Andrea Köhn zu den Nachtansichten im Jahr 2009; Finalistin beim Westfälischen Kurzhörspiel-Award 2012.
(Deutschland)
Bärbel Setzepfand lebt und schreibt in Bielefeld; Mitglied der Bielefelder Autorengruppe; zahlreiche Lesungen; Veröffentlichungen im Literaturmagazin Tentakel und in der Anthologie: Flüsse ausgraben, (Hrsg.) Antje Doßmann, tpk-Regionalverlag, Bielefeld 2011; Kunstsparten übergreifendes Projekt –Bricolage- eine literarische Verdichtung eines Polyptychons der Bielefelder Malerin Andrea Köhn zu den Nachtansichten im Jahr 2009; Finalistin beim Westfälischen Kurzhörspiel-Award 2012.
HEIM Stefanie
(Deutsch)
wurde in Potsdam geboren.
Sie ist Masterstudentin
der Medienkunst in Weimar und lebt in Erfurt.
Im Vordergrund ihrer
Arbeit steht der kreative Umgang mit Klängen, Texten und der
Sprache.
Seit 2009 produziert sie Hörspiele und Feature und ist als
Sprecherin aktiv.
2012 erhielt sie beim Westfälischen Kurzhörspiel-Award den Sonderpreis Regie für ihre Umsetzung des „Robinson-Dilemma“.
weitere Arbeiten (Auswahl):
Irgendwann kriegen wir euch alle (2009), Boddah (2010), Meditation
to go (2012), EigenHeim,
24 Gründe zu schweigen (2013)
Das Stück entstand unter der Leitung von Martin Becker im
Kurzhörspielkurs 2012.
Texte westfälischer Autoren sollten nach
eigener Interpretation vertont und produziert werden.
Nach all
den Spielchen, in denen ER bisher den Ausgang bestimmte, begegnet er
IHR. Faszination verleitet in diesem Fall zu Resignation.
(Italienisch)
Sheila Concari hat bildende Kunst und Gesang in Italien studiert, lebt und arbeitet heute als Komponistin, Lyrikerin und Klangkünstlerin in Paris und Como. In ihren mehrsprachigen Arbeiten, die um Grenzbereiche der Psyche kreisen, steht meist die Stimme im Zentrum elektroakustisch transformiert. Ihre Werke wurden weltweit gesendet und bei Festivals aufgeführt. 2004 war sie Finalistin beim Prix Italia.
„Kindheit als ein schwarzer Spiegel, aus dem traumgleich Wesen eines verborgenen Lebens auftauchen, visionäre Wesen, ‚die bösen Kinder’ genannt, weil sie sehen, was niemand sonst sehen kann. Sie machen das Leben zur Hölle, weil sie alles vorhersehen und nichts vergessen. Die Komposition ist als Suite strukturiert. In jedem Satz erzählen die Kinderstimmen verschiedene Geschichten in einer kryptischen und doch verständlichen Sprache. Schwarzes Theater, in dem die Szenerie kommt und geht und Sounds und Stimmen wie Visionen aus dem Dunkel erscheinen.“ (Sheila Concari).
(Italienisch)
Stefano Giannotti, geboren 1963 in Lucca, Toscana.
Seit 1989 Radiokompositionen und Hörstücke, die mit internationalen Preisen ausgezeichnet wurden.
Für "Geologica" erhielt er zum zweiten Mal den Karl-Sczuka-Preis des SWR (bereits 2002 für „Il tempo cambia“).
Die mediale Welt wird immer brutaler und tabu-loser. Verglichen mit dem Angebot bei Computerspielen oder im Kino und Fernsehen, mutet das alte Spiel „Schiffe versenken“ harmlos an, bei dem Kinder „gefährliche“ Kampfgeräusche imitieren. Stefano Giannotti hat die Struktur des „Schiffe-Versenkens“ als Grundlage für eine Komposition genommen, die von wirklicher Brutalität erzählt, von Chaos, Krieg, erbarmungsloser Zerstörung: eine Klangkomposition über das Thema Macht. Die Töne für dieses Stück kommen aus verschiedenen Genres, aus der Politik - früher und heute, sowie aus unserer Medienumwelt. Die imaginären Mitspieler tippen siegeshungrig, aber wahllos ihre Koordinaten, doch bei Giannotti verlieren sie alle. ...Treffer!
(Serbisch)
Arsenije Jovanovic, geboren 1932 in Belgrad, arbeitet seit den 1960er Jahren als Komponist, Fotograf, Schriftsteller, Audiokünstler und Regisseur in Theater, Radio und TV. Seine Audio-Art-Stücke wurden mehrfach auf Radiofestivals ausgezeichnet, u.a. Prix Italia, Premio ondas (Spanien), Acustica international (WDR), Grand Prix (Rust), Bienalderadio (Mexico City). Außerdem wurden Werke von ihm für Film-Soundtracks ausgewählt, u.a. in Filmen von Terrence Malick.
Eintrag im Logbuch am 5. Oktober 1991. Ort: weit draußen in der Adria auf einem Segelboot. Zeit: 7.30 Uhr, mitten im Balkan-Krieg. Ein Komponist und ein Deserteur steuern ihr Boot über die nahezu unbewegte See, als plötzlich ein kleiner Vogel scheinbar aus dem Nichts vom Himmel herabfällt, sich direkt neben den Seglern niederlässt und einschläft. Ein magischer Moment – nun sind sie zu dritt an Bord und scheinen alle dasselbe Ziel zu haben: dem Krieg, den Grenzen, dem menschlichen Wahnsinn zu entfliehen. Der passionierte Segler und Komponist Arsenije Jovanovič hat diesen Moment persönlich erlebt und die Erinnerung daran in dieser Klangkomposition festgehalten.
(Schwedisch)
Hanna Hartman, geboren in Schweden, lebt und arbeitet in Berlin. Studium der Theater- und Literaturwissenschaft an den Universitäten Uppsala und Stockholm, sowie Radio und Interactive Media am DI und Elektroakustische Musik am EMS in Stockholm.
A study of smashes - and maybe some splashes ...
( )
ZIESER Elena
(Deutsch)
geboren am 04.04.1989 in Nürnberg
Ausbildung: Bauhaus Universität Weimar, Medienkunst/Mediengestaltung
Vorraussichtlicher Abschluß: Bachelor of Arts 2012
Bisherige Arbeiten:
„Tribute to the Gebärmutter“, ein Hörspiel von 2010,
„HegemannCopy&Paste“, Klanginstallation der Stille von 2010,
„Blank“, ein Hörspiel von 2011,
„Großvaters Haus oder ein Winkel der Welt“, ein O-Ton Hörspiel von 2011,
„Schnittstelle MJ-Bad“, ein Hörspiel von 2012
„Wenn es warm ist, gehen wir barfuss“. Eine männliche Stimme beschreibt in kurzen Textfragmenten Gedanken, Gefühle, Körperfunktionen und andere allzu menschliche Regungen. Die Beschreibungen werden begleitet durch sanfte Gitarrenakkorde und Soundscapes. „Wir kommen voran“.
Buch: Tina Ilse Maria Gintrowski
Sprecher: Stephan Siegfried
Regie: Elena Zieser
Technik: Sebastian Peter
Eine Produktion des Experimentellen Radios 2011 in Kooperation mit Deutschlandradio Kultur, dem Literaturinstitut Leipzig und der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“
Entstanden im Projekt "Regie" im Wintersemester 2010/2011 unter der Leitung von Prof. Nathalie Singer, Andreas Feddersen und Mario Weise.
(Australisch)
Andrew Yencken, geboren 1963 in Australien, ist Komponist, Schriftsteller und Produzent von Tanz-, Theater- und Filmprojekten. Er lebt in Melbourne. Für „Boats of Paper“ reiste er von 1999-2000 durch Braslien.
Eine „Reise auf Papier“: Der lange Weg von Australien nach Brasilien, zurückgelegt in Briefen. Zwei fern voneinander liegende Länder, zwei Sprachen, die sich fremd sind, werden hörbar, nähern sich an und tanzen miteinander. Die Phantasie der „papiernen Boote“ erschafft einen Ort, an dem Sprache, Töne und Bilder miteinander umgehen, ohne kulturelle oder politische Grenzen passieren zu müssen. Es entsteht eine „Terra Incognita“, befreit von logischen Zeit- und Raumangaben, in der Poesie und Lieder zu sinnlicher und musikalischer Kommunikation werden.
(Deutsch)
Serge Baghdassarians, geboren 1972 in Fürth, und Boris Baltschun, geboren 1974 in Bremen, leben und arbeiten als Musiker und Künstler in Berlin. Sie kooperieren seit über zehn Jahren und haben ihre Arbeiten u.a. bei den Donaueschinger Musiktagen, in der Diapason Gallery, New York, dem Moderna Museet in Stockholm und dem Bridge in Osaka gezeigt.
BALTSCHUN, Boris
(Deutsch)
Boris Baltschun, geboren 1974 in Bremen, und Serge Baghdassarians, geboren 1972 in Fürth, leben und arbeiten als Musiker und Künstler in Berlin. Sie kooperieren seit über zehn Jahren und haben ihre Arbeiten u.a. bei den Donaueschinger Musiktagen, in der Diapason Gallery, New York, dem Moderna Museet in Stockholm und dem Bridge in Osaka gezeigt.
Largo do Guimaraes, ein dreischenkeliger Platz inmitten von Rio de Janeiro. Ein imaginierter Körper, dessen Profil im Zuge muskelaufbauender Maßnahmen langsam modelliert wird. Serge Baghdassarians und Boris Baltschun unterwerfen den Namen, die Architektur und die akustische Erscheinung des Platzes einer klanglichen Triangulation. Am Ende ihres akustischen Trainings steht ein Platz in Idealform, ein artifizieller Klang-Körper, der Fremdes verfremdet und dadurch seltsam vertraut erscheint.
(Brasilianisch)
Hermeto Pascoal, 1936 in Lagoa de Canoa (Brasilien) geboren, ist einer der populärsten und avantgardistischsten Komponisten, Multiinstrumentalisten und Klangkünstler Brasiliens.
Die Komposition ist eine akustische Reise in das Herz Brasiliens. Sie umfaßt charakteristische Klänge der Stadt Rio de Janeiro ebenso wie menschliche und tierische Stimmen und Musik. Dabei steht für Hermeto Pascoal weniger die inhaltliche Bedeutung von Texten oder Worten im Mittelpunkt, als vielmehr die akustische Variationsmöglichkeit des Klangmaterials. Seine Kompositionen zeichnen sich durch eine große Experimentierfreudigkeit aus: So verbindet er den Klang von konventionellen Instrumenten z.B. mit den Klängen von Pfannen und Töpfen, Tierlauten und der menschlichen Stimme
(Italienisch)
Stefano Giannotti, geboren 1963 in Lucca, Toscana.
Seit 1989 Radiokompositionen und Hörstücke, die mit internationalen Preisen ausgezeichnet wurden.
Für "Geologica" erhielt er zum zweiten Mal den Karl-Sczuka-Preis des SWR (bereits 2002 für „Il tempo cambia“).
Im Klanglaboratorium des Musikers und Komponisten Stefano Giannotti herrscht strikte Ordnung. Ein Schwein klingt wie ein Schwein, ein Drucker wie ein Drucker. Doch da entgleiten dem Komponisten die eigenen Klanggebilde und beginnen zu wuchern. Tiere werden zu Maschinen und umgekehrt.
Akustische Bürokratie als Gratwanderung: Zwischen Struktur und Chaos, ursprünglicher Klangform und überbordender Soundkaskade. Komposition trifft Autopoiesis.
Am Ende schließt sich der Kreis von selbst, und ›Bürotifulcrazy‹ führt den Hörer durch orchestrale Klanglandschaften und Textcollagen zurück zur Form an sich.
»Könnte Bürokratie schön sein? Können wir ohne Bürokratie überhaupt leben?« (Stefano Giannotti)
Mitwirkende: Ilka Teichmüller, Stefano Giannotti, Mariola Krajczewska, Matilde Giannotti, Petra Winkler
Ensemble OTEME - OSSERVATORIO DELLE TERRE EMERSE
Valeria Marzocchi: Flöten
Nicola Bimbi: Oboe, Englisch Horn
Lorenzo Del Pecchia: Klarinette
Leonardo Percival Paoli: Fagott
Maicol Pucci: Trompete
Valentina Cinquini: Harfe
STREICHER DES SCUOLA DI MUSICA SINFONIA ORCHESTRA
Sara Fanucci, Diana Gaci Scaletti, Nicoletta Olivati, Sofia Cesaretti,
Gianluca Chelini, Andrea del Gratta: Violine
Angela Landi: Solo-Violine
Rachele Nucci, Lorenzo Phelan: Cello
(Deutsch)
Frieder Butzmann, geboren 1954 in Konstanz, ist Komponist, Musiker, Klang- und Performancekünstler sowie Autor für Feature und Hörspiel. Lebt in Berlin. Er sammelt Töne, Musiken, Geräusche und Eindrücke, weiß aber meistens nicht, ob er daraus Musikstücke, Filmmusiken, Vorträge, Hörspiele oder ganze Opern machen soll. Er spreizt, kürzt und transponiert unermüdlich analoge und digitale Tonaufnahmen bis zur Unkenntlichkeit.
Ohne ihn hätte E.T. nicht telefonieren können, Luke Skywalkers Laserschwert hätte nicht gebrummt und "Wall-E" wäre durch eine stumme Zukunft gezogen: Ben Burtt gehört zu den Altmeistern des cineastischen Sound-Designs.
Ganze Familien von seltsamen Kreaturen hat er in den letzten 30 Jahren zum Leben erweckt.
Der Berliner Komponist und Krachmacher Frieder Butzmann legt nun die Spuren dieses Lebens frei wie die Fossilien einer versunkenen Welt. Er präpariert sie heraus aus dem Bedeutungsgeröll und hinein in einen eigenen Spielraum.
Dort entspinnen sich kleine Szenen, Dramen und Symphonien zwischen den unterschiedlichsten Geschöpfen. Düsenschlitten, Außerirdische und Naturkatastrophen entfalten ihr klingendes Eigenleben.
(Österreichisch)
Sam Auinger, geboren 1956, lebt und arbeitet als Komponist in Berlin und Linz. Er beschäftigt sich mit Komposition, Installation, Computermusik, Sounddesign und Psychoakustik. Langjährige Zusammenarbeit verbindet ihn mit Bruce Odland (O+A), dem Bassisten und Komponisten Hannes Strobl (tamtam) und dem Architekten Dietmar Offenhuber (Stadtmusik).
Sam Auinger erhielt zahlreiche Stipendien und Preise, unter anderem den Kulturpreis der Stadt Linz, 2002, und den SKE Publicity Preis, 2007. 1997 war er Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD, 2008/2009 war er Stipendiat an der Cité International des Arts in Paris and 2010 wurde er "Stadtklangkünstler Bonn 2010". 2012 erhielt er zusammen mit Bruce Odland (O+A) eine honorable mention beim Prix Ars Electronica 2012.
Neben seiner künstlerischen Tätiggkeit ist er seit 2009 Gastprofessor für ‚experimentelle Klanggestaltung’ im Masterstudiengang ‚Soundstudies’ an der UdK Berlin.
CUSACK, Peter
(Englisch)
Peter Cusack, geboren 1948, lebt in London als Radiomacher, Musiker und Dozent. Arbeiten zur Wirkung von Stimme, Ton, Klang und Musik im öffentlichen Raum.
ODLAND, Bruce
(Amerikanisch)
Bruce Odland ist Komponist und Klangkünstler.
Er ist bekannt für seine großformatigen Klanginstallationen im öffentlichen Raum, die Stadtgeräusche in Echtzeit in Harmonie verwandeln. Honorable Mention zusammen mit Sam Auginger (O+A) beim Prix Ars Electronica 2012 für "Sonic Vista".
LUNCKE, Stella und SCHÄFERS, Josef Maria
(Deutsch)
Stella Luncke und Josef Maria Schäfers leben und arbeiten zusammen in Berlin. Seit 2000 entstanden verschiedene Radiofeatures und Hörspiele für ARD-Anstalten. In ihrer Arbeit interessiert sie besonders die Mischung von Fiktion und Wirklichkeit.
CHATTOPADHYAY, Budhaditya
(Indisch)
Budhaditya Chattopadhyay ist Klangkünstler und Komponist, der sich hauptsächlich mit experimenteller Musik und elektroakustischer Komposition beschäftigt, basierend auf digitaler Manipulation und Mehrkanal-Verräumlichung von Klängen für Installationen und Live Performances.
Budhaditya studierte Kinematografie mit Schwerpunkt Audiografie an der Nationalen Film-Hochschule SRFT in Indien, und erwarb den Master of Arts (Neue Medien) mit Schwerpunkt Klangkunst von der Universität Aarhus, Dänemark.
Seit seinem Studium an der Film-Hochschule hat er sich mit experimenteller Musik und sonic arts beschäftigt; seine Werke wurden vielfach veröffentlicht und aufgeführt.
Zur Zeit arbeitet er an einer Doktorarbeit an der Fakultät für Geisteswissenschaften der Universität Kopenhagen zum Thema Klang im indischen Film.
STROBL, Hannes
(Österreichisch)
Hannes Strobl, Bassist unf Komponist, geboren 1966, lebt in Berlin. Ausgangspunkt seiner Musik ist das klangbasierte Potential am elektrischen Bass. Schwerpunkt der Arbeit am Instrument sowie der kompositorischen Tätigkeit, liegt in den letzten Jahren vor allem bei musikalischen Ausdrucksformen vor dem Hintergrund der urbanen Lautsphäre. Sam Auinger und Hannes Strobl arbeiten unter dem Duo-Namen TAMTAMCLUB gemeinsam.
Seinen ersten großen Kompositionsauftrag erhielt John Cage im Jahr 1942 für eine Hörspielmusik: ›The City Wears a Slouch Hat‹ (›Die Stadt trägt Schlapphut‹) ist ein Text des Beat-Poeten Kenneth Patchen. Der lässt eine allwissende, allmächtige Figur namens ›The Voice‹ durch die Straßen von Chicago wandern.
Cage entwarf eine ambitionierte Partitur für Großstadtgeräusche und elektronische Klänge - nur um wenige Tage vor der Ausstrahlung eine herbe Abfuhr zu erhalten: Seine Vorstellungen seien nicht realisierbar, hieß es im Columbia Broadcasting Studio, und so schrieb Cage in aller Eile eine Ersatzkomposition.
Das ursprüngliche Manuskript ist verschollen, gibt aber immer wieder Anlass zu Spekulationen: Cage könnte hier den Grundstein für seine spätere Arbeit mit Stille und Zufall gelegt haben.
Im Auftrag von Deutschlandradio Kultur imaginieren sieben Audiokünstler der Gegenwart den Weg von ›The Voice‹ durch Städte wie New York, Berlin und Bangalore.
1. Vorübergehend aufgenommen
von Stella Luncke und Josef Maria Schäfers
Stimme: Katia Guedes und Günter Papendell
Produktion: Deutschlandradio Kultur 2012
Länge: variabel / Sendelänge: 7’23
2. Will we miss the planes when they are gone?
von Peter Cusack
Produktion: Deutschlandradio Kultur 2012
Länge: 9’43
3. Cityhack Alexanderplatz
von Sam Auinger / Bruce Odland
Produktion: Deutschlandradio Kultur 2012
Länge: 8’31
4. Tokyo Tanka
von Hannes Strobl
Produktion: Autorenproduktion 2012
Länge: 7’40
In Zusammenarbeit mit Sam Auinger im Projekt "tamtam" entwickelte sich durch die Beschäftigung mit der urbanen Lautsphäre eine eigene musikalische Sprache, welche in diesem Stück ihren Ausdruck findet.
Ausgangsmaterial für das Stück "tokyo tanka" ist eine Audioaufnahme einer Straßenkreuzung im Stadtteil Ikebukuro (Tokyo) aus dem Jahre 2009. Bedingt durch die Ampelschaltung entsteht ein klangliches Muster, das von einem wellenartigen Verlauf geprägt ist.
5. Eye Contact With the City
von Budhaditya Chattopadhyay
Produktion: Autorenproduktion 2012
Länge: 9’59
(Italienisch)
Stefano Giannotti, geboren 1963 in Lucca, Toscana.
Seit 1989 Radiokompositionen und Hörstücke, die mit internationalen Preisen ausgezeichnet wurden.
Für "Geologica" erhielt er zum zweiten Mal den Karl-Sczuka-Preis des SWR (bereits 2002 für „Il tempo cambia“).
Dieses Hörstück ist der dritte Teil einer Trilogie, mit der Stefano Giannotti 1999 begann. „Fine del Messaggio“ (DLR 1999) setzt sich mit Kommunikation auseinander, „Battaglia Navale“ (DLR 2000) beschäftigt sich mit den Themen Macht und Gewalt. Die Komposition „Calendario“ widmet sich nun der Zeit und den Zeitzeugnissen.„Die Protagonisten von Calendario könnten eigentlich die Überlebenden der letzten Schlacht in ‘Battaglia Navale’ sein, die auf einem einsamen Berg Schutz gesucht haben und von dort aus der nachfolgenden Generation etwas hinterlassen wollen.“ (S. Giannotti)„Calendario“ notiert auf musikalische Weise Ereignisse, die die Menschheit geprägt, schockiert oder erfreut haben: Verdis Geburtstag, die Bombe von Hiroshima, der erste Geburtstagskuchen, der erste Schritt auf dem Mond...
(Deutsch)
Götz Naleppa, 1943 geboren, Regisseur, Medienkünstler, Übersetzer und Autor, war bis Dezember 2008 Redakteur für Klangkunst bei Deutschlandradio Kultur. Weit über 100 Hörspielinszenierungen, Arbeiten für Theater und Oper. Eigene Klangkunstarbeit seit 1983. Zahlreiche Preise für Hörspielinszenierungen (Prix Europa, Prix Marulic,"Gold Award" des New York Festivals 2008, Prix Italia 2009 u.a.).
An einem Maitag im Westerwald hat der Klangkünstler Götz Naleppa 15 Bienenvölker akustisch aufgenommen. Der ›Gesang der Bienen‹ bildet im Laufe des Tages ein Crescendo: Vom frühen Morgen (wenige, vereinzelte Bienen) über den Flug der Drohnen (tiefe Frequenzen) bis hin zum Höhepunkt am Mittag. Roter Faden der Komposition ist ein Text über die Bienen aus Vergils ›Georgica‹. Dazwischen streut Götz Naleppa sieben musikalische Variationen aus Bienengesang. Er spannt einen Bogen von der Vergilschen Idylle des Bienenstaates über die Kriegstänze der Drohnen bis hin zum aktuellen Bienensterben.
Es galt im »Chaos tausender gleichzeitiger Sounds Strukturen zu finden, Frequenzen herauszufiltern, Rhythmuselemente zu entdecken – Muster und ›Schönheit‹ hörbar zu machen«. (Götz Naleppa)
(Marokko)
Younes Baba-Ali wurde 1986 in Oujda, Marokko geboren.
Nach Absolvierung der Ecole Supérieure des Arts Décoratifs de Strasbourg im Jahr 2008, und der Ecole Supérieure d'Art d'Aix-en-Provence im Jahr 2011, wurde ihm vor kurzem während der Dak'Art 2012, der 10. Biennale zeitgenössischer afrikanischer Kunst, der "Léopold Sédar Senghor" Preis verliehen. Er nahm an mehreren internationalen Ausstellungen und Biennalen teil u.a. "Not a group show", Arte Contemporanea Gallery, Brüssel (Be), "L'MAR9A", Voice Galerie, Marrakesch (Ma); "Traduction, Tradition, trahison", Le Cube, Rabat (Ma); "Travail, mode d'emploi", Zentrum für zeitgenössische Kunst, Brüssel (Be); "Transaction Complete", Fama Gallery, Verona (It); "Arrivi e Partenze", Mole Vanvitelliana, Ancona (It); "Dak'Art", 10th Biennale zeitgenössischer afrikanischer Kunst, Dakar (Sn); "A5x2", MAAC, Brüssel (Be); "Regionale 12", Haus für elektronische Künste, Basel (Ch); "Higher Atlas", 4. Biennale von Marrakesch (Ma); "BJCEM" Bienniale, Thessaloniki (Gr); "WRO 09" New Media Art Biennal, Wroclaw (Pl); "Taverna Especial", Sketch Gallery, London (UK); "Brick & Mortar International Video Art Festival", Greenfield (USA); "Loop" Video Art Festival, Barcelona (Es); "3 days exhibition concept", CEAAC, Straßburg (Fr); "No Signal Found", Arte Contemporanea Gallery, Brüssel (Be); "Flowers, Animals, Urbans, Machines", Appartement 22, Rabat (Ma) und "Desencuentros", Sabrina Amrani Art Gallery", Madrid (Es).
RAIMONDO, Anna
(Italien)
Anna Raimondo wurde 1981 in Neapel, Italien geboren. Sie absolvierte die MA Sound Arts mit Auszeichnung im Jahre 2012 am London College of Communication (University of the Arts London). Seitdem nahm sie an mehreren internationalen Ausstellungen und Festivals teil, u.a. am Festival "Espace (Im)Media" im Sporobole Art Center in Shorebrooke (CA), der kollektiven Klangausstellung "Dirty Ear", von Brandon LaBelle bei "Errant Bodies" während der "Transmediale" in 2013 (Berlin) organisiert, sowie am "Paraphrasing Babel" in Maastricht, beim "Nouzah Fenia – Festival de Casablanca" kuratiert von Geraldine Paoli in 2012, u.a.. Ihre radiophone Arbeiten wurden international übertragen (Kunst Radio in Wien, Deutschlandkultur in Berlin, Resonance fm in London, Arte Radio, Mobile Radio Bsp, Radio Grenouille und viele mehr).
Ihre kuratorischen Projekte konzentrieren sich hauptsächlich auf Klang- und Radiokunst und wurden in verschiedenen Orten dargestellt, darunter auch in der "V&A Museum" (London) und "Le Cube-Independent Art Room" (Rabat). Zusammen mit dem Künstler Younes Baba-Ali ist sie Mitgestalterin der Radio- und Klangkunst-Plattform Saout Radio mit Sitz in Marokko. Ebenfalls hat sie mit Amélie Agut "Echoes" initiiert, ein pädagogisches und künstlerisches Projekt über Radiokunst und akustische Erinnerungen.
Saout Radio ist eine im Aufbau befindliche Internet-Plattform für arabische und afrikanische Klang- und Radiokunst. Es wurde 2012 von Younes Baba Ali und Anna Raimondo in Rabat gegründet.
Auf einem zusammengeschusterten Karren ist eine Stereoanlage befestigt. Aus den Lautsprechern schallen Koranverse und islamische Musik: So zieht die Carroussa durch die Straßen Marokkos.
Diese Form von mobilem Radio inspirierte den Künstler und Kurator Younes Baba-Ali zu einem ungewöhnlichen Projekt: Im Juni 2012 fuhr seine ›Carroussa Sonore‹ durch Rabat, beladen mit experimenteller Musik, radiophonen Hörstücken, Soundscapes und Textkompositionen.
Der Karren zieht eine Tonspur hinter sich her, die sich rasch im Straßenstaub verliert. Für einen kurzen Moment legt die ›Carroussa Sonore‹ eine bisher unbekannte Kartografie der Stadt an. Younes Baba-Ali und Anna Raimondo zeichnen ihre Wege für das Radio nach.
(Belgisch)
Ward Weis, geboren 1956 in Antwerpen, ist Filmemacher, Toningenieur, Klangkünstler und Bildender Künstler.
Seine neuesten Projekte versteht er als Ergründung der Grenzen von verschiedenen medialen und künstlerischen Objekten, Bereichen und Ausdrucksformen wie Radio, Musik, Theater, Tanz, Video, Film u. a.
Der belgische Komponist und Radiokünstler Ward Weis beschreibt seine Klangkompositionen als „Cartoons“. Seine Bilder sind aus vielen kleinen Fragmenten zusammengebaut, die der eigenen Feder entstammen und frei erfunden sind. „So ist es möglich, unwahrscheinliche Dinge zu kreieren, die Wirklichkeit kann durch alle erdenklichen Ideen in Frage gestellt werden.“ (Ward Weis)Weis’ Sound-Cartoons erzählen Geschichten. Dabei fängt er Geräusche von Landschaften und Städten auf, besucht Tiere in der Nacht oder horcht in stählerne Bauwerke hinein.Der Autor hat für diese Sendung Auszüge aus älteren und neuen Arbeiten zusammengestellt, um sich erstmalig dem deutschen Radiopublikum vorzustellen.
(Österreichisch)
Rupert Huber, 1967 in Baden/Österreich geboren, lebt in Wien. Er ist Komponist, Musiker und Medienkünstler. Er wurde wiederholt ausgezeichnet, unter anderem 1995 und 2002 beim Ars Electronica Festival.
Zur sogenannten Terrorbekämpfung werden weltweit Telefon-, Fax- und E mailverbindungen mittels multilingualer Spracherkennungsprogramme nach verdächtigen „Reizworten“ abgesucht.Rupert Huber durchleuchtet seinerseits das Phänomen „Zensur“, deren Charakter sich im Verlauf des Stückes vom konkreten Verbot in einen ängstlich um sich schlagenden Kampfapparat verwandelt.So muss der Reizwortkatalog, einst aus der Befürchtung möglicher Konsequenzen erstellt, unaufhörlich wachsen, da Umschreibungen und Synonyme zu Hilfe genommen werden. Schlussendlich ist alles verboten und der Zensor sich selbst verdächtig.
Der
Kabarettist, Autor und Komponist Thomas Pigor hat im Projekt „Chanson
des Monats“ den Studierenden sein Erfolgsrezept für ebensolches
verraten und sich mit ihnen am Chanson für den Januar 2014 versucht.
Ludwig
Müller hat daraufhin im Alleingang seine ganz individuelle Version
nachgeschoben und das „Chanson im Jahr 2014“ produziert.
(Deutsch)
Heiner Grenzland (* 1964) lebt in München und hat Musik und Soziologie studiert. Zwischen 1997 und 2008 produzierte er zahlreiche Radiofeatures (z. B. „Was Mozart mit Michael Jackson verbindet“ oder Techno – auf der Spur zu Bach“ oder „Cyber Emotion“) sowie Hörspiele und RadioArt Stücke wie z. B. „Deadline“ (BR 1997), „trunken zerebral“ (SFB/ORF/ODR 2001) und „Chat Lines“ (DLR 2002) oder „Making of …“ oder die „RadioEtüden“ (DLF 2004) Zuletzt wurde sein Hörspiel „Tsunami über Deutschland“ (RBB 2008) veröffentlicht.
Sphex, Anfang 20, trifft in einem Chatroom Sunshine, Schülerin und 17 Jahre alt. Sie flirten, doch dann taucht Sunshine wieder in den Cybercosmos ab. Zum Glück ist im Partyroom gerade der Bär los, Sphex mischt sich unter die illustren Gäste... Mit ihm taucht der Hörer in den anarchischen Float der Internet-Chatrooms ein und begegnet einer oszillierenden Wort-Klang-Welt. In Anlehnung an die mittelalterliche musikalische Form des Motetus, der verschiedene Texte, Melodien, Sprachen und Rhythmen gleichzeitig verwendet, wird auch im Chat-Klangraum die Summe der unterschiedlichen Kommunikationsformen zum Klangerlebnis. Unter der chaotischen Oberfläche liegen Dialoge, kleine Geschichten, Wahrheiten und Lügen verborgen. Heiner Grenzland spürt ihnen nach und lotet den Wechsel zwischen Anonymität und Intimität musikalisch aus.
(Belgisch)
Tom Hannes, geboren 1970 in Antwerpen, studierte englische Literatur und Malerei. Seit 1993 Regisseur und Autor von Theater- und Hörstücken.
WEIS, Ward
(Belgisch)
Ward Weis, geboren 1956 in Antwerpen, ist Filmemacher, Toningenieur, Klangkünstler und Bildender Künstler.
Seine neuesten Projekte versteht er als Ergründung der Grenzen von verschiedenen medialen und künstlerischen Objekten, Bereichen und Ausdrucksformen wie Radio, Musik, Theater, Tanz, Video, Film u. a.
John Cage und sein berühmtes Werk „Roaratorio“, die Komposition zu „Finnegans Wake“ von James Joyce, inspirierten Ward Weis zu diesem Hörstück. Literarische Quelle ist der nie vollendete Text des englischen Dichters Geoffrey Chaucer (1340-1400) „The Canterbury Tales“, eine Sammlung von Versnovellen, die von einer Wallfahrt zum Grabe des heiligen Thomas von Canterbury erzählt.Ganz im Sinne des Meisters Cage nähert sich Tom Hannes dem mittelalterlichen englischen Text von Chaucer, spürt in den Worten Klänge, Geräusche, Bilder und Orte auf, um sie in Musik zu setzen.Der Titel „Chauncecleer“ ergibt sich aus der Verbindung mit einem Charakter aus Chaucers Erzählungen „Chauntecleer“: einem Hahn, der seinen bevorstehenden Tod beherzt abwehrt und fürs erste wieder wegschickt...
(Schwedisch)
Hanna Hartman, geboren in Schweden, lebt und arbeitet in Berlin. Studium der Theater- und Literaturwissenschaft an den Universitäten Uppsala und Stockholm, sowie Radio und Interactive Media am DI und Elektroakustische Musik am EMS in Stockholm.
Hanna Hartman hat für ihre „Geräusche des Monats“ auf vielen Reisen Material gesammelt. Aus den Fundstücken des Jahres 1998/99, die aus Schweden, Rußland, China und Amerika kommen, ist eine Komposition entstanden. Die kleinen Werke sind nie auf den Ort der Aufnahme festgelegt. In Hanna Hartmans Arbeiten entsteht etwas völlig Neues und geographisch Ungebundenes. So wird auch dieses Klangbild aus zum Teil vertrauten Elemente der „Geräusche des Monats“ durch Landschaften, Länder, Städte und Zimmer führen - und doch dem assoziativen Hören einen weiten Raum überlassen.
Die schwedische Klangkomponistin Hanna Hartman erhielt im Jahr 1997 von der Hörspiel-Werkstatt von DeutschlandRadio Berlin den Auftrag, monatlich das sogenannte „Geräusch des Monats“ zu komponieren - eine Art „Füllmusik“ nach unseren Hörspielen bis zu den Nachrichten, eine eigenständige, ca. 5-minütige Geräuschkomposition. Zu unserer Überraschung wurde das ein absoluter „Publikumsrenner“ - zu keinem unserer Stücke erhielten wir so viele begeisterte Nachfragen wie zu diesen Miniaturen. Mit dieser Programmidee erhielt Hanna Hartman im Herbst 1998 den Prix Europa in der Kategorie „Market Place of Ideas“. Damals entstand die Idee, aus dem Klangmaterial der bisherigen Geräusche des Monats eine große, zusammenhängende Klangkomposition zu schaffen - daraus wurde „Cikoria“
(Deutsch)
Isabeella Beumer, in Herford geboren, lebt z.Zt. in Düsseldorf. Soundpoetin, Vokalartistin, Komponistin und Autorin. Auf internationalen Bühnen eine Stimme neuer Musik in extremsten Bereichen der Stimme und mit immensem Obertonspektrum.
BORDONI, Isabella
(Italienisch)
Isabella Bordoni, Lyrikerin, Schauspielerin und Komponistin, geboren 1962 in Rimini, gründete 1985 mit Roberto Paci Dalò die Theater-Gruppe „Giardini Pensili“ und wurde durch Live-Performances über Italien hinaus bekannt. „Da wo der Schatten erscheint“ entstand nach der gleichnamigen Performance, die sie in Italien inszenierte.
Die Klangkünstler Bordoni und Dalo denken sich einen akustischen Raum, charakterisiert durch die Mitte und ihre (persönliche) Umgebung – einen Kreis. Dieser Raum wird hörbar, indem sie den Spuren von Klängen und Stimmen folgen und sich dabei selbst von der Mitte aus weiter und weiter zur Peripherie bewegen. Der „Aggregatzustand“ dieses Klangbildes bleibt kreisförmig; wie die Welle, die vom Ursprungsort immer weiter fort getragen wird und deren Sinn sich abwechselnd aus dem Original und dem Echo ergibt, aus der Gegenwart und der Erinnerung, aus der Mitte und aus der Kreislinie.
(Indien)
Sandeep Bhagwati, 1963 in Indien geboren, klassisch ausgebildeter Komponist und Entwickler computergestützter Bühnenprojekt. Er lebt und arbeitet in Montreal und Québec in Kanada.
DRAESNER, Ulrike
(Deutsch)
Ulrike Draesner, 1962 geboren, lebt in Berlin als Schriftstellerin, Lyrikerin, Übersetzerin
In dem Gedicht „Cliff!“ von Ulrike Draesner (Text) geht es um zwei Liebende, die in einer imposanten, aber auch rauen Natur zueinander finden. In der Vortragsweise der Dichterin erreichen ihre geschriebenen Worte die adäquate akustische Form. Rufe und Flüstern, Gesagtes und Gehörtes, Klänge und Bilder verbinden sich zu einer leidenschaftlichen Sprachmusik. Der Komponist Sandeep Bhagwati (Komposition) spürt der Musik in dieser Lyrik nach, greift den Rhythmus der Wortmusik auf und spinnt ihn musikalisch weiter.
(Amerikanisch)
Brandon LaBelle, geboren 1969 in den USA, Radiokünstler und Medienwissenschaftler. Klanginstallationen. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Klangkunst und Radiotheorie. Lebt zur Zeit in Berlin und Bergen (Norwegen), wo er an der National Acadamy of the Arts im Bereich New Media unterrichtet
NILSEN, Benny
(Schwedisch)
Benny Nilsen, geboren 1975 in Schweden, tritt als Musiker unter anderem mit Chris Watson, Stilluppsteypa, Fennesz und Hildur Gudnadottir auf. 2007 erhielt sein Stück „Storm“ eine lobende Erwähnung beim Festival Ars Electronica.
Am 16. Januar 2009 konstruierten der Radiokünstler Brandon LaBelle und der Elektronikmusiker Benny Nilsen eine radiofone Versuchsanordnung aus Musik, elektromagnetischen Wellen und menschlichen Körpern: In dem Berliner Club „Maria am Ostbahnhof“ inszenierten sie eine „stumme Disko“, bei der die Tanzmusik nur über drahtlose Kopfhörer zu hören war. Die Tanzfläche des Clubs hatten sie zuvor mit einer Reihe von Mikrofonen präpariert, so dass die Geräusche der tanzenden Körper aufgenommen, weiterverarbeitet und in den Raum zurückgespielt werden konnten. Aus dem so entstandenen Material haben LaBelle und Nilsen nun eine radiophone Performance-Lecture über virtuelle Klänge und physische Kontrolle geschaffen.
(Deutsch)
Christoph Korn, 1965 geboren, ist Musiker, Komponist, Co-Kurator von „pol“, Festival Neue Musik und Dozent für Ästhetik und Improvisation an der University of Applied Sciences, Frankfurt. Preise: 2005 Auszeichnung beim internationalen Wettbewerb für radiophone Klangkunst Phonurgia Nova (Arles/Frankreich) für die Audio Arbeit Volkslied 2008 Phonurgia Nova Award in der Kategorie Intermedia für series invisible zusammen mit Lasse-Marc Riek 2009 Prix Ars Electronica, Honorary Mention (Digital Musics) für die intermediale Arbeit "Waldstueck"
„Consolamini (Apostel Paulus: ‚Tröstet einander mit diesen Worten!‘) ist eine Arbeit über den Tod. Meine erste kompositorische Sorge galt der ‚Zeit‘. Consolamini bewegt sich nicht allein im Klang und in der Sprache selbst, sondern wesentlich in den Zeitproportionen, in der Lücke, in die Zeichenhaftes noch hineinragt ... Wenn in Consolamini vom Tod die Rede ist, so konnte ich nicht anders, als das Beben wahrzunehmen, das aus dem letzten Jahrhundert herüberdrängt, dumpf und unausweichlich, so als könne vom Tod nicht die Rede sein, ohne vom Begriff der ‚Vernichtung‘ zu sprechen.“ (Christoph Korn)
(Kanadisch)
Der kanadische Komponist und Klangkünstler Christian Calon kam durch ein Stipendium des DAAD nach Berlin, wo er heute lebt. Das Thema seiner in vielen Ländern gesendeten Radioarbeiten und Klanginstallationen ist in vielfältiger Weise die Zeit. Für „The Ulysses Project“ erhielt er 1999 den „Grand Prix Marulic“.
"Wie klingt ein Kontinent?" Diese Frage verfolgte der Klangkünstler Christian Calon auf einer langen Reise durch Nordamerika. Dabei orientierte er sich an der "Continental Divide", der Wasserscheide zwischen den Flüssen Richtung Pazifik, Atlantik und Arktischem Meer.
Auf den großen Landkarten erscheinen solche Strukturen nur als abstrakte Farbflächen und kryptische Zeichen. Christian Calon begreift seinen Weg durch die Gebirge und Ebenen deshalb als zeitlichen Ablauf.
Er gestaltet seine Landkarte akustisch: Die Texturen und Höhenlinien, die rhythmischen und materiellen Variationen der Landschaft fügt er zu einer musikalischen Form zwischen Soundscape und Sonifikation.
Organisation der Tabellen
Jede Wasserscheide umfasst mehrere Ökosysteme/Ökozonen. Der Tonschnitt der Tabellen entspricht diesen Zonen. Namen der Tabellen und Art der Ökozone.
1 - Atlantische Wasserscheide
die Zonen befinden sich in der Provinz Quebec zwischen den Großen Seen und dem Sankt Lorenz Golf
Hauptflüsse/hydrographisches Netz:
Große Seen - Sankt-Lorenz-Strom
1. Sankt-Lorenz-Tiefland Atlantic Maritime - Mischwald Ebene
2. Südliche Nordküste Borealer Schild (Wald)
3. Charlevoix Borealer Schild Berge
4. Sankt-Lorenz-Strom-Tal Schwemmebenen des Sankt-Lorenz
5. Nordufer Tundra des Borealen Schildes (subarktisch) (Sankt Lorenz Golf)
______________________________________________________________
2- Arktis und Hudson Bay Wasserscheide
die Zonen überschneiden sich in den zentralen kanadischen Provinzen (Manitoba (MB), Saskatchewan (SK), Alberta- (AB))
Hauptflüsse/hydrographisches Netz:
Bow River + Oldman River > South Saskatchewan River
Saskatchewan-Gletscher > North Saskatchewan River
Qu'Appelle River, Assiniboine River
Seen von Manitoba
Nelson River
1. Hudson Bay (MB) Hudson Plains und Borealer Schild
2. Prärie (MB-SK-AB) Prärien
3. Die Rocky Mountains (AB) Montane Cordillera
4. Arktis (Ogilvie Mountains, Yukon) Taiga Cordillera
______________________________________________________________
3 - Pazifische Wasserscheide
alle diese Zonen liegen in der Provinz Britisch-Kolumbien (BC)
Hauptflüsse/hydrographisches Netz:
Fraser River
Skeena River
Thompson River
Columbia River
1. Prärie Prärie (Norden von BC)
2. Cassiar Boreal Cordillera (Wälder und Berge (innerhalb der Coast Mountains/Küstengebirge) Norden von BC)
3. Skeena Pacific Maritime (Skeena River und Coast Mountains, (Nord BC)
4. Thompson halbtrockene Zone - Montane Cordillera (Innere BC)
5. Pacific-Rim litoral, Coast Mountains und Regenwald
(Deutsch)
Andreas Ammer, geboren 1960 in München, arbeitet als Autor und Fernsehjournalist und lebt am Starnberger See.
FM Einheit
(Deutsch)
F.M. Einheit, geboren 1958 in Dortmund, ist Komponist und Musiker und lebt in der Nähe des Chiemsees in Oberbayern. Er hat viele musikalische Projekte geprägt, u.a. "Einstürzende Neubau-ten", "Abwärts" und "Stein", und darüber hinaus für viele Theaterinszenierungen komponiert.
Zu fliegen ist der größte Traum der Menschheit, abzustürzen die größte Katastrophe.Die Autoren Andreas Ammer und FM Einheit haben ihr Stück der knappen Minute Sinkflug gewidmet, bis der Luftstrom unter den Tragflächen abreißt und die Maschine von den Kontrollschirmen verschwindet. Übrig bleibt die Black Box, die alles aufzeichnet, was bis zuletzt im Cockpit gesprochen wird. Authentische Protokolle bilden den dokumentarischen Kern des Hörspiels.
(Schwedisch)
Hanna Hartman, geboren in Schweden, lebt und arbeitet in Berlin. Studium der Theater- und Literaturwissenschaft an den Universitäten Uppsala und Stockholm, sowie Radio und Interactive Media am DI und Elektroakustische Musik am EMS in Stockholm.
Vulkane: gebundene, schlafende Kraft. Jahrelanges Schweigen, tonloses Dahinschlummern. Dann plötzlich entlädt sich die geballte Energie in einem rauschenden Klangkonzert: mit den Feuermassen dringen bedrohliche Klänge aus der Erde, mischen sich unter das dumpfe Rauschen der wuchtigen Geröllmassen und hinterlassen wüste Kraterlandschaften. „Cratere“ sagen die Italiener zu den riesigen Löchern, die der Ausbruch des Ätna und anderer Vulkane hinterlassen haben. In ihrem Klangstück hat Hanna Hartman Aufnahmen vom Ausbruch des Ätna und anderer Vulkane vor allem in Italien und Costa Rica gesammelt, bearbeitet und zu einer Klangkomposition gefügt.
(Deutsch)
Ludwig Berger wurde 1986 in Bad Bergzabern (Pfalz) geboren und wuchs bei Wissembourg (Frankreich) auf. Im Jahr 2012 schloss er sein Magisterstudium in Musikwissenschaften, Kunstgeschichte und Neuerer deutscher Literaturwissenschaft an der Universität Eichsätt-Ingolstadt mit Auszeichnung ab. Während des Studiums begann er Film- und Theatermusik zu komponieren und trat mit Spoken-Word-Projekten in ganz Europa auf. In diesem Kontext wurde er mit der „Netzresidenz“ des Literaturhaus Bremen und dem „Poetry-Clip-Preis“ von 3Sat / ZDF Theaterkanal ausgezeichnet. Seit 2012 studiert er Elektroakustische Komposition bei Robin Minard an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar.
In Cuyo, einem Landstrich im Westen Argentiniens, dominieren Steppen, Wüsten und Gebirge. Manchmal scheint es, als ob die eigentlich stille Landschaft ihre Möglichkeiten spielen lässt: in den Canyons fliegen Stein-und Sandklumpen Schluchten herunter, in den heissen Salzwüsten verebbt knisternd Wasser, Hölzchen fallen auf Kakteen. Dort, wo es Wasser gibt, explodiert die Pflanzenwelt in üppigen Oasen und bildet einen faszinierenden Kontrast zu den kargen Regionen.
Das
Soundscape „Cuyo“ bewegt sich zwischen diesen Extremen.
Alle
Klänge wurden vor Ort aufgenommen und blieben - neben Panning und
Equalization- unbearbeitet.
Für Lea.
(Italienisch)
Isabella Bordoni, Lyrikerin, Schauspielerin und Komponistin, geboren 1962 in Rimini, gründete 1985 mit Roberto Paci Dalò die Theater-Gruppe „Giardini Pensili“ und wurde durch Live-Performances über Italien hinaus bekannt. „Da wo der Schatten erscheint“ entstand nach der gleichnamigen Performance, die sie in Italien inszenierte.
Die künstlerische Arbeit von Isabella Bordoni bewegt sich im Grenzbereich verschiedener Disziplinen, im Übergang vom Schreiben zum Sound, zum Bild, zum Raum. „Mich interessiert diese Technologie, die das poetische Gedächtnis des modernen Menschen aufbewahrt. Dem kann ich etwas hinzufügen, was einen Raum des ‚Nicht-Wissens‘ einschließt und die technischen Möglichkeiten der Maschine wie ein Naturwunder zu betrachten vermag. In diesem Schnittpunkt verschiedener Welten ist eine neue entstanden, ein Ort, wo alle Dinge zugleich Gefühl und Logik, Poesie und Zahl sind. Auch dieser Ort bewegt sich (...) und ich kann ihn nur finden, indem ich mich selbst bewege. Wie Augenblick und Dauer liegt er im Geheimnis des Schattens.“
(Amerikanisch)
Stephen Erickson, geboren 1948 in Sacramento, Kalifornien, Audio-Art-Künstler, Feature-Autor, Produzent von Radiostücken für viele internationale Radiostationen. Außerdem Dozent für Radiokunst und Mitarbeiter in der EBU Masterschool für den Feature-Nachwuchs. Er lebt in New York und in Berlin.
China – das ist eine Abenddämmerung an einem Seeufer,eine Gruppe von Rentnern beim Tai Chi, das rhythmische Bürsten von Baumwolle, schließlich chinesische Hip-Hop-Musik aus einem Autoradio und die U-Bahn-Durchsagen in Beijing. Stephen Erickson reiste durch China und sah sich einem „übervollen, komplexen chinesischen Gemälde gegenüber, das Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, Religion und Ideologie in sich vereint.“ Sein Soundscape „Dancing River - Crying Dragon“ erfasst viele Details des heutigen China, verbindet diese Klänge mit klassischer chinesischer Musik und erzählt von über 5000 Jahren chinesischer Geschichte.
(Kanadier)
Chantal Dumas, geboren 1959 in Quebec, Klangkünstlerin, Komponistin und Autorin von Radiostücken. Sie wurde u.a. mit dem ungarischen Klangkunstpreis EAR 1997 sowie mit dem französischen Prix Phonurgia Nova 1997 und 2001 ausgezeichnet. Prix Bohemia 2010 für "Les petits riens".
Eine Klangkünstlerin und eine Schriftstellerin widmen sich dem Tanz, um etwas von seiner vielschichtigen Aura akustisch einzufangen. Chantal Dumas hat vier Tänzer bei der Probenarbeit begleitet und zunächst eindeutig physische Aspekte des Tanzes aufgenommen: Atem, Bewegung im Raum, Gehen, Fallen, Starre, Schwerkraft. In diese Aufnahmen webt sie Stimmen ein, die über den eigenen Körper reflektieren. „Danse“, eine Komposition aus den Elementen Körper, Wort und Musik, oszilliert zwischen der Präsenz des menschlichen Körpers und seiner Abstrahierung in Linie, Bogen, Bewegung, Klang, Volumen.
(Deutsch)
Peter Avar, Toningenieur des Rundfunk Berlin-Brandenburg. Verschiedene Klangkunstprojekte in Zusammenarbeit mit Radio Educación, Mexiko.
DISSE, Iris
(Deutsch)
Iris Disse, 1956 in Lüneburg geboren, lebt seit 1994 in Ecuador. Sie produzierte Dokumentarfilme, Theaterprojekte und Hörspiele, u.a. „Screaming Mamas“ (SFB-ORB 2000).
Das Herz ist nicht nur ein Körperorgan, das Herz ist ein mythischer Ort. Viele Kulturen messen dem Herzen Bedeutungen zu, die von Gefühlen, Glauben oder Übersinnlichem sprechen. Die Azteken rissen den gefangenen Kriegern auf der Höhe der Pyramiden die Brust auf und hielten die zuckenden Herzen in die Sonne. Ein Herz für die Götter. Was die erobernden Spanier für den Gipfel der Grausamkeit hielten, war für die Opfer nichts weiter als ein religiöser Ritus. Sie starben fröhlich und gelassen: „Das ist der glückselige Tod, den uns unsere Ahnen kündeten und priesen.“ Die Grausamkeiten der Europäer waren anderer Art. Wilhelm Hauff hat sie symbolisch in seinem Märchen „Das steinerne Herz“ erfaßt: „Weder Angst noch Schrecken, weder törichtes Mitleid noch Anderer Jammer pocht an solch ein Herz.“Iris Disse (Autorin und Regie) hat sich auf die Reise in das Herz zweier Welten begeben. Sie und der Toningenieur Peter Avar (ebenfalls Regie) haben in Mexiko rituelle Feste besucht und europäischen Vorstellungen zum Thema Herz gegenüber gestellt.
(Österreich)
Christina Ertl-Shirley, geboren 1981 in Wien, ist Klangforscherin, Autorin und Kuratorin. Ihre Werke verhandeln vorwiegend die Schnittstelle von Wissenschaft und Kunst.
Produzieren Pflanzen Klänge? Besitzen sie möglicherweise sogar musikalisches Potenzial? Auf der Suche nach talentierten Mitgliedern für ein Pflanzenorchester durchforstet Christina Ertl-Shirley die verschiedensten Disziplinen: von der Botanik, über die Biochemie, die Esoterik, die Floristik, die interaktive Elektronik bis hin zur Musikwissenschaft.
Wie bei den meisten Castingshows ist die eigentliche und zugleich auch schwierigste aller Fragen: Welcher Kandidat bleibt? Und wer muss leider gehen? Zum krönenden Abschluss spielen die besten Pflanzentöner gemeinsam eine Komposition.
Aus „Liebe zum Kulturradio“ verfasste Rafael Jové in einem Kurs des Experimentellen Radios ein Hörspiel-Skript, in dem er seiner Enttäuschung über die gegenwärtige Entwicklung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Ausdruck verlieh. „Das Radio ist nicht Sibirien“, nannte er seinen Text – und der weckte die Aufmerksamkeit des Hörspielregisseurs Ulrich Gerhardt, der das Hörspiel mit Jové selbst in der Hauptrolle inszenierte.
Was dabei herausgekommen ist, ist «Balsam für die Seelen jener geknechteten und gedemütigten Hörfunkredakteure, die sich einer doppelten Verachtung ausgesetzt sehen: die ihrer Vorgesetzten, die ‘das alte Redakteursradio’ noch nie mochten, und die ihrer Hörerschaft, die sich nicht für dümmer verkaufen lassen will, als sie ist». So jedenfalls beschreibt Jochen Meißner das Stück in seiner Kritik für die „Funkkorrespondenz“. Inzwischen ist „Das Radio ist nicht Sibirien“ auf mehreren öffentlich-rechtlichen Sendern gelaufen, hat bei diversen Wellenchefs für Aufsehen gesorgt und ist beim Prix Europa eingereicht.
Text und Musikbearbeitung: Rafael Jové
Regie: Ulrich Gerhardt
Ton und Sounddesign: Mario Weise
Es sprechen: Rafael Jové (Hagen Pollaschek), Saskia Rienth (Christin Bartholdy), Mareike Maage (Gesine Petereit), Stefanie Rösner (Babsi), Xenia Noetzelmann (Püppi), Jeanne Devos (Petra), Maria Antonia Schmidt (Station Voice 1), Andreas Feddersen (Station Voice 2)
Der Hörspieltext ist entstanden im Rahmen der Module „Skriptentwicklung für den Hörfunk“ (Mareike Maage) und „Regie-Produktion“ (Prof. Nathalie Singer, Andreas Feddersen, Mario Weise) am „Experimentellen Radio“ der Bauhaus-Universität Weimar 2011.
(Argentinisch)
José Eduardo Mataloni, geboren 1965 in Córdoba, Argentinien, Klangkünstler und Komponist von elektroakustischer Musik. Komponiert auch für Tanz, Theater, Performances und Klanginstallationen. Hat zeitweise in Deutschland gelebt, inzwischen in Spanien.
Die Arcana, die Bildkarten des Tarot, inspirierten José Mataloni bereits zu einer ersten Komposition („Die Arcana“, DLR Berlin 2002). Nun greift er erneut das Motiv des vom Zufall bestimmten Kartenlegens musikalisch auf und befragt dabei die Arcana als Quelle der Weissagung. Neun weitere Bildkarten werden gelegt, neun akustische Symbole können vom Hörer frei gedeutet werden: Der Teufel, der Tod, das Schicksalsrad, der Turm, die Mäßigkeit, die Gerechtigkeit, das Gericht, die Kraft und der Aufgehängte. „Der Kartengeber ist imaginär und sät so den Samen für das subjektive Empfinden des Hörers ebenso wie das des Komponisten –so dass sich ein Dialog zwischen beiden entwickeln kann.“ (J. Mataloni)
(Deutsch)
Frieder Butzmann, geboren 1954 in Konstanz, ist Komponist, Musiker, Klang- und Performancekünstler sowie Autor für Feature und Hörspiel. Lebt in Berlin. Er sammelt Töne, Musiken, Geräusche und Eindrücke, weiß aber meistens nicht, ob er daraus Musikstücke, Filmmusiken, Vorträge, Hörspiele oder ganze Opern machen soll. Er spreizt, kürzt und transponiert unermüdlich analoge und digitale Tonaufnahmen bis zur Unkenntlichkeit.
Im Spunkkrachlexikon von und mit Frieder Butzmann geht es wie in jedem Lexikon um harte Fakten – nur vergnüglicher: Lediglich durch die Abfolge der Buchstaben (Z-A) geordnet, werden Informationen zum Thema Hören gegeben. Unter Stichworten wie „Zirbeldrüse“, „Yeah, Yeah, Yeah“, „Ohrensausen“, „Maulwurf“, „Geräusch“, „fühlen“, „dröhnen“ kann man bei Frieder Butzmann nachschlagen bzw. anhören, was er damit assoziiert. Wer will, erfährt Dinge über akustische Täuschungen, die ICE-Chemotoilette, den Urknall oder Erkenntnisse über musikalische Quantensprünge, Harmonien und Kakophonien. Ab Sendedatum wird das Spunkkrachlexikon ins „www“ gestellt und ist dann Buchstabe für Buchstabe auf der DLR-Internetseite im Real-Audio-Format abrufbar.
( )
VETTER, Michael
(Deutsch)
Michael Vetter, 1943 geboren, studierte Theologie und Musik. Er ist ein Meister des Obertongesangs. Ihm geht es mit Hilfe der verschiedensten Medien (Sprache, Malerei, Fotografie, Theater, Musik) um die Realisierung dessen, was er "Transverbal" nennt: Sprache ist Bewegung ist Musik.
Nach dreizehn Jahre weitgehend als Zenmönch in Japan lebt er heute die meiste Zeit zurückgezogen malend, schreibend und gärtnernd inmitten seines Olivenhaines auf dem Monte Amiata, wo er 1991 die Accademia Capraia gründete, eine nach seinen Konzepten arbeitende "Schule der Lebenskunst".
„Soto Voce“ spielt mit dem Namen des südamerikanischen Bildhauers Soto. Soto hat in der Toscana eine riesige Klangröhren-Skulptur geschaffen, die dort im Freien auf einer kleinen Anhöhe steht. Michael Vetter und seine Kollegin Natascha Nikprelevic haben ihre Stimmen improvisatorisch mit den vom Wind erzeugten Klängen der Skulptur verbunden und so ein Stück aus Klängen der Röhrenskulptur, Stimmen und den Naturklängen der toscanischen Landschaft komponiert.
Die Oberton-Improvisation „De Profundis“ lässt die Stimmen der beiden Künstler in einer alten Zisterne erklingen, die in Rocca, ebenfalls in der Toscana, zu finden ist.
(Amerikanisch)
Das amerikanische Künstlerkollektiv Negativland besteht seit 1980. In Verbindung mit eigenem Material verwenden sie Zitate aus der Massenkultur und kreiieren so Kunstwerke, Bücher, Aufnahmen, CD's, Film und live Performances, die die originäre Aussage der rearrangierten Materialen verändern. Diese Arbeitsweise nennen sie „Cultural Jamming“ (ein Begriff, den sie selbst prägten) oder „Cultural archeology“.
Ein Livekonzert, das die Band am 15. März 2003 bei der Sonic Arts Lounge während des Maerzmusikfestivals in Berlin gab, eine Koproduktion von den Berliner Festspielen und Deutschlandradio Kultur Der Umgang und das Spiel mit vorhandenem Material, die freie Weiterverarbeitung von Tönen, Worten, Klängen und Bildern stehen im Zentrum der Auftritte und CD- Projekte der Band Negativland aus San Francisco (USA). Negativland arbeitet gefundene Fragmente von bereits publizierter Musik in ihre Kompositionen ein und wird für diese Methode von Urheberrechtsvertretern verteufelt, von Gleichgesinnten zu Helden erklärt. NEGATIVLAND „klaut“ zwar anderer Leute Musik, baut sie aber zu etwas um, was der Gruppe als ehrlichere Aussage erscheint. NEGATIVLAND vertritt die Einstellung, dass die Weigerung, im traditionellen Sinne originell zu sein, in der Welt des Warenkapitalismus die einzige Möglichkeit ist, Kunst mit Tiefgang zu machen.
(Deutsch)
Daniel Velasco, geboren 1958, Tonmeister für Neue Musik, Audio-Art-Stücke, Komposition für Film und Fernsehen. „Der Humboldt Effekt“ war seine erste Komposition.
Der Wissenschaftler, Naturforscher und Weltreisende Alexander von Humboldt steht im Mittelpunkt dieser Komposition von Daniel Velasco. Vor 200 Jahren reiste Humboldt nach Kuba und ging dort - ganz im Sinne seiner fachübergreifenden Wissenschaft - auf die Suche nach Erkenntnissen über die Natur und den Menschen. Viele seiner Erlebnisse und Gedanken hat er aufgeschrieben. In Velascos Komposition erscheinen akustische Bilder aus Havanna, Trinidad und aus dem Nationalpark Alejandro de Humboldt: Orte, die Humboldt Anfang des 19. Jahrhunderts besucht und an denen er geforscht hatte, sind hier „hörbar“ gemacht. Die Texte aus den Reisetagebüchern Humboldts werden in vier Sprachen zitiert und bilden den musikalischen Kontrapunkt zu der reichen und vielfältigen Klanglandschaft Kubas.
(Deutsch)
Götz Naleppa, 1943 geboren, Regisseur, Medienkünstler, Übersetzer und Autor, war bis Dezember 2008 Redakteur für Klangkunst bei Deutschlandradio Kultur. Weit über 100 Hörspielinszenierungen, Arbeiten für Theater und Oper. Eigene Klangkunstarbeit seit 1983. Zahlreiche Preise für Hörspielinszenierungen (Prix Europa, Prix Marulic,"Gold Award" des New York Festivals 2008, Prix Italia 2009 u.a.).
SCHAFFNER, Gabi
(Deutsch)
Gabi Schaffner (aka raw-audio), geboren 1965, Lebt und arbeitet zwischen Frankfurt und Berlin, Helsinki und Lobo, Texas. Tätig als Schriftstellerin, Foto- und Audiografin. Studium der deutschen und amerikanischen Literatur sowie der Ethnographie und visuellen Kommunikation.
Aufnahmen von Schneemusik sind selten; noch seltener werden sie einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Drei Jahre haben die Hamburger Künstlerin Gabi Schaffner und die finnische Musikanthropologin Sisukas Poronainen Material in Finnland und Lappland gesammelt. In unserer Sendung stellt Gabi Schaffner nun einige ihrer schönsten Beiträge finnischer „Lumimusikki“ vor: Feldaufnahmen aus Nordkarelien und Lappland mischen sich mit modernen Stücken aus Helsinki, Turku und Tampere. Denn eine neue Generation von Musikern hat sich der Aufgabe verschrieben, die älteren Traditionen des Rituals und der Wortmagie neu zu interpretieren. Das Wirkungsfeld der Schneemusik wächst mit dem steigenden Bedürfnis nach einer musikalischen Identität, die das poetische Universum des Schnees mit einschließt.
Aus einer alten DDR-Struwwelpeter-Schallplatte remixed der Autor elektronische Tanzmusik für den Club. Dadurch überführt er die moralischen Statements des Originals in einen zeitgenössischen Kontext und verpasst ihnen eine positive Konnotation.
01. Der repetetive Struwwelpeter (9:23)
02. Die dicke Angelika (3:05)
03. Der kaputte Siegfried (4:30)
04. Der fernwehverrückte Frank (6:34)
05. Outro - Die underzogene Luise (1:09)
Remix der Struwwelpeter LP von Heinrich Hoffmann & Siegfried Köhler (Litera 1973)
Realisation: Ludwig Völker
Eine Produktion des Experimentellen Radios 2010
Entstanden als Bachelorarbeit im Jahr 2010 unter der Leitung von Prof. Nathalie Singer und Mario Weise.
(Indien)
Sandeep Bhagwati, 1963 in Indien geboren, klassisch ausgebildeter Komponist und Entwickler computergestützter Bühnenprojekt. Er lebt und arbeitet in Montreal und Québec in Kanada.
1958 stolpern zwei Inder in ein Konzert der Darmstadter Ferienkurse. Einen der beiden wird die elektronische Musik fortan nicht mehr loslassen. Zurück in Indien, kauft er sich Oszillatoren und Filter, der Freund leiht ihm seinen Kassettenrecorder. Unter dem Namen Dhvanivala (Händler oder Spezialist der Klänge) bespielt er zahlreiche Bänder. Seine Stücke bestehen
aus Feldaufnahmen und elektronischen Sounds, er nennt sie Sutras (Formeln).
Als er 1967 spurlos verschwindet, bleibt nur ein Karton mit Kassetten bei seinem alten Freund zurück. Dann gehen auch diese Aufnahmen verloren. In der Intellektuellenszene Indiens gilt der Klangkunst-Pionier Dhvanivala heute als mythische Figur. Der Sohn seines Freundes, inzwischen selbst Komponist, macht sich auf die Suche nach den verlorenen Sutras.
Besetzung:Ingo Hülsmann (Erzähler), Judith Engel (Wissenschaftlerin), Meriam Abbas (Sutras), Fabian
Raabe (Sutras), Olaf Oelstrom (Ranjit Hoskote)
(Deutsch)
Thomas Gerwin, geboren 1955, ist Komponist und Klangkünstler, mit Schwerpunkt Radiokomposition und Klanginstallation. Er beschäftigt sich mit akustischer Ökologie. Mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Karl-Sczuka-Förderpreis 1999. Seit 2001 Vorsitzender der "Gesellschaft für multisensoriale Kunst" (IfmK). Seit 2004 Gründer und Leiter des Internationalen Klangkunstfestes Berlin.
Dieses Hörstück handelt von den Vier Elementen, ihrem Wesen, ihrem äußeren und inneren Klang und ihrer archaischen Kraft zur Verwandlung. Seit den Vorsokratikern haben sich Philosophen mit der Elementenlehre beschäftigt, meist vom „Einen“, vom Urstoff hergeleitet, der sich differenziert in Erde, Feuer, Wasser, Luft. Ihre spezifische Zusammensetzung macht die Form aller Wesen und Dinge aus. Besonders die Alchemie nahm diese Lehren auf. Der Komponist Thomas Gerwin versucht auf diesen Grundlagen eine „Alchemie des Klanges“: Seine musikalischen Elemente entstehen aus einer Primärmaterie, die sich differenziert, ausbreitet und verwandelt. Sein Ziel: „das Erhabene im Alltäglichen, das Praktische im Prinzipiellen und das Spielerische im Wichtigen zu erkennen.“
(Deutschland)
Für die in München ansässige Formation 48nord (Ulrich Müller, Siegfried Rössert) ist die Kombination von Elektronik und akustischen Instrumenten und Komposition und Improvisation prägend, wobei der Einsatz neuer Technologien eine entscheidende Rolle spielt. Ulrich Müller und Siegfried Rössert erhielten für ihre Arbeit das Stipendium für Musik und Neue Medien sowie das Stipendium für Musik im öffentlichen Raum (beide von der Stadt München vergeben).
2013 ist Patrick Schimanski (Komposition, Schlagzeug und Stimme) als
weiteres Mitglied zu 48nord gestoßen. Mit ihm gemeinsam realisiert
48nord Konzerte und Hörspielproduktionen.
SCHIMANSKI, Patrick
(Deutschland)
Für die in München ansässige Formation 48nord (Ulrich Müller, Siegfried Rössert) ist die Kombination von Elektronik und akustischen Instrumenten und Komposition und Improvisation prägend, wobei der Einsatz neuer Technologien eine entscheidende Rolle spielt. Ulrich Müller und Siegfried Rössert erhielten für ihre Arbeit das Stipendium für Musik und Neue Medien sowie das Stipendium für Musik im öffentlichen Raum (beide von der Stadt München vergeben).
2013 ist Patrick Schimanski (Komposition, Schlagzeug und Stimme) als
weiteres Mitglied zu 48nord gestoßen. Mit ihm gemeinsam realisiert
48nord Konzerte und Hörspielproduktionen.
MÜLLER, Ulrich
(Deutsch)
Für die in München ansässige Formation 48nord (Ulrich Müller, Siegfried Rössert) ist die Kombination von Elektronik und akustischen Instrumenten und Komposition und Improvisation prägend, wobei der Einsatz neuer Technologien eine entscheidende Rolle spielt. Ulrich Müller und Siegfried Rössert erhielten für ihre Arbeit das Stipendium für Musik und Neue Medien sowie das Stipendium für Musik im öffentlichen Raum (beide von der Stadt München vergeben).
RÖSSERT, Siegfried
(Deutsch)
Für die in München ansässige Formation 48nord (Ulrich Müller, Siegfried Rössert) ist die Kombination von Elektronik und akustischen Instrumenten und Komposition und Improvisation prägend, wobei der Einsatz neuer Technologien eine entscheidende Rolle spielt. Ulrich Müller und Siegfried Rössert erhielten für ihre Arbeit das Stipendium für Musik und Neue Medien sowie das Stipendium für Musik im öffentlichen Raum (beide von der Stadt München vergeben).
Klang braucht Raum, um sich zu entfalten. Das Künstlerkollektiv 48nord startet eine akustische Reflexion über die realen und imaginären Resonanzräume unserer Gesellschaft: Utopien, Dystopien, Heterotopien. Während im Hintergrund die ersten Ufos landen, betreten wir Michel Foucaults Theoriegebäude und flanieren durch Andrei Tarkowskis Zone. Im Zentrum die dialektische Verschränkung von Innen und Außen: Klangzustände im Neben- und Übereinander. Ausklingen. Einschwingen.
"Das ist der stillste Platz der Welt. Sie werden es noch selber sehen. Hier ist es so schön. Hier, hier ist ja niemand." (Arkadi und Boris Strugatzki).
Mit Zitaten aus:
„Picknick am Wegesrand“ von Arkadij und Boris Strugatzki
„Stalker“ von Andrei Tarkowski
„Andere Räume“ von Michel Foucault
„Größerer Versuch über den Schmutz“ von Christian Enzensberger
(Argentinisch)
José Eduardo Mataloni, geboren 1965 in Córdoba, Argentinien, Klangkünstler und Komponist von elektroakustischer Musik. Komponiert auch für Tanz, Theater, Performances und Klanginstallationen. Hat zeitweise in Deutschland gelebt, inzwischen in Spanien.
Die Arkana, die Bildkarten im Kartenspiel Tarot, dienen als Quelle der Inspiration und können auf spielerische Weise Anregungen in der Lebensführung geben. Der „Gaukler“ steht für Inspiration, die „Päpstin“ für das Wissen, der „Kaiser“ für die Philosophie, die „Kaiserin“ für Magie, der „Papst“ für die Idee der göttlichen Inkarnation im Menschen, der „Verliebte“ für die Versuchung, der „Wagen“ für den Triumph über die Versuchung... Jedes Arkanum gilt im Tarot als universell gültiger psychologisch-spiritueller Archetyp. Die Komposition von José Mataloni skizziert den Weg einer „Initiation in die Magie“. „Ich nehme in diesem Klangstück die Haltung der Hermetischen Philosophen ein, die für alle Gedanken und Religionen offen sind, um sie zu einem Ganzen verbinden zu können.“ (J. Mataloni)
(Deutsch)
Marcus Gammel, geboren 1975 in Bremen, studierte Musikwissenschaft, Literatur und Philosophie in Berlin, Paris und New York. Freie Arbeiten als Radiomacher, Dramaturg und Musikjournalist. Seit 2009 betreut er den Klangkunst-Sendeplatz von Deutschlandradio Kultur. Prix Phonurgia Nova 2005 für "Europas Wahn" (mit Viktoria Tkaczyk).
GRÖNING, Philip
(Deutsch)
Philip Gröning, geboren 1959 in Düsseldorf, arbeitet seit 1982 als Filmemacher. Bei all seinen Filmen zeichnet er – Einzelgänger in der deutschen Filmlandschaft - verantwortlich für Regie, Buch, Schnitt und Teile der Kameraarbeit. Seine Filme wurden vielfach ausgezeichnet.
„Die große Stille“ ist ein Film über die „Grande Chartreuse“, das Mutterkloster des legendären Schweigeordens der Karthäuser. 19 Jahre nach der ersten Begegnung des Regisseurs Philip Gröning mit dem Prior des Klosters schuf er den ersten Film, der jemals über das Leben hinter den Klostermauern gedreht werden durfte. Eine strenge, fast stumme Meditation über das Klosterleben in seiner reinsten Form. Keine Musik, keine Interviews, keine Kommentare, kein zusätzliches Material. Nur der Lauf der Zeit, der Wechsel der Jahreszeiten und das immer wiederkehrende Element des Tages: das Gebet. In dieser wortlosen Stille wird jedes Geräusch wesentlich. Deshalb hat der Regisseur im Auftrag von Deutschlandradio eine Radiofassung der Soundtracks hergestellt: Stille hören.
( )
GREHN, Kai
(Deutsch)
Kai Grehn, geboren 1969 in Grevesmühlen, studierte Theaterregie und Kulturwissenschaften in Berlin, gründete das Theater »fleur du mal«, schrieb Theater- und Hörstücke; Performance-Projekte mit der Rockgruppe SANDOW.
„Wenn die Pforten der Wahrnehmung erst gereinigt wären, den Menschen würde alles erscheinen wie es ist - unendlich“. Der englische Dichter William Blake versuchte in seinen prophetischen Texten, die existentiellen Gegensätze Gut und Böse als lebensnotwendige Antagonismen zu beschreiben. Das 20. Jahrhundert nähert sich den Blakeschen Schriften auf musikalische Art, wie Allen Ginsberg beschwört: „Jetzt hoffe ich, daß die musikalische Artikulation von Blakes Lyrik vom elektronisch illuminierten demokratischen Ort der Rockpopmusikmassenmedien erhört und einen ewigen Lyrikstandard setzten wird“ GREHN, Kai (Autor und Regie) nach einem Text von William Blake, Sandow (Musik)
(Schwedisch)
Hanna Hartman, geboren in Schweden, lebt und arbeitet in Berlin. Studium der Theater- und Literaturwissenschaft an den Universitäten Uppsala und Stockholm, sowie Radio und Interactive Media am DI und Elektroakustische Musik am EMS in Stockholm.
Die Autorin ist mit dem Zug von Berlin aus nach Rumänien gefahren. Eine Woche war sie unterwegs. Auf ihrer Route passierte sie die Bahnhöfe Prag und Budapest, Bukarest war die letzte Station. Hanna Hartman hat mit dem Mikrophon diese drei Bahnhöfe belauscht. Es gibt Ähnliches, doch hat jeder Bahnhof auch seinen eigenen Klang. Im Feature treffen sich über Grenzen und Kilometer hinweg diese drei Bahnhöfe akustisch in einem Raum, den die Autorin für sie komponiert hat. Das Feature ist eine Geräusch-Collage für Reisende und Wartende.
(Deutsch)
Thomas Köner, geboren 1965, ist Medien- und Klangkünstler, erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. „New Media Prize 2000“ (Montreal), „NORMAN Preis 2004“ (Stuttgart), Deutscher Klangkunstpreis 2004 (WDR), „Goldene Nica“ bei der Ars Electronica 2004, Transmediale.05 Award, International Media Art Festival, Berlin 2005 und war Artist in Residence der Villa Aurora, Los Angeles 2006.
Meister Eckhart gilt als wichtigster Vertreter der deutschen Mystik. Er sprach von der Verneinung der Verneinung, lehrte ein Hören ohne Ohren, ein Sehen ohne Augen, ein Sprechen ohne Laut. Seine Räume waren unendlich groß und mikroskopisch klein, seine Orte still.
Das Hörstück "Die stille Wüste - Meister Eckhart" gleicht einem Rezitativ: Ein Kind im Lesealter versucht die Eckhartschen Zeilen zu entziffern. Gleichzeitig interpretiert der Klangkünstler Thomas Köner den stellenweise obskuren Text als Kompositionsstrategie: Wie unterscheiden sich Klangfarben in einem Panorama, in dem alles Schatten ist und Nacht? Welche Tempi hat ein Fluss ohne Fließen?
(Deutsch)
Hermann Bohlen, geboren 1963 in Celle, lebt in Berlin. Autor und Produzent von Hörspielen.
BUTZMANN, Frieder
(Deutsch)
Frieder Butzmann, geboren 1954 in Konstanz, ist Komponist, Musiker, Klang- und Performancekünstler sowie Autor für Feature und Hörspiel. Lebt in Berlin. Er sammelt Töne, Musiken, Geräusche und Eindrücke, weiß aber meistens nicht, ob er daraus Musikstücke, Filmmusiken, Vorträge, Hörspiele oder ganze Opern machen soll. Er spreizt, kürzt und transponiert unermüdlich analoge und digitale Tonaufnahmen bis zur Unkenntlichkeit.
Bernhard und Ferdinand, zwei Hundekenner, haben festgestellt, dass ein Hund auf chinesisch nicht "wauwau", sondern "wangwang" macht. Andächtig lauschen Bernhard und Ferdinand den Kötern, aber auch Jochen, einem Postboten, der die unglaubliche Eintönigkeit seines Lebens mit 15 verschiedenen Arten zu bellen kompensiert.Auf der Suche nach grundsätzlicher Klärung des Problems zeigen beide Hundekenner echten Forschergeist. Sie stürmen die wissenschaftlichen Institute und fordern exakte Auskünfte. Gezogen werden alle Register im Bereich hohen und tiefen Gebells. Die Dialoge sind durchflochten mit Zeichen und Tönen der Hundesprache. Es entstehen aberwitzige musikalische Strukturen tierischer Lautmalerei.
(Italienisch)
Nicola Sani, 1961 in Ferrara geboren, ist Komponist, Regisseur von Opern und Tanztheaterprojekten, außerdem Musikredakteur und Autor. Er lebt in Rom.
In zahlreichen seiner Stücke kombiniert er elektronische und traditionelle Instrumente miteinander. Zusammenarbeit mit Michelangelo Antonioni, Nam June Paik, und Fabrizio Plessi. Auszeichnung 1990 mit dem Prix Ars Electronica-Golden Nica für den Video-Film Footprint (mit Mario Sasso).
Diotima, die Frauenfigur aus Hölderlins „Hyperion“, und Eurydike, die Gattin des mythischen Orpheus, stehen in diesem Stück für die Beziehungskrise von Mann und Frau. In beiden Erzählungen ziehen es die männlichen Helden vor, eher um die toten Frauen zu trauern als liebevoll mit ihnen zu leben. Zitate von Platon, Rilke oder Eliot sowie eine freie Adaption von Ingmar Bergmans „Szenen einer Ehe“ vervollständigen die Textschicht dieses Stücks. Dennoch steht die Musik im Mittelpunkt: Flöte, E-Gitarre und Laute sind Protagonisten - wie die drei menschlichen Stimmen. „Gemeinsam interpretieren Instrumente, Stimmen und elektronisches Material die Klanghandlung eines irrealen, halluzinierenden Szenariums.“
(Schweizerisch)
Bernadette Johnson wurde 1955 in St. Gallen geboren und lebt und arbeitet heute in Basel. Als Autodidaktin produziert sie seit 1980 Soundscapes und Klangarbeiten für Radio und andere Hörräume. Bernadette Johnson wurde 2007 für ihre Autorenproduktion „3 akustische Gedichte“ mit dem Karl-Sczuka- Förderpreis ausgezeichnet. Sie erhielt weitere Auszeichnungen wie z. B. den Prix Phonurgia Nova.
Drehungen und Windungen (CD1, Track 1) – 00:06:44
Segeln mit Schubert (CD1, Track 2) – 00:04:21
Die Kammer des Kranken (CD1, Track 3) – 00:08:52
Corpo libero (CD2, Track 2) – 00:09:41
Body in Music (CD2, Track 3) – 00:11:04
Le bonheur / Glück – 00:07:44
Die Schweizer Komponistin Bernadette Johnson ist eine Meisterin der kleinen Form, die sie „akustische Gedichte“ nennt - assoziative Klanggebilde aus Geräuschen, Instrumentalklängen und Sprachelementen.
Ziel ist, mit minimalen Mitteln bestimmte flüchtige Stimmungen entstehen zu lassen.
Wörtlich sagt sie: „In meinen akustischen Arbeiten interessiert es mich, andere Schichten der Wirklichkeit, das Imaginäre zu finden, die Ambivalenz einer Stimmung. Wenn Alltägliches überraschend miteinander verknüpft wird, kann für Augenblicke etwas Geheimnisvolles anklingen.“
Die Sendung verbindet eine Auswahl von akustischen Miniaturen der Komponistin.
(Deutsch)
Werner Cee, geboren 1953, lebt in Allendorf bei Gießen und arbeitet als Klangkünstler und Komponist. Zahlreiche Preise auf internationalen Festivals, zuletzt den Prix Italia 2010 für "Featuring Schuberts Winterreise". „Maschinerie der Polarlandschaft“ erhielt eine lobende Erwähnung beim »Palmarès« in Bourges 2005.
Im Jahre 1816, nach dem Ausbruch eines indonesischen Vulkans, verschleierte trockener Nebel den Himmel über weiten Teilen Europas und schirmte die Sonneneinstrahlung ab. Auch literarisch hatte die eingetrübte Atmosphäre Folgen, und inspirierte Lord Byron zu seinem berühmten Gedicht ›Darkness‹. Heute dienen die Erfahrungen aus diesem ›Jahr ohne Sommer‹ Vertretern des Geoengineering als Vorbild, wenn sie daran denken, die Atmosphäre mithilfe eines künstlichen Vulkanausbruchs abzukühlen.
›Dry Haze‹ (Teil II des Triptychons „Das Anthropozän“) ist der Soundtrack zu dieser abgeschatteten Welt.
I had a dream, which was not all a dream.
The bright sun was extinguish’d, and the stars
Did wander darkling in the eternal space,
Rayless, and pathless, and the icy earth
Swung blind and blackening in the moonless air.
(Lord Byron)
Mitwirkende: Rachel Unthank, Becky Unthank, Adrian McNally, Neville Tranter
E-Gitarre: Alf Terje Hana
E-Chin: Werner Cee
(Deutsch)
Rüdiger Carl (Stimme, Akkordeon), geboren 1944 in Ostpreußen, einer der wichtigsten aus dem europäischen Free Jazz hervorgegangenen Musiker. Außerdem ist er Improvisationskünstler und Komponist.
JOHANSSON, Sven Åke
(Schwedisch)
Sven-Åke Johansson (Stimme, Perkussion), geb. 1943 in Mariestad (Schweden) lebt seit 1968 in Berlin. Komponist und Musiker, Poet und bildender Künstler, Autor und Initiator verschiedener Musikproduktionen.
Sonic Arts Lounge revisited 1
Dschungelmusik mit Perkussion und Gesang
von Sven Åke Johansson und Rüdiger Carl
(Deutsch)
Andreas Fervers, geboren 1957, Komponist und Musiker, lebt in der Nähe von Freiburg/Breisgau. Preisträger verschiedener internationaler Kompositionswettbewerbe. Seit 1989 auch Arbeiten für den Rundfunk.
WATERHOUSE, Peter
(Österreichisch)
Peter Waterhouse, geboren am 24. März 1956 in Berlin, ist ein österreichischer Schriftsteller.
Die „E 71“ ist eine Straße durch zerstörtes Grenzgebiet. Der gleichnamige Gedichtband von Peter Waterhouse ist ein Dokument der Rat- und Sprachlosigkeit angesichts der Verwüstungen, die der Krieg um das lange belagerte Bihac im ehemaligen Jugoslawien angerichtet hat. Der Text ist von Pausen geprägt, die mehr als Worte vom Schrecken sprechen. Andreas Fervers vollzieht diesen spröden Schriftraum musikalisch nach. In seinem Klangraum agieren drei Sprecher und eine große Trommel fragmentarisch, unterbrochen und immer - einzeln. Weder Dialoge oder Kommentare, noch polyphone Strukturen können entstehen, wo menschliches Leben der Vergangenheit angehört.
(Niederländisch)
Thomas Ankersmit, geboren 1979 in Leiden, Saxofonist und Klangkünstler, lebt in Berlin.
TRICOLI, Valerio
(Italienisch)
Valerio Tricoli, geboren 1977 in Palermo, Komponist und Klangkünstler, lebt in Berlin.
Unter dem Namen ›Echelon‹ betreibt die amerikanische ›National Security Agency‹ seit Jahrzehnten ein weltweites Abhörnetzwerk. Dessen Antennen und Sensoren sind in der Regel unter großen weißen Kuppeln verborgen. Thomas Ankersmit und Valerio Tricoli begeben sich in den stillgelegten Lauschkomplex auf dem Teufelsberg am Rande von Berlin und spielen mit den metaphorischen und akustischen Resonanzen:
»Das Radargebäude der Spionage-Anlage im Grunewald ist das faszinierendste akustische Umfeld, in dem ich jemals gewesen bin. Die Kuppel besteht aus Fiberglas-Sechsecken, der Boden aus Beton. Dadurch entsteht ein spektakulärer Nachhall, sowie ein komplexes Arrangement aus stark gerichteten Echos. Der Ort wird zu einem realen Wesen, das unmittelbar auf musikalische Reize reagiert.« (Thomas Ankersmit)
(Deutsch)
Marc Weiser (Rechenzentrum), geboren 1967 in Düsseldorf, ist Medienkünstler.
1999: Gründung des internationalen Festivals für elektronische Musik und neue Medien: Club Transmediale, Berlin
1997 – 2009: Gründung des Audio / Video – Duos Rechenzentrum. 2003: Einstieg beim internationalen Ensemble für zeitgenössische Musik Zeitkratzer.
Marc und Nicolas Weiser experimentierten gemeinsam mit neuen ästhetischen Praktiken innerhalb der Liturgie in der Canisius–Kirche in Berlin-Charlottenburg.
WEISER, Nicolas T.
(Deutsch)
Nicolas T. Weiser, geboren 1968 in Düsseldorf, ist Ex-Jesuit und Kunst-Theologe. Er ist Mitglied des Berliner Laptoporchesters.
Marc und Nicolas Weiser experimentierten gemeinsam mit neuen ästhetischen Praktiken innerhalb der Liturgie in der Canisius–Kirche in Berlin-Charlottenburg.
Angelehnt an Martin Bubers Anthologie mystischer Schriften entwerfen die Brüder Marc und Nicolas T. Weiser eine akustische Liturgie. Innere Zustände werden wie durch eine Membran nach außen übertragen und zu assoziativen Klangräumen verdichtet.„Der Begriff der Mystik wird oft erklärt mit dem Verweis auf das griechische Wort ‚myein’, was soviel bedeutet wie die Augen und Ohren zu schließen. Wir versuchen uns dem Thema des Unhörbaren zu nähern, versuchen das zum Klingen zu bringen, was sich streng genommen nicht hörbar machen lässt. Dabei geht es um die Anwesenheit des Abwesenden, um die Stille im Klang selbst. Im Moment des Hörens einer Melodie ist sie schon vergangen. Jeder Ton bzw. jedes Geräusch besitzt diese transitorische Qualität, die Eigenschaft des Überganges.“ (Weiser)
(Lithauisch)
Arturas Bumšteinas, geboren 1982 in Vilnius, lebt als Komponist und Medienkünstler in Vilnius und Warschau.
1913 veröffentlichte Luigi Russolo das futuristische Manifest ›L'arte dei rumori‹ (›Die Kunst der Geräusche‹). Darin proklamierte er das Zeitalter der Geräusch-Töne: Die Maschine hat »eine solche Vielfalt und einen solchen Wettstreit von Geräuschen geschaffen, dass der reine Ton in seiner Kargheit und Monotonie keine Gefühlsregungen mehr hervorruft«.
100 Jahre später begibt sich der litauische Komponist Arturas Bumšteinas auf die Suche nach den Vorzeichen des Futurismus. Fündig wird er im Barock, wo Schallautomaten Einzug ins Theater hielten, René Descartes den menschlichen Körper zur Maschine erklärte, und die temperierte Stimmung noch nicht allein über das Tonsystem herrschte.
Bumšteinas verbindet Aufnahmen alter Theatermaschinen mit Klängen von Cembalo und präpariertem Cembalo:
Affektgeladene Barockmusik trifft futuristische Effektgeräusche.
(Spanisch)
GIOMI, Francesco
(Italienisch)
Italienischer Komponist und Klangvorführer. Interessiert sich vor allem für elektronische live Musik und akousmatische Musik.
katrinem
(Deutsch)
katrinem, geboren 1969 in Augsburg, lebt und arbeitet in Berlin (studio) und Linz.
Sie studierte Violine/Viola an der Musikhochschule Köln und am Kärntner Landeskonservatorium. Bis 1998 war sie Mitglied des Kärntner Symphonieorchesters. Bereits während des Studiums interessierte sie sich besonders für verschiedenste Formen zeitgenössischer Musik und Performancekunst. Sie arbeitete an zahlreichen Performances (vorwiegend spartenübergreifend) in unterschiedlichen Konstellationen mit Ensembles und Künstlern. Von 1998 bis 2005 Tätigkeit im Bereich des Kulturmanagements u.a. als Producer des Festivals Ars Electronica in Linz, Österreich. Zuletzt absolvierte sie ein Masterstudium für Komposition an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz. Mit dem Thema go your gait! ist seit 2004 bereits eine Reihe von Projekten entstanden, die sich mit den Abdrücken unserer Gangbilder im öffentlichen Raum beschäftigt.
Neben eigenen Arbeiten Zusammenarbeit mit Bruce Odland, Sam Auinger (seit 2007) und Penelope Wehrli (seit 2008).
KORABIEWSKI, Konrad
(Dänisch)
Konrad Korabiewski wurde geboren 1978. Der Autodidakt ist audiovisueller Künstler und Performer. Ursprünglich kommt er aus Polen, seit 1991 lebt er jedoch in Dänemark. Auch in seiner Musik überschreitet er Grenzen, indem er elektroakustische Kompositionen mit Soundinstallationen und Experimenten mit klassischen Instrumenten und anderen Klangerzeugern mischt. Seine Werke reichen von audiovisuellen Opernvariationen zu experimentellen Multimedia Projekten, Konzerten und Installationen.
LA COSA PREZIOSA
(Italienisch)
La Cosa Preziosa (mit bürgerlichem Namen Susanna Caprara) ist eine italienische Klangkünstlerin. Sie lebt in Dublin, Irland. Sie versucht Traumwelten hörnar zu machen, Klanglandschaften und experimentelle organische Tracks zu erschaffen, indem sie die Überschneidung von Field Recording und Theater untersucht.
MALESEVIC, Stefan
(Serbisch)
SOFTDAY
(Irisch)
Seit 1999 beschäftigt sich das Art-Science Duo Softday, bestehend aus dem Künstler Sean Taylor und dem Computer Wissenschaftler Mikael Fernström, mit Themen wie natürlichen Zeit-Zyklen, dem Klimawandel und seinen globalen Auswirkungen.
Beide Künstler interessieren sich für die Bruchstellen zwischen verschiedenen Medien und kreativen Genres wie "Expanded Theatre", Klangkunst, sozial engagierte Praxis, Skulptur, Musik, Tanz und angewandte neue Technologien.
NOISEAU, Etienne
(Französisch)
ÖZGÖNENC, Tamer Fahri
(Deutsch)
ŽELEZNY, Ladislav
(Tschechisch)
KÖNER, Thomas
(Deutsch)
Thomas Köner, geboren 1965, ist Medien- und Klangkünstler, erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. „New Media Prize 2000“ (Montreal), „NORMAN Preis 2004“ (Stuttgart), Deutscher Klangkunstpreis 2004 (WDR), „Goldene Nica“ bei der Ars Electronica 2004, Transmediale.05 Award, International Media Art Festival, Berlin 2005 und war Artist in Residence der Villa Aurora, Los Angeles 2006.
Wie klingt Dein Europa? Diese Frage richteten Deutschlandradio Kultur, das Goethe Institut Belgrad und das Institut für Musik und Akustik am ZKM Karlsruhe im vergangenen Jahr an angehende KlangkünstlerInnen von Gibraltar bis in den Ural. Als Antwort kamen über 180 Einsendungen aus 25 Ländern. Die zehn besten KünstlerInnen wurden zu einem Workshop ins Zentrum für Kunst- und Medientechnologie in Karlsruhe eingeladen. Dort konnten sie mit dem Medienkünstler Thomas Köner eine gemeinsame Vorstellung vom Klangpanorama Europas entwickeln. Am 22. Oktober wurde das Ergebnis in Karlsruhe uraufgeführt.
(Deutsch)
Dr. Viktoria Tkaczyk, geboren 1976 in Lindenberg (Allgäu) ist Assistant Professor für Arts and New Media an der Universität Amsterdam und forscht als Dilthey Fellow am Max Planck Institut für Wissenschaftsgeschichte Berlin. Sie studierte Theaterwissenschaft in München, Berlin und Madrid. Als Journalistin und Theaterkritikerin hat sie für zahlreiche deutsche Tageszeitungen gearbeitet.
GAMMEL, Marcus
(Deutsch)
Marcus Gammel, geboren 1975 in Bremen, studierte Musikwissenschaft, Literatur und Philosophie in Berlin, Paris und New York. Freie Arbeiten als Radiomacher, Dramaturg und Musikjournalist. Seit 2009 betreut er den Klangkunst-Sendeplatz von Deutschlandradio Kultur. Prix Phonurgia Nova 2005 für "Europas Wahn" (mit Viktoria Tkaczyk).
Prix Phonurgia Nova 2005
Welche Sprache spricht Europa? Um dieser Frage nachzugehen, versetzen die Autoren den Gründungsmythos des Kontinents in Schwingung. Sie lassen die Geschichte vom Raub der Europa durch Zeus in Stiergestalt von heutigen Europäerinnen erzählen: Eine Bäuerin aus dem Allgäu, eine französische Stierzüchterin und eine deutsche Schlachterin berichten über ihren Umgang mit Stieren. Und sie demonstrieren die archaisch-musikalischen Rufe, die seit jeher die Begegnung von Mensch und Tier begleiten. Aus diesen Klängen entsteht ein Hörstück zwischen Narration, Dokumentation und konkreter Musik.
(Deutsch)
Frieder Butzmann, geboren 1954 in Konstanz, ist Komponist, Musiker, Klang- und Performancekünstler sowie Autor für Feature und Hörspiel. Lebt in Berlin. Er sammelt Töne, Musiken, Geräusche und Eindrücke, weiß aber meistens nicht, ob er daraus Musikstücke, Filmmusiken, Vorträge, Hörspiele oder ganze Opern machen soll. Er spreizt, kürzt und transponiert unermüdlich analoge und digitale Tonaufnahmen bis zur Unkenntlichkeit.
RÖHRER, Wolfgang
(Deutsch)
Wolfgang Röhrer, 1942 in Freiburg geboren, seit 1965 in Berlin, studierte Philosophie und Medienwissenschaften. Hörspielautor, seit 1980 eigenständige Produktionen.
August Walla lebt im „Haus der Künstler“ der Landesnervenklinik Gugging bei Wien. Er ist weltbekannter Vertreter der „art brut“, der Kunst von sogenannten „Geisteskranken“. Doch für ihn und seine Verehrer reicht sein Geist weit über den uns bekannten Kosmos hinaus: so malt und beschreibt er das „Ewigkeitsendeland“, das nach dem Ende der Ewigkeit beginnt, aber schon jetzt durch „Wurmlöcher“ (wie die neuere theoretische Physik es nennt) mit unserem Weltall verbunden ist...RÖHRER, Wolfgang (Regie)BUTZMANN, Frieder (Komposition)
(Französisch)
Luc Ferrari, geboren 1929 in Frankreich, Komponist, Hörspiel- und Filmemacher. Berühmter Vertreter der französischen musique concrète. Er verband in vielen Arbeiten Elemente der Literatur mit elektroakustischer und instrumentaler Musik. Zahlreiche Auszeichnungen und Preise, darunter der Prix Italia 1987 und 1991.
Der Komponist Luc Ferrari unternimmt eine aleatorische Reise in den Südwesten der USA. Tag um Tag entfaltet sich die Route, Tag um Tag entstehen Begegnungen mit Klängen, mit Menschen, Tag um Tag wird das Leben aus Zufällen gewebt.„Dies ist weder eine Reportage noch eine Klanglandschaft, noch ein Hörspiel, noch ein elektroakustisches Werk, noch ein Porträt, noch ein Exposé von Aufnahmen aus der Wirklichkeit, noch... Es ist eine Komposition! Was mehr dazu sagen? Vielleicht, dass der Untertitel lauten könnte: Klangpoesie nach der Natur.“ (Luc Ferrari)
(Deutsch)
Michael Vetter, 1943 geboren, studierte Theologie und Musik. Er ist ein Meister des Obertongesangs. Ihm geht es mit Hilfe der verschiedensten Medien (Sprache, Malerei, Fotografie, Theater, Musik) um die Realisierung dessen, was er "Transverbal" nennt: Sprache ist Bewegung ist Musik.
Nach dreizehn Jahre weitgehend als Zenmönch in Japan lebt er heute die meiste Zeit zurückgezogen malend, schreibend und gärtnernd inmitten seines Olivenhaines auf dem Monte Amiata, wo er 1991 die Accademia Capraia gründete, eine nach seinen Konzepten arbeitende "Schule der Lebenskunst".
Faust, nach bewegenden und erschütternden Geschehnissen doch noch in den Himmel aufgenommen, versucht verzweifelt, seinen irdischen Lebenswandel zu rechtfertigen und versteht sein eigenes Wort nicht mehr. Nicht etwa wegen des lautstarken Gesangs der Engel, sondern wegen der Andersartigkeit der himmlischen Sprache. Dennoch lässt er seiner Rede und seiner „faustischen Lebendigkeit“ freien Lauf und vergisst sich in der Tiefe des Augenblicks, der sich als genau das herausstellt, wonach er in den ersten beiden Teilen der Tragödie J. W. von Goethes mühevoll gesucht hatte.Diese Komposition für Gong und Stimme entstand in der Arbeit zu „Die Gesetzestafeln“, einem Stück von 1999, das in Michael Vetters „Academia Capraia“ produziert wurde.
(Englisch)
Peter Cusack, geboren 1948, lebt in London als Radiomacher, Musiker und Dozent. Arbeiten zur Wirkung von Stimme, Ton, Klang und Musik im öffentlichen Raum.
VOJTECHOVSKY, Milos
(Tschechisch)
Miloš Vojtěchovský, geboren 1955 in Prag, lebt dort als freier Autor und Radiomacher, Kurator, Medientheoretiker. Mitbegründer freier Medienkunstprojekte.
"Was ist Ihr Lieblingsgeräusch in Prag? Und warum?" Diese Frage haben Bürgerinnen und Bürger der tschechischen Hauptstadt zwischen März und Oktober 2008 beantwortet, quer durch alle Altersgruppen und Schichten.Miloš Vojtěchovský und Peter Cusack haben Vorstädter und Großstädter, Schüler und Studenten, Kinder und Alte, Blinde und Sehende, Arbeiter und Politiker befragt. Aus Geräuschen und Interviews entstand eine vielstimmige Klang-Topografie des Prager Lebens. Das Stück entstand im Rahmen von "Zipp - deutsch-tschechische Kulturprojekte", einer Initiative der Kulturstiftung des Bundes.
(Italienisch)
Stefano Giannotti, geboren 1963 in Lucca, Toscana.
Seit 1989 Radiokompositionen und Hörstücke, die mit internationalen Preisen ausgezeichnet wurden.
Für "Geologica" erhielt er zum zweiten Mal den Karl-Sczuka-Preis des SWR (bereits 2002 für „Il tempo cambia“).
Matilde, das Baby, hat eine unruhige Nacht. Zwischen Wachen und Träumen eröffnen sich ihr drei Phantasiewelten.In ihrem ersten Wachtraum wird die Erde nur von einem Mann und einer Frau bewohnt. Sie müssen Vögel imitieren, um sich verständigen zu können, denn sie beherrschen keine Sprache. Es ist eine Welt ohne Worte.In ihrer zweiten Vision wird die Welt vom Mond aus belauscht: Man hört Stimmengewirr, Glocken, Kriegsgeschrei und Maschinen; elektronische Instrumente imitieren das Morsealphabet.Erneute Sprachlosigkeit herrscht in ihrem dritten Wachtraum. Nur vereinzelte Computerstimmen durchbrechen die Stille und verkünden: „Fine del messaggio“.
(Italien)
Lucia Ronchetti, 1963 in Rom geboren, Komponistin für elektroakustische Musik, war 2005 DAAD-Stipendiatin in Berlin. Ihr Werk reicht von Orchesterwerken, Kammermusik mit Live-Elektronik bis zu Vokalmusik und wurde mehrfach ausgezeichnet.
SORRENTO, Aureliana
(Italien)
Aureliana Sorrento, 1971 in Kalabrien geboren, Journalistin und Radiomacherin.
Das Leben von Giuseppe Impastato war kurz. 1948 in eine sizilianische Mafiafamilie geboren, wandte er sich schon als Jugendlicher gegen die Cosa Nostra. Er propagierte den Kommunismus, organisierte Bauernproteste, schrieb Gedichte. 1976 gründete er den freien Sender ›Radio Aut‹ und persiflierte dort die Mafiabosse seiner Heimatstadt Cinisi. 1978 wurde er ermordet.
Collage aus Radiomitschnitten, Gedichten und biografischen Szenen über einen mutigen Menschen.
Textregie: Götz Naleppa
Mit: Tonio Arango, Stefan Kaminski, Eduardo Mulone
(Deutsch)
Andreas Bick, geboren 1964 in Marl, lebt und arbeitet als Film- und Radiokomponist in Berlin. Seine Klangkomposition „Dripping“ wurde vom WDR mit dem Prix Ars Acustica 2000 ausgezeichnet. Sein für Deutschlandradio Berlin produziertes Stück „Windscapes“ erhielt 2002 den Karl-Sczuka-Förderpreis. 2006 und 2007 entstanden die beiden Hörstücke fire und frost pattern, mit denen Bick den Phonurgia Nova Preis 2008 gewann Die Komposition Chronostasis erhielt bei den New York Festivals Awards 2009 die World Silver Medal für den besten Sound. Außerdem schrieb Andreas Bick die Musik zu der Tanztheater-Choreografie The Waste Land von Ismael Ivo, die im Rahmen der Kunstbiennale in Venedig 2009 uraufgeführt wurde.
„Die beiden zusammen gehörigen Klangkompositionen fire pattern und frost pattern lauschen den Klängen des Feuers und des Eises und betonen durch ihren identischen Aufbau die akustische Verwandtschaft beider Temperaturpole. In fire pattern geht es um die klanglichen Phänomene, die bei Verbrennungsprozessen und großer Hitze entstehen. Im Mittelpunkt stehen Tonaufnahmen von Vulkanen und Geysiren aus Vanuatu, Costa Rica, Island und Sizilien. Daneben erklingen die lang anhaltenden Töne von singenden Flammen und ein Spektrum leisester Glut- und Feuergeräusche, die auf die Rolle des Feuers als ständigem Begleiter des Menschen im Laufe der Zivilisation verweisen.“ (Bick)
(Deutsch)
Andreas Bick, geboren 1964 in Marl, lebt und arbeitet als Film- und Radiokomponist in Berlin. Seine Klangkomposition „Dripping“ wurde vom WDR mit dem Prix Ars Acustica 2000 ausgezeichnet. Sein für Deutschlandradio Berlin produziertes Stück „Windscapes“ erhielt 2002 den Karl-Sczuka-Förderpreis. 2006 und 2007 entstanden die beiden Hörstücke fire und frost pattern, mit denen Bick den Phonurgia Nova Preis 2008 gewann Die Komposition Chronostasis erhielt bei den New York Festivals Awards 2009 die World Silver Medal für den besten Sound. Außerdem schrieb Andreas Bick die Musik zu der Tanztheater-Choreografie The Waste Land von Ismael Ivo, die im Rahmen der Kunstbiennale in Venedig 2009 uraufgeführt wurde.
„Die beiden zusammen gehörigen Klangkompositionen fire pattern und frost pattern lauschen den Klängen des Feuers und des Eises und betonen durch ihren identischen Aufbau die akustische Verwandtschaft beider Temperaturpole. In fire pattern geht es um die klanglichen Phänomene, die bei Verbrennungsprozessen und großer Hitze entstehen. Im Mittelpunkt stehen Tonaufnahmen von Vulkanen und Geysiren aus Vanuatu, Costa Rica, Island und Sizilien. Daneben erklingen die lang anhaltenden Töne von singenden Flammen und ein Spektrum leisester Glut- und Feuergeräusche, die auf die Rolle des Feuers als ständigem Begleiter des Menschen im Laufe der Zivilisation verweisen.“ (Bick)
(Deutsch)
Antje Vowinckel lebt als Klangkomponistin, Hörspielmacherin und Regisseurin in Berlin. Für ihre Arbeiten erhielt sie zahlreiche Preise, darunter den Karl-Sczuka-Förderpreis und den Prix Europa.
Neun Personen gehen über den ehemaligen Berliner Flughafen Tempelhof. Mit Headset-Mikro und einem individuellen Audioguide verfolgen sie nacheinander den selben Weg. Dabei sprechen sie ohne Unterbrechung. Sie ›filmen‹ sprechend ihren Weg ab, zerlegen ihn in einzelne Bilder. Aus diesen Sprechströmen montiert die Radiokünstlerin Antje Vowinckel ein Hörpanorama der ›Tempelhofer Freiheit‹. Verschiedene Perspektiven überlagern sich, es entsteht eine Art akustisches Schielen.
Auf diese Weise zeigt Vowinckel einen Ort im Umbruch. Nicht mehr Flughafen, noch nicht Parkanlage, wird das Gelände als Konstruktion Vieler hörbar, als Übergang zwischen den Zeiten. Eine Projektionsfläche für Visionen.
Mitwirkende: Dave Ball, Clarisse Cossais, Axel Dörner, Fernanda Farah, Shelley Hirsch, Sven-Åke Johansson, Annette Krebs, Chico Mello, Antje Vowinckel
(Serbisch)
Arsenije Jovanovic, geboren 1932 in Belgrad, arbeitet seit den 1960er Jahren als Komponist, Fotograf, Schriftsteller, Audiokünstler und Regisseur in Theater, Radio und TV. Seine Audio-Art-Stücke wurden mehrfach auf Radiofestivals ausgezeichnet, u.a. Prix Italia, Premio ondas (Spanien), Acustica international (WDR), Grand Prix (Rust), Bienalderadio (Mexico City). Außerdem wurden Werke von ihm für Film-Soundtracks ausgewählt, u.a. in Filmen von Terrence Malick.
Über Jahre hat Jovanovic mit seinem Tonbandgerät die unterschiedlichsten Stimmungen und Atmosphären rund um eine Mauer aufgenommen, die sein Grundstück vor den Gewalten des Meeres, der Adria vor dem kroatischen Rovinj schützt.Die Auseinandersetzung mit dem Klangmaterial konfrontierte ihn mehr und mehr mit seiner eigenen Geschichte. Dabei rückte der Wind in der Mannigfaltigkeit seiner Erscheinungen ins Zentrum seiner Aufmerksamkeit. Als Segler hatte er zahlreiche Meere durchmessen und der Wind bestimmte sein Exil-Leben an der Küste der Adria. Die vierteilige Komposition ist wie ein viermaliger Anlauf, der immer tiefer in das Element Wind und seine subjektive Wahrnehmung eindringt. Es ist eine Auseinandersetzung mit der Naturgewalt, den Launen, aber auch der Bedeutung des Windes.
(Schwedisch)
Hanna Hartman, geboren in Schweden, lebt und arbeitet in Berlin. Studium der Theater- und Literaturwissenschaft an den Universitäten Uppsala und Stockholm, sowie Radio und Interactive Media am DI und Elektroakustische Musik am EMS in Stockholm.
Geschirr, Fenster und Türen zittern. Geparkte Autos schwingen. Instabile Objekte fallen um. Bäume schwanken. Das Gehen wird schwierig. Das Autofahren wird schwierig. Kamine, Fabrikschornsteine, Säulen, Denkmäler und Wände stürzen ein. Häuser werden von ihren Fundamenten geschoben. Schäden an unterirdischen Rohrleitungen und Talsperren treten auf. Bahnschienen werden verbogen. Es gibt große Erdrutsche, das Wasser in Seen, Flüssen und Kanälen tritt über die Ufer. Brücken werden zerstört. Die Erdoberfläche verändert sich stark, Objekte werden in die Luft geschleudert, die Erdkruste bewegt sich in Wellen, große Felsmassen geraten ins Rutschen.
(Deutsch)
Andreas Bick, geboren 1964 in Marl, lebt und arbeitet als Film- und Radiokomponist in Berlin. Seine Klangkomposition „Dripping“ wurde vom WDR mit dem Prix Ars Acustica 2000 ausgezeichnet. Sein für Deutschlandradio Berlin produziertes Stück „Windscapes“ erhielt 2002 den Karl-Sczuka-Förderpreis. 2006 und 2007 entstanden die beiden Hörstücke fire und frost pattern, mit denen Bick den Phonurgia Nova Preis 2008 gewann Die Komposition Chronostasis erhielt bei den New York Festivals Awards 2009 die World Silver Medal für den besten Sound. Außerdem schrieb Andreas Bick die Musik zu der Tanztheater-Choreografie The Waste Land von Ismael Ivo, die im Rahmen der Kunstbiennale in Venedig 2009 uraufgeführt wurde.
Die abweisende Kargheit und Schönheit arktischer Wüsten sind der Ausgangspunkt der Klangkomposition „Frost Pattern“.Ausschließlich durch Eis erzeugte Klänge stehen im Mittelpunkt einer akustischen Reise. Sie führt von den gewaltigen Gletschern Grönlands bis zu dem kaum hörbaren Klirren vereister Bäume in einheimischen Gefilden. Es wird akustisch eine festgefrorene, erstarrte Welt beschrieben, unter deren Oberfläche enorme Spannungskräfte wirken. In faszinierenden Originalaufnahmen wird das Wirken dieser Kräfte vorstellbar: bei kalbenden Gletschern, rollenden und berstenden Eisbergen und bei der Rissbildung in Eisflächen auf zugefrorenen Seen. Diesen extrem lauten explosionsartigen Geräuschen werden mikroskopische Klänge bei der Entstehung von Frostgebilden gegenübergestellt.
(Deutsch)
Andreas Bick, geboren 1964 in Marl, lebt und arbeitet als Film- und Radiokomponist in Berlin. Seine Klangkomposition „Dripping“ wurde vom WDR mit dem Prix Ars Acustica 2000 ausgezeichnet. Sein für Deutschlandradio Berlin produziertes Stück „Windscapes“ erhielt 2002 den Karl-Sczuka-Förderpreis. 2006 und 2007 entstanden die beiden Hörstücke fire und frost pattern, mit denen Bick den Phonurgia Nova Preis 2008 gewann Die Komposition Chronostasis erhielt bei den New York Festivals Awards 2009 die World Silver Medal für den besten Sound. Außerdem schrieb Andreas Bick die Musik zu der Tanztheater-Choreografie The Waste Land von Ismael Ivo, die im Rahmen der Kunstbiennale in Venedig 2009 uraufgeführt wurde.
Die abweisende Kargheit und Schönheit arktischer Wüsten sind der Ausgangspunkt der Klangkomposition „Frost Pattern“.Ausschließlich durch Eis erzeugte Klänge stehen im Mittelpunkt einer akustischen Reise. Sie führt von den gewaltigen Gletschern Grönlands bis zu dem kaum hörbaren Klirren vereister Bäume in einheimischen Gefilden. Es wird akustisch eine festgefrorene, erstarrte Welt beschrieben, unter deren Oberfläche enorme Spannungskräfte wirken. In faszinierenden Originalaufnahmen wird das Wirken dieser Kräfte vorstellbar: bei kalbenden Gletschern, rollenden und berstenden Eisbergen und bei der Rissbildung in Eisflächen auf zugefrorenen Seen. Diesen extrem lauten explosionsartigen Geräuschen werden mikroskopische Klänge bei der Entstehung von Frostgebilden gegenübergestellt.
(Mazedonien)
Marija Bozinovska Jones, alias MBJ Wetware, stammt aus Mazedonien und hat in London Medienkunst studiert. Sie arbeitet immer wieder mit Musikern wie Phoebe Kiddo und A Guy Called Gerald.
BIBERKOPF, J. G. (alias Gediminas Žygus)
(Litauen)
Gediminas Žygus, alias J. G. Biberkopf, geboren 1991 in Litauen, Musiker.
›To gad‹ bedeutet ›sich herumtreiben‹, ›umherziehen‹. Gleichzeitig steht die Abkürzung G.A.D. für ›General Anxiety Disorder‹, ›generalisierte Angststörung‹. Unstetigkeit und Angst sind typische Symptome der Verflüssigung im Zeitalter des extremen Technokapitalismus. Das zumindest behaupten die Künstlerin Marija Bozinovska Jones und der Komponist J. G. Biberkopf.
In dem Hörstück „G.A.D. Technologies“ geht es um die Verflüssigung der menschlichen Subjektivität im Zeitalter des globalisierten Technokapitalismus. Faktoren wie Nationalität, Gender, Beruf oder ethnische Zugehörigkeit lösen sich zunehmend auf und geraten in einen Strudel der Mobilität und flexiblen Verwertbarkeit.
„Die Bürger des verflüssigten Staates befinden sich im Kraftfeld zweier Pole. Auf der einen Seite werden Grenzen weggespült mit der Aussicht auf eine großangelegte Demokratisierung, auf der anderen Seite arbeiten Wirtschaft und Politik mit Hilfe von technischen Algorithmen daran, genau diese Grenzen wiederherzustellen und zu kontrollieren.“ (Marija Bozinovska Jones)
Das Stück gliedert sich in drei Teile: Flüssigkeitszustand / Heterotopie; Schnelles Vorspulen / Dystopie; und Optimierter Zen / Utopie.
Die entscheidende Frage für Jones und Biberkopf ist dabei: Wird uns die zunehmend rasante Veränderung in tiefe mentale Krisen stürzen, oder können wir eine neue, flexiblere Form der Identität etablieren? Können wir uns der Verflüssigung stellen, ohne zu ertrinken?
›GAD Technologies‹ gewann einen der beiden Produktionspreise beim Radio Lab 2016 von Deutschlandradio Kultur und CTM Festival Berlin.
(Deutsch)
Markus Westphal wurde 1977 in Osterburg geboren. Nach der Ausbildung arbeitete er als Schauwerbegestalter in Zwickau. Es folgte die Tätigleit als Mitarbeiter im Malsaal des Vogtland Theater Plauen, bis ihn sein Interesse an Hörspiel und Klangkunst an die Bauhaus Universität Weimar führte, zum Studium der Mediengestaltung/Medienkunst.
SAHACIC Haris
(Bosnier und Herzegowiner)
Am 05.05.1977 geboren,
am 01.05.1992 Fluechtling,
am 30.06.1997 Buerokaufman,
am 01.04.1999 Gewerkschaftler,
am 06.04.2004 Radio Dichter,
am 02.09.2011 Mediengestalter.
Gattschaft Bericht ist ein experimentelles Hörstück, das den Hörer mit den Gedanken eines Dichters den gewaltsamen Zerfall der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien nachspüren lässt. Gattschaft Bericht hinterfragt die klassische Darstellungsform des Radioberichts, indem es mit Mitteln der thematisch-poetischen Ästhetik, inhaltlich-politischen Ethik und kontextuell-assoziativen Gedanken eine eigene, poetische Ausdrucksform sucht. Gattschaft Bericht ist eine Geschichte aus Bosnien-Herzegowina, aus dem Herzen Sarajevos, aus dem Mund eines Uhrmacher-Enkelkindes, das seine Kindheit über Nacht verloren hat und versucht, aus einer zeitlichen und räumlichen Distanz heraus, Antworten auf seine eigenen Fragen zu finden. Es ist ein Monolog, der sich an keinerlei politische Ereignisse oder Fakten hält, sondern diese in Frage stellt. Ein Monolog, der mit einfachen Worten komplizierte Sachverhalte öffnet. Der Monolog bezieht sich auf die Heimat des Autors, die metaphorisch als eine idealisierte Frau oder Muse dargestellt ist. Durch die Antworten der Frau wird das Hörstück am Ende zum Dialog.
Buch: Haris Sahacic
Sprecher: Haris Sahacic
Sound Design, Produktion: Markus Westphal
Gesang: Caroline Olbertz & Nathasha Lopez
Gitarre: Martin Ketelhut
Eine Produktion des Experimentellen Radios 2009
Entstanden im Projekt "Radio Mundo 2" im Sommersemester 2008 unter der Leitung von Prof. Nathalie Singer und Mareike Maage.
(Deutsch)
2004 Abitur, Studium seit 2008 Medienkunst/ Mediengestaltung an der Bauhaus Universität Weimar
Praktika: am Theater Erfurt als Regiehospitantin bei der Inszenierung ´Schneider und Schuster´ von Joshua Sobol vom 02.08-24.09.2004, -Regieassistenz bei dem Abschlussfilmprojekt „Liquid Wood“ der Kaskeline Filmakademie unter der Regie von Arno Gross in Berlin vom 01.08-22.08.2005 - Regieassistenz bei Jan Eilhardts Kunstfilm „Stadt der Kranken“ im Oktober 2005 in Berlin
-Jurymitglied des KJF deutschen Jugendvideopreises 2004 und 2005 in Remscheid -Praktikum im „Atomino Tonstudio“ in Erfurt
Vom 02.05-15.09.2007 -Jurymitglied beim „Hörspielplatz 2011“ in Rockhausen gefördert vom KlangBildVerlag - Teilnahme am Hörspielforum 2011
Komposition: Maria Antonia Schmidt
01. Intro O (0:39)
02. Menschenfresser (3:34)
03. Ein ungemütlicher Elefant (2:48)
04. Knallt ein Spatz (1:00)
05. Schöner Moment (1:49)
06. I know you (2:42)
Eine Produktion des Experimentellen Radios 2011
Entstanden im Projekt "Acoustic Turn 2" im Sommersemester 2011 unter der Leitung von Prof. Nathalie Singer und Mario Weise.
(Italienisch)
Stefano Giannotti, geboren 1963 in Lucca, Toscana.
Seit 1989 Radiokompositionen und Hörstücke, die mit internationalen Preisen ausgezeichnet wurden.
Für "Geologica" erhielt er zum zweiten Mal den Karl-Sczuka-Preis des SWR (bereits 2002 für „Il tempo cambia“).
„Paris, 50.125 vor Christus. In einem Café plaudern ein paar Neandertaler mit einigen Vertretern der Spezies Homo Sapiens. Plötzlich entpuppt sich der Kellner als noch nicht ganz ausgestorbener Australopithecus und sprengt sich in die Luft. Die riesige Explosion öffnet das Tor zu einer imaginären Landschaft aus Atomen und Elementarteilchen. Die Uhr wurde 14 Milliarden Jahre zurückgestellt, auf die Zeit des Urknalls.“ „Geologica“ setzt die verschiedenen Zeitalter der Erdgeschichte in eine verspielt-ironische Klangkomposition um. Ganz nebenbei reflektiert das Stück die Winzigkeit des Menschen angesichts der gigantischen Expansion des Universums.
(Polnisch)
Die Komponistin Elzbieta Sikora, geboren in Lwow, Polen, gehört auf internationaler Ebene zu den namhaften Komponistinnen in der elektroakustischen Musik. Eigentlich Pianistin, wurde sie Toningenieurin, studierte in Paris bei Pierre Schaeffer und François Bayle elektroakustische Musik. Sie hat mehr als 30 Werke geschaffen, darunter 2 Opern, 3 Ballets, mehrere sinfonische Werke, Kammermusiken und elektroakustische Stücke. Sie lebt und arbeitet seit 1981 in Paris
WIGGER, Friederike
(Polnisch)
Friederike Wigger, geboren 1965 in Berlin, studierte Slawistik und Komparatistik, lebt als freie Regisseurin und Autorin in Berlin.
Die Komponistin Elzbieta Sikora, geboren in Lwow, Polen, gehört auf internationaler Ebene zu den namhaften Komponistinnen in der elektroakustischen Musik. Eigentlich Pianistin, wurde sie Toningenieurin, studierte in Paris bei Pierre Schaeffer und François Bayle elektroakustische Musik und konnte fortan ihre musikalischen und technischen Kenntnisse verbinden. Sie komponierte zahlreiche Werke für Instrument und Tonband. Elzbieta Sikoras Werke werden in vielen Ländern und bei Festivals zeitgenössischer und elektroakustischer Musik aufgeführt. Sie lebt und arbeitet seit 1981 in Paris und seit 2000 in Hamburg und Ulm.
Friederike Wigger sprach mit Elzbieta Sikora und hat für dieses Porträt verschiedene Kompositionen aus ihrem Gesamtwerk ausgewählt.
(Deutsch)
Ronald Steckel, geboren 1945 auf Sylt, lebt seit 1969 als freier Schriftsteller und Hörspielmacher in Berlin. Verschiedene Buchveröffentlichungen und zahlreiche Radio-Features und Hörwerke.
Man braucht nur einmal das Berliner Olympiastadion während eines Bundesligaspiels zu besuchen, um wahrhaft eindrucksvolle Klangwelten zu erleben. Zehntausende von Menschen, die schreien, toben, klatschen, buhen, singen oder sich zu Sprechchören formieren. Allwöchentliche, ekstatische Massenkonzerte. Diese Massenstimmen - in ihrer ganzen Vielfalt - bilden die Basis, das Orchester, dieser Komposition. Musikalischer Kontrapunkt sind zwei Singstimmen. Sie stehen auf gegen die Masse und besingen nach Texten von Walt Whitman die Unersetzlichkeit des einzelnen Menschen.
(Italienisch)
Alessandro Bosetti, geboren 1973 in Mailand, lebt in Berlin, den USA und Italien, arbeitet als Musiker, Radioautor, Komponist und Klangkünstler. Viele seiner Arbeiten beschäftigen sich mit den Klängen, Unregelmäßigkeiten und „Fehlern“ des Sprechens und Übersetzens. Unter anderem wurde Bosetti für seine Komposition "636" (RTBF) mit dem Phonurgia Nova Award 2012 ausgezeichnet sowie mit dem IDAF Award 2013 für "Mask Mirror", ein Sampler, der gesprochene Worte in Realzeit bearbeitet, wobei er auf die Sprachbedeutung ebenso wie auf die Sprachmelodie reagiert.
Für dieses Projekt „übersetzt“ Bosetti Madrigale seines Landsmannes, des genialen Komponisten und Gattenmörders, Fürst Carlo Gesualdo (1566-1613) in die Vielfalt der Stimmen der Unterwelt im heutigen Neapel. „Gesualdos Vokalmusik ist höfisch, aristokratisch und abstrakt. Neapels Stimmen sind extrem, laut und theatralisch. Neapel ist aristokratisch und verkommen. Gesualdo und Neapel sind höchst emotionale Wesen. Gesualdo tötete seine Frau. Neapel tötet seine Kinder. Gesualdos Emotion ist brennend und kalt – fahlblau und grün. Neapels Emotion ist brennend und heiß wie das Innere seines Vulkans – roter Samt“. (Bosetti)
(Amerikanisch)
Allen S. Weiss, geboren 1953 in New York, ist Professor für Performance Studies und Cinema Studies an der New York University. Zahlreiche Publikationen über Radio- und Avantgarde-Kunst.
Geschmäht und enttäuscht von der deutschen Musikwelt emigriert der Komponist Stefan Weisz 1933 nach New York. Auf der Suche nach neuen Klängen begegnet er experimentierfreudigen Kollegen wie Edgar Varèse und Henry Cowell. Er notiert: »Manhattan ist groß, weit, schnell und vor allem einsam. Kann das die Zukunft der Musik sein?«
Kurz vor Kriegsbeginn kehrt Weisz nach Berlin zurück, wo er eine frappierende musikalische Entdeckung macht. 1945 lautet sein letzter Tagebucheintrag: »Mache eine Liste der Stimmen.«
Allen S. Weiss verbindet historische Kompositionen, Fakten und Fiktionen zu einem Radio-Essay zwischen Philosophie und Phantasma.
(Deutsch)
Veit Erlmann ist Professor für Musikwissenschaft an der University of Texas. Autor der Buches ›Reason and Resonance. A Cultural History of the Ear‹.
Eigentlich suchte der Philosoph Denis Diderot nur einen Cembalolehrer für seine Tochter Angélique. Deren Stunden bei dem Musikpädagogen Anton Bemetzrieder mündeten jedoch regelmäßig in weitschweifende musiktheoretische Diskussionen zwischen Lehrer und Vater. So entstanden schließlich die ›Leçons de Clavecin‹ - ein skurriler Traktat zwischen Harmonielehre und Klangphilosophie. Der Musikwissenschaftler Veit Erlmann hat die Dialoge der Musik-Aufklärer re-imaginiert und um eine weitere Figur bereichert: Der Physiologe Claude-Nicolas Le Cat mischt sich kenntnisreich in die Gedankenspiele über das Resonanzgefüge von Körper und Geist.
(Österreichisch)
Janko Hanushevsky, geboren 1978 in Linz, lebt in Köln. E-Bassist vorwiegend im Bereich zeitgenössischer Jazzmusik und frei improvisierter Musik. Seit 2001 beschäftigt er sich intensiv mit "extended techniques", der Erforschung alternativer Klangerzeugung mit mechanischen Mitteln am E-Bass. Er komponiert Theater- und Hörspielmusik und ist festes Mitglied in zahlreichen Bands. Seit 2002 arbeitet er mit Eva Pöpplein in dem Duo Merzouga.
PÖPPLEIN, Eva
(Deutsch)
Eva Pöpplein, geboren 1978 in München, lebt in Köln. Sie arbeitet als Computermusikerin und Tonmeisterin: frei improvisierende Konzerte und Komposition elektro-akustischer Musik für intermediale Produktionen in den Bereichen Oper, Theater und Radio/Hörspiel, sowie radiophone Klangkunst. Seit Ende 2006 arbeitet sie zudem als Toningenieurin beim Deutschlandfunk in den Bereichen Musikproduktion/Liveübertragung/künstlerisches Feature und Hörspiel.
Klangmaterial für diese Komposition sind Aufnahmen der beiden Komponisten von zwei ausgedehnten Indienreisen. Ohne zu werten, untersuchen sie die unterschiedlichen Qualitäten von akustischer Energie und die weite dynamische Spanne in Großstädten, auf Basaren oder Viehmärkten: Es ist ein überschäumender Lärm, der Delhis Altstadtgassen vor Sonnenuntergang in einem gigantischen Noise-Konzert versinken lässt; nachts ist es an der derselben Stelle gespenstisch still. Es geht nicht um realistische Abbildung der Orte, sondern um Dynamik und Klangfarbenreichtum: eine komplexe Gewürzmischung - „spicy“!
(Japanisch)
Tetsuo Furudate, 1958 geboren, lebt in Tokio und zählt zu den interessantesten Komponisten und Musikern der NOISE-Bewegung mit zahlreichen Konzerten auch in Europa. „Das Gehör des Mr. Roderick Usher“ (DLR Berlin 2004) wurde vom Dresdner Wettbewerb „Blaue Brücke“ ausgezeichnet.
„Ein heller Morgen. Während ich frühstücke, spüre ich jedoch etwas hinter meinem Rücken, das mich in den Wahnsinn treibt. Es scheint, als ob sich auf der Rückseite der Wand hinter mir ein verschlossenes Zimmer befände. Als existiere dort gleichzeitig ein stockdunkler Raum, den das morgendliche Sonnenlicht nicht erreicht. Dort verschlingt ein Vater seinen Sohn.“ Der japanische Noise-Künstler Tetsuo Furudate übersetzt die schwarzen Bilder Francisco de Goyas in ein beklemmendes Klanggemälde aus sprachlichen und musikalischen Schreckensvisionen.
(Argentinisch)
Joaquin Cofreces, geboren 1975 in Buenos Aires, lebt als Radioautor und Komponist in Ushuaia (Feuerland). Zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Prix Phonurgia Nova 2009.
Die Yaghan waren Nomaden der Meere. Sie steuerten ihre Kanus um die Inseln am Kap Horn und ernährten sich von der Jagd auf Seelöwen. Ihre Sprache war eng mit der Natur verbunden. Sie gilt als das prägnanteste Idiom der Welt. „Hamoni lapude anan“ bedeutet so viel wie: „Früher habe ich unter anderem auch Kanus gebaut - heute tue ich das nicht mehr.“
Joaquin Cofreces hat die letzten beiden Yaghan-Sprecherinnen besucht. Mit Hilfe von Anthropologen rekonstruiert er die Alltagsklänge der Yaghan. Und mit seinen Mikrofonen streift er durch ihre natürlichen Lebensräume.
Heute ist Feuerland geprägt von Einwanderern verschiedenster Herkunft. Cofreces schafft eine akustische Meditation über alte und neue Nomaden am südlichen Ende der Welt.
(Englisch)
Tim Hinman, geboren 1968 in London, Film-Toningenieur. Seit 1997 Arbeiten für den Rundfunk, zuletzt zusammen mit den Musikern Lars und Ole Tesch. Lebt in Kopenhagen. 2009 gründete er das Online Magazin „Third Ear“.
„Es war einmal...Die Idee zu diesem Projekt entstand aus dem Wunsch heraus, eine Komposition zu schaffen, die von einem großen Publikum verstanden werden kann. Wir wollten dem Stück daher eine möglichst klare narrative Struktur zugrunde legen, so wählten wir das universellste und erzählerisch einfachste Genre, das wir finden konnten, das Märchen“. (Tim Hinman)Tim Hinmans Version des Grimmschen Märchens „Hänsel und Gretel“ erzählt die alte Geschichte neu: Historische Rundfunk- und Plattenaufnahmen, Erzähler von heute, Klangbilder aus der Phantasiewelt der Gebrüder Grimm und immer wieder Fragmente unserer heutigen schnellen Medienwelt kreisen um das Erzählen selbst.
(Deutsch)
Thomas Gerwin, geboren 1955, ist Komponist und Klangkünstler, mit Schwerpunkt Radiokomposition und Klanginstallation. Er beschäftigt sich mit akustischer Ökologie. Mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Karl-Sczuka-Förderpreis 1999. Seit 2001 Vorsitzender der "Gesellschaft für multisensoriale Kunst" (IfmK). Seit 2004 Gründer und Leiter des Internationalen Klangkunstfestes Berlin.
Für dieses Projekt wurde der Begriff „Hausmusik“ wörtlich genommen: Der Komponist Thomas Gerwin und der Toningenieur Lutz Pahl waren im Funkhaus von DeutschlandRadio Berlin unterwegs, um für den Ort typische und auch ungewöhnliche Geräusche einzufangen: Fragmente von Musikaufnahmen, von gesprochenem Wort und Studioatmosphären oder auch nur die Stille eines leeren Kellerraumes.Im Sinne der „Musique Concrète“ isoliert Thomas Gerwin die in der Wirklichkeit aufgenommenen Töne, fächert sie klanglich auf und löst sie so von ihrer ursprünglichen Bedeutung.Diese Komposition ist ein sehr persönliches, subjektives und eigenwilliges musikalisches Porträt unseres Funkhauses in Berlin-Schöneberg.
(Österreichisch)
Sam Auinger, geboren 1956, lebt und arbeitet als Komponist in Berlin und Linz. Er beschäftigt sich mit Komposition, Installation, Computermusik, Sounddesign und Psychoakustik. Langjährige Zusammenarbeit verbindet ihn mit Bruce Odland (O+A), dem Bassisten und Komponisten Hannes Strobl (tamtam) und dem Architekten Dietmar Offenhuber (Stadtmusik).
Sam Auinger erhielt zahlreiche Stipendien und Preise, unter anderem den Kulturpreis der Stadt Linz, 2002, und den SKE Publicity Preis, 2007. 1997 war er Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD, 2008/2009 war er Stipendiat an der Cité International des Arts in Paris and 2010 wurde er "Stadtklangkünstler Bonn 2010". 2012 erhielt er zusammen mit Bruce Odland (O+A) eine honorable mention beim Prix Ars Electronica 2012.
Neben seiner künstlerischen Tätiggkeit ist er seit 2009 Gastprofessor für ‚experimentelle Klanggestaltung’ im Masterstudiengang ‚Soundstudies’ an der UdK Berlin.
HUBER, Rupert
(Österreichisch)
Rupert Huber, 1967 in Baden/Österreich geboren, lebt in Wien. Er ist Komponist, Musiker und Medienkünstler. Er wurde wiederholt ausgezeichnet, unter anderem 1995 und 2002 beim Ars Electronica Festival.
Rupert Huber und Sam Auinger komponieren Musik aus Sprache, sprachlichen Abläufen und Klängen. Stimmklänge aus Gesprächen von und zwischen den Komponisten werden zu einer mehrstimmigen Kunstfigur montiert, die sich aus der musikalischen, klanglichen und persönlichen Entwicklungsgeschichte von Sam Auinger und Rupert Huber generiert. Der Herzschlag fungiert dabei gleichsam als menschlicher Grundrhythmus und Basisreferenz für jegliche zeitliche und musikalische Wahrnehmung. Durch die Unterteilung der „Herzschlagsonate“ in fünf Sätze werden die verschiedenen Lebensabschnitte repräsentiert.
(Deutsch)
Gabi Schaffner (aka raw-audio), geboren 1965, Lebt und arbeitet zwischen Frankfurt und Berlin, Helsinki und Lobo, Texas. Tätig als Schriftstellerin, Foto- und Audiografin. Studium der deutschen und amerikanischen Literatur sowie der Ethnographie und visuellen Kommunikation.
Ein Farmhaus in der Wildnis, eine Senke im Hügel, ein Versteck im Staudamm, Schlaf zwischen Blaubeeren und Lavagestein: Worin liegt das Geheimnis eines Ortes? Was verbirgt sich hinter seiner pflanzlichen oder mineralischen Architektur, seinen Geräuschen, dem Klang einer Stimme, die von ihm erzählt?
Island und Australien bilden die zwei Pole dieser Montage aus situativen Feldaufnahmen, Interviews und musique concrète. ›Hidden Places‹ handelt vom Zustand des Reisens, Denkens, Sprechens in zwei diametral entgegengesetzten Ländern, die erstaunlich viel gemeinsam haben.
(Deutsch)
Frank Bretschneider arbeitet als Musiker, Komponist und Videokünstler in Berlin.
Seine Arbeit ist für die präzise Platzierung von Klängen, komplexe verwobene Rhythmusstrukturen und seinen minimalen fließenden Ansatz bekannt.
Beschrieben als "abstrakter analoger Pointillismus", "Ambiente für Weltraumbahnhöfe" oder "hypnotischer Echokammer-Pulsschlag", Bretschneiders feine und detaillierte Musik hallt von seinen Grafiken wider: perfekt übersetzte Verwirklichungen der in der Musik innerhalb visueller Phänomenen gefundenen Qualitäten.
RITSCHEL Thomas
(Deutsch)
Thomas Ritschel, 1967 in Jena geboren, ist Künstler und Erwachsenenpädagoge.
RAPPARD von, Moritz
(Deutsch)
Moritz von Rappard, geboren 1965, arbeitet als Kurator und Dramaturg. Ko-Kurator von ›radio tesla‹. Seit 2002 mehrere Veranstaltungsreihen über Radio in der BRD und der DDR realisiert.
Bautzen II, die gefürchtete Sonderhaftanstalt der DDR: Hier sperrte die Stasi zwischen 1956 und 1989 besonders gefährliche ›Staatsfeinde‹ ein. Für die politischen Gefangenen bedeutete das häufig Isolationshaft. Frank Bretschneider, Moritz von Rappard und Thomas Ritschel fragen, inwiefern der Reizentzug die Hörwahrnehmung der Häftlinge beeinflusst und verändert haben mag.
In ›Hörgang Bautzen II‹ verarbeiten sie akustische und persönliche Impressionen der Gedenkstätte. Sie unternehmen eine auditive Forschungsreise entlang der schmalen Grenze zwischen innerer und äußerer Klangwelt.
(Französisch)
Hervé Birolini, geboren 1969 in Metz, ist französischer Klangkünstler und Komponist, Toningenieur, Mitglied der INA-GRM (Groupe de Recherches Musicales), Paris. Seine Stücke für Konzert und Radio werden auch zunehmend außerhalb Frankreichs gespielt. Er erhielt mehrere internationale Preise, u.a. bei der Radiobiennale Mexiko 2004. 2005 ist er einer der Gewinner des Radiowettbewerbs „La Muse en circuit“ (Heute Luc Ferrari Wettbewerb). 2008 ist er einer der Gewinner des Grand Prix de Lorraine. Seit demselben Jahr ist er künstlerischer Leiter des Studio Césaré (Nationales Zentrum für Kreation).
„’Hudson Street’ entstand 2005 / 2006 zwischen New York und Nancy. ich hatte zuerst kein weiteres Interesse, als die Klänge von New York festzuhalten, indem ich systematischen von Straße zu Straße lief. Später suchte ich ganz naiv nach der Musik in den Klängen und komponierte eine musikalische Fiktion – irgendetwas zwischen Folk, Rock und Geräuschmusik. ‚Hudson Street’ ist der Ausgangspunkt für eine noch unvollendete größere Arbeit über das Klanggedächtnis.“ (Hervé Birolini“)
(Ungarisch)
Gyula Pintér, 1954 geboren, Komponist, Schwerpunkt elektroakustische Musik.
SARY, Lászlo
(Ungarisch)
Lászlo Sáry, geboren 1940, ungarischer Komponist, Pianist und Musikpädagoge. Mitbegründer des Neuen Budapester Musikstudios, Vertreter der Minimal Music. Sáry erwickelte Mitte der 1970er die Sáry-Methode, die „Übungen zum kreativen Musizieren“. Die Methode soll den Schüler gegenüber der akustischen und musikalischen Umwelt sensibilisieren und will damit Konzepte der Neuen Musik in einer intuitiv zugänglichen Form vermitteln. Sáry hat über achtzig Werke komponiert, darunter drei Kammeropern. Für seine Kompositionen erhielt er 1979 der Kassák-Preis, 1986 den Erkel-Preis und 1993 den Bartók-Pásztory-Preis.
SUGAR, Miklós
(Ungarisch)
Miklós Sugár, 1952 in Ungarn geboren, Dirigent, Musikpädagoge und Komponist.
Im ersten Teil der „Hungarian Soundscapes“ geben die Komponisten ihre Eindrücke von der Atmosphäre ungarischer Landschaften wieder: In seiner Komposition „Wasser, Täler, Glocken“ verbindet Miklós Sugár das Plätschern des Plattensees mit Glockenklängen, Volksliedern und Harfenmusik. Gyula Pintér zeichnet in seinen „Bildern vom Örség“ die akustische Landschaft Westungarns nach, vom Grillenzirpen über Wolkenbrüche bis zu Fetzen eines Gesprächs. Die „Etüden auf Dampflokomotiven“ von Lászlo Sáry loten das Klangspektrum rund ums Pfeifen und Stöhnen alter Dampflokomotiven aus.Alle Kompositionen wurden vom HEAR Studio des Ungarischen Rundfunks produziert.
(Ungarisch)
Gyula Bánkövi, 1966 geboren, Komponist, arbeitet in der Musikredaktion des Ungarischen Rundfunks.
DECSENYI, Janós
(Ungarisch)
Janós Decsényi, geboren 1927, Komponist, seit 1951 Mitarbeiter des Ungarischen Rundfunks.
Im zweiten Teil der „Hungarian Soundscapes“ stellen wir die Komponisten Gyula Bánkövi und Janós Decsényi mit ihren Klangkompositionen vor. Gyula Bánkövis Tondichtung „Die Stimme der Seele“ basiert auf der „Leichenpredigt“ und der Bibelübersetzung von Gaspar Károli, die den Ungarn die Heilige Schrift erstmals in ihrer Muttersprache zugänglich machte. Janós Decsényis Sinfonie „Sollte ich lieber weggehen mit den Kranichen?“ verbindet Original-Aufnahmen aus der Pußta „Hortobagy“ mit ungarischen Volksliedern, Violinenmelodien und einer Reimchronik aus dem 16. Jahrhundert.Beide Kompositionen wurden vom „HEAR Studie“ des Ungarischen Rundfunks produziert.
(Englisch)
John Palmer, geboren 1959, lebt in Stuttgart und London. In den Siebziger Jahren war John Palmer als Pianist im Raum der Improvisation und experimentellen Musik sehr aktiv. Seit 1980 hat er zahlreiche Werke für Orchester und verschiedene kammermusikalische Besetzungen, sowie instrumentale, Chor und elektroakustische Musik komponiert. Aufführungen und Konzerttätigkeiten als Komponist, Pianist, Klangprojektionist und Dirigent haben ihn in Europa, Amerika und Asien geführt.
Auf einer vierwöchigen Reise durch Japan hat John Palmer im Oktober 2001 das akustische Material für sein Hörstück gesammelt. Neben dem Alltagsleben auf den lärmenden Straßen der Großstädte interessierten ihn vor allem die Orte des Rückzugs: Buddhistische Klöster und Zen-Tempel.Im Tonstudio verwandelte er seine Aufnahmen in eine metaphorische Reise in die Welt des Zen-Buddhismus und in unser Inneres. Buddhistische Gebete und Gesänge, Tempelglocken und Gedichte, in denen Palmer während des Aufenthalts seine emotionalen und spirituellen Erfahrungen festgehalten hat - Erkundungen der östlichen Philosophie aus dem Blickwinkel einer westlich geprägten Perspektive.
( )
Anatol Kempker, geboren 1982 in Kirchheimbolanden, bis 2007 in Basel, seit 2007 Studium der Medienkunst/Mediengestaltung in Weimar, schreibt, rapt und produziert HipHop Sounds
sowie anders einsetzbare Beats und Sounds. 2002 Literaturstipendium der Stadt Basel für eine Textsammlung.
Moderierte auf RadioX die Sendung: xplicitcontents, zusammen mit flinn. Album-CD "Meine Küche",
Trailer für Bastard Channel, Musik für Hörspiele. Hörspiel mit Ulrich Bassenge „Das Weiße Lauschen“, DSR 2008.
Das musikalische Hörspiel stellt die Frage nach der Zusammensetzung der eigenen Identität.
Unzählige, gesampelte Filmzitate und halb gesprochene, halb gerappte Texte nehmen den Hörer
mit auf eine Reise durch das Ich des Autors. Hip Hop-Beats bilden den Rahmen des Stückes.
Buch und Realisation: Anatol Kempker
Eine Produktion des Experimentellen Radios 2009
Entstanden als Bachelorarbeit im Jahr 2009 unter der Leitung von Prof. Nathalie Singer und Ute Holl.
(Italien)
Lucia Ronchetti, 1963 in Rom geboren, Komponistin für elektroakustische Musik, war 2005 DAAD-Stipendiatin in Berlin. Ihr Werk reicht von Orchesterwerken, Kammermusik mit Live-Elektronik bis zu Vokalmusik und wurde mehrfach ausgezeichnet.
„Diese Arbeit ist ein musikalisches Portrait von Rom durch den Klang seiner alten Türen. Ihr Klang berichtet schattenhaft vom früheren Leben dahinter. Ich habe versucht, in jede Tür zu horchen, um so die Komplexität dieser lärmenden Stadt mit ihren überlappenden Klangjahrhunderten zu beschreiben. Das Öffnen jeder einzelnen Tür enthält Musik, Schrei oder Dialog. So wie in Ariosts ‚Castello di Atlante‘, zu dem jeder hingezogen wird, der ein geliebtes Wesen sucht, so habe ich versucht, das Leben auf der anderen Seite der Tür zu erfassen, indem ich ein Klangspektakel gemischt habe mit persönlichen Erinnerungen und realistischen Projektionen.“ (Lucia Ronchetti)
(Italienisch)
Alessandro Bosetti, geboren 1973 in Mailand, lebt in Berlin, den USA und Italien, arbeitet als Musiker, Radioautor, Komponist und Klangkünstler. Viele seiner Arbeiten beschäftigen sich mit den Klängen, Unregelmäßigkeiten und „Fehlern“ des Sprechens und Übersetzens. Unter anderem wurde Bosetti für seine Komposition "636" (RTBF) mit dem Phonurgia Nova Award 2012 ausgezeichnet sowie mit dem IDAF Award 2013 für "Mask Mirror", ein Sampler, der gesprochene Worte in Realzeit bearbeitet, wobei er auf die Sprachbedeutung ebenso wie auf die Sprachmelodie reagiert.
„Während meines Zivildienstes habe ich viel mit Sprachbehinderten gearbeitet. Ich war fasziniert von diesen Stimmen, ihrem extremen Klang und ihrer Expressivität und beschloss, ihnen ein Stück zu widmen.“ (A.Bosetti) In Bosettis Komposition werden die Stimmen von Spastikern, Aphasikern und Kehlkopflosen zum musikalischen Material. Aus dieser gemeinhin als deformiert und unschön wahrgenommenen Sprache formt er eine ganz eigene abstrakte musikalische Ästhetik. Durch die extreme Langsamkeit hören wir die Stimmen wie mit einer akustischen Lupe und entwickeln Sensibilität für die emotionale Qualität von Details, die wir sonst überhören. „Il Fiore della Bocca“ ist eine Komposition aus Sprache.
(Deutsch)
Johannes S. Sistermanns, Jahrgang 1955, international renommierter Komponist, Installations- und Performancekünstler, lebt in der Nähe von Köln. Zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Karl-Sczuka-Förderpreis des SWR 1997 und Deutscher Klangkunst-Preis des WDR 2008.Von 1997 - 2010 ist er 2. Vorsitzender der DEGEM, Deutsche Gesellschaft für Elektroakustische Musik.
Die Komposition „im klangrand“ untersucht verschiedenste Aspekte von klanglichen Randerscheinungen: Hörschwellen, Übergänge und Durchgänge, das Spiel mit akustischen Vorder- und Hintergründen sowie mit weit entfernten Klangquellen, die bis an die Ränder des Universums reichen. Das Material für seine Arbeit fand Johannes S. Sistermanns unter anderem im australischen Outback, im Rheintal, im atlantischen Ozean Frankreichs und im bewegten Blattwerk eines Maisfeldes. Er belauschte die Deutzer Rheinbrücke in Köln, den New Yorker Times Square, einen chinesischen Fußgängertunnel zwischen pulsierenden Hauptstraßen und den weitläufigen Bezirk des Himmelstempels in Peking. Sistermanns komponiert mit Alltagsdingen und täglichen Handlungen, Texträndern, Stimmrändern, mit weitläufigen Innenräumen und nicht zuletzt mit den Klängen von Pulsaren. Diese weit entfernten Gestirne senden Radiowellen aus, die sich in hörbare Rauschsignale umsetzen lassen.Bei der Verarbeitung seiner Aufnahmen verzichtet Sistermanns vollständig auf künstliche Hall- und Echoeffekte. Ein Teil seiner Komposition entsteht direkt im Aufnahmeprozess durch das räumliche Verhältnis von Mikrofon und Klangquelle. Im Studio lässt Sistermanns diese Klänge dann porös werden, ausfransen, zerbrechen und sich zu neuen Mischungen zusammenfügen. So erzeugt er ein Spiel von Identität, Selbstbehauptung und immer neuen Klangdurchgängen.
(Deutsch)
Isabeella Beumer, in Herford geboren, lebt z.Zt. in Düsseldorf. Soundpoetin, Vokalartistin, Komponistin und Autorin. Auf internationalen Bühnen eine Stimme neuer Musik in extremsten Bereichen der Stimme und mit immensem Obertonspektrum.
„Was bedeutet das? Schwer zu sagen, da ich immer der Beobachter bin, Informationen sammle und so eine Geschichte erschaffe, in der ich nur das erkenne, was ich für möglich halte … Die physische Realität ist eine Illusion unserer Sinne … .“ (Beumer) Die Begegnung, Überlagerung und die Schnittstellen zwischen Wahrnehmung, Gegenstand und Empfindung, zwischen Realität und deren Auflösung, zwischen elektronischen, künstlichen Klängen und den im menschlichen Stimmapparat erzeugten Klangvariationen, sind die Grundlage dieser Komposition für Electronic Sounds, Digital Piano, Noise und Voice Art.
Hörstück von Mara May
Mit: Molham, Ahmad, Hani, Wael, Osama, Ivo, Chan, Maria
und dem Deutschkurs der M18, Weimar
Musik: Rama Bielewski
Eine Produktion am Experimentellen Radio Weimar, 2016
(Argentinien)
Sol Rezza, 1982 in Buenos Aires geboren, Radiokünstlerin und Sounddesignerin. Studium der Radioproduktion an der Escuela Terciaria de Estudios Radiofónicos (ETER).
In der lichtlosen Welt der Tiefsee orientieren sich die meisten Organismen anhand ihres Gehörsinns. Diese Erkenntnis inspirierte die argentininsch-mexikanische Klangkünstlerin Sol Rezza zu einer phantasmagorischen Radioarbeit: Frei nach dem Roman "20 000 Meilen unter dem Meer" von Jules Verne entwirft sie eine geheimnisvolle Welt aus Aufnahmen von Hydrophonen und synthetischen Klangflächen. Bitte Kopfhörer bereit halten!
Das Projekt "In the Darkness oft he World“ wurde gefördert durch ein Realisationsstipendium im Rahmen des Radio Lab von Goethe Institut, CTM Festival, ORF musikprotokoll im steirischen herbst, Ö1 Kunstradio, ICAS-ECAS und Deutschlandradio Kultur. Eine Mehrkanalfassung des Stückes wurde am 26. Januar 2015 beim CTM Festival im HAU 2 uraufgeführt.
(Englisch)
John Palmer, geboren 1959, lebt in Stuttgart und London. In den Siebziger Jahren war John Palmer als Pianist im Raum der Improvisation und experimentellen Musik sehr aktiv. Seit 1980 hat er zahlreiche Werke für Orchester und verschiedene kammermusikalische Besetzungen, sowie instrumentale, Chor und elektroakustische Musik komponiert. Aufführungen und Konzerttätigkeiten als Komponist, Pianist, Klangprojektionist und Dirigent haben ihn in Europa, Amerika und Asien geführt.
Im Frühjahr 2003 entdeckte der Komponist John Palmer einen in die Felsen gegrabenen Tempel am Fuß der Alpen. Dieses Erlebnis erinnerte ihn an die ersten Worte aus Dantes Göttlicher Komödie: »Auf halbem Weg des Menschenlebens fand/Ich mich in einen finstern Wald verschlagen,/Weil ich vom rechten Weg mich abgewandt.«Ein Jahr lang hat Palmer diese ungewöhnlichen Räume erforscht. Seine Komposition folgt den Farben, Lichtverhältnissen und Klängen des Tempels; sie verwandelt dessen Architektur, Symbolik und Akustik in Musik. »Eine Reise durch mystische Wissenswelten, ein Pfad zu einem verlorenen heiligen Erbe.« (Palmer)
(Deutsch)
Johannes S. Sistermanns, Jahrgang 1955, international renommierter Komponist, Installations- und Performancekünstler, lebt in der Nähe von Köln. Zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Karl-Sczuka-Förderpreis des SWR 1997 und Deutscher Klangkunst-Preis des WDR 2008.Von 1997 - 2010 ist er 2. Vorsitzender der DEGEM, Deutsche Gesellschaft für Elektroakustische Musik.
»Jacob Räume Zen« verknüpft die Texte und visionären Bilder von Jacob Böhme (1575-1624) mit Erfahrungen und Aussagen des Zen-Buddhismus. Die geistige Nähe dieser geografisch so entfernten Welten nutzt Johannes S. Sistermanns, um die jeweiligen Klangräume miteinander in Berührung zu bringen. Böhmes Texte werden aus seiner Heimatstadt Görlitz in japanische Alltags- und Klosterräume versetzt. Worte von Zen-Mönchen reisen akustisch von Japan in die Lebensräume Jacob Böhmes. Im Verlauf des Stückes verweben sich die Klänge allmählich miteinander. Sie schaffen eine Atmosphäre des begriffslosen Erkennens, in der Böhmes Erfahrungen wortlos aufgehen.
(Deutsch)
Götz Naleppa, 1943 geboren, Regisseur, Medienkünstler, Übersetzer und Autor, war bis Dezember 2008 Redakteur für Klangkunst bei Deutschlandradio Kultur. Weit über 100 Hörspielinszenierungen, Arbeiten für Theater und Oper. Eigene Klangkunstarbeit seit 1983. Zahlreiche Preise für Hörspielinszenierungen (Prix Europa, Prix Marulic,"Gold Award" des New York Festivals 2008, Prix Italia 2009 u.a.).
Im Oktober 1997 traf sich die Ars-Acustica-Workinggroup, eine internationale Arbeitsgruppe von Rundfunkvertretern und Radiokünstlern, im Literarischen Colloquium in Berlin. Gastgeber dieser Jahrestagung waren DeutschlandRadio Berlin und der SFB. Am ersten Abend fand eine „Session“ statt, bei der sich viele der Teilnehmer mit kurzen Ars-Acustica-Beispielen aus ihren Ländern vorstellten.Im Jazz bedeutet „Jam Session“, daß verschiedene Musiker spontan miteinander improvisieren. Diesen Versuch macht der Remix von Götz Naleppa. Unterschiedliche Stimmimprovisationen, Soundscapes und Klangkompositionen werden gemischt, in Beziehung und in einen neuen Zusammenhang gebracht: eine Hommage an die Kunstform Radiokunst selbst...
(Deutsch)
Frieder Butzmann, geboren 1954 in Konstanz, ist Komponist, Musiker, Klang- und Performancekünstler sowie Autor für Feature und Hörspiel. Lebt in Berlin. Er sammelt Töne, Musiken, Geräusche und Eindrücke, weiß aber meistens nicht, ob er daraus Musikstücke, Filmmusiken, Vorträge, Hörspiele oder ganze Opern machen soll. Er spreizt, kürzt und transponiert unermüdlich analoge und digitale Tonaufnahmen bis zur Unkenntlichkeit.
„Die Klingonen sind martialische Dickköpfe. Man kennt sie als kriegerisches Volk vom Planeten thlingan aus der Fernsehserie Star Trek. Aber die Klingonen lieben auch die Musik und die Lyrik. Ihr größter Dichter war Shakespeare von der Erde, der angeblich einer der ihren war.Die Klingonische Oper „juHrop“ (sprich tschuch-rop, dt. Heimweh) spielt hemmungslos mit Pauken und Trompeten auf einem heroischen Monumentalorchester, das durch synthetische Gregorianik und elektronische Hi- und Lofi Effekte angereichert wurde. Die Story ist blutrünstig und herzerreißend wie ihre Vertonung. Der Gesang ist Klingonisch und Chinesisch.“ (Frieder Butzmann)
(Deutsch)
Marcus Droß, 1968 geboren, Regisseur. Michael Wolters, 1971 geboren, Komponist. In ihrer kontinuierlichen Zusammenarbeit konzipieren, produzieren und realisieren Wolters und Droß seit 1996 Kunstprojekte, in denen sie wissenschaftliche und alltagsbezogene Materialien, Erfahrungen und Kenntnisse zu musikalischen und klanglichen Ausdrucks- und Handlungsstrategien in Beziehung setzen. Die Projekte sind keiner künstlerischen Ausdrucksform im Besonderen verpflichtet und wechseln zwischen Aktion, Konzert, Oper, Hörstück, Musik- und Performancetheater.
WOLTERS, Michael
(Deutsch)
Michael Wolters, 1971 geboren, Komponist.
Marcus Droß, 1968 geboren, Regisseur.
In ihrer kontinuierlichen Zusammenarbeit konzipieren, produzieren und realisieren Wolters und Droß seit 1996 Kunstprojekte, in denen sie wissenschaftliche und alltagsbezogene Materialien, Erfahrungen und Kenntnisse zu musikalischen und klanglichen Ausdrucks- und Handlungsstrategien in Beziehung setzen. Die Projekte sind keiner künstlerischen Ausdrucksform im Besonderen verpflichtet und wechseln zwischen Aktion, Konzert, Oper, Hörstück, Musik- und Performancetheater.
Fast einhundert Jahre nach Robert Scotts gescheiterter Südpolexpedition durchquert das englisch-australische Blockflöten-Duo Kathryn Bennetts und Peter Bowman die Antarktis. Entlang des 70. Längengrades durchmessen die beiden Experten für mikrotonale Musik mit ihren Instrumenten den südlichsten Kontinent. Auf dem Weg von Ost nach West folgt Kathryn in ihrem Spiel dem Verlauf der Eislinie und Peter dem der Landlinie; über eine Strecke von 5250 km wird die Eisdicke als ein sich kontinuierlich veränderndes Intervall hörbar. Während Kathryn und Peters Antarktisdurchquerung wartet ihr Sohn Tim in der internationalen Forschungsstation am Südpol auf die dortige Ankunft seiner Eltern. Doch ein dramatischer Sturm zieht auf. Geographische Positionsbestimmungen, ein Liederzyklus zu Texten aus Robert Scotts Expeditionstagebuch und Expertengespräche ergänzen die Partitur dieser Radiooper im Grenzbereich von Klangkunst, Hörspiel und Musik.
mit/with Kathryn Bennetts und Peter Bowman (Blockflöte Tim Bowman, Claudia Kemmerer (Sopran), Lutz Gillmann (Klavier), Anja Gough, Made in Britain, Chor der Stadtsparkasse Düsseldorf, Moseley Shoals, Oliver Clark, Joachim Datko, Geraldine Dufour, Dr. Kerstin Evert, Boris Michael Gruhl, Keith Homer, Adam Hopkins, Chris Sangwin, Felix Störtzer, Alexandra Taylor, Klaus Thomas, Susannah Wilson Wind: Dugal McKinnon Musik: Michael Wolters Sound Recordist (Blockflöten): Davis Holmes Sound Editor: Peter Batchelor Konzeption, Komposition, Text, Realisation: Marcus Droß und Michael Wolters
(Australisch)
Der australische Komponist Dr. Colin Black arbeitet für Radio, Film, TV, Theater und Video. Seine Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet. Für „The Ears Outside My Listening Room“ erhielt er 2003 den Prix Italia in der Kategorie „Radio-Musik“. „Alien in the Landscape“ bildet zusammen mit Blacks Folgearbeit für Deutschlandradio Kultur „Kilian’s Antipodean Dream“ (2010) ein Diptychon.
2015 erhielt er den Gold Award der New York Festivals. Im Rahmen seines Doktoratsstudium an der Universität Sydney forschte er fünf Jahre lang über die Geschichte der radiophone Klangkunst, ihre verschiedene Ausprägungen und Praktiken.
Der sorbische Pastor Jan Kilian (1811–1884) hatte einen Traum: Um seinen altlutheranischen Glauben vor dem Zugriff der preußischen Obrigkeit zu retten, wollte er sein Heil in der Fremde suchen. Ziel seiner Auswanderungspläne war zunächst ein Kontinent, von dem er nur eine außerordentlich vage Vorstellung haben konnte: Australien. Der australische Komponist Colin Black ist in die Heimat Jan Kilians in der Oberlausitz gefahren. Er hat die Klänge seiner Wirkungsstätten aufgenommen, mit den heute dort lebenden Sorben gesprochen und historische Dokumente studiert. Aus diesem Material rekonstruiert er ein akustisches Phantasma seiner eigenen Heimat: Australien wird zu einem schillernden Klangraum zwischen Imagination und Realität. - Jan Kilian hat australischen Boden nie betreten. Er emigrierte 1854 mit 550 weiteren sorbischen Lutheranern nach Texas.
(Deutsch)
Nathalie Singer, geboren 1969, studierte in Berlin und Paris Musik-, Kommunikationswissenschaften und Psychologie. Zudem absolvierte sie Kompositionskurse für elektroakustische Musik bei der Groupe de Recherches Musicales (GRM) in Paris und bei Beatriz Ferreyra.
Seit 1995 arbeitete sie als freie Hörspiel- und Featureautorin, Komponistin, Regisseurin und Produzentin für den Rundfunk, komponierte Hörspiel-, Bühnen- und Filmmusik und publizierte zum Thema elektroakustische Musik und Klangkunst.
Neben ihrer freiberuflichen Tätigkeit war sie von 2002 bis 2007 als Redakteurin im Deutschlandradio Kultur tätig: Hörspielwerkstatt/Klangkunst (2002), Hörspiel/Freispiel (2003), Projektleitung Wurfsendung (2004-2007). Für die Entwicklung des neuen Kurzhörspielformat „Wurfsendung“ erhielt sie 2005 den RadioJournal Rundfunk Preis. Ende 2006 bekam sie den Ruf als Professorin für Experimentelles Radio an die Bauhaus Universität Weimar.
Wie klingt weißer Zucker, wenn er in eine Schüssel gegossen wird? Wie dumpf ist der „Plop“, wenn ein umgedrehter Plastikbecher in Wasser getaucht wird? Im Februar 2002 hatten zwei Berliner Schulklassen die einmalige Chance, im Hörspielstudio des DeutschlandRadio Berlin mit Klangkunst zu experimentieren. Ives Coffy vom imeb (Institut International de Musique Electroacoustique) in Bourges leitet seit 1972 dieses besondere Projekt für Kinder, im Rahmen dessen das „Cybersongosse“ erfunden wurde: ein Netzwerk von mehreren kleinen Pulten mit Mikrophonen und diversen Misch- und Abspielfunktionen. Mit diesen Geräten lässt sich „kinderleicht“ mit Klängen und Geräuschen spielen. Nathalie Singer dokumentiert in dieser Sendung, wie die „wahren Newcomer in der Klangkunst“ das Komponieren erlernen.
(Deutsch)
Oliver Augst, geboren 1965, ist Autor, Vocalist und Komponist. Seit 2005 leitet er die Audio Art Series im Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt.
CARL, Rüdiger
(Deutsch)
Rüdiger Carl (Stimme, Akkordeon), geboren 1944 in Ostpreußen, einer der wichtigsten aus dem europäischen Free Jazz hervorgegangenen Musiker. Außerdem ist er Improvisationskünstler und Komponist.
JOHANSSON, Sven Åke
(Schwedisch)
Sven-Åke Johansson (Stimme, Perkussion), geb. 1943 in Mariestad (Schweden) lebt seit 1968 in Berlin. Komponist und Musiker, Poet und bildender Künstler, Autor und Initiator verschiedener Musikproduktionen.
Im Kunstkarussell der 80er Jahre waren Martin Kippenbergers bizarre Spielarten in der Szene die eigentliche Königsklasse. Die Nächte gehörten ihm, und er war unerschöpflich unterwegs als Impresario, Tänzer und Entertainer. Stille und Einsamkeit gab es vor der Leinwand. „Aufstehn / Stuhl kaputt machen / you / yellow / you“ (Martin Kippenberger).Das Hörstück collagiert Texte, Gedichte, Musik und Original-Töne von Kippenberger mit Musik von Augst, Carl und Johansson.
(Argentinisch)
Mario Verandi, 1960 in Buenos Aires geboren, ist Komponist und Klangkünstler. Sein Werk umfasst elektroakustische Musik, audiovisuelle Installationen, Radiokunst sowie Musik für Tanz, Kurzfilme und Theater. Seine Arbeiten erhielten zahlreiche Auszeichnungen, z.B. den Bourges International Electroacoustic Music Award, den ZKM-Kompositions-Preis (Europäische Glockentage 2004), den Musica Nova Award in Prag, den CIEJ Musics Electronics Award in Barcelona, den Prix Ars Electronica in Linz und den Stockholm Electronic Art Award.
Mit seinem „Buch der imaginären Wesen“ schuf Jorge Luis Borges ein Handbuch zoologischer Fabelwesen, die die Fantasie der Menschen aller Jahrhunderte beschäftigt haben: vom Drachen und Einhorn, von Sphinx, Salamander und Schattenfresser bis zum Squonk und Phönix ist alles vertreten, was sich nur erträumen lässt. Solch ein „Bestiarium“ bietet uns Beschreibungen und Bilder dieser Fantasiewesen.Aber wie KLINGEN sie?Hier setzt die Arbeit Mario Verandis an, der mit Hilfe der Neuen Vocalsolisten Stuttgart die transformierten Klänge der Fantasiewesen hörbar macht. „Eine bescheidene Hommage an die Fantasie meines großen Landsmannes Borges“ (Mario Verandi).
(Deutsch)
Nathalie Singer, geboren 1969, studierte in Berlin und Paris Musik-, Kommunikationswissenschaften und Psychologie. Zudem absolvierte sie Kompositionskurse für elektroakustische Musik bei der Groupe de Recherches Musicales (GRM) in Paris und bei Beatriz Ferreyra.
Seit 1995 arbeitete sie als freie Hörspiel- und Featureautorin, Komponistin, Regisseurin und Produzentin für den Rundfunk, komponierte Hörspiel-, Bühnen- und Filmmusik und publizierte zum Thema elektroakustische Musik und Klangkunst.
Neben ihrer freiberuflichen Tätigkeit war sie von 2002 bis 2007 als Redakteurin im Deutschlandradio Kultur tätig: Hörspielwerkstatt/Klangkunst (2002), Hörspiel/Freispiel (2003), Projektleitung Wurfsendung (2004-2007). Für die Entwicklung des neuen Kurzhörspielformat „Wurfsendung“ erhielt sie 2005 den RadioJournal Rundfunk Preis. Ende 2006 bekam sie den Ruf als Professorin für Experimentelles Radio an die Bauhaus Universität Weimar.
Im Haus der Berliner Festspiele war für die Dauer des Festivals MaerzMusik (14.3. bis 23.3.2003) DeutschlandRadio Berlin zu Gast, um in der SONIC ARTS LOUNGE, im Nachtprogramm, Klangkunst live aufzuführen. Einer der Abende stand unter dem Motto: KLANGKUNST meets TANGO = KLANGO. Also ein Tango, der einmal ohne Bandoneon auskommt, dafür aber aus Geräuschen, elektro-akustischen Elementen und konkreten Klängen komponiert ist. Viele international bekannte Klangkünstler wurden von der Hörspielwerkstatt aufgefordert, 3 bis 5-minütige „Klangos“ zu komponieren. Sehr verschiedene Kompositionen sind entstanden – eines haben alle gemeinsam: Man kann zu ihnen Tango tanzen. Das haben die Tänzer aus der Berliner Tangoszene, die live in der SONIC ARTS LOUNGE dabei waren, auch bis spät in die Nacht hinein getan.
(Deutsch)
Moritz von Rappard, geboren 1965, arbeitet als Kurator und Dramaturg. Ko-Kurator von ›radio tesla‹. Seit 2002 mehrere Veranstaltungsreihen über Radio in der BRD und der DDR realisiert.
Düsseldorf 1979. Der Künstler Moritz Reichelt gründet mit zwei Freunden die Band „Der Plan“. Die ersten Sessions werden mit dem Diktiergerät aufgenommen und über das eigene Label „Ata Tak“ veröffentlicht. Die Neue Deutsche Welle rollt auf ihren Höhepunkt zu.
Chemnitz 1985. Der Künstler Frank Bretschneider versammelt eine Reihe von Gleichgesinnten. Keiner von ihnen kann wirklich ein Instrument spielen, aber alle wollen auf zu neuen Ufern. Ein Jahr später veröffentlicht die AG Geige ihre erste Kassette.
Berlin 2011. Gut 20 Jahre nach dem Fall der Mauer und 50 Jahre nach ihrem Bau begegnen sich zwei deutsche Künstler. Sie haben vieles gemeinsam, aber sie haben eigentlich noch nie darüber gesprochen.
(Schweizerisch)
Bernadette Johnson wurde 1955 in St. Gallen geboren und lebt und arbeitet heute in Basel. Als Autodidaktin produziert sie seit 1980 Soundscapes und Klangarbeiten für Radio und andere Hörräume. Bernadette Johnson wurde 2007 für ihre Autorenproduktion „3 akustische Gedichte“ mit dem Karl-Sczuka- Förderpreis ausgezeichnet. Sie erhielt weitere Auszeichnungen wie z. B. den Prix Phonurgia Nova.
In diesem akustischen Gedicht geht es um die Zerbrechlichkeit und Hinfälligkeit des Körpers und die feinen Zeichen, welche er aussendet, versteckte Schönheiten, welche unerwartet auftreten. Klanglicher Ausgangspunkt ist das Thema der Es-Dur Variationen von Robert Schumann. Die Sängerin hörte die Melodie über Kopfhörer und hat darüber improvisiert.
Sprecher: David Johnson
Singstimme: Carla Johnson
( )
JOVANOVIC, Arsenije
(Serbisch)
Arsenije Jovanovic, geboren 1932 in Belgrad, arbeitet seit den 1960er Jahren als Komponist, Fotograf, Schriftsteller, Audiokünstler und Regisseur in Theater, Radio und TV. Seine Audio-Art-Stücke wurden mehrfach auf Radiofestivals ausgezeichnet, u.a. Prix Italia, Premio ondas (Spanien), Acustica international (WDR), Grand Prix (Rust), Bienalderadio (Mexico City). Außerdem wurden Werke von ihm für Film-Soundtracks ausgewählt, u.a. in Filmen von Terrence Malick.
„La Parata“ ist eine psycho-akustische Komposition von Phrasen und Wörtern europäischer Politiker des 20. Jahrhunderts. In Form eines Marsches werden die Reden nach klanglichen und rhythmischen Gesichtspunkten neu zusammengesetzt, von ihrer ursprünglichen Bedeutung gelöst, so daß sie sich in eine „danse macabre“ verwandeln - einen Totentanz.JOVANOVIC, ArsenijeJOVANOVIC, Ilinka Colic
(Italienisch)
Stefano Giannotti, geboren 1963 in Lucca, Toscana.
Seit 1989 Radiokompositionen und Hörstücke, die mit internationalen Preisen ausgezeichnet wurden.
Für "Geologica" erhielt er zum zweiten Mal den Karl-Sczuka-Preis des SWR (bereits 2002 für „Il tempo cambia“).
Der Komponist schreibt zu seinem neuen Werk für Deutschlandradio Kultur: „Hinter vielen Türen verbergen sich viele verschiedene Landschaften. Jemand öffnet und schließt sie, bis er schließlich das Labyrinth erreicht. Dort ist eine melancholische Melodie – von der Viola gespielt – versteckt, bewacht von einem Monster. Die Melodie wird aus dem Labyrinth befreit – aber inzwischen hat sich draußen alles verändert. Das wirkliche Labyrinth ist draußen…‚Labirinti’ ist eine Parabel über den Verlust der Mitte und der Gewissheit. Alles was sicher erschien, wird unsicher, die Dinge wechseln ihre Position in einer Art surrealistischer Reise – ein gefährliches Spiel, bei dem wir uns verlieren können.“
(Schweizer)
René Desalmand, geboren 1972, lebt als Saxofonist und Komponist in Berlin.
» ... alle Realität ist unbeschreibbar, und ich weiß instinktiv: Das Bewusstsein ist strukturiert wie unsere Sprache (und zwar aus gutem Grund!), nicht aber die Welt und nicht das Unbewusste.« (Alain Robbe-Grillet)
Mit seinem Buch ›Der wiederkehrende Spiegel‹ (1985) reflektiert und bricht Alain Robbe-Grillet das Genre der Autobiografie. Er entlarvt Erinnerung als Konstruktion, deren Bezüge zum Erinnerten sich traumartig verschieben.
Zum 90. Geburtstag des Nouveau-Roman-Pioniers begeben sich zwei Musiker auf die Spuren seiner Automythografie. René Desalmand sammelt Klänge aus Robbe-Grillets Heimat in der Bretagne. Gemeinsam mit dem Schlagzeuger Michael Wertmüller entwickelt er musikalische Strukturen, die von Robbe-Grillets Texten abgeleitet sind. Musik verhält sich zum Geräusch wie Fiktion zur Sinneswahrnehmung.
(Kanadier)
Chantal Dumas, geboren 1959 in Quebec, Klangkünstlerin, Komponistin und Autorin von Radiostücken. Sie wurde u.a. mit dem ungarischen Klangkunstpreis EAR 1997 sowie mit dem französischen Prix Phonurgia Nova 1997 und 2001 ausgezeichnet. Prix Bohemia 2010 für "Les petits riens".
„Der Duft der Frauen“ ist eine Klang-Studie über die großen Wanderungen in den Zivilisationen und in der Natur. Sie setzt die zyklischen, geheimnisvollen Bewegungen der Wassermassen des Atlantik in Beziehung zur Auswanderung der Europäer nach Amerika. Teil Zwei ist eine Art Parodie auf die Sehnsucht nach dem „Anderswo“ und der neue Teil Drei beschäftigt sich mit dem Überschreiten und Haltmachen vor jeder Art von Grenzen. Dieser dritte Teil wurde Ende 97 mit dem „EAR 97“, dem Preis des ungarischen Rundfunks für akustische Kunst ausgezeichnet. Und dem gesamten dreiteiligen Werk wurde im Januar eine weitere Ehrung zuteil: Chantal Dumas gewann den „Palmarès“, den wichtigsten französischen Hörspielpreis, der jährlich in Arles verliehen wird, in der Kategorie Akustische Kunst.
(Kanadier)
Chantal Dumas, geboren 1959 in Quebec, Klangkünstlerin, Komponistin und Autorin von Radiostücken. Sie wurde u.a. mit dem ungarischen Klangkunstpreis EAR 1997 sowie mit dem französischen Prix Phonurgia Nova 1997 und 2001 ausgezeichnet. Prix Bohemia 2010 für "Les petits riens".
„Der Duft der Frauen“ ist eine Klang-Studie über die großen Wanderungen in den Zivilisationen und in der Natur. Sie setzt die zyklischen, geheimnisvollen Bewegungen der Wassermassen des Atlantik in Beziehung zur Auswanderung der Europäer nach Amerika. Teil Zwei ist eine Art Parodie auf die Sehnsucht nach dem „Anderswo“ und der neue Teil Drei beschäftigt sich mit dem Überschreiten und Haltmachen vor jeder Art von Grenzen. Dieser dritte Teil wurde Ende 97 mit dem „EAR 97“, dem Preis des ungarischen Rundfunks für akustische Kunst ausgezeichnet. Und dem gesamten dreiteiligen Werk wurde im Januar eine weitere Ehrung zuteil: Chantal Dumas gewann den „Palmarès“, den wichtigsten französischen Hörspielpreis, der jährlich in Arles verliehen wird, in der Kategorie Akustische Kunst.
(Französisch)
Luc Ferrari, geboren 1929 in Frankreich, Komponist, Hörspiel- und Filmemacher. Berühmter Vertreter der französischen musique concrète. Er verband in vielen Arbeiten Elemente der Literatur mit elektroakustischer und instrumentaler Musik. Zahlreiche Auszeichnungen und Preise, darunter der Prix Italia 1987 und 1991.
Der Komponist Luc Ferrari reist mit dem Aufnahmegerät. Nahezu aus aller Welt hat er Originaltöne und Atmosphären mitgebracht und sie in zahlreichen Hörstücken zu Kompositionen verwoben. Für sein neues Stück „Les Anecdotiques“ zog er Aufnahmen aus Japan, Spanien, Frankreich, Mexiko, Kalifornien und Berlin heran.Luc Ferrari prägte in den 60er Jahren den Begriff der „anekdotischen Musik“, um seine „akustischen Photos“, seine minimalistisch komponierten Klanglandschaften und Reiseporträts zu bezeichnen.„Les Anecdotiques“ schließt nun einen Kreis von Ferraris frühen Werken anekdotischer Musik bis zu seinem heutigen reifen Schaffen.
(Deutsch)
Ellen Fricke, Linguistin, Schauspielerin, Sprecherin und Performerin in der zeitgenössischen Musik, Autorin von Radio- und Sprachkompositionen. Ihre künstlerische Produktion und theoretische Reflexion gilt den Arealen Sprache, Musik und jeglichen Formen des Dazwischens.
Vertritt außerdem seit Oktober 2010 den Lehrstuhl für Germanische Philologie an der Universität Freiburg. Forschungsschwerpunkte: Multimodale Grammatik, Syntax, Pragmatik, Wortsemantik, Sprachtheorie, Zeichentheorie, Deixis, Gesten, Sprache und Kognition, Kultur- und Mediensemiotik.
MORGENROTH, Inge
(Deutsch)
Ingeborg Morgenroth, Literaturwissenschaftlerin und Saxophonistin, wohnt in Berlin. Ab 1993 Kompositionen elektro-akustischer Musik. Gast im elektronischen Studio der Technischen Universität Berlin. Saxophonistin und Performerin von 1995 bis 2000 im Ensemble für Neue Musik „Zwischentöne" Berlin.
Das Manuskript „Les jeux à deux“ der Berliner Autorin und Malerin Unica Zürn dient als Grundlage dieses Hörspiels. Die beiden Akteure in „Les jeux à deux“ sind Norma und Flavius aus Bellinis Oper „Norma“. Sie haben eine heimliche Beziehung, die nach strengen und intuitiv akzeptierten Regeln abläuft. Die Spielpartner dürfen einander körperlich nicht nahe sein, es darf nicht einmal der Wunsch bestehen, sich unter vier Augen zu sehen. Ziel des Spieles ist es, sich in Meditation, Distanz und Konzentration zu üben.Inge Morgenroth und Ellen Fricke inszenieren die „jeux à deux“ als Sprach-Musik-Geräusch-Komposition mit weiblichen und männlichen Stimmen, Chor- und Instrumentalpassagen aus Bellinis „Norma“, Schlagzeugimprovisationen und eigener Musikkomposition.
(Kanadier)
Chantal Dumas, geboren 1959 in Quebec, Klangkünstlerin, Komponistin und Autorin von Radiostücken. Sie wurde u.a. mit dem ungarischen Klangkunstpreis EAR 1997 sowie mit dem französischen Prix Phonurgia Nova 1997 und 2001 ausgezeichnet. Prix Bohemia 2010 für "Les petits riens".
„Kleine diskrete Klänge. Gesänge, die zu zart sind, um unsere Aufmerksamkeit zu erregen. Töne am Rande der Hörschwelle. Geräusche, die wir nicht mehr wahrnehmen, weil wir ständig von ihnen umgeben sind. Das ist das Material von ‚Les petits riens’.“ Mit ihrer neuen Arbeit führt die frankokanadische Komponistin Chantal Dumas das Gehör durch eine Flucht von akustischen Räumen, durch ein Kuriositätenkabinett mit präzise ausgewählten Klangobjekten. Dabei stellt sie unsere Hörgewohnheiten in Frage und die gebräuchlichen Klangstrukturen auf den Kopf. „In ‚Les petits riens’ möchte ich eine poetische Rhythmik des Alltags zutage fördern, die uns bisher entgangen ist.“ (Chantal Dumas)
( )
SCHMIDT Maria Antonia
(Deutsch)
2004 Abitur, Studium seit 2008 Medienkunst/ Mediengestaltung an der Bauhaus Universität Weimar
Praktika: am Theater Erfurt als Regiehospitantin bei der Inszenierung ´Schneider und Schuster´ von Joshua Sobol vom 02.08-24.09.2004, -Regieassistenz bei dem Abschlussfilmprojekt „Liquid Wood“ der Kaskeline Filmakademie unter der Regie von Arno Gross in Berlin vom 01.08-22.08.2005 - Regieassistenz bei Jan Eilhardts Kunstfilm „Stadt der Kranken“ im Oktober 2005 in Berlin
-Jurymitglied des KJF deutschen Jugendvideopreises 2004 und 2005 in Remscheid -Praktikum im „Atomino Tonstudio“ in Erfurt
Vom 02.05-15.09.2007 -Jurymitglied beim „Hörspielplatz 2011“ in Rockhausen gefördert vom KlangBildVerlag - Teilnahme am Hörspielforum 2011
Ein Mensch stirbt, ein Leben endet.
In seinem Stück betrachtet Anjo Schwarz diesen Moment aus dem Blickwinkel einer Hinterbliebenen. Er beschreibt sehr eindringlich, wie der Augenblick des Todes eines engen Verwandten in den Alltag drängt.
Buch: Anjo Schwarz
Sprecher: Franziska Dittrich, Benno Lehmann, Anna Tkatsch, Kot Bang Sil Yun, Amit Jacobi, Magdalena Roth, Alina Niborski
Regie: Maria Antonia Schmidt
Technik: Mario Weise
Eine Produktion des Experimentellen Radios 2011 in Kooperation mit Deutschlandradio Kultur dem Literaturinstitut Leipzig und der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“
Entstanden im Projekt "Regie" im Wintersemester 2010/2011 unter der Leitung von Prof. Nathalie Singer, Andreas Feddersen und Mario Weise.
(Belgisch)
Tom Hannes, geboren 1970 in Antwerpen, studierte englische Literatur und Malerei. Seit 1993 Regisseur und Autor von Theater- und Hörstücken.
WEIS, Ward
(Belgisch)
Ward Weis, geboren 1956 in Antwerpen, ist Filmemacher, Toningenieur, Klangkünstler und Bildender Künstler.
Seine neuesten Projekte versteht er als Ergründung der Grenzen von verschiedenen medialen und künstlerischen Objekten, Bereichen und Ausdrucksformen wie Radio, Musik, Theater, Tanz, Video, Film u. a.
Ausgehend von James Joyces „Finnegan’s Wake“, erzählt das Hörstück die Geschichte einer Frau, die der Banalität des alltäglichen Lebens in der irischen Stadt Dublin überdrüssig ist. Sie stürzt sich in den Fluss Liffey und stirbt. Der Fluss treibt sie hinaus in die Weite des Meeres, aus dem sie dann als sanfter irischer Regen wiederkehrt.Soundkompositionen, Text und Musik spielen mit den surrealen Momenten der Geschichte und machen, was nicht rational fassbar ist, so doch akustisch hörbar: Gefühle des Ausgegrenztseins, Traurigkeit, Resignation und Sehnsucht nach einer besseren Welt.
(Kanadisch)
Robin Minard wurde in Montréal geboren. Er studierte Komposition und elektroakustische Musik in Kanada und Paris. Seit den frühen 1980er Jahren bilden elektroakustische Komposition und Klanginstallationen im öffentlichen Raum den Schwerpunkt seiner Arbeit. Von 1992-96 war er Lehrbeauftragter für den Bereich Klanginstallation am Elektronischen Studio der TU Berlin. Seit 1997 ist er Professor für elektroakustische Komposition und Klanggestaltung an der Bauhaus-Universität und der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar, wo er auch die Studios für elektroakustische Musik SeaM Weimar leitet. Er war „artist-in-residence“ des Berliner Künstlerprogramms des DAAD; des Canada Council Studio (Paris); am Banff Centre for the Arts (Canada), Künstlerhof Schreyahn und Schloss Wiepersdorf (Deutschland), am Institut für Elektronische Musik, Graz (Österreich); des Het Apollohuis, Eindhoven (Holland); der Villa Serpentara, Olevano Romano (Italien); im Mattress Factory Museum of Contemporary Art, Pittsburgh (USA) und am IRCAM / Centre Pompidou (Paris). Seine Werke wurden weltweit in Festivals, Museen und öffentlichen Räumen präsentiert.
Die Aboriginals glauben, dass ein unbesungenes Land ein totes Land ist, denn wenn die Gesänge in Vergessenheit geraten, stirbt das Land selbst.“
Bruce Chatwins Bestseller „Songlines“ („Traumpfade“) hat die Musikkultur der australischen Ureinwohner weltweit bekannt gemacht. Der kanadische Klangkünstler Robin Minard nähert sich dieser einzigartigen Verbindung von Musik, Landschaft und Alltagsleben nun mit dem Mikrofon. Feldaufnahmen, Interviews, Gesänge, Geschichte und Archivaufnahmen verweben sich zu vielfach übereinander geschichteten Erzählebenen. Minards Radiokomposition besingt mit den Mitteln moderner Klangverarbeitung die gegenseitige Durchdringung von Kultur und Natur.
(Deutsch)
Thomas Köner, geboren 1965, ist Medien- und Klangkünstler, erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. „New Media Prize 2000“ (Montreal), „NORMAN Preis 2004“ (Stuttgart), Deutscher Klangkunstpreis 2004 (WDR), „Goldene Nica“ bei der Ars Electronica 2004, Transmediale.05 Award, International Media Art Festival, Berlin 2005 und war Artist in Residence der Villa Aurora, Los Angeles 2006.
„Klangliche Röntgenstrahlung“ nennt Thomas Köner das Instrumentarium, mit dem er unermüdlich die Steinhüllen moderner Großstädte durchleuchtet. Seit Januar 2008 komponiert er auf diese Weise für Deutschlandradio Kultur jeden Monat einen „Klangbrief“ aus einer anderen Weltmetropole. Als „Geräusch des Monats“ sind diese fünfminütigen Miniaturen regelmäßig im Hörspiel- und Featureprogramm zu hören. Im Gegensatz zu bloßen „Cityscapes“ dringen Köners Kompositionen tief unter die Oberfläche des klanglichen und sozialen Alltags. Sie legen tönende Archetypen frei, die ortsgebunden und ortlos, urwüchsig und hochmodern zugleich sind. In „Lithosphères“ verbindet der Medienkünstler die horizontale Bewegung von Zeit zu Zeit, von Stadt zu Stadt mit einer vertikalen Drift durch die Klangsedimente des urbanen Lebens.
(Deutsch)
Thomas Köner, geboren 1965, ist Medien- und Klangkünstler, erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. „New Media Prize 2000“ (Montreal), „NORMAN Preis 2004“ (Stuttgart), Deutscher Klangkunstpreis 2004 (WDR), „Goldene Nica“ bei der Ars Electronica 2004, Transmediale.05 Award, International Media Art Festival, Berlin 2005 und war Artist in Residence der Villa Aurora, Los Angeles 2006.
„Klangliche Röntgenstrahlung“ nennt Thomas Köner das Instrumentarium, mit dem er unermüdlich die Steinhüllen moderner Großstädte durchleuchtet. Seit Januar 2008 komponiert er auf diese Weise für Deutschlandradio Kultur jeden Monat einen „Klangbrief“ aus einer anderen Weltmetropole. Als „Geräusch des Monats“ sind diese fünfminütigen Miniaturen regelmäßig im Hörspiel- und Featureprogramm zu hören. Im Gegensatz zu bloßen „Cityscapes“ dringen Köners Kompositionen tief unter die Oberfläche des klanglichen und sozialen Alltags. Sie legen tönende Archetypen frei, die ortsgebunden und ortlos, urwüchsig und hochmodern zugleich sind. In „Lithosphères“ verbindet der Medienkünstler die horizontale Bewegung von Zeit zu Zeit, von Stadt zu Stadt mit einer vertikalen Drift durch die Klangsedimente des urbanen Lebens.
(Deutsch)
Ingeborg Morgenroth, Literaturwissenschaftlerin und Saxophonistin, wohnt in Berlin. Ab 1993 Kompositionen elektro-akustischer Musik. Gast im elektronischen Studio der Technischen Universität Berlin. Saxophonistin und Performerin von 1995 bis 2000 im Ensemble für Neue Musik „Zwischentöne" Berlin.
„Little Connections“ fußt auf dem Text „Lifting Belly“ (1915-17) von Gertrude Stein. Sie widmete das erotische Poem ihrer großen Liebe Alice B. Toclas. „Lifting Belly“ ist leichtes und rhythmisches Liebesgeplauder, ist vielstimmiger Dialog und Statement – der ganze Kosmos Steinscher Manier, Privates und Öffentliches miteinander zu verknüpfen. - Die Komposition „Little Connections“ macht sich die klanglichen Bindungen des Textes zu eigen. Zwei Stimmen tanzen miteinander, kommen sich nah, verhaspeln sich, fallen sich ins Wort und übereinander her. Der Raum öffnet sich für die Intimität zwischen zwei Personen.
(Amerikanisch)
Alvin Curran, geboren 1938 in den USA, bedeutender Komponist der live-elektronischen Musik, lehrt Komposition am Mills College in Kalifornien und lebt in Rom.
Zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1986 Prix Italia, 1988 Prix Ars Acustica des WDR, Leonardo Award for Excellence 1995, Ars Electronica 2004, Phonurgia Nova 2005 ("I Dreamt John Cage Yodeling in the Zurich Hauptbahnhof").
Das Wohnzimmer ist ein besonderer Raum. Nirgendwo sonst vermischt sich Privates und Intimes so stark mit Öffentlichem und Universellem. Das lässt sich hören: Von der Kammermusik bis zum Radioempfang reflektieren Wohnzimmerklänge immer wieder diese Spannung zwischen innerer und äußerer Welt.Für die Komposition „Living Room Music“ lädt Alvin Curran eine Reihe von befreundeten Musikern und Künstlern dazu ein, sein Wohnzimmer in Rom zu bespielen. Erbaut über den Ruinen von Neros Domus Aurea, mit Blick auf das Kolosseum, angefüllt mit Musikinstrumenten, Noten, Büchern und Objekten aus der ganzen Welt, wird dieser Ort zum Resonanzraum für Begegnungen, Gespräche und musikalische Improvisationen.Dieses Material verarbeitet Curran zu einer radiofonen Raumkomposition. „Ich möchte, dass der Klang meines Wohnzimmers zur Summe aller Klänge wird, die je in diesem Raum erklingen können.“ (Curran)
(Schwedisch)
Hanna Hartman, geboren in Schweden, lebt und arbeitet in Berlin. Studium der Theater- und Literaturwissenschaft an den Universitäten Uppsala und Stockholm, sowie Radio und Interactive Media am DI und Elektroakustische Musik am EMS in Stockholm.
(Deutsch)
Johannes S. Sistermanns, Jahrgang 1955, international renommierter Komponist, Installations- und Performancekünstler, lebt in der Nähe von Köln. Zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Karl-Sczuka-Förderpreis des SWR 1997 und Deutscher Klangkunst-Preis des WDR 2008.Von 1997 - 2010 ist er 2. Vorsitzender der DEGEM, Deutsche Gesellschaft für Elektroakustische Musik.
»Wir übertragen ein Wissen auf etwas, sprechen ihm Sein und Bedeutung zu: Damit wird alles degradiert zu Bedeutungsträgern, Stoffen, bloßen Materialien und Projektionsflächen.«
(Franz Xaver Baier)
›loshören‹ ist eine Absage an den Sinn, die Bedeutung und an die motivierte Form. Der Musiker und Komponist Johannes S. Sistermanns will nicht vermitteln und nicht erzählen. Sein akustisches Ausgangsmaterial hat er ohne konkretes Ziel zusammengesucht und mit automatisierten Verfahren bearbeitet. Für ihn liegt jenseits vom Sinn nicht etwa der Unsinn, sondern die Mehrdeutigkeit. Ein Stück, das in der Schwebe bleibt und gerade dadurch unmittelbar und in all seinen Facetten erfahrbar ist.
Das Stück betrachtet die Krise der Musikindustrie im Mikrokosmos der elektronischen Tanzmusik. Die Technik- und Zukunftsverliebte Technoszene zwischen nostalgischem „früher war alles besser“ Attitüden und der Suche nach neuen Wegen, um wirtschaftlich und künstlerisch zu überleben.
Das Stück versteht sich als Situationsbericht und möchte dem Hörer Zukunfts-und Existenzängste der Künstler vermitteln, den Wertverfall künstlerischen Schaffens dokumentieren und dabei gleichzeitig die emotionale Verbundenheit der Interviewten mit ihrer Tätigkeit dokumentieren.
Gerade im Indiebereich der Musikindustrie entstehen momentan neue Strukturen und Abhängigkeiten zwischen Künstlern und Labels. Vielerorts weicht der Wirtschaftsbetrieb Label, mit der Hauptfunktion Musikverkauf, dem Model einer Künstleragentur mit Familienattitüde und vielschichtigen Tätigkeitsfeld.
In dem musikalischen Hörspiel werden die Stimmungen und Meinungen einiger ausgewählter Protagonisten gegenüberstellt. Die Dankbarkeit dafür, dieses freie und selbst bestimmte Leben führen zu dürfen, trifft auf den Frust, dass Respekt und Wertigkeit für künstlerisches Schaffen scheinbar verloren gehen. Das Festhalten an alten Medien steht der Überflutung durch digitale Medien gegenüber.
Das Hörspiel möchte Dilemma und Möglichkeiten für den Umgang mit der Krise der Musikindustrie darstellen und zugleich Situationsbericht aus einer Subkultur sein. Dazu wurden Interviews mit Protagonisten der Szene geführt. Diese Interviews wurden anschließend auf einem extra produzierten Soundtrack collagiert und in eine fiktive Ebene eingebettet.
Buch und Realisation: Mario Willms
Eine Produktion des Experimentellen Radios 2009
Entstanden als Masterarbeit im Jahr 2009 unter der Leitung von Prof. Nathalie Singer und Mareike Maage.
(Deutsch)
Wolfgang Hamm, geboren 1944, studierte Komposition, Klavier, Geige, Musik- und Kultur-Wissenschaften, war als Jazzpianist und Theatermusiker tätig. Seit 1974 als Komponist, Autor und Musikproduzent in Köln. Zahlreiche Musiken für Film, Theater und Hörspiel. Ein produktives Spannungsverhältnis zwischen Musik und anderen Medien (Film, Radio, Literatur, Theater, Multimediales) sowie außereuropäischen Kulturen kennzeichnet die musikalische Arbeit von Wolfgang Hamm.
„Ein Wald in Bali bei Einbruch der Dunkelheit: Tausende rhythmisch schabender Grillen erzeugen einen magischen Zusammenklang ... Ein Dorf im Osten Senegals in der Morgendämmerung: flüsternde Frauenstimme, Wasser platscht, ein Kind weint, irgendwann das Geräusch des Holzstößels beim Hirsestampfen ... Santiago de Cuba um Mitternacht: Zehntausende Fans feiern auf der Straße den Baseball-Sieg über den Erzrivalen Havanna ... Klänge, wie ich sie an verschiedenen Orten der Welt aufgenommen habe. Meine Komposition für ein Ensemble ausgewählter Musiker schickt uns auf die Reise, macht Entfernungen und Annäherungen hörbar, spürt den akustischen Geheimnissen der vergangenen Klangerlebnisse nach.“ (Wolfgang Hamm)
(Deutsch)
Karl-Heinz Mauermann, geboren 1958, arbeitet in den Grenzbereichen von Bildender Kunst, Musik und Literatur.
Als Duo "khmfn" treten Karl-Heinz Mauermann und Frank Niehusmann auch seit einigen Jahren mit Video-Sound-Performances live auf.
NIEHUSMANN, Frank
(Deutsch)
Frank Niehusmann, geboren 1960, Autor und Komponist für Theater und Film, Videos und Klanginstallationen, Konzerte und CD-Produktionen. Arbeitete als Rundfunk- und Fernsehautor, bevor er als Komponist elektronischer Musik und als Live-Performer auf analogen Bandmaschinen international bekannt wurde. Mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 2002 beim Internationalen Wettbewerb für Elektroakustische Musik in Bourges für „Untertagemusik Nr. 1“. gewann 2006 gewann er zusammen mit Karl-Heinz Mauermann den Wettbewerb Phonuriga Nova mit ihrem Stück "Maschinen - ein Hörspiel".
Motoren rattern, Rammen donnern, elektrische Signaltönebegleiten Sounds aus Mechanik, Hydraulik und Pneumatik. In diesen von Frank Niehusmann sinfonisch verdichteten Klangraum mischen sich Karl-Heinz Mauermanns Textfragmente. Grimmige Maschinenhasser haben da ebenso das Wort wie emphatische Zukunftsoptimisten. Von einem fast schon untergegangenen Zeitalter lautstarker Maschinen wird berichtet, aber auch schon von neuen, andersartigen Apparaten. Alle Klänge sind Originale des 20. Jahrhunderts. Manche sind zwar bereits ausgestorben, die Maschinen in letzter Generation verschrottet, die Geister „unserer“ Maschinen aber verfolgen uns weiter.
(Deutsch)
Karl-Heinz Mauermann, geboren 1958, arbeitet in den Grenzbereichen von Bildender Kunst, Musik und Literatur.
Als Duo "khmfn" treten Karl-Heinz Mauermann und Frank Niehusmann auch seit einigen Jahren mit Video-Sound-Performances live auf.
NIEHUSMANN, Frank
(Deutsch)
Frank Niehusmann, geboren 1960, Autor und Komponist für Theater und Film, Videos und Klanginstallationen, Konzerte und CD-Produktionen. Arbeitete als Rundfunk- und Fernsehautor, bevor er als Komponist elektronischer Musik und als Live-Performer auf analogen Bandmaschinen international bekannt wurde. Mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 2002 beim Internationalen Wettbewerb für Elektroakustische Musik in Bourges für „Untertagemusik Nr. 1“. gewann 2006 gewann er zusammen mit Karl-Heinz Mauermann den Wettbewerb Phonuriga Nova mit ihrem Stück "Maschinen - ein Hörspiel".
Motoren rattern, Rammen donnern, elektrische Signaltönebegleiten Sounds aus Mechanik, Hydraulik und Pneumatik. In diesen von Frank Niehusmann sinfonisch verdichteten Klangraum mischen sich Karl-Heinz Mauermanns Textfragmente. Grimmige Maschinenhasser haben da ebenso das Wort wie emphatische Zukunftsoptimisten. Von einem fast schon untergegangenen Zeitalter lautstarker Maschinen wird berichtet, aber auch schon von neuen, andersartigen Apparaten. Alle Klänge sind Originale des 20. Jahrhunderts. Manche sind zwar bereits ausgestorben, die Maschinen in letzter Generation verschrottet, die Geister „unserer“ Maschinen aber verfolgen uns weiter.
(Deutsch)
Werner Cee, geboren 1953, lebt in Allendorf bei Gießen und arbeitet als Klangkünstler und Komponist. Zahlreiche Preise auf internationalen Festivals, zuletzt den Prix Italia 2010 für "Featuring Schuberts Winterreise". „Maschinerie der Polarlandschaft“ erhielt eine lobende Erwähnung beim »Palmarès« in Bourges 2005.
Caspar David Friedrichs berühmtes Gemälde „Eismeer“ gab den Anstoß zu diesem Projekt. Als Ikone der Fortschrittsskepsis wurde das Bild immer wieder zitiert. Für den Komponisten Werner Cee haftet einer Industrieruine in Bitterfeld, einem nie benutzen Wasserspeicher, eine ähnliche Symbolik an - besonders deutlich während der Flutkatastrophe im Sommer 2002. Werner Cee konfrontiert in dem nachhallreichen „Klangspeicher“ Musiker mit dem Bild von Friedrich und lässt das Stück in Improvisationsprozessen entstehen. Verbindendes Klangelement ist seine elektronische chinesische Zither e-Ch’in. Durch den langen Nachhall entstehen Erstarrung und „Entschleunigung“ wie treibende Schollen im Eismeer von Caspar David Friedrich.
(Spanisch)
Die Komponistin und bildende Künstlerin Rilo Chmielorz (geb.1954) lebt derzeit in Berlin und Madrid. Seit mehr als zehn Jahren beschäftigt sie sich mit gekratzten Tönen und Zeichen und deren musikalischer Verformung durch den Einsatz von Elektroakustik. 2002 wurde sie vom Studio Akustische Kunst des WDR mit dem Produktionsaward ausgezeichnet.
Das Labyrinth in seiner ursprünglichen Bedeutung ist ein Zeichen des Wandels und der Veränderung. Verirren kann sich dort nur, wer zu früh umkehrt. Auf 3000 Jahre alten kretischen Münzen finden sich perfekt geplante Figuren, die nur einen einzigen Weg zur Mitte haben. Die Hopi-Indianer nennen das Labyrinth die Wiege des Lebens und sprechen von einem Faden, der nirgends unterbrochen ist. Mythenforscher sehen gar im Tanz den Ursprung der verschlungenen Pfade, die dazu da sind, räumliche Muster in choreografierte Bewegung umzusetzen.Rilo Chmielorz und Pedro López verfolgen den erneuernden Aspekt des Labyrinths in einen „performativen Feldversuch“. Eine fiktive Person bewegt sich durch einen Klangraum, der das Wagnis des Wandels und die Ambivalenzen des Lebens akustisch erfahrbar macht.
(Österreichisch)
Janko Hanushevsky, geboren 1978 in Linz, lebt in Köln. E-Bassist vorwiegend im Bereich zeitgenössischer Jazzmusik und frei improvisierter Musik. Seit 2001 beschäftigt er sich intensiv mit "extended techniques", der Erforschung alternativer Klangerzeugung mit mechanischen Mitteln am E-Bass. Er komponiert Theater- und Hörspielmusik und ist festes Mitglied in zahlreichen Bands. Seit 2002 arbeitet er mit Eva Pöpplein in dem Duo Merzouga.
PÖPPLEIN, Eva
(Deutsch)
Eva Pöpplein, geboren 1978 in München, lebt in Köln. Sie arbeitet als Computermusikerin und Tonmeisterin: frei improvisierende Konzerte und Komposition elektro-akustischer Musik für intermediale Produktionen in den Bereichen Oper, Theater und Radio/Hörspiel, sowie radiophone Klangkunst. Seit Ende 2006 arbeitet sie zudem als Toningenieurin beim Deutschlandfunk in den Bereichen Musikproduktion/Liveübertragung/künstlerisches Feature und Hörspiel.
Auf einer ausgedehnten Reise folgten Eva Pöpplein und Janko Hanushevsky dem Unterlauf des Mekong durch Laos, Kambodscha und Vietnam bis ans Delta, wo sich der Fluss ins südchinesische Meer ergießt.
Das Duo Merzouga kontrapunktiert akustische Landschaftsaufnahmen dieser gewaltigen Wasserwelt mit elektronisch bearbeiteten E-Bass-Klängen.
„Man hört das Rieseln von Kieselsteinen im Flussbett, das ruhige Tuckern eines Außenbord-motors und den gelegentlichen Ruf eines Wasservogels, während sich das Rieseln langsam einfärbt, das kühle, kleinteilige Klacken der Steinchen ins Unwirkliche beschleunigt, der Dieselmotor plötzlich einen Bordun-Ton entwickelt
(Deutsch)
Martin Daske, Jahrgang 1962, erhielt seine kompositorische Ausbildung in den USA, Kràkow und Salzburg. Er schrieb Kammermusik, Tonbandstücke, Klanginstallationen, Theater- und Filmmusik und schuf eine Form dreidimensionaler Notation. Radiokompositionen sind ein Schwerpunkt seiner Arbeit. Er lebt und arbeitet im Umland von Berlin. 1990 und 1999 Kompositionsstipendien des Berliner Senats. 1993 Lobende Erwähnung beim Prix Europa für „Abfahrt“. 1990–1993 mehrfach „artist-in-residence“ im ZKM Zentrum für Kunst und Medientechnologie.
Aus 3500 europäischen Originaltönen von 1900 bis heute besteht der 1. Teil der insgesamt zweistündigen Radiokomposition von Martin Daske, mit dem DeutschlandRadio Berlin die Reihe von Sendungen zur Jahrtausendwende eröffnet. Das Hörstück behandelt collagenartig das 20. Jahrhundert in digitalisierten O-Tönen, die nach dem strengen Schema einer Geräusch-Musik-Partitur durchkomponiert wurden. Aus den mehrschichtig verarbeiteten, komplexen Materialien entstehen „Erinnerungsklänge“ an die verschiedenen Jahrzehnte dieses zu Ende gehenden Jahrhunderts.Der 2. Teil wird in einem Jahr zur Jahrtausendwende gesendet
(Deutsch)
Martin Daske, Jahrgang 1962, erhielt seine kompositorische Ausbildung in den USA, Kràkow und Salzburg. Er schrieb Kammermusik, Tonbandstücke, Klanginstallationen, Theater- und Filmmusik und schuf eine Form dreidimensionaler Notation. Radiokompositionen sind ein Schwerpunkt seiner Arbeit. Er lebt und arbeitet im Umland von Berlin. 1990 und 1999 Kompositionsstipendien des Berliner Senats. 1993 Lobende Erwähnung beim Prix Europa für „Abfahrt“. 1990–1993 mehrfach „artist-in-residence“ im ZKM Zentrum für Kunst und Medientechnologie.
Im zweiten Teil der „Erinnerungen eines Jahrhunderts“ werden hunderte von digitalisierten Originaltönen von 1900 bis heute „zerstört“. Jede dieser Dekompositionen mündet jedoch in neuem Klangmaterial, das nun mit seinen Mitteln Geschichten erzählt - nicht nur Geschichte.Die Erinnerung an das ursprüngliche Material bleibt.
(Deutsch)
Serge Baghdassarians, geboren 1972 in Fürth, und Boris Baltschun, geboren 1974 in Bremen, leben und arbeiten als Musiker und Künstler in Berlin. Sie kooperieren seit über zehn Jahren und haben ihre Arbeiten u.a. bei den Donaueschinger Musiktagen, in der Diapason Gallery, New York, dem Moderna Museet in Stockholm und dem Bridge in Osaka gezeigt.
BALTSCHUN, Boris
(Deutsch)
Boris Baltschun, geboren 1974 in Bremen, und Serge Baghdassarians, geboren 1972 in Fürth, leben und arbeiten als Musiker und Künstler in Berlin. Sie kooperieren seit über zehn Jahren und haben ihre Arbeiten u.a. bei den Donaueschinger Musiktagen, in der Diapason Gallery, New York, dem Moderna Museet in Stockholm und dem Bridge in Osaka gezeigt.
EFSF - eine Buchstabenfolge, die seit 2010 die europäische Finanzpolitik dominiert. Die Vermittelbarkeit des ESFS wird in dem Hörstück "memorandum of understanding" (dt.: "Absichtserklärung") einer radikalen Prüfung unterzogen.
Serge Baghdassarians und Boris Baltschun haben aus dem Wikipedia-Artikel über den Stabilitätsmechnismus die Einzelbuchstaben E, S und F herausgefiltert. Den so entstandenen Lückentext haben sie von zehn synthetischen Stimmen sprechen lassen. Rekrutiert haben sie ihre Sprecher bei einem Online-Übersetzungsprogramm mit verschiedenen Aussprache-Algorithmen.
Aus den Stimmen der EFSF Teilnehmerländer haben Baghdassarians und Baltschun eine Folge von Solostücken und Chorintermezzi komponiert. So treiben sie die Unverständlichkeit einer hochtechnokratisierten Sprache auf die Spitze, und sie entlocken ihr ein ungeahntes lautpoetisches Potenzial.
(Deutsch)
Thomas Gerwin, geboren 1955, ist Komponist und Klangkünstler, mit Schwerpunkt Radiokomposition und Klanginstallation. Er beschäftigt sich mit akustischer Ökologie. Mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Karl-Sczuka-Förderpreis 1999. Seit 2001 Vorsitzender der "Gesellschaft für multisensoriale Kunst" (IfmK). Seit 2004 Gründer und Leiter des Internationalen Klangkunstfestes Berlin.
Der Komponist Thomas Gerwin baut eine virtuelle Landschaft aus Klängen auf.„Diese Landschaft bevölkere ich mit großen und kleinen akustischen Wesen, die einzeln, paarweise oder in Scharen auftreten. Diese Wesen leben in dieser Klanglandschaft, werden geboren, wachsen und entwickeln sich, einige sterben auch während des Stücks.“ (T. Gerwin)Kapitel für Kapitel baut sich die virtuelle Klangwelt im Computer des Komponisten auf, die Wesen werden entworfen und fortentwickelt - jedoch: je weiter der Prozess fortschreitet, desto selbständiger werden die klingenden Geschöpfe. Sie entscheiden zunehmend selbst über die Metamorphosen, die sie durchlaufen...Der Komponist lässt sich bei dieser Arbeit „in die Karten schauen“. Die Hörer begleiten ihn bei seinen Überlegungen zum Aufbau des Klanglabyrinthes bis zur Bearbeitung im Tonstudio.
Das Hörspiel zeichnet den Erkenntnisweg des einsamen Metatron von der griechischen Mythologie bis zur Neuzeit nach. Metatron lebt in wechselnden Inkarnationen verschiedener historischer Figuren. Ein Strudel von Geräuschen führt ihn an verschiedene Orte, an denen er seine jeweilige Gestalt entdeckt, von Odysseus über Michelangelo zum Zentralcomputer. Alle Inkarnationsstationen verkörpern jeweils ein Lebensprinzip, das Realität erfaßbar und erfahrbar zu machen sucht.
(Deutsch)
Ronald Steckel, geboren 1945 auf Sylt, lebt seit 1969 als freier Schriftsteller und Hörspielmacher in Berlin. Verschiedene Buchveröffentlichungen und zahlreiche Radio-Features und Hörwerke.
Die menschliche Bewußtseinstätigkeit gehört zu den Entdeckungen des 20. Jahrhunderts. Literarisch hat man sich diesem Phänomen durch den „monologue intérieur“ oder den „stream of consciousness“ genähert. Die Komposition „Mindscape“ ist eine akustische Darstellung, die dem vieldimensionalen Klangkontinuum im Kopf nachhorcht. Unaufhörlich dringen äußere Reize wie Geräusche, Gesprächsfetzen, dumpfes Rauschen und Klänge in das Bewußtsein ein und vermischen sich mit Gefühlen und Erinnerungen. Dieses sich permanent verändernde Chaos macht das Bewußtsein aus, bevor das wahrnehmende Ich die einzelnen Sinneseindrücke und Gefühle zu ordnen vermag. „Mindscape“ ist eine Expedition in das „Babylon unter der Schädeldecke“.
(Italienisch)
Alessandro Bosetti, geboren 1973 in Mailand, lebt in Berlin, den USA und Italien, arbeitet als Musiker, Radioautor, Komponist und Klangkünstler. Viele seiner Arbeiten beschäftigen sich mit den Klängen, Unregelmäßigkeiten und „Fehlern“ des Sprechens und Übersetzens. Unter anderem wurde Bosetti für seine Komposition "636" (RTBF) mit dem Phonurgia Nova Award 2012 ausgezeichnet sowie mit dem IDAF Award 2013 für "Mask Mirror", ein Sampler, der gesprochene Worte in Realzeit bearbeitet, wobei er auf die Sprachbedeutung ebenso wie auf die Sprachmelodie reagiert.
Ein Guckloch verengt und schärft den Blick gleichermaßen. Wie könnte sich eine akustische Entsprechung anhören? Alessandro Bosetti begab sich auf die Suche und wurde fündig bei den Anfängen der Radiokultur mit all ihren Einschränkungen: In den 30er-Jahren gab es noch keine Effekte, keine Schnitte und vor allem keine Stereophonie.
In einer sorgsam einstudierten Choreografie lässt Alessandro Bosetti sechs Mitglieder der Gruppe ›Neue Vocalsolisten Stuttgart‹ um ein einziges Mikrofon tanzen: Ihr Ziel ist es, dem Monosignal Räumlichkeit zu verleihen.
Das Radio als Guckloch. Wir senden die Adaption einer Versuchsanordnung auf der Bühne.
(Deutsch)
Martin Daske, Jahrgang 1962, erhielt seine kompositorische Ausbildung in den USA, Kràkow und Salzburg. Er schrieb Kammermusik, Tonbandstücke, Klanginstallationen, Theater- und Filmmusik und schuf eine Form dreidimensionaler Notation. Radiokompositionen sind ein Schwerpunkt seiner Arbeit. Er lebt und arbeitet im Umland von Berlin. 1990 und 1999 Kompositionsstipendien des Berliner Senats. 1993 Lobende Erwähnung beim Prix Europa für „Abfahrt“. 1990–1993 mehrfach „artist-in-residence“ im ZKM Zentrum für Kunst und Medientechnologie.
LIMELOH, Thoma
(Deutsch)
Molly Bloom, Protagonistin der letzten Episode des Romans „Ulysses“ von James Joyce, tastet in ihrem Monolog alle Fäden der Geschichte ab und flicht sie noch einmal neu zusammen. Unterteilt in acht Sätze ohne Interpunktion, provoziert der Text eine Art Hypnose, einen Sinn-Verlust, bewirkt durch Gedanken-Überlappungen und ihrer Kollision. Dieser Sinnverlust jedoch kann einen Freiraum schaffen, der die Fantasie aktiviert. Zusammenhanglosigkeit ist kein Hindernis mehr, sondern die Tür zu einer offeneren Wahrnehmung. Die beiden Komponisten haben im englischen Originaltext von Joyce sowie in der deutschen und französischen Fassung alle Wörter aufgespürt, die an Töne und Klänge denken lassen. Es entwickelt sich eine Odyssee durch den Text von Joyce, durch das Gedanken-Meer einer Frau.
(Deutsch)
Götz Naleppa, 1943 geboren, Regisseur, Medienkünstler, Übersetzer und Autor, war bis Dezember 2008 Redakteur für Klangkunst bei Deutschlandradio Kultur. Weit über 100 Hörspielinszenierungen, Arbeiten für Theater und Oper. Eigene Klangkunstarbeit seit 1983. Zahlreiche Preise für Hörspielinszenierungen (Prix Europa, Prix Marulic,"Gold Award" des New York Festivals 2008, Prix Italia 2009 u.a.).
VETTER, Michael
(Deutsch)
Michael Vetter, 1943 geboren, studierte Theologie und Musik. Er ist ein Meister des Obertongesangs. Ihm geht es mit Hilfe der verschiedensten Medien (Sprache, Malerei, Fotografie, Theater, Musik) um die Realisierung dessen, was er "Transverbal" nennt: Sprache ist Bewegung ist Musik.
Nach dreizehn Jahre weitgehend als Zenmönch in Japan lebt er heute die meiste Zeit zurückgezogen malend, schreibend und gärtnernd inmitten seines Olivenhaines auf dem Monte Amiata, wo er 1991 die Accademia Capraia gründete, eine nach seinen Konzepten arbeitende "Schule der Lebenskunst".
Michael Vetter, 1943 geboren, macht Musik, Bilder, Texte, Theater - und all das in enger Wechselbeziehung. Populär ist er als Meister des Obertongesangs, aber ihn selbst interessiert viel mehr das, was er die "transverbale Sprache" nennt. Dieses Hörspiel ist dafür ein Beispiel. Hörbares, über das Ohr und Stimme reflektiert, spielt miteinander. Reflektieren bedeutet für Michael Vetter: Den ganzen komplexen menschlichen Verstehensapparat mit all seinen Assoziationsmöglichkeiten auf das Wechselspiel von Ohr und Stimme richten. Eine wortlose Sprache wie in diesem Hörspiel ist extrem vieldeutig. Jeder wird am Ende eine andere Geschichte gehört haben
(Deutsch)
Werner Cee, geboren 1953, lebt in Allendorf bei Gießen und arbeitet als Klangkünstler und Komponist. Zahlreiche Preise auf internationalen Festivals, zuletzt den Prix Italia 2010 für "Featuring Schuberts Winterreise". „Maschinerie der Polarlandschaft“ erhielt eine lobende Erwähnung beim »Palmarès« in Bourges 2005.
„Wenn ich als Maler eine Fläche gestalte, so muss ich in Schichten arbeiten. Ein einziger deckender Farbauftrag führt lediglich zu einem leblosen Anstrich. Baue ich den Farbton aber aus einer Vielzahl verschiedener, locker übereinander gelegter Flächen auf, so dass der jeweilige Untergrund immer durchscheint und mitspricht, so kann ich einen komplexen Farbton erzeugen, der in sich schimmert und oszilliert.“ (W. Cee)Der Komponist Werner Cee greift in „Monochrom“ auf seine Erfahrungen in der Malerei zurück. Das Augenmerk der Komposition liegt nicht in der zeitlichen Strukturierung, sondern in der Tiefenschichtung einer Geräuschfläche. Die Klänge überlagern sich, ohne sich zu überdecken. Sie werden zu einem flirrend schillernden, in sich bewegten Klangband.
(Dänisch)
Morten Søndergaard, Lyriker und Klangkünstler, 1964 in Kopenhagen geboren, wo er an der „writers school“ studierte. Er veröffentlichte zahlreiche Gedichtbände. Für den dänischen Rundfunk realisierte er Sendungen, in denen er das Verhältnis zwischen Sprache und Klang untersucht.
In seinem Hörstück arbeitet Søndergaard mit Aufnahmen aus einem Marmorsteinbruch nahe der italienischen „Marmor-Stadt“ Carrara. Er schlägt eine akustische Brücke zwischen zwei Polen absoluter Geräuschlosigkeit: dem Stein in seiner unberührten Form - schwer, statisch, stumm - und dem bearbeiteten Stein, der Skulptur, die wiederum von einer würdevollen Stille umgeben ist. Dazwischen Stein, der auch akustisch ins Rollen gebracht wird: Sprengungen, der schwere Aufprall hinabstürzender Felsbrocken, Kräne, die die Steinmassen verladen, Lärm. Dann werden die Geräusche – in Künstlerhand - zunehmend feiner. Sägen, Hämmern, Meißeln, Schleifen. Marmor - geräuschlose Materie - in Menschenhand hörbar gemacht, zu einem Klangbild gefügt und wieder in seinem ursprünglichen Zustand verstummend.
(Japanisch)
Tetsuo Furudate, 1958 geboren, lebt in Tokio und zählt zu den interessantesten Komponisten und Musikern der NOISE-Bewegung mit zahlreichen Konzerten auch in Europa. „Das Gehör des Mr. Roderick Usher“ (DLR Berlin 2004) wurde vom Dresdner Wettbewerb „Blaue Brücke“ ausgezeichnet.
Tetsuo Furudate verwendet für seine Komposition eine Geschichte des japanischen Nô-Theaters aus dem 13. Jahrhundert: Ein junger Mönch pilgert zur Hauptstadt Kyoto und begegnet an einem Grabhügel dem Geist einer Frau, die in die Hölle verdammt wurde, weil sie den Tod zweier Liebhaber verschuldet hat. Den Noise-Musiker Furudate, der hier zum ersten Mal ein Motiv aus seinem eigenen Kulturkreis verwendet, interessierte an dieser Geschichte die Unerbittlichkeit des göttlichen Schuldspruchs und der starke Kontrast, der sich musikalisch aus der idyllischen Anfangsszene und dem Bericht aus der Hölle gewinnen lässt. Außerdem faszinierten ihn die verwischten Grenzlinien des Nô-Theaters zwischen Leben und Tod, Ich und Du, Vergangenheit und Zukunft.
(Australien)
Thomas Meadowcroft, 1972 in Canberra, Australien, geboren, ist Musiker und Komponist. Nach einem Musikstudium in den USA lebt er seit 1998 Berlin. Er arbeitet im Bereich der zeitgenössischen und improvisierten Musik.
Moving Homes‹ ist die musikalische Reflexion über den Verlust von ›Zuhause‹ nach einem tropischen Wirbelsturm. Ein Zyklon verwüstet materielle Gegenstände: Das Sofa, das Dach, das ganze Haus. Er kann auch die symbolische Ordnung zerstören: Zugehörigkeit, Recht und Gesetz. ›Moving Homes‹ möchte diesen Schmerz lindern, erstens indem es alternative Konzepte von ›Zuhause‹ anbietet und zweitens indem es in ›Zeiten der Krise‹ den Radiohörer begleitet und beruhigt.
(Deutsch)
Marcus Mohr, geboren 1964 in Gießen, studierte Anglistik in Konstanz und Bristol und arbeitet seit 1997 in Berlin für den Rundfunk.
Auf einer Reise durch Vietnam sammelte Marcus Mohr das Ausgangsmaterial für sein Klangstück „muoi (zehn)“, das auf dem Konzept der fünf Elemente fußt: Metall, Erde, Holz, Wasser, Feuer. Marcus Mohr ordnet jede seiner Aufnahmen einem der fünf Elemente zu und verfährt mit ihnen so, wie ein DJ Platten auflegt: aus den Sounds eines Elements generiert er einen Track und kombiniert diesen dann mit den Tracks der anderen Elemente. Nach und nach fügen sich weitere Elemente ein, laufen erst synchron, dann versetzt und lösen sich schließlich ab. Auf diese Weise entstehen zehn verschiedene Kombinationen, bei denen jedes Element mit jeweils einem der anderen vier Elemente gemischt wird. „muoi (zehn)“ erzählt vom Gleichgewicht und Zusammenspiel der fünf Elemente.
(Schweiz)
Dieter Roth (1931-1998) war ein Schweizer Aktions- und Objektkünstler und ein wichtiger Vertreter der Konkreten Poesie.
YOON, Grace
(Koreanisch)
Grace Yoon, 1952 in Korea geboren, studierte 1969-74 am Central Saint Martins College of Arts und Design in London. Sie lebt und arbeitet seit 1975 in Deutschland. Sie arbeitet als Autorin, Regisseurin, Komponistin, Performance-Künstlerin.
»Murmel Murmel Murmel Murmel Murmel Murmel Murmel Murmel Murmel Murmel Murmel Murmel Murmel Murmel Murmel Murmel (...).« 1974 schrieb der Aktionskünstler Dieter Roth ein Theaterstück, das auf 176 Seiten mit einem einzigen Wort auskommt: Murmel. Minimalismus pur.
Die Performance-Künstlerin Grace Yoon hat das ›langweiligste Theaterstück der Welt‹ nun fürs Radio adaptiert. Dabei lotet sie die Überbleibsel einer sinnentleerten Sprache aus und entfaltet aus sechs Buchstaben ein neues Universum.
»... denn die Worte der Menschen sind, wenn man sich nähert, Murmeln ...« (Husayn ibn Mansur al-Halladsch, 8. Jahrhundert)
Mitwirkende: Martin Engler, Meike Schmitz, Hans Peter Hallwachs, Linda Olsansky, Bo Wiget, Arne Fuhrmann
Chor: Capella Vocale München
(USA)
Mathew Dryhurst, geboren 1984, Künstler, Kurator, Hacktivist und Mitbetreiber des Label PAN. Lebt und arbeitet in Los Angeles. Mit Holly Herndon bildet er das Medienkunstduo KAIRO.
Unsere elektronischen Spuren im Internet sind zu einem der wichtigsten Güter geworden. Regierungen wie Unternehmen erstellen aus den riesigen Ansammlungen vermeintlich unwesentlicher Informationen persönliche Profile. ›Anticipatory Computing‹, also das Vorausberechnen möglicher Verhaltensweisen, gilt als der nächste folgerichtige Schritt in dieser Entwicklung. Computerprogramme werden dann ihren Nutzern sagen, was sie als nächstes tun, wollen oder erleben werden. Ein attraktives Szenario insbesondere für die Kreativwirtschaft, die auf diese Weise Voraussagen über den bisher schwer einzuschätzenden Wandel von Moden und Geschmack treffen möchte.
Mittels einer Analyse der frei zugänglichen Daten der Facebook- und Twitter-Accounts von Deutschlandradio Kultur spekuliert Mathew Dryhurst über die Vorlieben der Hörer und hält uns einen digitalen Spiegel vor.
Anders als die kommerziellen Medienmacher ist Mathew Dryhurst allerdings nicht auf rein zahlenmäßigen Erfolg aus. Er möchte auch auf die Problematik der neuen Entwicklung hinweisen. Deshalb ist sein Hörstück kein hochglanzpolierter Blockbuster, sondern eine vielschichtige Reflektion über die Gegenwart und Zukunft des medialen Erzählens.
Dabei spielt der Prozess des Übersetzens eine wichtige Rolle, denn Dryhurst spricht kein Deutsch. Genau wie multinationale Konzerne oder mächtige Geheimdienste hat er sein Material von Algorithmen ins Englische übertragen lassen. So geht oft der Kontext verloren und Fehler schleichen sich ein.
Die resultierenden Bruchstücke und Themen hat er auf Englisch zu einer surrealistischen Science-Fiction-Story verarbeitet und ins Netz zurück gespielt. Mit Hilfe von Online-Portalen für Free-Lancer fand er Übersetzer und Sprecherinnen, die seinen Text ins Deutsche brachten und aufzeichneten. So entstand ein Flickenteppich aus Stimmen und Stilistiken, entsprechend der Vielgestaltigkeit von Kommunikation im Internet.
Die Klangkompositionen für „Muster“ sind auf ähnliche Weise entstanden. Eine Software sammelte sämtliche Audiodateien, denen Dryhurst bei seiner Recherche begegnete und extrahierte daraus das Ausgangsmaterial für seine musikalische Arbeit.
(Schwedisch)
Wolfgang Peter Menzel, in Wilhelmshaven geboren, wanderte 1974 nach Schweden aus, wo er als bildender und Klangkünstler arbeitet.
MOEN, Ola Eseth
(Norwegisch)
Ola Moen, geboren 1970 in Oslo, Geiger und Komponist elektroakustischer Musik für Bühne und Konzert.
Dieses Klangpoem ist das Ergebnis einer mehr als einjährigen Zusammenarbeit des deutschen Klangkünstlers W.P. Menzel mit dem norwegischen Komponisten Ola Moen. Für Menzel hat „My Father, the Sea“ einen persönlichen Hintergrund: sein Vater fand im Frühjahr 1945 sein Seemannsgrab an Bord eines deutschen U-Bootes, das durch alliierte Kriegsschiffe versenkt wurde. Aber über das Biografische hinaus wird der stählerne Körper des U-Boots zur Klangmetapher für die existenzielle Einsamkeit des eingeschlossenen Menschen im Ozean und für unsere heutige fragile Existenz überhaupt.
(Deutsch-Ungarisch)
Karoly Koller, geboren 1968 in Siebenbürgen, deutsch-ungarischer Schriftsteller, Übersetzer und Filmemacher. Seit 1998 Erforschung unbekannter Höhlen. Sein im Jahr 2000 veröffentlichter Gedichtband „Nachtkarst“ verarbeitet die während dieser Expeditionen gemachten Erfahrungen.
POGATSCHAR, Helga
(Deutsch)
Helga Pogatschar, 1966 geboren, Konzeptkünstlerin und Komponistin für Film- und Theatermusik sowie für elektroakustische Musik. Lebt in München. Verwirklichte zahlreiche eigene multimediale Musiktheater-Projekte.
Die Welt über Tage erschließt sich uns durch das Auge, die Welt darunter durch das Ohr. Im Innern einer Höhle schlagen Tropfen Schneisen in die Stille und führen uns immer weiter hinunter... In dem Gedichtzyklus „Nachtkarst“ unternimmt Karoly Koller einen lyrischen „Tiefenvorstoß“, Bruchstücke einer Expedition werden sichtbar: der Aufstieg zum Höhleneingang, das Absteigen in die Tiefe, wo Klüfte und Engstellen den Weg versperren. Stille, Kälte, Nacht und Zeit sind die wiederkehrenden Themen des Hörstücks. Das Labyrinth unter der Erde wird hörbar im Labyrinth aus Tönen und Worten; die Expedition gerät zum Tiefenvorstoß in das Innere des Menschen.
(Deutsch)
Jürgen Seizew: Der
1967 geborene Künstler lebt und arbeitet in Berlin. Er spielte als Bassist, Schlagzeuger und Sänger in verschiedenen Bands und studierte Design
für elektronische Medien. Seit 1994 widmet er sich der Klangkunst. Als gelernter
Buchbinder und Restaurator hat er eine Vorliebe für das Vertonen von
Büchern.
„Nach stundenlangem Ruhigsein in der Natur habe ich eine Art des Hörens kennen gelernt, in der alle Klänge zu einem einzigen Rauschen verschmelzen. Dieses Rauschen suche ich auch in der Stadt, in einem Park, auf meinem Hinterhof.“Mit „Nektarrauschen“ hat der Komponist Jürgen Seizew diese Soundscapes um eine innere Ebene erweitert. „Stratascapes“ nennt er das Ergebnis.„Stratascapes sind ausschließlich über Schnitt und Mischung (teilweise milliardenfache Schichtungen) entwickelte Klänge aus Geräuschen oder Reihen von Feldaufnahmen. Akzente aus den ursprünglichen Soundscapes übernehmen eine erzählerische Rolle im Stück. Umgekehrt beschreiben die Stratasounds eine unhörbare Ebene der Klanglandschaften.“ (Jürgen Seizew)
(Australisch)
Cathy Milliken, geboren in Australien, ist Musikerin und Komponistin, Gründungsmitglied des „Ensemble Moderne“, wo sie unter anderem mit Heiner Goebbels, Peter Eötvös, Frank Zappa, György Ligeti, George Benjamin und Karlheinz Stockhausen zusammengearbeitet hat. Sie komponiert für Theater und Oper. Seit 1990 Klangstücke und Radiokompositionen. Im Bereich Hörspiel wurde sie 2003 mit dem Prix Marulic ausgezeichnet und 1999 erhielt sie zusammen mit Hermann Kretzschmar und Dietmar Wiesner den Prix Italia.
Die Komponistin Cathy Milliken sammelt mit dem Mikrophon ihre Höreindrücke: Baustellen, Proben, Spaziergänge, Musiken und Naturaufnahmen. In „New Looks“ lässt sie diese Töne auf Klaviermusik und Stimmen treffen. Sonette von Shakespeare erzählen von Zeitlosigkeit und dem Vergehen von Zeit, zugleich gliedern und strukturieren sie das akustische Material durch Sprachmelodie und Metrik. „Die Bearbeitung und In-Beziehung-Setzung dieser akustischen Eindrücke und Elemente erinnern an Photographien, die durch Überblendung, Umkehrung, Vergrößerung, Wiederholung, Solarisation und Schnappschuss eine sehr persönliche Wirklichkeit erfahrbar machen.“ (C. Milliken)
(Deutsch)
Heiner Grenzland (* 1964) lebt in München und hat Musik und Soziologie studiert. Zwischen 1997 und 2008 produzierte er zahlreiche Radiofeatures (z. B. „Was Mozart mit Michael Jackson verbindet“ oder Techno – auf der Spur zu Bach“ oder „Cyber Emotion“) sowie Hörspiele und RadioArt Stücke wie z. B. „Deadline“ (BR 1997), „trunken zerebral“ (SFB/ORF/ODR 2001) und „Chat Lines“ (DLR 2002) oder „Making of …“ oder die „RadioEtüden“ (DLF 2004) Zuletzt wurde sein Hörspiel „Tsunami über Deutschland“ (RBB 2008) veröffentlicht.
„Staying alone in a room... and movement interferes, the noise-lessness grows, stays, until the surroundings panic and collapse in your mind.“
Das Poem „New York 48th Floor“ erzählt von Einsamkeit. Die Stimmen sind in einen New Yorker Skyscraper eingesperrt und blicken hinunter auf das unaufhaltsame Treiben der Großstadt. Diese Stille verwandelt sich in einen assoziativen Raum: Töne der Vorstellung und der Realität konkurrieren miteinander und stören sich, bis schmerzhafte Dissonanz entsteht. Protagonisten der Isolation sind Stimmen, Geräusche, Texte und Instrumente wie Kontrabass oder Klavier: Sie setzen die psychische Grenzsituation des Alleinseins in Musik.
(Deutsch)
Thomas Köner, geboren 1965, ist Medien- und Klangkünstler, erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. „New Media Prize 2000“ (Montreal), „NORMAN Preis 2004“ (Stuttgart), Deutscher Klangkunstpreis 2004 (WDR), „Goldene Nica“ bei der Ars Electronica 2004, Transmediale.05 Award, International Media Art Festival, Berlin 2005 und war Artist in Residence der Villa Aurora, Los Angeles 2006.
Mit der Klangkomposition „Niemandsbucht“ geht der Komponist Thomas Köner den Spuren eines Romanhelden nach. Keuschnig, Protagonist im Roman „Mein Jahr in der Niemandsbucht“ (1994) von Peter Handke, dokumentiert einen Jahresverlauf in einer Vorstadt von Paris. Thomas Köner begab sich über ein Jahr lang an die Orte, die Handke detailliert in ihrer Akustik beschreibt, und suchte dort nach Klängen, die die „Niemandsbucht“ akustisch wiedergeben. Durch die Musikalisierung der Aufnahmen am konkreten Ort enstand ein Klangraum, der von vielen Orten und von jedermanns „Niemandsbucht“ erzählt.
(Deutsch)
Martin Daske, Jahrgang 1962, erhielt seine kompositorische Ausbildung in den USA, Kràkow und Salzburg. Er schrieb Kammermusik, Tonbandstücke, Klanginstallationen, Theater- und Filmmusik und schuf eine Form dreidimensionaler Notation. Radiokompositionen sind ein Schwerpunkt seiner Arbeit. Er lebt und arbeitet im Umland von Berlin. 1990 und 1999 Kompositionsstipendien des Berliner Senats. 1993 Lobende Erwähnung beim Prix Europa für „Abfahrt“. 1990–1993 mehrfach „artist-in-residence“ im ZKM Zentrum für Kunst und Medientechnologie.
Im Jahr 2004 hat Martin Daske für Deutschlandradio Kultur jeden Monat eine 5-minütige Geräuschkomposition erstellt, das “Tier des Monats“. Jede dieser Kompositionen hatte als Ausgangsmaterial ausschließlich Tiergeräusche (Krokodile, Fische, Wildschweine, Koalas, Frösche usw.). Dieses Material wurde dann zum Teil elektronisch stark verfremdet, „spielbar“ aufbereitet und zu einer vielschichtigen Musik verwoben. In der einstündigen Komposition “ no barking at any time“ tauchen jetzt alle in 2004 verwendeten Tierklänge als vielstimmiger Klangkörper wieder auf, das weiße Krokodil, die wolfszerreißende Hyäne, der zerreißende Zitterrochen, der teuflische Koala, die naschende Bache, der gelehrte Pinguin, die heulende Larve, der verachtende Elefant, der Frosch-Enkel, der Albatros, das trabende Nihilpferd oder die Bees and Bugs.
(Deutsch)
Norbert Walter Peters, geboren 1954 in Aachen, Komponist, realisiert Klanginstallationen und Radiokompositionen.
Die Komposition „nota.thión“ - die „Zeichenschrift“ - widmet sich der Erfahrung von Katastrophe und Entropie. Norbert Walter Peters lässt drei Stimmen – einen Greis, ein Kind, eine Frau – aus dem Gilgamesch-Epos zitieren, einer anonymen babylonischen Dichtung, die um 1800 v. Chr. entstanden ist und das Sintflutgeschehen kommentiert. Peters zitiert ausschließlich altorientalische Sprachen: Akkadisch, Altassyrisch, protoHattisch, Hethitisch, Hurritisch, Altägyptisch, Althebräisch, Arabisch. Sprachen, in denen Worte und Benanntes mitunter noch im Einklang, in gleicher Schwingung sind. Die Komposition lässt sie durch drei Stimmen sprechen und mit dem Violoncello gleichsam in einen Dialog treten.
(Deutschland)
Hanno Leichtman, 1970 geboren, kam Anfang der 90er Jahre als Schlagzeuger der Improvisierten Musik nach Berlin und gründete mit anderen Musikern die sogenannte "EchtzeitMusikSzene". Ende der 90er Jahre wandte er sich der Elektronischen Musik zu, veröffentlichte unter dem Pseudonym STATIC etliche Tonträger und tourte durch Europa, Japan, Nord und Südamerika.
Er schrieb zusammen mit Lars Rudolph die Musik zum Tanzstück und Film "Allee der Kosmonauten" von Sasha Waltz & Guests, komponierte den Soundtrack zu Christoph Schlingensiefs nie vollendetem Film "African Twintowers" sowie Hörspielmusiken unter der Regie von Leonard Koppelmann für WDR und NDR.
In den letzten Jahren stellte er vier Arbeiten auf Grundlage von (Klang)Archiven vor, zwei Longplayer und zwei Klanginstallationen: Unfinished Portrait of ROEDELIUS Today, Haus der Kulturen der Welt Berlin und PRIMITIVA im Osthaus Museum Hagen.
Seit 2008 ist er auch mit Denseland (mit Hannes Strobl und David Moss) sowie mit Groupshow (mit Jan Jelinek und Andrew Pekler) aktiv. Zu seinen jüngsten Veröffentlichungen gehören "Minimal Studies" 2013 und "Unfinished Portrait of Youth Today" 2015.
Leichtmann ist auch als Kurator genreübergreifender Festivals und Musikreihen tätig:
MY FAVOURITE THING - Festival für Schlagzeug und Elektronik
LETRA / TONE - Festival für Grafik und Musik
MINIMAL STUDIES - Festival für zeitgenössische Minimal Music
GRAND JETÉ - eine Veranstaltungsreihe für spartenübergreifende elektronische Musik
Hanno Leichtmann lebt und arbeitet in Berlin.
Seit 1946 trifft sich die Musikwelt in Darmstadt: Bei den Ferienkursen des dortigen Musikinstituts erscheint alles, was als KomponistIn oder InterpretIn Rang und Namen hat.
Zum 70. Jubiläum warfen die Ferienkurse einen Blick zurück und öffneten ihr Archiv. Unter dem Titel “historage“ erhielten KünstlerInnen der Gegenwart Zugang zu der Schatzkammer aus Konzertmitschnitten, Vorträgen und Diskussionen. Einer davon ist der Elektronikmusiker Hanno Leichtmann. Für Deutschlandradio Kultur komponierte er seinen persönlichen Parcours durch die Hinterlassenschaften von Stockhausen, Boulez, Ligeti und Co. Seine Arbeit ist Collage, Remix und Hommage gleichzeitig. Dafür wendete er vorrangig Klangbearbeitungs- und Kompositionsmethoden an, die stark vom Studio für Elektronische Musik Köln sowie von der Musique Concrète beeinflusst sind.
Sprecher: Jörg Hartmann, David Moss
()
Nicolas Perret, geboren 1978 in Nizza, und Silvia Ploner geboren 1982 in Innichen/San Candido/Italien, arbeiten seit 2011 unter dem Namen Island Songs zusammen. Sie komponieren mit Field Recordings Hörstücke über Orte und Phänomene, die der Wissenschaft ein Rätsel bieten.
Südwestlich von Island ragt eine Insel aus dem
Wasser: Surtsey. Entstanden nach einem untermeerischen Vulkanausbruch 1963,
gilt sie bis heute als Sperrzone. Einzig einem Forscherteam wurde gestattet,
die ›neue Insel‹ (isländisch ›Nýey‹) zu betreten. Die Wissenschaftler wollen
dokumentieren, wie das Leben auf dem zunächst unfruchtbaren Boden Fuß fasst:
Einzeller, Vögel, Robben. Ein Wettlauf mit der Zeit, denn Surtsey ist starken
Korrosionsprozessen ausgesetzt.
Ausgestattet mit Unterwasser-
und Richtmikrofonen haben sich Nicolas Perret und Silvia Ploner an die Fersen
der ForscherInnen geheftet, um die Klänge der kargen und rauen Landschaft von
Surtsey und den umliegenden Inseln des Westmann Archipels zu dokumentieren. Ihr
Hörstück ist eine abstrakte Konversation zwischen der Klanglandschaft von
Surtsey und den Worten der Inselbesucher.
(Deutsch)
Philip Scheffner, geboren 1968, lebt und arbeitet als Filmemacher, Video- und Sound Künstler seit 1986 in Berlin. Von 1991-99 Mitglied der Berliner Autorengruppe und Produktionsfirma "dogfilm". 2001 Gründung der Medien-Plattform und Produktionsfirma „pong“ zusammen mit Merle Kröger.
„Ein Feld, eine Wiese, Wind, ein entferntes Auto, Vogelstimmen. Abwarten. Eine Auffälligkeit, ein kurzes Flattern rechts neben den Strommasten. Der Griff zum Fernglas. Die Jacke raschelt – viel zu laut... Jetzt den Blick halten und das Okular vor das Gesichtsfeld schieben: Da ist er. Schaut direkt in deine Richtung, als würden sich die Blicke treffen. Plötzlich eine Bewegung, dein Blick verliert seinen Fixpunkt. Ein kurzes Schwindelgefühl. Weg ist er.“
Seit seinem 8. Lebensjahr beobachtet Philip Scheffner Vögel. In den letzten Jahren tauscht er mehr und mehr Fernglas gegen Mikrophon und stellt fest: „Versucht man Geräusche zu vermeiden, verschwimmt das Verhältnis von Vordergrund und Hintergrund. Das Rascheln einer Jacke wird als kleiner Orkan wahrgenommen, ein kleines Klicken wird zum Klangereignis.“
(Deutsch)
Michael Vetter, 1943 geboren, studierte Theologie und Musik. Er ist ein Meister des Obertongesangs. Ihm geht es mit Hilfe der verschiedensten Medien (Sprache, Malerei, Fotografie, Theater, Musik) um die Realisierung dessen, was er "Transverbal" nennt: Sprache ist Bewegung ist Musik.
Nach dreizehn Jahre weitgehend als Zenmönch in Japan lebt er heute die meiste Zeit zurückgezogen malend, schreibend und gärtnernd inmitten seines Olivenhaines auf dem Monte Amiata, wo er 1991 die Accademia Capraia gründete, eine nach seinen Konzepten arbeitende "Schule der Lebenskunst".
„Okyo“ heißen die Gebetstexte, die Zen-Mönche im Fernen Osten als Sprechgesang rezitieren. Sie werden auf einem Ton gesungen, um sie jenseits aller Emotionen zu vergegenwärtigen. Dabei wird das Okyo vor allem als phonetisches Erlebnis verstanden, als Klangereignis, das das inhaltliche Verständnis der Texte in den Hintergrund stellt. „Jahrelang bestanden meine Okyo-Meditationen aus improvisatorischen Übeprozessen über das Innenleben der Töne. Täglich viele Stunden beobachtete ich singend den Ton, wie er in sich ging und aus sich heraus.“ (M. Vetter) Traditionelle Zen-Musik bildet den Ausgangspunkt für dieses Hörstück, in dem Michael Vetter und Natascha Nikprelevic die Okyos unter Einbeziehung von Instrumenten neu interpretieren. Dabei beweisen sie vor allem ihr großes Können, die Obertöne virtuos zum Klingen zu bringen.
(Amerikanisch)
Alvin Curran, geboren 1938 in den USA, bedeutender Komponist der live-elektronischen Musik, lehrt Komposition am Mills College in Kalifornien und lebt in Rom.
Zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1986 Prix Italia, 1988 Prix Ars Acustica des WDR, Leonardo Award for Excellence 1995, Ars Electronica 2004, Phonurgia Nova 2005 ("I Dreamt John Cage Yodeling in the Zurich Hauptbahnhof").
„Die Römer der Antike sind meine Nachbarn in Rom. ON THE ROADS (mit augenzwinkerndem Bezug zu Jack Kerouac) ist mein unmöglicher Versuch, die illusionäre Gegenwart des alten Rom zu erfassen. Die Reste der alten römischen Straßen sind eine Art ‚Partitur‘ mit allem, das da geht, rollt oder über diese Steine geschleppt wird. Nicht weit von meinem Haus ist die Via Appia, und ich habe begonnen, Pferde, Touristen, Vögel, Hunde, Archäologen und meine eigenen Instrumente aufzunehmen, in offener Landschaft, gesäumt von alten Gräbern und Ruinen antiker Landhäuser. Einige lateinische Texte grüßen die Reisenden, sowie Widderhörner, Lyra und Cetra, Trommeln und vielleicht die Klänge von Elefanten und Löwen, die über diese Straßen paradierten. Dieses antike Klanggebräu wird in eine zeitgenössische Sprache transponiert.“ (A. Curran)
(USA)
James Hoff, geboren 1975 in Fort Wayne, ist Künstler und Kurator. Seit 2006 betreibt er den Independent-Verlag ›Primary Information‹. Zahlreiche Ausstellungen und LP-Veröffentlichungen. Lebt in Brooklyn, NY.
"Operation Olympic Games" ist der Name eines US-Regierungsprogramms, das den Auftrag hatte, Computerviren, Trojaner und Würmer für Geheimdienste und Cyberkriegsführung zu entwickeln.
Der Künstler James Hoff infiziert sein Klangmaterial mit Schadsoftware und nutzt die gefährlichen Programme mit Namen wie Stuxnet, Flame oder Skywiper als Kompositionswerkzeuge. Seit Anfang des Jahres laufen seine Klangminiaturen, die das Wirken von Computerviren hörbar machen, in unserer Reihe "Sonarisationen".
Hoff entwirft ein spekulatives Szenario. Wie klingt es, wenn sich ein Virus verselbstständigt? Die Arbeit wirft zugleich Fragen über die Verbreitungswege von Viren auf. Funktionieren manche Ideen nicht wie Viren?
In der Sendung erläutert James Hoff seine Faszination für den eingeschleusten Code: "Viruses, like art, need a host. Preferably a popular one."
(Italienisch)
Stefano Giannotti, geboren 1963 in Lucca, Toscana.
Seit 1989 Radiokompositionen und Hörstücke, die mit internationalen Preisen ausgezeichnet wurden.
Für "Geologica" erhielt er zum zweiten Mal den Karl-Sczuka-Preis des SWR (bereits 2002 für „Il tempo cambia“).
»Meine Orgel hat viele Register. Mit ihren Tasten spiele ich die Welt. Zwischen Chorälen und Schiffshörnern, zwischen tierischen Organen und menschlichen Maschinen, zwischen Spielzeugen und Göttern mellotronisieren und hammondisieren meine Finger alle Klänge dieser Erde. Die Orgel als Welt – die Welt als Orgel.« (Stefano Giannotti)
Der italienische Radiokomponist Stefano Giannotti bespielt in seiner neuen Arbeit den alten Traum von einer universellen Klangmaschine.
(Norwegen)
Jana Winderen, geboren in Bodø/Norwegen, studierte Mathematik, Chemie und Biochemie in Oslo, sowie Bildende Kunst in Falmouth und London. Seit 1993 arbeitet sie als Künstlerin, Kuratorin und Produzentin. Ihre Performances und CD-Produktionen präsentierte sie in zahlreichen Ausstellungen, 2013 unter anderem im MoMA New York. 2011 erhielt sie die Goldene Nica des Prix Ars Electronica.
Die Norwegische Künstlerin Jana Winderen sucht in ihren Arbeiten oft das Unentdeckte und Verborgene, ihre Klangquellen sind meist unsichtbar, unhörbar, unter Wasser und in der Luft. Ausgerüstet mit Spezialmikrofonen begibt sie sich an entlegene Orte. Via Ultraschall, Hydrofon und Echolot-Verfahren belauscht sie dort Meeressäuger, Fische und Krustentiere. In der Luft forscht sie nach Flughunden und Fledermäusen. Ihre Kommunikation macht Jana Winderen in ihrem neuen Stück für den Menschen wahrnehmbar. Sie verlangsamt die Ultraschall-Schwingungen und fügt sie zu einer eigenen Komposition zusammen. Dabei kombiniert sie Aufnahmen aus verschiedenster Orten: Der New Yorker Central Park und der East River treffen auf einen Wald im russischen Kaliningrad, der Londoner Regent‘s Park auf zahlreiche Gewässer in Skandinavien.
(Französisch)
Svann Langguth, geboren 1966 in Talence, arbeitet seit 1985 mit elektroakustischer und synthetischer Klangbeeinflussung. Diverse Einzel- und Zusammenarbeiten.
SPECHT, Dirk
(Deutsch)
Dirk Specht, geboren 1968 in Aachen, ist Komponist, Klang- und Medienkünstler. Bildet zusammen mit Gerriet K. Sharma Elektronik Ensemble "NooK" seit Oktober 2004.
Instrumentale Transkommunikation, kurz ITK, ist ein Sammelbegriff für technische Verfahren, mit denen die Stimmen von Verstorbenen hörbar gemacht werden sollen. Tonbandgeräte, Radioempfänger, Sinustongeneratoren und andere Geräte werden von einer großen Forschergemeinde eingesetzt, um Kontakt mit paranormalen Wesen aufzunehmen.Dirk Specht und Svann Langguth haben diese Apparaturen zu Musikinstrumenten umfunktioniert. Dabei geht es ihnen nicht um die übersinnlichen Botschaften der sogenannten „Electronic Voice Phenomena“, sondern um den irdischen Klangfarbenreichtum der Tonbandstimmenforschung.
( )
HEIM Stefanie
(Deutsch)
wurde in Potsdam geboren.
Sie ist Masterstudentin
der Medienkunst in Weimar und lebt in Erfurt.
Im Vordergrund ihrer
Arbeit steht der kreative Umgang mit Klängen, Texten und der
Sprache.
Seit 2009 produziert sie Hörspiele und Feature und ist als
Sprecherin aktiv.
2012 erhielt sie beim Westfälischen Kurzhörspiel-Award den Sonderpreis Regie für ihre Umsetzung des „Robinson-Dilemma“.
weitere Arbeiten (Auswahl):
Irgendwann kriegen wir euch alle (2009), Boddah (2010), Meditation
to go (2012), EigenHeim,
24 Gründe zu schweigen (2013)
Verschieden Stimmen geben Anweisungen zu körperlichen Verrenkungen.
"Steigen Sie ein und lassen Sie sich verbiegen". Unterlegt ist das Stück mit allerlei Knacken, Knirschen und Stöhnen. Dezent eingesetzte Musik sorgt für die nötige Dynamik.
Buch: Julia Dathe
Sprecher: Kot Bang Sil Yun, Arne von Dorsten, Amit Jacobi, Stefanie Heim
Regie: Stefanie Heim
Regieassistenz: Elena Zieser
Eine Produktion des Experimentellen Radios 2011 in Kooperation mit Deutschlandradio Kultur, dem Literaturinstitut Leipzig und der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“
Entstanden im Projekt "Regie" im Wintersemester 2010/2011 unter der Leitung von Prof. Nathalie Singer, Andreas Feddersen und Mario Weise.
(Französisch)
Alain Mahé, geboren 1958, französischer Saxofonist und Komponist, spielt improvisierte Musik und komponiert für Theater und Tanz, Multimediaprojekte und Radiokunstprojekte.
MORTLEY, Kaye
(Australisch)
Kaye Mortley, 1943 in Australien geboren, lebt in Frankreich als unabhängige Radiomacherin. Ihre klanglich anspruchsvollen Features gewannen viele Preise, u.a. den Prix Futura (1979, 1983, 1985, 1991) Prix Europa (1998, 2001) und den Prix Italia (2005). Sie leitet zahlreiche Featureworkshops und - seminare im In- und Ausland: in Frankreich vor allem an der "université de la radio d'Arles".
„Paso Doble“ ist die Begegnung zweier Künstler und zweier Medien anhand ein und derselben Materie: Der katalanische Bildhauer Miquel Barcelò und der ungarische Tänzer/Choreograf Josef Nadj bearbeiten, bespielen, inszenieren einen Raum voller Lehm. In ihrer Performance schaffen sie aus vergänglichen Bildern, lebenden Skulpturen und formenden Gesten eine ebenso persönliche wie universelle Kosmogonie der Kunst.
Alain Mahé hat den Soundtrack zu dieser Performance komponiert. Gemeinsam mit der Dokumentaristin Kaye Mortley transponiert er nun das Bühnenereignis in die Welt des Radios. Eine ephemere Klangskulptur, die sich hinter geschlossenen Augen entfaltet und an die Ohren gerichtet ist.
(Schweizerisch)
Peter Weber, 1968 geboren, Schweizer Autor und Schriftsteller, arbeitete mit verschiedenen Musikern zusammen, schreibt Romane und Erzählungen.
WERTMÜLLER, Michael
(Schweizerisch)
Michael Wertmüller, Schweizer Schlagzeugvirtuose und Komponist, spielt weltweit in Jazzformationen und Ensembles für neue Musik. Zahlreiche Preise und Stipendien.
„Diese Komposition ist die Vertonung des Fernsehturms am Alexanderplatz aus der Sicht eines Pilzfreundes aus der Schweiz. Drei Erzählstränge werden im Stereobild verfugt. (...) Eine holprige Revue, ein stockendes Ballett, ein kranker Bilderbogen aus Stimmen und Handlungsfetzen. Eine Stunde Musik: verrückt, phantasievoll, lehrreich, unterhaltend, magisch, verwunschen, vor allem überraschend. Das Stück soll singen und schweigen, Stimmungen erzeugen, Erinnerungen hervorrufen, hellhörig machen - und geheimnisvoll bleiben.“ (Michael Wertmüller)
(Deutsch)
Götz Naleppa, 1943 geboren, Regisseur, Medienkünstler, Übersetzer und Autor, war bis Dezember 2008 Redakteur für Klangkunst bei Deutschlandradio Kultur. Weit über 100 Hörspielinszenierungen, Arbeiten für Theater und Oper. Eigene Klangkunstarbeit seit 1983. Zahlreiche Preise für Hörspielinszenierungen (Prix Europa, Prix Marulic,"Gold Award" des New York Festivals 2008, Prix Italia 2009 u.a.).
Nach Pflanzen und Tieren wurden die ersten Menschen aus Lehm geschaffen. Doch sie waren zu weich und lösten sich auf. Die zweiten Menschen waren aus Holz. Doch sie vergaßen, ihre Schöpfer zu ehren und wurden wieder vernichtet. Die dritten Menschen entstanden ganz aus Mais, sie dankten ihren Schöpfern und gründeten Familien und Nationen… So erzählt das Popol Vuh, das einzigartige Schöpfungsbuch der Maya, das einem Missionar im 16. Jahrhundert in Maya-Sprache übergeben wurde, „damit die Kunde unseres Volkes überlebt“. Götz Naleppa hat aus deutsch- und mayasprachigem Text, Urwaldsounds von Maya-Tempelstätten und Musik auf prähispanischen Instrumenten eine Klangkomposition geschaffen, in der das Grausame und Kosmisch-Komische der Schöpfung erfahrbar wird.
(Deutsch)
Götz Naleppa, 1943 geboren, Regisseur, Medienkünstler, Übersetzer und Autor, war bis Dezember 2008 Redakteur für Klangkunst bei Deutschlandradio Kultur. Weit über 100 Hörspielinszenierungen, Arbeiten für Theater und Oper. Eigene Klangkunstarbeit seit 1983. Zahlreiche Preise für Hörspielinszenierungen (Prix Europa, Prix Marulic,"Gold Award" des New York Festivals 2008, Prix Italia 2009 u.a.).
Nach Pflanzen und Tieren wurden die ersten Menschen aus Lehm geschaffen. Doch sie waren zu weich und lösten sich auf. Die zweiten Menschen waren aus Holz. Doch sie vergaßen, ihre Schöpfer zu ehren und wurden wieder vernichtet. Die dritten Menschen entstanden ganz aus Mais, sie dankten ihren Schöpfern und gründeten Familien und Nationen… So erzählt das Popol Vuh, das einzigartige Schöpfungsbuch der Maya, das einem Missionar im 16. Jahrhundert in Maya-Sprache übergeben wurde, „damit die Kunde unseres Volkes überlebt“. Götz Naleppa hat aus deutsch- und mayasprachigem Text, Urwaldsounds von Maya-Tempelstätten und Musik auf prähispanischen Instrumenten eine Klangkomposition geschaffen, in der das Grausame und Kosmisch-Komische der Schöpfung erfahrbar wird.
(Deutsch)
Marc Behrens wurde 1970 in Darmstadt geboren. Sein Werk umfasst vor allem konkrete elektronische Musik und Installationen sowie gelegentlich Photographie- und Videoarbeiten.
Auszeichnungen:
- 2013 Atmosphären, ZKM | Institut für Musik und Akustik, Karlsruhe
- 2010 Produktionspreis des Kulturradios WDR 3 (im Rahmen des Deutschen Klangkunstpreises 2010)
- 2006 «Broadcasting Art I» (Museo de Arte Contemporáneo de Castilla y Léon, MUSAC & Radio Nacional de España – Radio 3) für “Architectural Commentary 5: Some Models for Resonant Behaviour”
»Wer sich der eigenen verschütteten Vergangenheit zu nähern trachtet, muß sich verhalten wie ein Mann, der gräbt.« Mit diesen Worten beschreibt Walter Benjamin eine Zeit, die synchron, in vielen übereinander liegenden Schichten aufgehoben ist, anstatt chronologisch voranzuschreiten.
Der Musiker Marc Behrens legt mit ›Progress‹ behutsam Fragmente seiner Familiengeschichte in Deutschland und Polen frei. Die verschiedenen Zeitschichten durchdringen und überlagern sich dabei stets gegenseitig: sowohl Fieldrecordings als auch Sprache werden mit zeitgenössischen und historischen Geräten aufgenommen. Sie verschmelzen mit den Originaltonaufnahmen des Vaters, einem Fernmelde-Ingenieur, der unter anderem die Abhöranlagen an der deutsch-deutschen Grenze wartete.
›Progress‹ hinterfragt das Konzept des Fortschritts, sei er geschichtlicher, genealogischer oder technischer Natur. Denn das eigentliche, beinahe magische Potential der Geschichte liegt nicht in ihrem Verlauf, sondern in der produktiven Verschränkung von Zeitschichten im Hier und Jetzt.
(Deutschland)
Natascha Sadr Haghighian, geboren 1967 in Teheran, ist eine deutsche Installationskünstlerin. Zahlreiche Ausstellungen u.a. bei der Documenta 13.
Es gibt Geheimnisse, die keine sind. Wie zum Beispiel die deutsche Rüstungsproduktion. Der Rüstungsexportbericht der Bundesregierung ist öffentlich zugänglich und bleibt doch in einem eigentümlichen Zwielicht. Dort genannt wird unter anderem der 2A7+, ein Gerät zur Befriedung von Unruhen, Protesten und Aufständen im urbanen Raum. Aber warum trägt ein Panzer einen Tiernamen? Und wie klingt ein Panzer, der Leopard heißt?
"pssst Leopard 2A7+" ist eine klangliche Untersuchung der offenen Geheimnisse um den Panzer, der Leopard heißt, und dem wir vielleicht in Zukunft auf der Straße begegnen werden. Fiktive Fieldrecordings aus den Produktions- und Einsatzorten, manipulierte Geräusche aus dem Kettenfahrzeug, und Briefe an den Leopard entwerfen eine ambivalente Szenerie. Die scheinbar eindeutigen Funktionen des Kriegsgerätes werden unterwandert. Das Tier trennt sich vom Kettenfahrzeug.
(Österreichisch)
Peter Ablinger, 1959 in Österreich geboren, studierte Komposition in Graz und Wien. Er lebt seit 1982 in Berlin, wo er 1988 das Ensemble "Zwischentöne" gründete. In Kooperation mit Programmierern, Akustikspezialisten und Instrumentenbauern entwirft er seine Werkreihen.
NALEPPA, Götz
(Deutsch)
Götz Naleppa, 1943 geboren, Regisseur, Medienkünstler, Übersetzer und Autor, war bis Dezember 2008 Redakteur für Klangkunst bei Deutschlandradio Kultur. Weit über 100 Hörspielinszenierungen, Arbeiten für Theater und Oper. Eigene Klangkunstarbeit seit 1983. Zahlreiche Preise für Hörspielinszenierungen (Prix Europa, Prix Marulic,"Gold Award" des New York Festivals 2008, Prix Italia 2009 u.a.).
Nicht auf die "Kunst", sondern auf "das-was-ist" richtet sich die Aufmerksamkeit des österreichischen Komponisten Peter Ablinger, und vor allem darauf, wie wir "das-was-ist" überhaupt auf- oder wahrnehmen.Die Sendung stellt unterschiedliche Werke aus verschiedenen Schaffensphasen vor: "Weiss/Weisslich" ist ein Exkurs über das Rauschen, zum Beispiel das Rauschen verschiedener Baumarten; bei den "Quadraturen" geht es um die Übertragung von akustischer Realität (etwa Schallaufzeichnungen von Stadtlärm oder Sprache) auf Instrumente - unter anderem auf ein computergesteuertes Klavier. In diesem Spannungsfeld bewegt sich das Schaffen eines der großen Neugierigen der Klangkunst.Texte und Regie: Götz Naleppa
(Japan)
Daisuke Ishida lebt und arbeitet als Komponist in Berlin. Lehrauftrag an der UDK Sound Studies. Weltweit Ausstellungen und Konzerte.
WEISS, Allen S.
(Amerikanisch)
Allen S. Weiss, geboren 1953 in New York, ist Professor für Performance Studies und Cinema Studies an der New York University. Zahlreiche Publikationen über Radio- und Avantgarde-Kunst.
Gidayū ist eine circa 300 Jahre alte japanische Theatertradition. Ursprünglich ein Puppentheater, entwickelte sich Gidayū im Laufe der Zeit zu einer rein akustischen Kunstform: Auf der Bühne verkörpert eine Person allein mit ihrer Stimme sämtliche Rollen und auch alle Geräusche einer Erzählung. Hier gibt es eine Verbindung von Gidayū zu Hörspiel und Radiokunst.
Fünf Tage lang waren Allen S. Weiss und Daisuke Ishida mit dem Mikrofon unterwegs: Vor der Geräuschkulisse von Kyoto begaben sie sich auf die Spuren von Gidayū im Alltag. Sie besuchten eine Teezeremonie, einen Shinto Schrein, den Hōnen-in Tempel, ein Einkaufszentrum und den berühmten Zen-Garten Ryōan-ji.
"Weil Kyoto beides ist: Stadt und Phantasmagorie, ist das Stück gleichermaßen Reisebericht wie Musik." (Allen S. Weiss)
Mit herzlichem Dank an die Kyoto Bus Company, an die Musiker, Robert Yellin und Robert Mangold; an Umeda Minoru für die Teezeremonie, an Troy Reilly, Mark Halpern, Umeda Mitsuko, Ikeba Kumi, Hitomi Shimizu and Michael Lazarin für ihre großzügige Hilfe und an François Bizet für die Inspiration.
(Deutsch)
Heiner Grenzland (* 1964) lebt in München und hat Musik und Soziologie studiert. Zwischen 1997 und 2008 produzierte er zahlreiche Radiofeatures (z. B. „Was Mozart mit Michael Jackson verbindet“ oder Techno – auf der Spur zu Bach“ oder „Cyber Emotion“) sowie Hörspiele und RadioArt Stücke wie z. B. „Deadline“ (BR 1997), „trunken zerebral“ (SFB/ORF/ODR 2001) und „Chat Lines“ (DLR 2002) oder „Making of …“ oder die „RadioEtüden“ (DLF 2004) Zuletzt wurde sein Hörspiel „Tsunami über Deutschland“ (RBB 2008) veröffentlicht.
Der Komponist setzt sich in diesem Werk mit den Grundlagen der Klangkunst, mit Geschichte und Musik des 20. Jahrhunderts auseinander. Die fünf "thematischen Felder" der Komposition reflektieren jeweils einen bestimmten Zeitabschnitt des 20. Jahrhunderts: Prolog und Epilog setzen die zeitliche Klammer, TANZ spiegelt die zerstörerischen Aufbruchsenergien, die sich in den zwei Weltkriegen entladen, ZEIT das traumatische Entsetzen über Auschwitz und Hiroshima - und SCHWEIFUNG die Verlorenheit des letzten Drittels des Jahrhunderts auf der immer unwirklicher werdenden Suche nach dem Neuen.
(Amerikanisch)
Stephen Erickson, geboren 1948 in Sacramento, Kalifornien, Audio-Art-Künstler, Feature-Autor, Produzent von Radiostücken für viele internationale Radiostationen. Außerdem Dozent für Radiokunst und Mitarbeiter in der EBU Masterschool für den Feature-Nachwuchs. Er lebt in New York und in Berlin.
„Rainforest“ ist eine akustische Meditation über den Regenwald. Das Arrangement aus Percussion, Aufnahmen aus dem Regenwald, Gedichten und Straßenbefragungen reflektiert die unterschiedlichen Facetten des Themas. Ein Tagesverlauf im Regenwald dient als Struktur der Komposition: Kurz vor der Morgendämmerung Insekten und Frösche mit vereinzelten, ersten Lauten, im Verlauf des Tages Windböen und Regen, in der Abenddämmerung und einbrechenden Nacht leiser werdende Tierstimmen.
(Deutsch)
Werner Cee, geboren 1953, lebt in Allendorf bei Gießen und arbeitet als Klangkünstler und Komponist. Zahlreiche Preise auf internationalen Festivals, zuletzt den Prix Italia 2010 für "Featuring Schuberts Winterreise". „Maschinerie der Polarlandschaft“ erhielt eine lobende Erwähnung beim »Palmarès« in Bourges 2005.
Kuba - Traumziel für Reisende, Mythos von der sozialistischen Revolution und Sehnsucht nach karibischer Leichtigkeit. Als Werner Cee 1998 nach Kuba reist, ist sein Bild unscharf. Drei Wochen lang erkundet er die Inselwelt mit dem Tonbandgerät. Er stößt auf die Geschichte von „Ché“ Guevaras Händen, die von der bolivianischen Armee als Beweis ihres Sieges abgeschlagen wurden. Klänge und Geräusche führen in eine Welt zwischen den Zeiten, in der Autobahnen von Pferdekarren befahren werden und der Prunk vergangener Zeiten längst verfallen ist.Werner Cee verdichtet die Originaltöne zu einer poetischen Komposition, setzt Klänge aus den Straßen Havannas zu einem surrealistischen Gemälde zusammen und lässt konkrete Geräusche zu klanglichen Metaphern werden.
(Österreichisch)
Janko Hanushevsky, geboren 1978 in Linz, lebt in Köln. E-Bassist vorwiegend im Bereich zeitgenössischer Jazzmusik und frei improvisierter Musik. Seit 2001 beschäftigt er sich intensiv mit "extended techniques", der Erforschung alternativer Klangerzeugung mit mechanischen Mitteln am E-Bass. Er komponiert Theater- und Hörspielmusik und ist festes Mitglied in zahlreichen Bands. Seit 2002 arbeitet er mit Eva Pöpplein in dem Duo Merzouga.
PÖPPLEIN, Eva
(Deutsch)
Eva Pöpplein, geboren 1978 in München, lebt in Köln. Sie arbeitet als Computermusikerin und Tonmeisterin: frei improvisierende Konzerte und Komposition elektro-akustischer Musik für intermediale Produktionen in den Bereichen Oper, Theater und Radio/Hörspiel, sowie radiophone Klangkunst. Seit Ende 2006 arbeitet sie zudem als Toningenieurin beim Deutschlandfunk in den Bereichen Musikproduktion/Liveübertragung/künstlerisches Feature und Hörspiel.
Heimat hat einen Klang: Das Volkslied zelebriert die Verbundenheit von Menschen und Orten mit besonderer Wirkungsmacht.
Im Zeitalter der Globalisierung ist die Sehnsucht nach akustischen Wurzeln besonders groß – und sie führt zwischen Musikantenstadl und Weltmusik ins Absurde.
»Heimat ist Utopie« sagt Bernhard Schlink. »Am intensivsten wird sie erlebt, wenn man weg ist und sie einem fehlt; das eigentliche Heimatgefühl ist das Heimweh.«
Das Duo Merzouga lässt ein altes ukrainisches Volkslied durch die Münder moderner Musiknomaden wandern. Sie inszenieren Field-Recordings in Containerhäfen und Güterbahnhöfen. Sie zerlegen die Weise elektronisch in ihre Bestandteile und fügen sie neu zusammen. Am Ende steht das Substrat einer Sehnsucht.
(Schweizerisch)
Bernadette Johnson wurde 1955 in St. Gallen geboren und lebt und arbeitet heute in Basel. Als Autodidaktin produziert sie seit 1980 Soundscapes und Klangarbeiten für Radio und andere Hörräume. Bernadette Johnson wurde 2007 für ihre Autorenproduktion „3 akustische Gedichte“ mit dem Karl-Sczuka- Förderpreis ausgezeichnet. Sie erhielt weitere Auszeichnungen wie z. B. den Prix Phonurgia Nova.
Ausgangspunkt für diesen Segelboot-Trip ist Opus 72 von Franz Schubert. Durch die Nutzung von analoger und digitaler Elektronik segeln wir in einem Meer der Fantasie und entfernen uns stufenweise vom Original. Das Wasser worauf wir segeln ist das Lösungsmittel welches das Original auflöst. Die Landung ist ungewiss.
Sprecher: David Johnson
Text: Friedrich Leopold, Graf zu Stolberg-Stolberg
(Deutsch)
Lasse-Marc Riek, geboren 1975 in Bad Segeberg, arbeitet als Klangkünstler im Bereich Akustische Ökologie, Bioakustik und Public Recording. Riek ist Mitbegründer des Audioverlags Gruenrekorder.
Zwölf Monate lang komponierte Lasse-Marc Riek das Geräusch des Monats für Deutschlandradio Kultur. In seinen ›Kalenderstücken‹ verdichtet er Töne aus allen vier Jahreszeiten zu akustischen Preziosen: Der Zug, der zur Sommerreise aufbricht, der Almabtrieb im Herbst und der Aprilregen werden zu Klanglandschaften modelliert, die übermütig verspielt und abgründig melancholisch den Horizont eines ganzen Jahres abschreiten. Wanderungen durch die Geräusche der Natur verwandeln sich so unmerklich in Betrachtungen über die Natur von Geräuschen.
Für sein Konzert im Funkhaus von Deutschlandradio Kultur verbindet Riek die Einzelkompositionen zum Klangbild eines ganzen Jahres.
(Deutsch)
Felix Kubin, 1969 geboren, Dipl.-Psykotroniker. Experimentalmusiker. Komponiert für Film und Radio und tritt live in ganz Europa auf. Für sein Label „Gagarin Records“ erforscht er die Auswirkungen von Lärm-Erscheinungen, spezialisiert auf Dadatronic und Si-Fi-Pop.
Ende der 1950er-Jahre tauchten zum ersten Mal Schallplatten mit Geräuschen für den Heimgebrauch auf. Sie hießen "Die Kulisse", "Musik zum Unterlegen" oder "Geräusche in Stereo mit Kennrille und Ansage" und richteten sich vor allem an "den Schmalfilmer, Tonband- und Diafreund".
Ausgehend von diesem Format konstruiert Felix Kubin eine polymorphe Klangbibliothek, deren Ziel es ist, die Geräusche vom Katalog zu befreien. In einem Verwirrspiel mit echten und falschen Bezeichnungen werden angelernte Hörmuster durcheinander gebracht. Kennrillen beginnen zu flimmern. Ein Tonprotokoll löst sich in seine Bestandteile auf. Am Ende bleibt die Frage: Was hörst Du wirklich?
O-Ton Schnipsel und Electronica-Beats sind das Material dieses experimentellen Features, das einen traurigen und komischen Blick auf die Kulturszene der Stadt Gera wirft. Das Sample-Material für die Beats stammt aus den aktuellen Lieblingssongs der Protagonisten.
Buch und Realisation: Florian Füger
Eine Produktion des Experimentellen Radios 2011
Entstanden im Projekt "Pilot of the Airwaves" im Sommersemester 2011 unter der Leitung von Prof. Nathalie Singer und Mario Weise.
(Koreanisch)
Grace Yoon, 1952 in Korea geboren, studierte 1969-74 am Central Saint Martins College of Arts und Design in London. Sie lebt und arbeitet seit 1975 in Deutschland. Sie arbeitet als Autorin, Regisseurin, Komponistin, Performance-Künstlerin.
Echte Seide erkennt man am Klang. Der typisch knirschende Griff in den Stoff erinnert an das Betreten von frisch gefallenem Schnee. Dieser ›Seidenschrei‹ galt jahrhunderte lang als Erkennungszeichen der Damen höherer Stände. Inzwischen hat sich auf den Laufstegen der High Society das elektrische Knistern von Kunstfasern ausgebreitet. ›Die Traditionspolster sind durchgescheuert‹ schreibt Max Weber, und will damit sagen, dass man den Entwicklungen der Moderne nicht mehr entrinnen kann. Tief im Unbewussten aber bleibt das vertraute Rascheln der Federbetten, das zarte Geräusch der wärmenden Wolle oder das laute Schütteln der nassen Wäsche. Der nackte Mensch trägt einen Kosmos von Erinnerungen an die schützende zweite Haut in sich, Geruch und Geräusch, Farbe und Struktur.
(Amerikanisch)
CYTTER, Keren
(Israelisch)
GAL, Dani
(Israelisch)
LENGERER, Achim
(Deutsch)
SADR HAGHIGHIAN, Natascha
(Deutsch)
Sechs KünstlerInnen, ein Kinosaal, zwei Spielregeln:
1. Es gibt nichts zu sehen. 2. Das Radio ist die Leinwand.
Deutschlandradio Kultur und das Berlinale Forum Expanded spielen eine gemeinsame Carte Blanche für die Klangkunst im Film. Sechs Akteure aus den Bereichen Audio-, Video- und Medienkunst erhalten freie Hand für eine experimentelle Klangprojektion in den Äther.
Enthält die Kompositionen:
1 Natascha Sadr Haghighian: Cutting Barbed Wire in Four Settings - 1 (2'01)
2 Dani Gal / Achim Lengerer: CORD (9'26)
3 Natascha Sadr Haghighian: Cutting Barbed Wire in Four Settings - 2 (2'15)
4 Tony Conrad: Permission (10')
5 Natascha Sadr Haghighian: Cutting Barbed Wire in Four Settings - 3 (2'09)
6 Keren Cytter: Der Prozess / The Trial (9'51)
7 Natascha Sadr Haghighian: Cutting Barbed Wire in Four Settings - 4 (2'28)
(Englisch)
Philip Miller, geboren 1964 in London, komponiert Konzert-, Pop- und Filmmusik. Beeinflusst von der Musik Südafrikas.
RONCHETTI, Lucia
(Italien)
Lucia Ronchetti, 1963 in Rom geboren, Komponistin für elektroakustische Musik, war 2005 DAAD-Stipendiatin in Berlin. Ihr Werk reicht von Orchesterwerken, Kammermusik mit Live-Elektronik bis zu Vokalmusik und wurde mehrfach ausgezeichnet.
In den Goldminen von Gauteng wird seit über hundert Jahren die schwarze Bevölkerung Südafrikas ausgebeutet. Während das Edelmetall unter lebensgefährlichen Bedingungen zu Tage gefördert wird, bleibt ein anderer Reichtum unter der Erde: Die Gesänge der Bergleute spiegeln die vielfältigen Musiktraditionen des Landes.
Lucia Ronchetti und Philip Miller laden zu einer nächtlichen Führung durch das unterirdische Labyrinth von Stimmen und Geräuschen.
Die Produktion wurde unterstützt vom Goethe-Institut Johannesburg.
„Sebenza e-mine“ (Zulu) bezeichnet das Einfahren in einen Schacht.
(Österreichisch)
Sam Auinger, geboren 1956, lebt und arbeitet als Komponist in Berlin und Linz. Er beschäftigt sich mit Komposition, Installation, Computermusik, Sounddesign und Psychoakustik. Langjährige Zusammenarbeit verbindet ihn mit Bruce Odland (O+A), dem Bassisten und Komponisten Hannes Strobl (tamtam) und dem Architekten Dietmar Offenhuber (Stadtmusik).
Sam Auinger erhielt zahlreiche Stipendien und Preise, unter anderem den Kulturpreis der Stadt Linz, 2002, und den SKE Publicity Preis, 2007. 1997 war er Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD, 2008/2009 war er Stipendiat an der Cité International des Arts in Paris and 2010 wurde er "Stadtklangkünstler Bonn 2010". 2012 erhielt er zusammen mit Bruce Odland (O+A) eine honorable mention beim Prix Ars Electronica 2012.
Neben seiner künstlerischen Tätiggkeit ist er seit 2009 Gastprofessor für ‚experimentelle Klanggestaltung’ im Masterstudiengang ‚Soundstudies’ an der UdK Berlin.
„Ein Radiostück, das von der klingenden Welt meiner Kindheit in Oberösterreich erzählt, wie Klänge mich durch den Tag führten, das Aufwachen begleiteten und mir Freude oder Angst machten. So organisierte damals noch der Klang der Glocken der Stiftskirche St. Florian das soziale Leben der bäuerlichen Gemeinde, die Jahreszeiten, die Festtage, die Menschen und die Arbeiten auf dem Hof hatten verschiedenen Klang. Für dieses Stück erinnere ich mich und spüre den Klängen einer untergegangenen Welt nach, suche und erfinde das Unauffindbare.“ (Sam Auinger)
(Französisch)
Bruno Letort, geboren 1963 in Vichy, ist Komponist, Gitarrist und Produzent. Für Radio France schuf er das Plattenlabel ›Signature‹ und die Musiksendung ›Tapage Nocturne‹.
Arthur Rimbaud liebte das Reisen – physisch wie metaphorisch. Sein Leben und seine Gedichte sind voll von unsteten Wanderungen, führerlos treibenden Schiffen und obskuren Orten. Allerdings beendete das frühreife Genie seine literarische Produktion bereits im Alter von 21 Jahren. Bis zu seinem Tod schrieb er nurmehr nüchterne Briefe von den verschiedenen Stationen seiner Irrfahrten.
In ›Semelles de vent‹ (›Sohlen aus Wind‹) verbindet der Komponist Bruno Letort trockene Notizen aus Stuttgart, Zypern, Aden, Alexandria und Harare mit den lyrischen Reisen aus Rimbauds Jugend. Field Recordings, Stimmen und Instrumentalklänge verschmelzen zu einer halluzinatorischen Klanglandschaft.
(UK)
Das audiovisuelle Projekt Emptyset wurde 2005 von den beiden Klangkünstlern James Ginzburg und Paul Purgas gegründet. Ihre Klang- und Installationsarbeiten befassen sich mit der Erforschung räumlicher und akustischer Strukturen.
Der Kurzwellenrundfunk gehört zum Urgestein der globalen Medienkultur. Jahrzehntelang bot er die einzige Möglichkeit, Signale aus anderen Erdteilen zu empfangen. In seinem Spektrum tummeln sich deshalb bis heute Propagandasender und verschlüsselte Geheimkommunikation neben freien Radios und Untergrundinformationen.
In ihrer Ausbreitung verhält sich die Kurzwelle fast wie ein lebendiges Wesen: Je nach Tageszeit, Temperatur und Wind ändert sie ihre gezackten Wege zwischen Erdoberfläche und Ionosphäre.
Das Duo Emptyset nutzte diese frühe Radiotechnik für eine Live-Performance am 1. Februar 2015 beim CTM Festival Berlin: Zwischen der ältesten aktiven Funkstation der Welt in Nauen (Brandenburg) und dem französischen Sender Issoudun erzeugten sie ein radiophones Ping-Pong-Spiel. Aus dem atmosphärisch angereicherten Klang entstand eine Komposition für und über das Radio.
(Französisch)
Hervé Birolini, geboren 1969 in Metz, ist französischer Klangkünstler und Komponist, Toningenieur, Mitglied der INA-GRM (Groupe de Recherches Musicales), Paris. Seine Stücke für Konzert und Radio werden auch zunehmend außerhalb Frankreichs gespielt. Er erhielt mehrere internationale Preise, u.a. bei der Radiobiennale Mexiko 2004. 2005 ist er einer der Gewinner des Radiowettbewerbs „La Muse en circuit“ (Heute Luc Ferrari Wettbewerb). 2008 ist er einer der Gewinner des Grand Prix de Lorraine. Seit demselben Jahr ist er künstlerischer Leiter des Studio Césaré (Nationales Zentrum für Kreation).
„Das Material von ‚Silent cellulo‘ (Stummes Celluloid) stammt von 35mm-Kinoprojektoren. Die mechanischen Geräusche optischer Projektoren treten in einen Dialog mit Instrumenten als akustische Projektoren. Dazu kommt das Klavier als Instrument, das das Kino seit der Stummfilmzeit begleitet hat, das Saxofon, das dem Imaginären den Atem einhaucht und schließlich eine Stimme, die die mechanischen Landschaften des Stücks durchquert. ‚Silent cellulo‘ ist ein Versuch, das Kino vom Ton her zu besichtigen, ein Versuch für die, die Bilder hören können.“ (Birolini)
(Lithauisch)
Arturas Bumšteinas, geboren 1982 in Vilnius, lebt als Komponist und Medienkünstler in Vilnius und Warschau.
Arturas Bumšteinas ist ein Nachtmensch. Wie viele Künstler nutzt auch der litauische Komponist die nocturne Stimmung gern zum Arbeiten und Fabulieren.
Hellwach wurde Bumšteinas, als er auf einem Flohmarkt eine Sammlung von akustischen Einschlafhilfen entdeckte. Sofort erwarb er die Kassetten und ließ sie immer wieder an seinem Ohr vorüberziehen. Der Schlaf blieb zwar aus, dafür entfalteten die Bänder aber eine zutiefst hypnotische Wirkung.
Bumšteinas begann, das Klangmaterial mit eigenen Aufnahmen anzureichern. Mit Diktiergeräten, Kassettenrekordern, Bandmaschinen und Computern orchestriert er ein nächtliches Schattenspiel der Klänge.
Die Sendung „Sleep (an attempt at trying)“ besteht aus acht Songs an die Schlaflosigkeit. Jede Ausstrahlung wird nach einer Vorlage von Arturas Bumšteinas live moderiert und durch einen Höreranruf ergänzt.
Kyrre Bjørkås – Stimme; Ilia Belorukov – Saxophon, Klarinette, Flöte; Dominykas Vyšniauskas – Flügelhorn; Tadas Žukauskas – Violine; Kęstutis Pleita – Viola; Anthony Pirog – Gitarre; Leonard van Voorst – PerKussion; Arturas Bumšteinas – Klavier, Akkordeon, Perkussion, Blockflöte, Violine; Marcus Gammel - Moderation.
Komponiert und realisiert von Arturas Bumšteinas in verschiedenen tragbaren Studios in Vilnius, Warsaw, Oslo, St.Petersburg, Washington DC und im Studio von Deutschlandradio Kultur, Berlin zwischen April und September of 2011.
(Deutsch)
Marc Behrens wurde 1970 in Darmstadt geboren. Sein Werk umfasst vor allem konkrete elektronische Musik und Installationen sowie gelegentlich Photographie- und Videoarbeiten.
Auszeichnungen:
- 2013 Atmosphären, ZKM | Institut für Musik und Akustik, Karlsruhe
- 2010 Produktionspreis des Kulturradios WDR 3 (im Rahmen des Deutschen Klangkunstpreises 2010)
- 2006 «Broadcasting Art I» (Museo de Arte Contemporáneo de Castilla y Léon, MUSAC & Radio Nacional de España – Radio 3) für “Architectural Commentary 5: Some Models for Resonant Behaviour”
Die Komposition „Sleppet“ entstand im Rahmen des gleichnamigen Klangkunstprojektes, bei dem sechs renommierte internationale Klangkünstler während einer zehntägigen Reise durch das Westlandet-Gebiet in Norwegen Klänge aufnahmen und die Naturerlebnisse als Inspiration für eine Reihe von Klanginstallationen und Musikstücken nutzten. „Sleppet“ bezieht sich auf den norwegischen Komponisten Edvard Grieg, für den der Einfluss der Naturbetrachtung auf das künstlerische Schaffen große Bedeutung hatte. Die Komposition hat vier Sätze:1) Seagulls and cattle 2) Avalanches, Water and Stones3) Glacier 4) Sheep and Industry
"Sleppet" wurde auch als CD veröffentlicht bei Crónica (http://www.cronicaelectronica.org).
(Schweizerisch)
Bernadette Johnson wurde 1955 in St. Gallen geboren und lebt und arbeitet heute in Basel. Als Autodidaktin produziert sie seit 1980 Soundscapes und Klangarbeiten für Radio und andere Hörräume. Bernadette Johnson wurde 2007 für ihre Autorenproduktion „3 akustische Gedichte“ mit dem Karl-Sczuka- Förderpreis ausgezeichnet. Sie erhielt weitere Auszeichnungen wie z. B. den Prix Phonurgia Nova.
Nicht immer sind klassische Musikfragmente Ausgangspunkt einer Komposition. Bei «Vergnügliches Material» verblende ich ein Bouzouki-Melodiefragment mit Sätzen aus einem Groschenroman. Zusammen erklingen sie als «Sehnsuchtsschlaufe».
(Australien)
Thomas Meadowcroft, 1972 in Canberra, Australien, geboren, ist Musiker und Komponist. Nach einem Musikstudium in den USA lebt er seit 1998 Berlin. Er arbeitet im Bereich der zeitgenössischen und improvisierten Musik.
Die ›Songlines‹ der australischen Ureinwohner dienen zur Orientierung und Navigation im freien Gelände. Inspiriert von diesen Gesängen hat der australische Musiker und Komponist Thomas Meadowcroft sein Land musikalisch neu vermessen. Er folgt dabei den Busrouten der australischen Ostküste. Auditive Anhaltspunkte seiner Reise sind Raststätten, Parkplätze und Autobahnen.
(Deutsch)
Marcus Gammel, geboren 1975 in Bremen, studierte Musikwissenschaft, Literatur und Philosophie in Berlin, Paris und New York. Freie Arbeiten als Radiomacher, Dramaturg und Musikjournalist. Seit 2009 betreut er den Klangkunst-Sendeplatz von Deutschlandradio Kultur. Prix Phonurgia Nova 2005 für "Europas Wahn" (mit Viktoria Tkaczyk).
„MaerzMusik“, das internationale Festival für aktuelle Musik unter dem Dach der Berliner Festspiele, drehte auch in diesem Jahr vom 19. bis zum 28. März wieder die Lautsprecher auf, um die Vielfalt der Strömungen und Positionen zeitgenössischer Musik hörbar zu machen. Und DeutschlandRadio Berlin war wieder live dabei, als Partner der Festspiele und Veranstalter der SONIC ARTS LOUNGE, die in nächtlicher Session Projekte zwischen Klangkunst und Clubkultur vorstellte. In diesem Jahr präsentierte sich die SAL mit der „Nordischen Nacht“: Klangkünstler aus den skandinavischen Ländern präsentierten aktuelle Entwicklungen der Sound-Art. Zu hören war der 1943 in Schweden geborene und schon viele Jahre in Berlin lebende Perkussionist, Autor und Klangvirtuose Sven Åke Johansson. Zu hören war die ebenfalls in Schweden geborene und heute in Berlin lebende Klangkünstlerin Hanna Hartman und die ProTon-Group (Pekka Siren und Agnieszka Waligorska) aus Finnland. DeutschlandRadio Berlin sendet heute die „Nordische Nacht“ als Mitschnitt der Sonic Arts Lounge im Haus der Berliner Festspiele.
(Italienisch)
Stefano Giannotti, geboren 1963 in Lucca, Toscana.
Seit 1989 Radiokompositionen und Hörstücke, die mit internationalen Preisen ausgezeichnet wurden.
Für "Geologica" erhielt er zum zweiten Mal den Karl-Sczuka-Preis des SWR (bereits 2002 für „Il tempo cambia“).
„Ich mag einen Ausspruch von Don Delillo, der ungefähr klingt wie: ‚Wir brauchen Jahrhunderte, um etwas Primitives zu erfinden’ (Americana). Also habe ich beschlossen, in einem langen Konstruktionsprozess eine Reihe von primitiven Welten zu bauen. Imaginäre Landschaften, die kryptische innere Welten portraitieren, autobiographisch und universell zugleich. Tiefgreifende Forschungen über Musikinstrumente und Alltagsobjekte. Archive der Erinnerung. Erweiterte Instrumentaltechniken. Klingende Seiten.“ (Stefano Giannotti)
(Australisch)
Der australische Komponist Dr. Colin Black arbeitet für Radio, Film, TV, Theater und Video. Seine Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet. Für „The Ears Outside My Listening Room“ erhielt er 2003 den Prix Italia in der Kategorie „Radio-Musik“. „Alien in the Landscape“ bildet zusammen mit Blacks Folgearbeit für Deutschlandradio Kultur „Kilian’s Antipodean Dream“ (2010) ein Diptychon.
2015 erhielt er den Gold Award der New York Festivals. Im Rahmen seines Doktoratsstudium an der Universität Sydney forschte er fünf Jahre lang über die Geschichte der radiophone Klangkunst, ihre verschiedene Ausprägungen und Praktiken.
Wie schreibt man eine Geschichte der radiophonen Klangkunst? Um diese Frage zu beantworten, ist der Radiokünstler Colin Black fünf Jahre lang durch die Welt gereist. Unterwegs hat er (fast) alle Protagonisten des Genres interviewt: Künstler, Redakteure, Theoretiker. Ihre Geschichten und Gedanken kontrapunktiert er mit Klängen seiner Reise. Entstanden ist ein Stück Radiokunst über die Radiokunst.
Gesprächspartner (in dieser Reihenfolge):
Martin Slawig, Götz Naleppa, Erik Mikael Karlsson, Ed Baxter, Andreas Hagelüken, Philippe Langlois, Alessandro Bosetti, Gregory Whitehead, Douglas Kahn, Andrew McLennan, Jean-Philippe Renoult, Dinah Bird, Virginia Madsen, Marie Wennersten, Marcus Gammel, Kaye Mortley, Armeno Alberts, Andrea Cohen, Tom Roe, Andreas Bick, Anna Friz, Hildegard Westerkamp, Elisabeth Zimmermann, Heidi Grundmann, Atau Tanaka, Teri Rueb, Galen Joseph-Hunter und John Jacobs.
Sprecher: Elke Utermöhlen & Martin Slawig
(Argentinisch)
José Eduardo Mataloni, geboren 1965 in Córdoba, Argentinien, Klangkünstler und Komponist von elektroakustischer Musik. Komponiert auch für Tanz, Theater, Performances und Klanginstallationen. Hat zeitweise in Deutschland gelebt, inzwischen in Spanien.
In Anlehnung an den „Magischen Realismus“ in der Literatur - der vor allem durch den Autor Gabriel Garcia Márquez berühmt geworden ist - hat José Mataloni seinen „Magischen Realismus des Klangs“ entwickelt. In seinen Klangstücken transformiert er mit dem Mikrophon eingefangene Umweltklänge in elektroakustische Musik; das konkrete Material verwandelt sich in poetische und phantastische Klangwelten.Grundlange seiner Stücke bilden Tonaufnahmen aus seinem Geburtsland Argentinien und seiner momentanen Heimat Deutschland.
6 Klangstücke mit den Titeln:
1. Sonidos Lejanos
2. Tiempo Dos
3. Ensonacion Portena
4. Piazzollage
5. Magma
6. Nachtmusik
(Spanisch)
Francisco López ist ein Meister der Kontraste. In seinen Kompositionen stehen feingliedrige Klangstrukturen unmittelbar neben wuchtigen Lärmkaskaden. Das liegt womöglich auch an López’ vielschichtigen Interessen: Der promovierte Biologe erforscht die akustische Ökologie des Amazonasdschungels ebenso wie die Klangwelten von Maschinenparks.
Francisco López ist ein Meister der Kontraste. In seinen Kompositionen stehen feingliedrige Klangstrukturen unmittelbar neben wuchtigen Lärmkaskaden. Das liegt womöglich auch an López’ vielschichtigen Interessen: Der promovierte Biologe erforscht die akustische Ökologie des Amazonasdschungels ebenso wie die Klangwelten von Maschinenparks.
Für die Komposition ›Sonopolis‹ hat Francisco López über 20 Jahre lang Aufnahmen von internationalen Großstädten gesammelt. Aus diesem Material komponiert er eine Reise durch eine imaginäre Weltmetropole – ein virtuelles Konglomerat aus Montreal und Ushuaia, Lissabon und Moskau, Dakar und Cape Town, Taipei und Melbourne.
( )
VETTER, Michael
(Deutsch)
Michael Vetter, 1943 geboren, studierte Theologie und Musik. Er ist ein Meister des Obertongesangs. Ihm geht es mit Hilfe der verschiedensten Medien (Sprache, Malerei, Fotografie, Theater, Musik) um die Realisierung dessen, was er "Transverbal" nennt: Sprache ist Bewegung ist Musik.
Nach dreizehn Jahre weitgehend als Zenmönch in Japan lebt er heute die meiste Zeit zurückgezogen malend, schreibend und gärtnernd inmitten seines Olivenhaines auf dem Monte Amiata, wo er 1991 die Accademia Capraia gründete, eine nach seinen Konzepten arbeitende "Schule der Lebenskunst".
„Soto Voce“ spielt mit dem Namen des südamerikanischen Bildhauers Soto. Soto hat in der Toscana eine riesige Klangröhren-Skulptur geschaffen, die dort im Freien auf einer kleinen Anhöhe steht. Michael Vetter und seine Kollegin Natascha Nikprelevic haben ihre Stimmen improvisatorisch mit den vom Wind erzeugten Klängen der Skulptur verbunden und so ein Stück aus Klängen der Röhrenskulptur, Stimmen und den Naturklängen der toscanischen Landschaft komponiert.
Die Oberton-Improvisation „De Profundis“ lässt die Stimmen der beiden Künstler in einer alten Zisterne erklingen, die in Rocca, ebenfalls in der Toscana, zu finden ist.
(Serbisch)
Arsenije Jovanovic, geboren 1932 in Belgrad, arbeitet seit den 1960er Jahren als Komponist, Fotograf, Schriftsteller, Audiokünstler und Regisseur in Theater, Radio und TV. Seine Audio-Art-Stücke wurden mehrfach auf Radiofestivals ausgezeichnet, u.a. Prix Italia, Premio ondas (Spanien), Acustica international (WDR), Grand Prix (Rust), Bienalderadio (Mexico City). Außerdem wurden Werke von ihm für Film-Soundtracks ausgewählt, u.a. in Filmen von Terrence Malick.
Arsenije Jovanovic hat schon eine Reihe „akustischer Bücher“ erstellt, die seine auf Reisen gesammelten persönlichen Eindrücke und Empfindungen im Klang festhalten. Jovanovic, der die Unabhängigkeit von Sprache und Bezeichnung sucht, „schreibt“ mit Tönen und schafft sich und dem Hörer auf diese Weise akustische Territorien, die einen weiten, nahezu grenzfreien Raum für eigene Bilder im Kopf eröffnen. So wird der Raum einer Kathedrale erinnert oder die Weite, die der Autor auf dem heiligen Berg Athos erleben konnte.
(Dänisch)
Jacob Kirkegaard, geboren 1975 in Dänemark, arbeitet mit den wissenschaftlichen und ästhetischen Aspekten von Resonanz, Zeit und Gehör. Seine Installationen, Kompositionen und Performances verwenden akustische Räume und Phänomene am Rande der Wahrnehmbarkeit. Zahlreiche Ausstellungen, CD-Veröffentlichungen und Vorträge.
Der dänische Klangkünstler Jacob Kirkegaard untersucht Resonanzen und Reflektionen leerer Räume. Inspiriert wurde er dazu von den akustischen Forschungen Athanasius Kirchers ebenso wie von Alvin Luciers Epoche machendem Experiment „I am sitting in a room“.Sein neues Werk „Speculum Speculi“ ist eine Operation am offenen Herzen des Radios: Mit feingeschliffenen akustischen Lupen und Spiegeln, mit Verstärkungsprozessen und Rückkoppelungen belauscht er leere Produktionsstudios im Funkhaus von Deutschlandradio Kultur. Der verborgene Atem der „schalltoten“ Räume trifft dabei auf den Sound der Wüste: „Singende Dünen“ aus dem Oman kontrapunktieren die Klänge der Rundfunkstudios. Ein akustischer Dialog aus dem Nichts.
(Italienisch)
Alessandro Bosetti, geboren 1973 in Mailand, lebt in Berlin, den USA und Italien, arbeitet als Musiker, Radioautor, Komponist und Klangkünstler. Viele seiner Arbeiten beschäftigen sich mit den Klängen, Unregelmäßigkeiten und „Fehlern“ des Sprechens und Übersetzens. Unter anderem wurde Bosetti für seine Komposition "636" (RTBF) mit dem Phonurgia Nova Award 2012 ausgezeichnet sowie mit dem IDAF Award 2013 für "Mask Mirror", ein Sampler, der gesprochene Worte in Realzeit bearbeitet, wobei er auf die Sprachbedeutung ebenso wie auf die Sprachmelodie reagiert.
›Esperienza Italia‹, unter diesem Motto feiert Italien 2011 sein 150-jähriges Bestehen. Grund genug für den Klangkünstler Alessandro Bosetti, eine Reise in die Vergangenheit seiner Heimat zu unternehmen. Sein ›Erlebnis Italien‹ findet Bosetti allerdings nicht in Rom, Turin oder Mailand, sondern in Eritrea.
Die ehemalige Kolonie in Ostafrika wirkt auf ihn wie ein konserviertes Italien der Vorkriegszeit. Sprache und Kultur der verschwundenen Invasoren liegen wie ein undurchsichtiger Nebel über dem Land. Mit Hilfe des zufällig anwesenden Optikers Benedetto Spinoza wird Bosettis Mikrofon zu einer Linse für die Zeit.
»Italien ist Stillstand. Eritrea ist Stillstand. Sie kreisen umeinander. Sie spiegeln sich gegenseitig.« (Bosetti)
(Deutsch)
Jürgen Seizew: Der
1967 geborene Künstler lebt und arbeitet in Berlin. Er spielte als Bassist, Schlagzeuger und Sänger in verschiedenen Bands und studierte Design
für elektronische Medien. Seit 1994 widmet er sich der Klangkunst. Als gelernter
Buchbinder und Restaurator hat er eine Vorliebe für das Vertonen von
Büchern.
»Das gegenwürtige Büechel wirdt genannt Splendor Solis oder Sonnenglantz. Thailt sich in siben Tractat, durch wellich beschriben wirdt die Kunstlich Würckhung des verporgenen Stains der Alten Weisen.«
Das ›Splendor Solis‹ gilt als eine der prächtigsten Bilderhandschriften der Alchemie. Entstanden um 1531, diente es dem Adepten nicht nur als Anleitung, sondern auch als Inspiration, um in den Zustand der mystischen Versenkung zu gelangen. Nur in dieser Geisteshaltung sei die Transmutation der Elemente in Gang zu setzen. Der Klangkünstler Jürgen Seizew beschreibt die 22 Illuminationen des ›Splendor Solis‹ in Texten, Klangminiaturen und Geräuschanordnungen. Sein Ziel ist die Transmutation des Hörbaren.
»Dann durch die Crafft der hýtz, wirt der verporgen Geýst in der Erden in den Lufft gebracht. Wellicher ein verporgen Ding herfürpringen kann, der ist Meýster dieser Khunst. Wellicher die Seel erkücken kann, der wirt ihr Farb sehn.«
(Spanisch)
Die Komponistin und bildende Künstlerin Rilo Chmielorz (geb.1954) lebt derzeit in Berlin und Madrid. Seit mehr als zehn Jahren beschäftigt sie sich mit gekratzten Tönen und Zeichen und deren musikalischer Verformung durch den Einsatz von Elektroakustik. 2002 wurde sie vom Studio Akustische Kunst des WDR mit dem Produktionsaward ausgezeichnet.
LAND, Ulrich
(Deutsch)
Ulrich Land, geboren 1956, arbeitet seit 1987 als freier Autor. Er schreibt Lyrik und Prosa und ist Autor von über 70 Hörspielen und Features. Er lebt in Köln.
LOPEZ, Pedro
(Spanisch)
Der spanische Komponist und Multimediakünstler Pedro López programmiert Klangumgebungen für Installationen und Radioprojekte.
Hölderlin verbrachte seine letzten 36 Lebensjahre in einem Turmzimmer zwischen Phasen der Geistesgegenwart und der "Geistesgestörtheit", bevor er im Alter von 73 Jahren starb. Ob er wirklich geisteskrank war, ist für diese Arbeit unerheblich. Poesie als Gesang war für Hölderlin die Muttersprache des Menschengeschlechtes. Und der Ton galt ihm als das "wahrste Bild des reinen Seelenwesens".Ulrich Land ist Autor und Sprecher eines Librettos aus Textfragmenten sowie Briefen, die Hölderlin aus dem Turm an seine Mutter schrieb. Rilo Chmielorz und Pedro Lopez haben ein Klanggebilde darüber gebaut: einen äußeren Turm, der sich allmählich aufzulösen scheint und sich in einen inneren Turm verwandelt. Behutsam wird Hölderlins Sprache transformiert und langsam in Musik verwandelt.
(Argentinisch)
Mario Verandi, 1960 in Buenos Aires geboren, ist Komponist und Klangkünstler. Sein Werk umfasst elektroakustische Musik, audiovisuelle Installationen, Radiokunst sowie Musik für Tanz, Kurzfilme und Theater. Seine Arbeiten erhielten zahlreiche Auszeichnungen, z.B. den Bourges International Electroacoustic Music Award, den ZKM-Kompositions-Preis (Europäische Glockentage 2004), den Musica Nova Award in Prag, den CIEJ Musics Electronics Award in Barcelona, den Prix Ars Electronica in Linz und den Stockholm Electronic Art Award.
„Einige Geister bewohnen menschliche Körper, einige die Körper der Tiere, sie bewohnen Pflanzen, Steine, Mineralien, und nichts ist ohne Geist und Intellekt...“. Giordano Bruno, 1548 bei Neapel geboren, fiel mit 52 Jahren wegen seiner Lehren von der Unendlichkeit der Welt und der Gleichwertigkeit aller Religionen und Weltsysteme der Inquisition zum Opfer. Giordano Brunos Gedanken aus seinem Werk „Magie“ inspirierten Mario Verandi zu einer metaphorischen Klangreise durch eine Welt von Geistern und Dämonen. In dieser Komposition schlüpfen sie in Stimmen, Töne und Klänge und werden noch einmal zum Leben erweckt.Some gosts live in the human body, some in the bodies of animals and plants, stones, minerals. Nothing is without sence and intellect. Giordani Bruno, born 1548 in Neaple in Italie, was murdered at the age of 52 because he said, that all religions and all world systems are equal. Giordano Brunos’ thoughts in his novel “Magic” inspired Mario Verandi for his metaphorical sound journey throughout a world of gosts an demons. In this composition they hide in voices, sounds and music and return to life for one more time.
(Deutsch)
geb. 1982 in Marburg/Lahn, Deutschland studierte Philosphie und Musikwissenschaften an der Humboldt Universität zu Berlin. Seit 2007 lebt er in Weimar wo er an der Bauhaus Universität Mediengestaltung mit den Schwerpunkten Elektroakustische Komposition und Experimentelles Radio studierte. Im April 2011 begann er ein Masterstudium in Elektroakustischer Komposition an der Hfm Franz Liszt Weimar. Sebastian Peter komponiert hauptsächlich akusmatische Musik. Daneben zählen auch experimentelle Hörspiele und Film/Videomusik zu seinen Werken. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Interpretation und Verräumlichung akusmatischer Musik und die damit verbundene Erforschung verschiedener Typen von Lautsprecherorchestern. Im Oktober 2010 gewann er den Prix Espace du Son für die Verräumlichung und Interpretation akusmatischer Musik auf dem Akusmonium von Musique et Recherches in Brüssel/Belgien.
Teil 1: Schatten
Teil 2: Tophane
Entstanden am Lehrstuhl für Experimentelles Radio und am SEAM (Studio für elektroakustische Musik) im Sommersemester 2009 unter der Leitung von Andreas Feddersen, Mario Weise und Robin Minard.
(Deutsch)
Marcus Glahn, geboren 1988 in Leinefelde,2010 Abschluss Industriekaufmann, 2010 Bachelor of fine Arts im Fach Medienkunst/Mediengestaltung an der Bauhaus Universität Weimar
Wir leben im Web 2.0, einer Informationsgesellschaft, wie es sie vorher noch nicht gab. Social Networks und Online-Communities rauben uns unsere Freizeit. Doch wie viel muss die Welt von meinem Privatleben wissen? Wen interessiert es, ob mir Flohmärkte, bestimmte Autohersteller oder irgendeine Rockband gefallen? Warum habe ich das Verlangen, dies und andere Banalitäten in Form einer Statusmeldung meiner Umwelt mitzuteilen? Facebook, Twitter und Co. haben es möglich gemacht, jederzeit seine Meinung, Tätigkeit oder Aktivität seinen digitalen Freunden und Nicht-Freunden zu präsentieren. Man findet ein Sammelsurium aus absurden, langweiligen, absolut uninteressanten und auch witzigen Beiträgen. Mithilfe dieses niemals endenden Gedankenstroms habe ich ein Hörspiel entwickelt, was die Banalität sogenannter sozialer Netzwerke in all ihrem Facettenreichtum darstellt. Ich habe Text- und Tonbeiträge einzelner User gesammelt und eine Geschichte daraus entwickelt, die zeigt, wie unterschiedlich die Nutzer mit ihren Emotionen oder öffentlichen oder manchmal besser „nicht-öffentlichen“ Themen umgehen und wie sie die Welt mit ihren Augen sehen. Interessant ist hierbei der Aspekt der Gleichzeitigkeit sowie der allgemeinen Offenheit zu den Details des Privatlebens.
Buch, Regie, Produktion: Marcus Glahn
Sprecher: Vincent Schaack, Martin Becker
Eine Produktion des Experimentellen Radios 2011
Entstanden im Projekt "Pilot of the Airwaves" im Sommersemester 2011 unter der Leitung von Prof. Nathalie Singer und Mario Weise.
(Deutsch)
Götz Naleppa, 1943 geboren, Regisseur, Medienkünstler, Übersetzer und Autor, war bis Dezember 2008 Redakteur für Klangkunst bei Deutschlandradio Kultur. Weit über 100 Hörspielinszenierungen, Arbeiten für Theater und Oper. Eigene Klangkunstarbeit seit 1983. Zahlreiche Preise für Hörspielinszenierungen (Prix Europa, Prix Marulic,"Gold Award" des New York Festivals 2008, Prix Italia 2009 u.a.).
VETTER, Michael
(Deutsch)
Michael Vetter, 1943 geboren, studierte Theologie und Musik. Er ist ein Meister des Obertongesangs. Ihm geht es mit Hilfe der verschiedensten Medien (Sprache, Malerei, Fotografie, Theater, Musik) um die Realisierung dessen, was er "Transverbal" nennt: Sprache ist Bewegung ist Musik.
Nach dreizehn Jahre weitgehend als Zenmönch in Japan lebt er heute die meiste Zeit zurückgezogen malend, schreibend und gärtnernd inmitten seines Olivenhaines auf dem Monte Amiata, wo er 1991 die Accademia Capraia gründete, eine nach seinen Konzepten arbeitende "Schule der Lebenskunst".
Die neue Arbeit von Michael Vetter ist eine Weiterentwicklung seiner Arbeit an einer "transverbalen Sprache". Eine wortlose Sprache, die den ganzen menschlichen Verstehensapparat assoziativ auf das Wechselspiel von Stimmen und Ohr richten will. Diese Freiheit und extreme Vieldeutigkeit bewirkt, daß am Ende jeder ein anderes Hörspiel hören wird. In dieser neuen Arbeit schwimmen auf einem "Goldgrund" von Obertongesang Sprachinseln, die von "Wundern der sprachlosen Heiligen" erzählen.
(Deutschland)
THENIOR Ralf
(Deutschland)
Ralf Thenior, geb. 1945 in Bad Kudowa (Kudowa Zdroj), Schlesien. Aufgewachsen in Hamburg. Lebt als freier Schriftsteller in Dortmund. Literarische Veröffentlichungen seit 1969. Schreibt Gedichte, Erzählungen, Romane, Essays, Kinder- und Jugendbücher. Für sein Werk erhielt er zahlreiche
Preise und Stipendien u. a.: Literaturpreis Ruhrgebiet 1990, Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis 1993, Stadtschreiber von Plovdiv (BG) 1996. Writer in Residence des Wintertuin Poesiefestivals in Nijmegen (NL) und Literaturpreis der Salonlöwinnen Oberhausen, beide 2009.
Jüngste Veröffentlichungen: Strange Kebab, Kleingeschichten aus dem größten Ruhrgebiet der Welt, Aisthesis Verlag, Bielefeld 2011.
Verabredungen / Afspraken, Gedichte von Katharina Bauer, Thomas Kade, Ralf Thenior, Ellen Widmaier, übersetzt von Bianca Boer, Tsead Bruinja, Els Moors, Menno Wigman, Edition Wintertuin, Nijmegen 2013.
Große Vokalharmonie in Hasankeyf, Ein Poem, zweisprachig türk. / dt. (Übersetzung Menekşe Toprak), vorsatz verlag, Dortmund 2013.
(Deutschland)
Seit 2008 arbeiten Daniel Kötter und Hannes Seidl zusammen an unterschiedlichen künstlerischen Formaten wie Experimentalfilm, Installationen, Performances oder Ausstellungen. Den Schwerpunkt stellen jedoch abendfüllende musiktheatrale Arbeiten mit mehrkanal-Videos dar.
In allen Arbeiten verfolgen Daniel Kötter und Hannes Seidl einen Ansatz, Bild und Klang als aufeinander bezogene und untrennbare Aspekte bestimmter Momente zu inszenieren und aufzuzeigen. Oft spielen vormals profane oder alltägliche Handlungen eine große Rolle, die auf ihr künstlerisches Potential hin abgeklopft und in formale Zusammenhänge gebracht werden. So werden aus ausserkünstlerischen Tätigkeiten wie Holz sägen, duschen, löten, Möbel rücken oder kochen wiederholbare Gesten, komponierbare Klänge und komplexe Bühnengeschehen konstruiert, aus Beiläufigem wird – insbesondere aufgrund der klaren formalen Strukturen und Formen, die die Stücke tragen – prägnantes Material, das immer musizieren, agieren und produzieren von Bildmaterial zugleich ist, ohne dabei seine ursprüngliche Zweckmäßigkeit zu verlieren; handwerkliche Arbeit auf der Bühne wird zur künstlerischen Handlung nicht durch Stilisierung sondern durch Rahmung, es gibt kein „als- ob“.
Daniel Kötters und Hannes Seidls gemeinsame Arbeiten wurden auf wichtigen internationalen Festivals gezeigt (z. Bsp. auf der Biennale di Venezia, Musicadhoy Madrid, Zukunftsmusik Stuttgart, Ultima Festival Oslo, Warschauer Herbst u. a..
Hannes Seidl wurde 1977 in Bremen geboren, lebt in Frankfurt als Komponist für neue Musik.
Daniel Kötter, geboren 1975 in Bergisch Gladbach, lebt in Berlin. Er ist Videokünstler und Regisseur.
KÖTTER, Daniel
(Deutschland)
Seit 2008 arbeiten Daniel Kötter und Hannes Seidl zusammen an unterschiedlichen künstlerischen Formaten wie Experimentalfilm, Installationen, Performances oder Ausstellungen. Den Schwerpunkt stellen jedoch abendfüllende musiktheatrale Arbeiten mit mehrkanal-Videos dar.
In allen Arbeiten verfolgen Daniel Kötter und Hannes Seidl einen Ansatz, Bild und Klang als aufeinander bezogene und untrennbare Aspekte bestimmter Momente zu inszenieren und aufzuzeigen. Oft spielen vormals profane oder alltägliche Handlungen eine große Rolle, die auf ihr künstlerisches Potential hin abgeklopft und in formale Zusammenhänge gebracht werden. So werden aus ausserkünstlerischen Tätigkeiten wie Holz sägen, duschen, löten, Möbel rücken oder kochen wiederholbare Gesten, komponierbare Klänge und komplexe Bühnengeschehen konstruiert, aus Beiläufigem wird – insbesondere aufgrund der klaren formalen Strukturen und Formen, die die Stücke tragen – prägnantes Material, das immer musizieren, agieren und produzieren von Bildmaterial zugleich ist, ohne dabei seine ursprüngliche Zweckmäßigkeit zu verlieren; handwerkliche Arbeit auf der Bühne wird zur künstlerischen Handlung nicht durch Stilisierung sondern durch Rahmung, es gibt kein „als- ob“.
Daniel Kötters und Hannes Seidls gemeinsame Arbeiten wurden auf wichtigen internationalen Festivals gezeigt (z. Bsp. auf der Biennale di Venezia, Musicadhoy Madrid, Zukunftsmusik Stuttgart, Ultima Festival Oslo, Warschauer Herbst u. a..
Hannes Seidl wurde 1977 in Bremen geboren, lebt in Frankfurt als Komponist für neue Musik.
Daniel Kötter, geboren 1975 in Bergisch Gladbach, lebt in Berlin. Er ist Videokünstler und Regisseur.
Das Radiostudio als Allegorie: Eine Anordnung von Räumen, über Fenster und Mikrofonierung miteinander verbunden, unterschiedliche Gruppen, die simultan ihrer jeweiligen Arbeit nachgehen: produzieren, Regie führen, kontrollieren, aufnehmen, abspielen, reflektieren. Es entsteht ein Film über den Ort, der für das Hören produziert. Es wird ein Hörstück produziert, das die Unsichtbarkeit eines Films zu kompensieren versucht.
›Studio‹ lässt den Film immer wieder ablaufen, in unterschiedlichen Versionen akustischer Annäherung an das Visuelle, das fehlt. Überlagerungen der Tonspuren, Beschreibungen des Gesehenen, Interpretation der Kontrollsituation. Kötter und Seidl präsentieren vier mögliche Hörversionen eines ungesehenen allegorischen Films.
(Italien)
Lucia Ronchetti, 1963 in Rom geboren, Komponistin für elektroakustische Musik, war 2005 DAAD-Stipendiatin in Berlin. Ihr Werk reicht von Orchesterwerken, Kammermusik mit Live-Elektronik bis zu Vokalmusik und wurde mehrfach ausgezeichnet.
Für die Komposition „Studio in forma di rosa“ hat Lucia Ronchetti ein Bild gedacht: die komplex-spirale Form einer Rose. Das Innenleben der geschlossenen jungen Rose inspirierte sie zu einer besonderen kompositorischen Struktur: sie verbindet italienische Vokalmusik aus dem 13. und 14. Jahrhundert mit einer Manssur-Ney-Flöte in der Sufi-Tradition und führt diese Motive durch zyklische Variationen. Die Klänge entwickeln sich in einer Spiralbewegung und vollziehen so den Prozess des Aufblühens musikalisch nach. „Nacht, geheim, dunkel, Blut, unsichtbar“ sind einige der Worte, die von verschiedenen Stimmen auf Spanisch, Türkisch, Italienisch und Persisch gesprochen werden und in ihrer Spiralbewegung zur Form einer Rose akkumulieren. „Die Landschaft rings um die einzige Rose kann die Dunkelheit sein, als Stillleben vor schwarzem Grund.“ (Lucia Ronchetti).
Stereophones Hörstück auf einen Text von Andrea Fortina (2006)
(Schweizerisch)
Bernadette Johnson wurde 1955 in St. Gallen geboren und lebt und arbeitet heute in Basel. Als Autodidaktin produziert sie seit 1980 Soundscapes und Klangarbeiten für Radio und andere Hörräume. Bernadette Johnson wurde 2007 für ihre Autorenproduktion „3 akustische Gedichte“ mit dem Karl-Sczuka- Förderpreis ausgezeichnet. Sie erhielt weitere Auszeichnungen wie z. B. den Prix Phonurgia Nova.
Homage an den Sommer. Klangbilder intensiver Momente, flüchtiger Stimmungen. Vertraute Geräusche lassen einen Sommertag anklingen, um gleich danach von fremden Klängen überlagert und eingefärbt zu werden.
(Deutsch)
Felix Kubin, 1969 geboren, Dipl.-Psykotroniker. Experimentalmusiker. Komponiert für Film und Radio und tritt live in ganz Europa auf. Für sein Label „Gagarin Records“ erforscht er die Auswirkungen von Lärm-Erscheinungen, spezialisiert auf Dadatronic und Si-Fi-Pop.
Krach macht krank, heißt es. Dauerstress und Belastung führen immer häufiger zum Hörsturz. Aber Felix Kubin ist ein Vertreter der „Noise Culture“, ihn fasziniert, was andere als störend empfinden: das Rauschen der Großstadt, das Kratzen eines kaputten Radios, die flache, aber unerbittliche Kaufhausmusik, das schmerzende Feedback eines übersteuerten Mikrophons... Als Kinder des elektronischen Zeitalters, des Globalisierungs– und Datenterrors geben die Geräuschkünstler den alltäglichen, aggressiven Medienmüll in radikaler und fantasievoller Form an seine Erzeuger zurück. Krachmusik ist ein Impuls des Aufbegehrens, die Antwort auf Überfütterung und Überreizung unserer Sinne im Informationszeitalter, die Schlacht mit den Mitteln des Gegners, das Protestgeschrei der „Unangepassten“ – der Gegenlärm.
(Argentinisch)
José Halac ist ein argentinischer Komponist und lebt in New York. Er komponiert Musik für Tanz und Theater sowie Multimedia-Shows. Er wurde international mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem ersten Preis des Internationalen Musikwettbewerbs für elektroakustische Musik 2000.
MALLIA, John
(Amerikanisch)
Der amerikanische Komponist John Mallia wurde 1968 in Stamford geboren. Sein Schwerpunkt ist die elektroakustische Musik.
Barry Truax ist ein kanadischer Komponist elektroakustischer Musik. 1991 wurde er beim Internationalen Wettbewerb für elekroakustische Musik in Bourges ausgezeichnet
SINGER, Nathalie
(Deutsch)
Nathalie Singer, geboren 1969, studierte in Berlin und Paris Musik-, Kommunikationswissenschaften und Psychologie. Zudem absolvierte sie Kompositionskurse für elektroakustische Musik bei der Groupe de Recherches Musicales (GRM) in Paris und bei Beatriz Ferreyra.
Seit 1995 arbeitete sie als freie Hörspiel- und Featureautorin, Komponistin, Regisseurin und Produzentin für den Rundfunk, komponierte Hörspiel-, Bühnen- und Filmmusik und publizierte zum Thema elektroakustische Musik und Klangkunst.
Neben ihrer freiberuflichen Tätigkeit war sie von 2002 bis 2007 als Redakteurin im Deutschlandradio Kultur tätig: Hörspielwerkstatt/Klangkunst (2002), Hörspiel/Freispiel (2003), Projektleitung Wurfsendung (2004-2007). Für die Entwicklung des neuen Kurzhörspielformat „Wurfsendung“ erhielt sie 2005 den RadioJournal Rundfunk Preis. Ende 2006 bekam sie den Ruf als Professorin für Experimentelles Radio an die Bauhaus Universität Weimar.
TRUAX, Barry
(Kanadisch)
Barry Truax ist ein kanadischer Komponist elektroakustischer Musik. 1991 wurde er beim Internationalen Wettbewerb für elekroakustische Musik in Bourges ausgezeichnet
Seit mehr als 32 Jahren findet in der französischen Stadt Bourges jährlich das internationale Festival für elektroakustische Musik „Synthèse“ statt, ausgerichtet vom „Institut International de Musique Electroacoustique de Bourges“ (Imeb). Präsentiert wird ein dichtes Programm: das Spektrum reicht von rein musikalischen Stücken, über Radiokunst, Klanginstallationen und Performances bis hin zu audiovisuellen Arbeiten. Der jährlich stattfindende Wettbewerb diente neuen Talenten bereits als Sprungbrett in die professionelle Welt. Inzwischen ist „Synthèse“ ein wichtiges Forum im internationalen Austausch. So stand 2001 neben den Wettbewerbsstücken auch Klangkunst aus Korea, England, Italien, Portugal, Chile, Kanada, Mexiko, Norwegen und Brasilien auf dem Programm. Nathalie Singer besuchte das Festival in Bourges im Juni 2001 und hat einige radiophone Stücke ausgesucht, die sie in der Hörspielwerkstatt vorstellen wird.
(Deutsch)
Für die in München ansässige Formation 48nord (Ulrich Müller, Siegfried Rössert) ist die Kombination von Elektronik und akustischen Instrumenten und Komposition und Improvisation prägend, wobei der Einsatz neuer Technologien eine entscheidende Rolle spielt. Ulrich Müller und Siegfried Rössert erhielten für ihre Arbeit das Stipendium für Musik und Neue Medien sowie das Stipendium für Musik im öffentlichen Raum (beide von der Stadt München vergeben).
RÖSSERT, Siegfried
(Deutsch)
Für die in München ansässige Formation 48nord (Ulrich Müller, Siegfried Rössert) ist die Kombination von Elektronik und akustischen Instrumenten und Komposition und Improvisation prägend, wobei der Einsatz neuer Technologien eine entscheidende Rolle spielt. Ulrich Müller und Siegfried Rössert erhielten für ihre Arbeit das Stipendium für Musik und Neue Medien sowie das Stipendium für Musik im öffentlichen Raum (beide von der Stadt München vergeben).
TERMINUS bedeutet sowohl Begriff als auch Grenze. In dem Hörstück wird die Grenze thematisiert: zwischen Menschen, zwischen Ländern, Grenzen der Wahrnehmung, der Sprache, die Grenze zwischen Leben und Tod. Wenn in Grenzsituationen die Begriffe brüchig werden, weist der Klang weiter: Sprache an der Grenze zwischen Sinnhaftigkeit und reinem Klang. Instrumentale Aktionen, die aus dem Sprachklang hervorbrechen, verwischen auch die Grenze zwischen Sprache und Musik. Das Reich der Begriffe ist in TERMINUS durch zwei Textschichten abgesteckt: durch einen Text von Leonardo da Vinci über die Sintflut und durch Textfragmente meist literarischer Herkunft, in denen Grenzen und Grenzsituationen thematisiert werden.
(Amerikanisch)
DJ Spooky, alias Paul D. Miller, geboren 1970 in Washington D.C., Komponist, DJ, Multimediakünstler, Produzent und Autor. Zusammenarbeit mit Yoko Ono, Iannis Xenakis, Slayer, Sun Ra u. a.
Friedlich und heiß umkämpft zugleich, unberührt und dennoch millimetergenau vermessen: die Antarktis ist ein Brennpunkt gegensätzlicher Entwicklungen. 50 Jahre nach dem Antarktis-Vertrag, der den Kontinent für wissenschaftliche Zwecke öffnete, hat sich der New Yorker Komponist DJ Spooky (Paul D. Miller) an Ort und Stelle begeben. Inmitten der Eismassen hat er sein Tonstudio aufgeschlagen, um die Landschaft mit musikalischen Mitteln nachzuzeichnen. Aus der Perspektive der Sampling-Kultur beschreibt er eine offene, unbezähmbare Welt, eine prekäre Utopie und Projektionsfläche.„Terra Nullius ist das akustische Porträt einer abstrakten Landschaft: Eis, Wasser, Land, Klimawandel und das Verhältnis der Menschheit dazu. Die Antarktis als Dokument kollektiver Erinnerung und als Meditation über eine Zukunft ohne Eigentum. Eine postkoloniale Komposition.“ (DJ Spooky)
(Deutsch)
Thomas Köner, geboren 1965, ist Medien- und Klangkünstler, erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. „New Media Prize 2000“ (Montreal), „NORMAN Preis 2004“ (Stuttgart), Deutscher Klangkunstpreis 2004 (WDR), „Goldene Nica“ bei der Ars Electronica 2004, Transmediale.05 Award, International Media Art Festival, Berlin 2005 und war Artist in Residence der Villa Aurora, Los Angeles 2006.
„Seit einiger Zeit fasziniert mich die Auseinandersetzung mit verschiedenen Aspekten von Urbanität“, schreibt der Medienkünstler Thomas Köner. In „Niemandsbucht“ hat er sich mit den Klangwelten der Pariser Vorstädte auseinandergesetzt, in „Banlieue du Vide“ observierte er über das Internet schneebedeckte Straßenzüge auf der ganzen Welt. Für „Terrain Vague“ hat er sich nun nach Belgrad begeben.Um die Metropole des zerfallenen Jugoslawien musikalisch erfahrbar zu machen, entwickelt er eine „klangliche Röntgenstrahlung, die Klanggebärden des Belgrader Alltags gleichsam durchdringt und den Hörer sonare Nachbilder und Geräuschresiduen als eine im Dunkel leuchtende Klangsprache erkennen lässt.“
(Deutsch)
Felix Kubin, 1969 geboren, Dipl.-Psykotroniker. Experimentalmusiker. Komponiert für Film und Radio und tritt live in ganz Europa auf. Für sein Label „Gagarin Records“ erforscht er die Auswirkungen von Lärm-Erscheinungen, spezialisiert auf Dadatronic und Si-Fi-Pop.
KUCHARCZYK, Wojtek
(Polnisch)
Wojtek Kucharczyk, 1969 in Polen geboren, Allround-Künstler, steht mit seinem Plattenlabel „mik.musik“ an der Spitze des polnischen Elektronic-Pop.
Der deutsche Soundkünstler Felix Kubin und sein polnischer Kollege Wojtek Kucharczyk liefern sich eine Klangschlacht im Niemandsland. Dafür plünderten sie den akustischen Kulturmüll ihres Landes und schickten ihn in MP3-Files gegen die andere Seite – deutscher Lärm und polnischer Gegenlärm: eine singende Ampelanlage gegen slawisches Hundegebell gegen die Nationalhymne ohne Tretlager... „Erst schreien, dann nichts bereuen“ – unter der Prämisse entstand ein Stück, das sämtliche deutsch-polnischen Vorurteile im Lärm untergehen lässt und den Ohren dabei trotzdem nicht wehtut.Felix Kubin, 1969 geboren, Dipl.-Psykotroniker. Für sein Label „Gagarin Records“ erforscht er die Auswirkungen von Lärm-Erscheinungen, spezialisiert auf Dadatronic und Si-Fi-Pop. Hörspiele u.a. „Syndikat für Gegenlärm“ (DLR Berlin 2001).Wojtek Kucharczyk, 1969 in Polen geboren, Allround-Künstler, steht mit seinem Plattenlabel „mik.musik“ an der Spitze des polnischen Elektronic-Pop.
(Schweiz)
Michael Wertmüller, geboren 1966 in Thun in der Schweiz, ist Komponist, Schlagzeuger und Improvisator.
JIRGL, Reinhard
(Deutschland)
Reinhard Jirgl, geboren 1953 in Berlin, Schriftsteller. Büchner-Preisträger 2010 und Mitglied des P.E.N.
Wuchernde Sprachgebilde, gestörte Lesbarkeiten und eine eigenwillige, lautmalerische Orthografie. Die Texte von Reinhard Jirgl führen geradewegs in das Innerste der Sprache: Zu ihrer Form. Der Komponist Michael Wertmüller treibt diese Extraktionsprozesse noch weiter voran: in das immanent Akustische des Geschriebenen.
"was für Worte: !alt, !Beispiel. Nun sind es meine Worte geworden. Keine mildernden Umstände. Keine Gnade. Keine Goldenen Brücken. Kein Goldrausch. Alles Gold ist zu Billigpreisen für den Handel freigegeben & zu Papier gepresst wie buntes Herbstlaub gefallen in den Stürmen der Konjunk-Tour. Können nicht helfen, können nicht gewinnen. So lass den Wald, lass Dämmerung beginnen." (Reinhard Jirgl)
(Polen)
Marcin Pietruszewski ist Komponist und Performer. Seine Schwerpunkte sind Computermusik, algorithmische Kompositionen, neue Musik und Laptop-Improvisationen. Aktuell Promotionsstudium "Creative Music Practice" bei Florian Hecker und Michael Edwards an der Universität Edinburgh.
Haben Sie schon einmal von Xenofeminismus gehört? Das Manifest des Autorinnenkollektivs Laboria Cubonics plädiert für die Empfänglichkeit für alles Fremde, Neue und Andere - und übersetzt das in Klang.
Entfremdung als Chance - das ist eine zentrale Botschaft im 2015 veröffentlichten xenofeministischen Manifest des Autorinnenkollektivs Laboria Cubonics: "Anstatt […] von einer Rückkehr in eine idealisierte natürlicher Authentizität zu träumen, begreift Xenofeminismus die Entfremdung als erzeugenden Anstoß. Wir sind alle entfremdet." Der Xenofeminismus setzt auf größtmögliche Offenheit und Beweglichkeit, auf die Empfänglichkeit für alles Fremde, Neue und Andere.
Durch Technologie unterliegt alles radikaler Veränderung: Natur, materielle Bedingungen, Identitäten und gesellschaftliche Formen. Der Ungerechtigkeiten produzierende Determinismus der natürlichen Ordnung soll so zugunsten einer radikalen Vielfalt der Geschlechter und Freiheit der Identitäten überwunden werden. Jeder hat das Recht, "als niemand Bestimmtes zu sprechen".
Der polnische Klangkünstler Marcin Pietruszewski sucht in seinem Stück nach einer klanglichen Entsprechung dieser Ideen. Auf der Basis eines Librettos von Helen Hester und Katrina Burch von Laboria Cubonics sowie von Virginia Barratt, einem Mitglied des Kollektivs VNS Matrix, formt er mittels Computermusik, Psychoakustik und Sprachsynthese eine Reihe abstrakter Klangartikulationen, die poetische und technologische Vektoren komplex verschalten. Eine Suche nach neuen klanglichen, konzeptuellen, sozialen und politischen Räumen.
"To glitch, sound space forks discontinuously in overlapping tendencies (matter). Our memory functions through discontinuity, by necessity fragmentation makes navigation conceivable as an act of trust, a rolling game. As pigment particularity. As thinking (as) no one in particular. Living as erratum, reconstituting as the glitch. Xenopoetic breakdown. The dissolving bestiary; the beasts have been freed from their pages.” – Auszug aus dem Libretto.
Komposition und Produktion: Marcin Pietruszewski
Libretto: Virginia Barratt, Katrina Burch (aka yonneda.lemma) und Helen Hester
Artikulatorische Synthese: Paul Boersma und David Weenink
Sprachsynthese-Design: Marcin Pietruszewski in Zusammenarbeit mit dem Centre for Speech Technology Design (Universität Edinburgh)
(Japanisch)
Tetsuo Furudate, 1958 geboren, lebt in Tokio und zählt zu den interessantesten Komponisten und Musikern der NOISE-Bewegung mit zahlreichen Konzerten auch in Europa. „Das Gehör des Mr. Roderick Usher“ (DLR Berlin 2004) wurde vom Dresdner Wettbewerb „Blaue Brücke“ ausgezeichnet.
„Das Gehör des Mr. Roderick Usher" reagiert abnorm geschärft auf Schritte, Stimmen, feinste Geräusche. Aber was ist Ursache seiner Hellhörigkeit? Weshalb ist er mit dieser qualvollen Übersensibilität geschlagen? Und sind die vielen Stimmen, die Roderick Usher in überdimensionaler Lautstärke vernimmt, Äusserungen von ein und derselben Persönlichkeit? Furudate interpretiert Ushers Leiden als Leiden am Eros: als verzerrtes, unerhörtes Begehren, das im Klangrausch untergeht.
Noise Opera „Der Niedergang des Hauses Usher“ nach Edgar Allan Poe
(Englisch)
Ergo Phizmiz, geboren 1980 in Nordengland, ist Komponist, Autor, Multi-Instrumentalist, Collagist und Filmemacher. Mit ›The Faust Cycle‹ produzierte er eines der längsten Alben in der jüngeren Popgeschichte.
11.11.11, kurz nach Mitternacht. Ein Jahrhunderkarneval läuft sich warm. Kostüme rascheln, Kommentatoren murmeln in ihre Mikrofone, Gläser werden gefüllt und geleert. Da beginnt eine unerhörte Klangprozession am Publikum vorbeizuziehen. Surreale akustische Wesen verwandeln sich in- und durcheinander, Klaviere verspritzen ihre Eingeweide, tote Karussells erwachen zum Leben, und die Hörerschaft gerät zunehmend in Ekstase.
(Deutsch)
Phillip Schulze, geboren 1979, lebt als Komponist und Medienkünstler in Düsseldorf.
SIEBER, Jan
(Deutsch)
Jan Sieber, geboren 1975, Mitarbeiter im Fachbereich Interface Design an der Bauhaus-Universität Weimar.
SINGER, Nathalie
(Deutsch)
Nathalie Singer, geboren 1969, studierte in Berlin und Paris Musik-, Kommunikationswissenschaften und Psychologie. Zudem absolvierte sie Kompositionskurse für elektroakustische Musik bei der Groupe de Recherches Musicales (GRM) in Paris und bei Beatriz Ferreyra.
Seit 1995 arbeitete sie als freie Hörspiel- und Featureautorin, Komponistin, Regisseurin und Produzentin für den Rundfunk, komponierte Hörspiel-, Bühnen- und Filmmusik und publizierte zum Thema elektroakustische Musik und Klangkunst.
Neben ihrer freiberuflichen Tätigkeit war sie von 2002 bis 2007 als Redakteurin im Deutschlandradio Kultur tätig: Hörspielwerkstatt/Klangkunst (2002), Hörspiel/Freispiel (2003), Projektleitung Wurfsendung (2004-2007). Für die Entwicklung des neuen Kurzhörspielformat „Wurfsendung“ erhielt sie 2005 den RadioJournal Rundfunk Preis. Ende 2006 bekam sie den Ruf als Professorin für Experimentelles Radio an die Bauhaus Universität Weimar.
Im Sommer 1910 kamen zwei Schlüsselfiguren der elektroakustischen Musik zur Welt: Oskar Sala, erster Virtuose und Weiterentwickler des Trautoniums. Und Pierre Schaeffer, Begründer der „musique concrète“, Radiomacher und Schriftsteller. Beide Innovatoren erzeugten einen seltenen Einklang von technischen und künstlerischen Entwicklungen. Beide waren dem Medium Rundfunk eng verbunden. Und beide gelten heute als Ikonen der elektroakustischen Musik im weitesten Sinne.
Die Autoren folgen den Spuren Salas und Schaeffers in der heutigen Klangkunstszene und werfen Rückblicke auf Leben und Werke.
(Argentinisch)
Joaquin Cofreces, geboren 1975 in Buenos Aires, lebt als Radioautor und Komponist in Ushuaia (Feuerland). Zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Prix Phonurgia Nova 2009.
(Italienisch)
Stefano Giannotti, geboren 1963 in Lucca, Toscana.
Seit 1989 Radiokompositionen und Hörstücke, die mit internationalen Preisen ausgezeichnet wurden.
Für "Geologica" erhielt er zum zweiten Mal den Karl-Sczuka-Preis des SWR (bereits 2002 für „Il tempo cambia“).
Wüste. Niemandsland. Ein paar Menschen bauen eine Stadt, die so glanzvoll ist, dass sie schon von weitem leuchtet. Doch schnell kommen andere Stämme, überfallen, zerstören sie und bauen auf ihren Ruinen eine neue Stadt. Ein Prozess, der sich endlos wiederholt. Jede neue Stadt vereint alle früheren Städte in sich. Bis eines Tages die Stadt aller Städte gebaut wird: sie vereint Hunderte von Stilen und Lebensformen in sich. Doch sie ist so kompliziert, dass keiner in ihr leben will. So wird die Stadt zum Monument ohne Leben, zum Ausflugsziel für Urlauber.„The Masterpiece“ ist eine Metapher für den Entstehungsprozess von Kunst und nicht zuletzt eine sehr ironische Betrachtung über die Funktion von Kunst in der Gesellschaft.
(Kanadisch)
Darren Copeland, geboren 1968 in Brampton, Ontario, lebt in Toronto, ist Komponist und Sound-Designer. Seit 1985 Konzerte, Arbeiten für Radio, Theater, Tanz und Installation.
KAHRE, Andreas
(Kanadisch)
Andreas Kahre, Vancouver, ist interdisziplinärer Künstler, Musiker und Designer. Er arbeitet für Tanztheater und Musikensembles in Kanada.
Klangmaterial für diese Komposition sind Unterwasseraufnahmen von Meer, Seen und Flüssen, die die Autoren als „klingende Depots von Träumen und Erinnerungen“ verstehen. „Wasserkörper bilden eine leuchtende Grenze zwischen dem Menschlichen und dem Nicht-Menschlichen, zwischen Zeitskalen und dem Leben“.
Das Stück kombiniert Sounds, elektroakustisch transformiert, mit mehrsprachigen Textfragmenten wie den inneren Monologen einer ermordeten Revolutionärin, einer jungen Schwimmerin und eines ungeborenen Kindes.
„that world is the other the other night the one we never pass the one underwater“
(Kanadisch)
Der kanadische Komponist und Klangkünstler Christian Calon kam durch ein Stipendium des DAAD nach Berlin, wo er heute lebt. Das Thema seiner in vielen Ländern gesendeten Radioarbeiten und Klanginstallationen ist in vielfältiger Weise die Zeit. Für „The Ulysses Project“ erhielt er 1999 den „Grand Prix Marulic“.
1998 finden internationale Feierlichkeiten zum 50. Geburtstag der musique concrète statt, die 1948 im Studio d’Essai des französischen Radios „geboren“ wurde.„The Ulysses Project“ ist eine Hommage an die Schöpfer der akustischen Kunst. Durch die Adaption des Ulysses-Themas wird das Hörspiel zu einer Reflexion über die Kunst des Klanges. Es wird eine Komposition entworfen, die in unendlich viele kurze Sequenzen unterteilt ist. Jede dieser Sequenzen geht einer bestimmten Art der Klangbildung und der damit verbundenen Art der Wahrnehmung nach.
(UK)
Matthew Herbert (alias Radio Boy), geboren 1972 in Pembury/Kent, England, ist Komponist und Produzent elektronischer Clubmusik.
Die deutsche Teilung beginnt und endet im Äther. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen die Alliierten die Rundfunkhoheit in ihren jeweiligen Machtbereichen. Aber Radiowellen machen an keiner Grenze halt!
Zum 25. Jubiläum der deutschen Wiedervereinigung lässt der britische Electronica-Produzent Matthew Herbert den letzten Tag der Teilung im Radio Revue passieren. Sendungen vom 2. Oktober 1990 hüben und drüben bilden die Grundlage einer Chorkomposition für zwei zentrale Institutionen des deutsch-deutschen Musiklebens: RIAS Kammerchor und Rundfunkchor Berlin. Diese, zu Zeiten der Teilung gegründeten Klangkörper sind heute unter dem Dach der ROC Berlin vereint. Sie interpretieren eine zweigeteilte Komposition, bei der Ursendung zeitgleich ausgestrahlt auf Deutschlandradio Kultur und Deutschlandfunk.
Für Audio on Demand, Wiederholungen und Übernahmen liegt eine Stereofassung vor.
(Argentinisch)
Mario Verandi, 1960 in Buenos Aires geboren, ist Komponist und Klangkünstler. Sein Werk umfasst elektroakustische Musik, audiovisuelle Installationen, Radiokunst sowie Musik für Tanz, Kurzfilme und Theater. Seine Arbeiten erhielten zahlreiche Auszeichnungen, z.B. den Bourges International Electroacoustic Music Award, den ZKM-Kompositions-Preis (Europäische Glockentage 2004), den Musica Nova Award in Prag, den CIEJ Musics Electronics Award in Barcelona, den Prix Ars Electronica in Linz und den Stockholm Electronic Art Award.
„...ein leeres Theater vermittelt mir ein gespenstisches Gefühl: es kommt mir vor, als ob all die Gegenstände und Maschinen plötzlich wieder lebendig würden. Und die Stimmen all der Schauspieler und Opernsänger, die je auf dessen Bühne standen, anfingen in den Logen und Rängen zu tuscheln...“ (nach Luigi Pirandello). Wenn Mario Verandi in das alte, 1908 erbaute Teatro de San Nicolas in Buenos Aires zurückkehrt, dorthin, wo seine Familie seit vier Generationen lebt und arbeitet, verwandelt es sich in einen solchen magischen Ort. In ein Theatrum Sonorum, in ein Hörtheater aus Geräuschen und Klängen. Alte Theatergeister betreten die Bühne, um uns die Stimmen und Geräusche vergangener Zeiten vorzustellen.
(Britisch)
Chris Cutler (* 4. Januar 1947 in Washington, USA) ist ein britischer Schlagzeuger, Perkussionist, Komponist, Schriftsteller und Musiktheoretiker. Er hat keine formale Musikausbildung, sondern ist Autodidakt. Bekannt wurde er vor allem durch seine Arbeit mit den englischen Avantgarde-Rock-Bands Henry Cow und Art Bears, als Initiator der Rock-In-Opposition-Bewegung und als Gründer des Plattenlabels und -vertriebs Recommended Records.
„Twice around the World – There and Back Again“ ist der Titel einer Komposition, die aus einem Projekt für den Londoner Experimentalsender „Resonance FM“ entstanden ist. Cutler hatte dazu aufgerufen, an jedem beliebigen Punkt der Erde das Zeitfenster von 23.30 Uhr bis Mitternacht aufzunehmen –Greenwich Mean Time wohlgemerkt. Wer auch immer ein Mikrofon und einen Recorder zur Hand hatte, konnte sich beteiligen, musste dabei aber die jeweilige Zeitverschiebung beachten. 247 Einsendungen erreichten Cutler, der sie unbearbeitet in seiner Sendung „Out of the Blue Radio“ vorstellte. Von Sommer 2002 bis Sommer 2003 konnten die Londoner Hörer täglich zwischen halb zwölf und Mitternacht einem anderen Ort der Welt lauschen.Für das Kunstradio des ORF hat Chris Cutler bereits einen Remix dieser akustischen Weltreise realisiert. Für Deutschlandradio Kultur hat Chris Cutler nun einen neuen 50-minütigen Remix gestaltet. Dabei orientierte er sich nicht an der Qualität der einzelnen Aufnahmen, sondern an der geographischen Herkunft. Die Abfolge der Klänge führt uns zwei Mal um die Erde und wieder zurück. Auf dem Hinweg werden alle Stationen systematisch aneinandergereiht. Auf dem Rückweg dagegen arbeitet Cutler mit Überlappungen und Verschiebungen, wie sie im Gedächtnis entstehen, wenn man sich an eine lange Reise erinnert.
( )
FÜRSTENAU, Tilman
( )
KOHLSCHMIDT, Kai-Uwe
( )
GREHN, Kai
(Deutsch)
Kai Grehn, geboren 1969 in Grevesmühlen, studierte Theaterregie und Kulturwissenschaften in Berlin, gründete das Theater »fleur du mal«, schrieb Theater- und Hörstücke; Performance-Projekte mit der Rockgruppe SANDOW.
„Thors Hammer“, ein EddaKlangFragment von Kai Grehn.Die Edda gilt als Inbegriff altnordischer Poesie über die Entstehung und den Untergang der Welt nach den Vorstellungen des altgermanischen Glaubens. Zugleich ist sie Heldenepos, Spruchweisheit, Sittengedicht, Zauberlied und Vision. Kai Grehnsucht mythische Themen neu zu entdecken. Sprache, Gesang, Rhythmus und Klang werden zu einem dichten, fast magischen Erlebnis. Das Stück, zunächst als Tanztheater konzipiert, gelangte 1994 im Waschhaus Potsdam zur UraufführungGrehn, Kai (Regie)Musik:Burdon, Toby Fürstenau, Tilman Kohlschmidt, Kai-Uwe
(Deutsch)
Thomas Kling, geboren1957 in Bingen, gestorben 2005 in Dormagen, war ein deutscher Schriftsteller. Lebte in Düsseldorf, Köln, Wien und in Finnland. Zahlreiche Stipendien und Preise für seine Gedichtbände, die ihn zu einem der wichtigen jüngeren Lyriker Deutschlands machten.
RITZENHOFF, Jörg
(Deutsch)
Jörg Ritzenhoff, geboren 1961, lebt in Köln. Er arbeitet als Komponist, Sänger und Multi-Media-Künstler.
Thomas Klings Text TIROLTYROL, entstanden 1987-1990 in Düsseldorf, Innsbruck, Kitzbühel, Schruns und Köln, wurde 1991 (in: Thomas Kling „brennstabm“, Suhrkamp) veröffentlicht. Im selben Jahr erfolgte die klangliche Realisierung durch Jörg Ritzenhoff. Thomas Kling hat zuerst seinen Text gesprochen, der dann im Verlauf der Klangrealisierung zerschnitten und (mit Hilfe von Synthesizer, Sampler) computeranimiert montiert wurde. Die Geräuschaufnahmen zu diesem Stück entstanden bei Mittenwald. Der Komponist versuchte sich dem Text so weit als möglich „anzuschmiegen und ihn auszuhorchen und auszuleuchten“.
(Deutsch)
geb. 1982 in Marburg/Lahn, Deutschland studierte Philosphie und Musikwissenschaften an der Humboldt Universität zu Berlin. Seit 2007 lebt er in Weimar wo er an der Bauhaus Universität Mediengestaltung mit den Schwerpunkten Elektroakustische Komposition und Experimentelles Radio studierte. Im April 2011 begann er ein Masterstudium in Elektroakustischer Komposition an der Hfm Franz Liszt Weimar. Sebastian Peter komponiert hauptsächlich akusmatische Musik. Daneben zählen auch experimentelle Hörspiele und Film/Videomusik zu seinen Werken. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Interpretation und Verräumlichung akusmatischer Musik und die damit verbundene Erforschung verschiedener Typen von Lautsprecherorchestern. Im Oktober 2010 gewann er den Prix Espace du Son für die Verräumlichung und Interpretation akusmatischer Musik auf dem Akusmonium von Musique et Recherches in Brüssel/Belgien.
(Schwedisch)
Hanna Hartman, geboren in Schweden, lebt und arbeitet in Berlin. Studium der Theater- und Literaturwissenschaft an den Universitäten Uppsala und Stockholm, sowie Radio und Interactive Media am DI und Elektroakustische Musik am EMS in Stockholm.
Vom Quellenplätschern bis zum Wellenrauschen: Wasser ist Musik in unseren Ohren. Wie aber klingt es, wenn das kostbare Nass versiegt?
Hanna Hartman hat sich an Orte begeben, die seit langem unter akutem Wassermangel leiden. Mit ihren Mikrofonen taucht sie ein in Wasserleitungen, Brunnen und Bewässerungsanlagen. Statt Sprudeln und Rauschen erklingt dort nun Pfeifen, Zischen und Röcheln. Hanna Hartmans akustische Suche nach Trinkbarem fördert eine beunruhigende Klangwelt zutage.
( )
Anatol Kempker, geboren 1982 in Kirchheimbolanden, bis 2007 in Basel, seit 2007 Studium der Medienkunst/Mediengestaltung in Weimar, schreibt, rapt und produziert HipHop Sounds
sowie anders einsetzbare Beats und Sounds. 2002 Literaturstipendium der Stadt Basel für eine Textsammlung.
Moderierte auf RadioX die Sendung: xplicitcontents, zusammen mit flinn. Album-CD "Meine Küche",
Trailer für Bastard Channel, Musik für Hörspiele. Hörspiel mit Ulrich Bassenge „Das Weiße Lauschen“, DSR 2008.
Das Stück ist eine akustische Führung durch das Museum Réattù, seine Geschichte, seine Klänge und Legenden. In der Komposition treffen sich Frankreich und Deutschland, Klangkunst und das Museum, Hip-Hop und die Geschichte. Das witzige Stück ist eine Hommage an die Montage und das Sampling: eine lebendige Mischung der Genres, eine Schichtung von Atmosphären, Rhythmen und O-Tönen.
Realisation: Anatol Kempker
Sprecherin: Mdm. Moutachard, Francine Singer
Percussion und Wortaufnahmen: Frederik Esser
Eine Produktion des Experimentellen Radios 2010
Entstanden im Projekt "Sound is Art" im Wintersemester 2009/2010 unter der Leitung von Prof. Nathalie Singer und Andreas Feddersen.
Towards a poetry of scale beschäftigt sich mit der kleinen Form. In sechs elektroakustischen Miniaturen werden Instrumental- und Vokalklänge verarbeitet. Über weite Strecken schwingt der Geist des Instrumentalen leise mit - richtig zur Sprache kommt er allerdings nur selten. Ganz ähnlich verhält es sich mit der menschlichen Stimme in diesem Projekt. Auch sie wird der Dekonstruktion unterworfen und formt sich nur gelegentlich zu verständlicher Sprache.
Der Charakter der Stücke ist größtenteils schnell und dicht. Sie wollen keine Etüde sein, sondern den Hörer unvermittelt in kleine musikalische Realitäten werfen.
01 Ah Oh
02 Unleash, sort out, raise a little storm
03 Valdrada
04 The 60 second extravaganza
05 Forbidden reconstructions
06 For whatever we lose
07 Ausgenommen (Version 2015)
(Irisch)
Der Komponist Frank Corcoran, 1944 in Irland geboren, lebt in Italien und Hamburg, wo er sei 1983 Komposition unterrichtet. Er schuf zahlreiche Orchesterwerke und erfolgreiche elektroakustische Kompositionen. „Joycepeak Music“ wurde 1995 vom Studio Akustische Kunst des WDR ausgezeichnet. Für „Sweeneyâ’s Vision“ erhielt Corcoran 1999 den ersten Preis des Internationalen Wettbewerbs für elektroakustische Musik in Bourges. Mit „Quasi Una Missa“ gewann der 2002 den EMS Preis in Stockholm.
Das Wortspiel und Sprichwort „Tradurre – Tradire“ will sagen: „Übersetzen bedeutet Verrat, Betrug.“ Frank Corcoran setzt sich in seiner Komposition ganz wörtlich mit diesem Grundproblem jeder sprachlichen Übersetzung und Vermittlung auseinander. Anhand eines kurzen gälischen Gedichts des irischen Poeten Gabriel Rosenstock und dessen englischer und deutscher Übersetzung schafft Corcoran in seinem elektroakustischen Werk ein Beziehungsgeflecht der Bedeutungen und Missdeutungen. Die polyphone Klangkomposition für vier Stimmen führt den aufmerksamen Hörer in philosophische Abgründe.
(Französisch)
Francis Dhomont, 1926 in Paris geboren, Komponist. Entdeckt in den 40er Jahren die „musique concrète“ und verlegt sich nach und nach auf die Komposition elektroakustischer Musik. Fünfmaliger Gewinner des Internationalen Wettbewerbs für elekrtoakustische Musik in Bourges, zahlreiche weitere Auszeichnungen, der Magisterium Preis 1988.
Die kanadische Elektroakustik gilt weltweit als herausragend. Ihre Anfänge reichen bis in die 1940er Jahre zurück, als Hugh LaCaine in Ottawa einen Vorläufer des heutigen Synthesizers entwickelte. In den 50er Jahren entstanden die Studios an den Universitäten in Toronto und Montréal. Die Szene ist lebendig und kreativ wie kaum eine andere. Im Februar 2005 traf sie sich beim ZKM-Festival „trans_canada“ in Karlsruhe.
„Vol d’arondes“ von Francis Dhomont, dem Meister der Akusmatik, dessen „Schwalbenflug“ mit spielerischer Heiterkeit höchst poetische Wirkungen erreicht.
(Deutsch)
Hildegard Westerkamp, geboren 1946 in Osnabrück, lebt in Vancouver und arbeitet als Komponistin, Radio- und Klangkünstlerin.
Die kanadische Elektroakustik gilt weltweit als herausragend. Ihre Anfänge reichen bis in die 1940er Jahre zurück, als Hugh LaCaine in Ottawa einen Vorläufer des heutigen Synthesizers entwickelte. In den 50er Jahren entstanden die Studios an den Universitäten in Toronto und Montréal. Die Szene ist lebendig und kreativ wie kaum eine andere. Im Februar 2005 traf sie sich beim ZKM-Festival „trans_canada“ in Karlsruhe.
„Für Dich – For You“ von der in Vancouver lebenden Sound-Künstlerin Hildegard Westerkamp, die hier Rilkes „Liebes-Lied“ verarbeitet hat.
(Französisch)
Louis Dufort, geboren 1970 in Montréal, ist Komponist. Seinen elektroakustischen Schwerpunkt erweiterte zur multimedialen Musikkomposition.
Die kanadische Elektroakustik gilt weltweit als herausragend. Ihre Anfänge reichen bis in die 1940er Jahre zurück, als Hugh LaCaine in Ottawa einen Vorläufer des heutigen Synthesizers entwickelte. In den 50er Jahren entstanden die Studios an den Universitäten in Toronto und Montréal. Die Szene ist lebendig und kreativ wie kaum eine andere. Im Februar 2005 traf sie sich beim ZKM-Festival „trans_canada“ in Karlsruhe.
„Hi Res“ von Louis Dufort aus Montréal, der zur jüngsten Generation der „Art Acousmatique“ gehört, die nach einer eigenen Klangsprache sucht.eine Aufnahme vom Festival „trans_canada“ im Karlsruher Zentrum für Kunst und Medientechnologie.
(Deutsch)
Frank Niehusmann, geboren 1960, Autor und Komponist für Theater und Film, Videos und Klanginstallationen, Konzerte und CD-Produktionen. Arbeitete als Rundfunk- und Fernsehautor, bevor er als Komponist elektronischer Musik und als Live-Performer auf analogen Bandmaschinen international bekannt wurde. Mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 2002 beim Internationalen Wettbewerb für Elektroakustische Musik in Bourges für „Untertagemusik Nr. 1“. gewann 2006 gewann er zusammen mit Karl-Heinz Mauermann den Wettbewerb Phonuriga Nova mit ihrem Stück "Maschinen - ein Hörspiel".
Unterwegs - mit Eisenbahnen, Flugzeugen, im Autoverkehr, zu Fuß durch Wasser, Baustellen und Maschinenhallen. "Traum.Reise." ist eine sinfonisch-akustische Bewegung im Grenzgebiet zwischen "wirklichen" und "erträumten" Orten. Frank Niehusmann komponiert seine Stimmen und Geräusche sowohl mittels modernster Computerprogramme als auch unter Zuhilfenahme "historischer" Techniken wie etwa der mit Tesafilm zusammengeklebten Tonbandschleifen, mit denen er auch in seinen Konzerten auftritt. Er sammelt seit vielen Jahren auf Reisen und in Tonstudio-Experimenten Klänge und Geräusche aller Art, um sie in seinen Kompositionen für Konzerte, Klanginstallationen, Film- und Theatermusik zu verarbeiten.
(Schwedisch)
Sven-Åke Johansson (Stimme, Perkussion), geb. 1943 in Mariestad (Schweden) lebt seit 1968 in Berlin. Komponist und Musiker, Poet und bildender Künstler, Autor und Initiator verschiedener Musikproduktionen.
„Trilogie für Windgeneratoren“ ist eine Komposition für Wind und Flügelschlag. Drei riesige Windräder erzeugen hier einen wechselnden Klang, der von Mikrophonen aufgenommen und per Funk in einen abgeschlossenen Raum übertragen wird. 3000 Meter von den Windrädern entfernt hört man am Lautsprecher das Geräusch von Flügelschlag und Rotation, wie es in der Natur nicht wahrnehmbar wäre. Je nach Windstärke ergeben sich im Verlauf mehrerer Tage differenzierte Klänge - Musik entsteht.„Seewetter 69“ spielt mit dem täglichen Seewetterbericht von 1969.Im „Konzert für Harley Davidson und gemischten Chor“ begegnen sich Technik und Gesang.
(Österreichisch)
Christoph Martin, 1952 in Graz/Österreich geboren, studierte Germanistik und Linguistik. Hörspielautor und Regisseur, daneben Kompositionstätigkeit und audio-art-performances.
Der Titel „Tunnelvision“ beschreibt sowohl die Haltung des japanischen Dichters Takuboku Ishikawa, aus dessen Gedichtband „Trauriges Spielzeug“ einige Textpassagen zitiert werden, als auch die Perspektive des Aufnahmemediums. Als Basis dienen musikalisierte O-Töne. Die Aufnahmen sind alle in Hohlräumen und diversen Röhren entstanden, durch die man die Außenwelt gefiltert hört. Ein zweites Element ist der von einem jungen Mann gesprochene Text von Ishikawa. Eine dritte Ebene entsteht aus der Filterung und digitalen Bearbeitung der Textaufnahme. Die Wörter werden verfremdet und mutieren zu technischem Gesang.
(Amerikanisch)
Alvin Curran, geboren 1938 in den USA, bedeutender Komponist der live-elektronischen Musik, lehrt Komposition am Mills College in Kalifornien und lebt in Rom.
Zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1986 Prix Italia, 1988 Prix Ars Acustica des WDR, Leonardo Award for Excellence 1995, Ars Electronica 2004, Phonurgia Nova 2005 ("I Dreamt John Cage Yodeling in the Zurich Hauptbahnhof").
„11 Uhr vormittags, 15. August, Ferragosto, es weht ein wunderbarer, zarter Morgenwind über das Land – lausche gerade einer dreidimensionalen Klanginstallation, von Insektenstimmen und Winden unmerklich gesteuert, fühle mich wie ein betrunkener Tonmeister und sehr wohl dabei...„Genau das möchte ich in einem Klangstück von Dir hören“, antwortete postwendend der Redakteur vom Hörspiel.Ferragosto, Feiertag in Italien, den Kaiser Augustus einführte, der heißeste Tag des Jahres, ein Tag, der flirrend, lähmend und energetisch zugleich ist. Alvin Curran hat seinen Ferragosto in diesem Klangstück festgehalten.
(Deutsch)
Ulrich Land, geboren 1956, arbeitet seit 1987 als freier Autor. Er schreibt Lyrik und Prosa und ist Autor von über 70 Hörspielen und Features. Er lebt in Köln.
SPASSOV, Bojidar
(Bulgarisch)
Der Geiger und Komponist Bojidar Spassov, 1949 in Sofia geboren, lebt seit 1990 in Deutschland. Er unterrichtet an der Folkwang-Hochschule in Essen. Seine Kompositionen wurden europaweit aufgeführt. Er ist Preisträger der Kompositionswettbewerbe in Fribourg, Schweiz (1987), und "Valentino Buchi" in Rom (1988).
Zwei Poeme des futuristischen russischen Poeten Chlebnikov (1885–1922) – in der psychiatrischen Klinik geschrieben - gaben den Anstoß zu diesem „Musik-Hörstück für Laut-Sänger, Laut-Sprecher und andere Laut-Quellen“. Für Chlebnikov, der daran arbeitete, die Sprache der Vögel, Geister und Götter zu übersetzen, war Sprache Spiel- und Klangmaterial, ein fantastischer Bauchladen frei wählbarer Phoneme. Das Hörstück ist eine Fortsetzung des Prinzips Chlebnikov mit digitalen Mitteln.
(Deutsch)
Uli Aumüller, geboren 1961 in Füssen, ist Toningenieur und Filmemacher. Er lebt in Berlin. Seit den 90er Jahren arbeitet er für Radio und Fernsehen mit dem Schwerpunkt Klangkunst und Avantgarde in der der Musik.
Heute können Sie eine eher ungewöhnliche Form hören, die man als Klang-Essay oder Klangphilosophie bezeichnen könnte. Der Berliner Toningenieur und Filmemacher Uli Aumüller hat das getan, was viel zu wenige tun: er hat über die Grundlagen des Hörens nachgedacht.„Auch wenn es fast zu banal und einfach klingt: Ein Geräusch ist niemals einfach nur ein Geräusch – ein Geräusch ist Teil eines kommunikativen Aktes. Geräusche existieren nur in Relation zum Ohr des Hörenden. Zwei Hörende unter dem gleichen Kirschbaum hören vielleicht etwas ähnliches, aber niemals das gleiche. Und wenn in diesen Akt des Hörens noch Mikrophon und Lautsprecher zwischengeschaltet sind, wird es noch mal komplizierter.“In seinem akustischen Essay nimmt Uli Aumüller die Hörer mit auf eine Reise in sein persönliches Hörerleben. Über imaginierte Naturerfahrungen und persönlich Anekdotisches führt der Weg auch in philosophische Bezirke.
(Italienisch)
Nicola Sani, 1961 in Ferrara geboren, ist Komponist, Regisseur von Opern und Tanztheaterprojekten, außerdem Musikredakteur und Autor. Er lebt in Rom.
In zahlreichen seiner Stücke kombiniert er elektronische und traditionelle Instrumente miteinander. Zusammenarbeit mit Michelangelo Antonioni, Nam June Paik, und Fabrizio Plessi. Auszeichnung 1990 mit dem Prix Ars Electronica-Golden Nica für den Video-Film Footprint (mit Mario Sasso).
Nicola Sani widmet dieses Stück Luigi Nono zu seinem 10. Todestag. Auf Nonos Spuren, damals kompositorischem Neuland, hat Sani seine eigene musikalische Sprache gefunden. „Das Stück geht von der Suche nach einer neuen dramaturgischen Funktion der Vokalität aus. Die Folge der Texte stellt keine abgeschlossene Erzählung dar, sondern steckt Töne, musikalische Abläufe ab, die per Assoziation oder Kontraposition Gedankenketten und der Poesie aller Zeiten folgen, von der Antike bis zu unserer Zeit. Es ist eine innere Meditation, eine persönliche Widmung für die kulturelle Welt, in der ich ausgebildet wurde und die von bestimmter Bedeutung für meine Ausdrucksprache ist.“ (Sani)Länge der deutschen Fassung: 00:47:44
(Deutsch)
Christoph Korn, 1965 geboren, ist Musiker, Komponist, Co-Kurator von „pol“, Festival Neue Musik und Dozent für Ästhetik und Improvisation an der University of Applied Sciences, Frankfurt. Preise: 2005 Auszeichnung beim internationalen Wettbewerb für radiophone Klangkunst Phonurgia Nova (Arles/Frankreich) für die Audio Arbeit Volkslied 2008 Phonurgia Nova Award in der Kategorie Intermedia für series invisible zusammen mit Lasse-Marc Riek 2009 Prix Ars Electronica, Honorary Mention (Digital Musics) für die intermediale Arbeit "Waldstueck"
Diese eigenwillige Interpretation alter Volkslieder ist wie eine Fortführung ihrer Überlieferungsform, der ständigen Veränderung durch die mündliche Weitergabe, auch wenn sie mit gewohnten Rezeptionsweisen bricht. "Ein wesentliches Interesse der Audioarbeit ‚VOLKSLIED’ war der Punkt, an dem die konkrete Sprechweise des Volksliedes, die sich in der Liedform, dem Klang und der Einfachheit des Textes auszudrücken vermag, umschlägt in eine sehr viel abstraktere Erzählstruktur der Erinnerung.“ (Chr. Korn). „Volkslied“ ist eine Fortsetzung der Arbeit, die mit „Volksliedmaschine“ (HR 2002) begonnen hat.
(Französisch)
Xavier Fassion, geboren 1971, lebt und arbeitet in Frankreich als Perkussionist, Tänzer und Klangkünstler.
GAMMEL, Marcus
(Deutsch)
Marcus Gammel, geboren 1975 in Bremen, studierte Musikwissenschaft, Literatur und Philosophie in Berlin, Paris und New York. Freie Arbeiten als Radiomacher, Dramaturg und Musikjournalist. Seit 2009 betreut er den Klangkunst-Sendeplatz von Deutschlandradio Kultur. Prix Phonurgia Nova 2005 für "Europas Wahn" (mit Viktoria Tkaczyk).
Ein Archiv für alle Musik der Welt wollte er schaffen: Der Musikwissenschaftler und Ethnologe Erich Moritz von Hornbostel sammelte ab 1900 die Klänge fremder Völker - von Feuerland bis Japan, von Alaska bis Australien. Eine neuartige Technik hatte seinen Traum möglich gemacht: Mit Hilfe des Edisonschen Phonographen konnten Forscher, Handlungsreisende, Missionare und Diplomaten aufzeichnen, was in der Ferne an ihre Ohren drang. 16.000 Aufnahmen trafen mit der Zeit in Berlin ein, wurden katalogisiert, transkribiert und analysiert. Diese Sammlung ist nach einer abenteuerlichen Odyssee durch den Kalten Krieg seit 1990 wieder zugänglich. Xavier Fassion und Marcus Gammel komponieren eine Klang- und Zeitreise aus den Wachswalzen des Berliner Phonogramm Archivs.
(Serbien)
Luka Ivanovic (alias Lukatoyboy), geboren 1981 in Belgrad, arbeitete zunächst als Journalist und Radioredakteur, ehe er begann, eigene künstlerische Projekte zu entwickeln.
Der Walkie Talkie ist vom Aussterben bedroht. Mobiltelefone und andere Drahtlosgeräte haben seine Funktion übernommen und drohen ihm den Garaus zu machen. Dabei schlummern ungeahnte Qualitäten in den knisternden Kästchen: Anders als beim Telefon können jedem Sender beliebig viele Empfänger zuhören. Das ermöglicht die Kommunikation mit Unbekannten. Wir hören Geschichten, die sich in unserer unmittelbaren Umgebung abspielen, die aber dennoch klingen, als kämen sie aus einer anderen Welt.
Im Rahmen des CTM Festivals 2014 entwickelte der serbische Klangkünstler Lukatoyboy eine Performance für ›Sound Scouts‹ und Funkgeräte. Deutschlandradio Kultur hörte mit.
(Deutsch)
Sabine Schäfer, geboren 1957, arbeitet als Komponistin in Karlsruhe, entwickelte computergesteuerte Klanginstallationen und multimediale Rauminszenierungen. Seit 1998 Produktionen des Künstlerduos. Eine ihrer wesentlichen Arbeitsgebiete ist die Raumklang-Mikroskopierung von natürlichen Klängen und Tierstimmen ("EndoSonoMikroskopie"); seit 2007 Entwicklung von sog. "AUDIO-BIOSPHÄREN". Seit 2004 Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Elektroakustische Musik DEGEM.
„Laurens Stimmkörper atmet, pulsiert, lebt und ist unterwegs, hat sich von Lauren selbst gelöst und entwickelt sein klangliches Eigenleben. Er changiert zwischen organischem Atmen und mechanischem Pulsieren und nimmt verschiedene Zustände der Bewegung und des Stillstands ein.“ (Sabine Schäfer)Die Komponistin unternimmt eine Reise in das Innere der Sängerin Lauren Newton. Einzelne ausgesuchte Stimmgeräusche wurden digital aufgezeichnet, in kleinste Einheiten zerlegt, untersucht und künstlerisch weiterverarbeitet. Was wie naturwissenschaftliches Arbeiten anmutet, öffnet dem Hörer eine andere, eine neue Welt des Stimmklangs, in der die Reibungen von Mensch und Maschine, Fremdheit und vertrauter Körperlichkeit, von Natürlichkeit und Künstlichkeit zu hören sind.
(Schwedisch)
Hanna Hartman, geboren in Schweden, lebt und arbeitet in Berlin. Studium der Theater- und Literaturwissenschaft an den Universitäten Uppsala und Stockholm, sowie Radio und Interactive Media am DI und Elektroakustische Musik am EMS in Stockholm.
Den Titel „Wespen Vesper“ will Hanna Hartman nicht religiös verstanden wissen, sondern als Sprachspiel und festliche Fantasie.Nicht zufällig zitiert Hanna Hartman – nach Inhalt und Titel ihres neuen Werkes gefragt – den Philosophen Roland Barthes: „wenn man auf die Metapher oder den Symbolismus verzichtete, würde ein Kommentar unmöglich: über den Haiku sprechen hieße dann schlicht und einfach ihn wiederholen.“.
(Deutsch)
Werner Cee, geboren 1953, lebt in Allendorf bei Gießen und arbeitet als Klangkünstler und Komponist. Zahlreiche Preise auf internationalen Festivals, zuletzt den Prix Italia 2010 für "Featuring Schuberts Winterreise". „Maschinerie der Polarlandschaft“ erhielt eine lobende Erwähnung beim »Palmarès« in Bourges 2005.
Für das Klangstück „Wetter“ nahm Werner Cee über einen längeren Zeitraum unterschiedliche Töne von Regen auf. So entstanden großflächige Klangatmosphären und mit Hilfe eines eigens von ihm entwickelten Wassertropfeninstruments Detailaufnahmen einzelner Tropfen, die in mannigfaltiger Beschaffenheit auf Klangobjekte fallen und polyrhythmische Strukturen bilden. Dieses Klangmaterial wurde für die Komposition „Wetter“ sowohl in völlig unbearbeiteter als auch in elektronisch manipulierter Form verwendet. Werner Cee bezeichnet seine Komposition auch als „Akustische Kulturlandschaft“: „Hier treffen“, so der Komponist,“ natürliche, zufällige Ereignisse und kalkulierte, konstruierte Elemente aufeinander und verbinden sich zu einem Hörbild, das sich mit einer Kulturlandschaft vergleichen lässt: Wetter, Lichtverhältnisse, geographische Gegebenheiten sind unkontrollierte Aspekte einer Landschaft. Menschliche Eingriffe wie Anpflanzungen oder das Errichten von Wegen und Gebäuden strukturieren das Bild neu und treten mit der Natur in eine Wechselwirkung, die oft erst den einmaligen Reiz einer Landschaft ausmacht.“Hören Sie nun, wie Zufall und Kalkül in einem Regentropfenspiel wiedergegeben sind
(USA)
Ben Patterson, geboren 1934 in Pittsburgh, Pennsylvania, ist Künstler, Musiker und Mitbegründer der New Yorker Fluxusbewegung. Er lebt seit Anfang der 1990er Jahre in Wiesbaden.
Am 29. Mai 2014 feierte der Fluxuskünstler Ben Patterson seinen 80. Geburtstag. Das Jubiläum brachte Konzerte, Ausstellungen, Vorträge und Kataloge mit sich, aber auch eine unerwartete Erkenntnis: Der 29. Mai hat es faustdick hinter den Ohren!
Patterson teilt dieses Geburtsdatum mit einer erstaunlichen Ansammlung von Persönlichkeiten: Charles II (König von England), Patrick Henry (amerikanischer Gründervater), Sylvester Magee (der letzte lebende Ex-Sklave), Isaac Albéniz, G. K. Chesterton, Oswald Spengler, Erich Wolfgang Korngold, Bob Hope, John F. Kennedy, Iannis Xenakis und La Toya Jackson. Nebenbei fand am 29. Mai 1913 die skandalträchtige Uraufführung von Igor Strawinskis „Le sacre du printemps“ statt.
Zu seinem 81. feiert Ben Patterson seine Mitgeburtstagskinder in einer furiosen Radioperformance.
(Frankreich / USA / Italien)
Das Soundwalk Collective wurde im Jahr 2000 gegründet und besteht aus Stephan Crasneanscki, Simone Merli und Kamran Sadeghi.
Jean-Luc Godards Vergangenheit ruht in tausenden von Pappkartons. Der Filmemacher hat sein gesamtes persönliches Archiv an einem unscheinbaren Ort in Frankreich eingelagert. Neben unzähligen Filmrollen und persönlichen Gegenständen schlummern dort auch Godards Tonbänder.
Das Soundwalk Collective erhielt 2014 Zugang zu diesem Archiv und eröffnet nun einen Blick hinter Godards akustische Kulissen: in minutiöser Kleinarbeit extrahierte das Trio die Tonaufnahmen vor und nach Godards Filmtakes. Regieanweisungen, die Atmosphäre am Set, Fehlstarts und neue Anläufe zeigen das Universum eines Perfektionisten und Phantasmagorikers.
»Übrigens ist es genau das/was ich im allgemeinen am Kino liebe/eine Sättigung herrlicher Zeichen/die im Licht/ihrer fehlenden Erklärung baden.« (Godard)
(Kanadisch)
David Kolber, geboren 1965 in Vancouver (Kanada), ist Schriftsteller, Hörspielautor und Klangkünstler.
„Mein Interesse an traditionellem japanischen No-Theater begann mit der simplen Frage: Wenn das Ziel des No die Selbsterkenntnis ist, wie bewirkt es diese Erleuchtung? Ich dachte, der beste Weg, das herauszufinden, wäre, selbst ein No-Stück zu komponieren. Kein No-Spiel im wörtlichen Sinn, aber ich habe viele Strukturelemente und Motive des No in meinem zeitgenössischen Konzept benutzt. Anstelle eines linearen Plots benutzt No eine ständige Kreisbewegung, um Schichten der Hauptperson abzustreifen. Deshalb werden die Hörer mit immer neuen Interpretationen des Alltäglichen konfrontiert, was Momente großer Schönheit und Einsicht ergibt.“ (David Kolber)
(Japanisch)
Kazuya Ishigami, geboren 1972 in Osaka, ist Komponist, Klangkünstler und Toningenieur, lebt und arbeitet in Europa und Japan. Seit 1997 beschäftigt er sich intensiv mit „Noise Music“ und gehört der weltweiten musikalischen „Noise“-Bewegung an. Bekannt wurde er durch seine Performances für „Acte Kobe“, die 1999 in Marseille und 2000 in Bern vorgestellt wurden, sowie durch Arbeiten mit Johannes Sistermanns. Ishigamis Kompositionen changieren zwischen kontemplativer Spiritualität, persönlicher Emotionalität und politischem Sarkasmus. Gemeinsam ist diesen Stücken seine radikale Klangästhetik und sein Gespür für suggestive Hörbilder jenseits aller Kategorien. Kazuya Ishigami hat sein eigenes Label „NEUS-318“, dass verschiedene Künstler vertritt.
„Whisper of Sound God“
„Ich glaube, jeder von uns hat das Flüstern des ‚Sound God“ in der Kindheit gehört. Aber wir alle haben es wieder vergessen. Wir können das Flüstern von Gottes Klang (japanisch ‚oto kamui’) hören, wenn wir wieder reinen Geistes werden.“
Disc 1 – track 1 - „Oto kamui no sasayaki“ , „Harmony ist he Best Way“
„Der altjapanische Prinz Shotoku Taishi sagte ‚harmony ist he best way’. So brauchen wir „wa“ – Harmonie – für die Menschen. Das ist leicht gesagt aber schwer getan. Ich habe immer gern harmonische Sounds geschaffen. Aber nicht Harmonien im musikalischen Sinn, sondern im spirituellen Sinn. In diesem Werk habe ich versucht „wa“-sounds zu schaffen aus Klangmaterial, das ich in einem japanischen Shinto-Tempel aufgenommen habe.
“Disc 1– track 2 – „Wa wo motte toutoshi to nasu“, „mujo no kaze – mutable wind“
„Dieser Song ist für meine Tante Michiko“. Sie kam 1995 bei dem Erdbeben in Kobe ums Leben. Die Klaviermelodie wurde durch den Parameter „MICHIKO“ erzeugt.
Disc 2, track 3 - „mujo no kaze – mutable wind“
(Deutsch)
Andreas Bick, geboren 1964 in Marl, lebt und arbeitet als Film- und Radiokomponist in Berlin. Seine Klangkomposition „Dripping“ wurde vom WDR mit dem Prix Ars Acustica 2000 ausgezeichnet. Sein für Deutschlandradio Berlin produziertes Stück „Windscapes“ erhielt 2002 den Karl-Sczuka-Förderpreis. 2006 und 2007 entstanden die beiden Hörstücke fire und frost pattern, mit denen Bick den Phonurgia Nova Preis 2008 gewann Die Komposition Chronostasis erhielt bei den New York Festivals Awards 2009 die World Silver Medal für den besten Sound. Außerdem schrieb Andreas Bick die Musik zu der Tanztheater-Choreografie The Waste Land von Ismael Ivo, die im Rahmen der Kunstbiennale in Venedig 2009 uraufgeführt wurde.
Der Wüstenwind und die äolischen Klänge des Sandes formen sich in diesem Hörstück zu Musik. Wind lässt verschiedene Klangkörper im Luftstrom singen, streicht über den Boden, trägt Sand mit sich und modelliert den Wüstenraum. Luftaufnahmen von Dünenformationen dienten Andreas Bick als Partitur für sein Stück aus modulierten Windgeräuschen. Seine Komposition besteht aus dem Zusammenspiel von montierten und beschleunigten Wellenbewegungen des Sandes und den realen Klangräumen der Wüste: zarte Geräusche der spärlichen Vegetation, rieselnde Sandfälle und schließlich verlassene Geisterstädte, die von Sanddünen begraben werden und in denen der Wind mit alten Telegraphenleitungen, zerbrochenen Fenstern und losen Metallteilen spielt.
(Österreichisch)
Rupert Huber, 1967 in Baden/Österreich geboren, lebt in Wien. Er ist Komponist, Musiker und Medienkünstler. Er wurde wiederholt ausgezeichnet, unter anderem 1995 und 2002 beim Ars Electronica Festival.
„In Zeiten der wogenden Hysterie müssen wir zusammenhalten und Opfer bringen für unsere Wirtschaft. In Zeiten des sprachlichen und klimatischen Wahnsinns müssen wir uns besonders anstrengen, die Ersten zu sein.‚Wir müssen siegen’ ist formal die komponierte radiophone Umwandlung einer Sequenz in ein Klanggemisch.Die Besetzung: Perkussion, Klavier; eingefangene Klänge aus den Medien und von der Straße; das Rupert-Huber-Klangarchiv; elektronische Manipulation aller dieser Klänge.Das Stück wird anfangs von sich abwechselnden Inhalten bestimmt und kippt immer mehr in die polyphone Gleichzeitigkeit. Wie in einer Waschmaschine im Schleudergang werden gegen Schluss des Stücks alle Töne, Klänge, Rhythmen, Worte und Laute durcheinander gewirbelt.“ (Rupert Huber)
(Russisch)
Dmitrij Nikolaev, 1960 geboren, russischer Regisseur und Audio-Art-Künstler, seit 1994 Mitglied der Ars Acustica Group der EBU. Er erhielt zahlreiche internationale Preise.
Dmitrij Nikolaev hat seine Ausgangsidee der Anarchie des World Wide Web ausgesetzt: „Der Mensch X verlor ihr/sein Gedächtnis, Namen, Nationalität und Heimatort. Gleichzeitig hat sie/er jedoch die wundersame Fähigkeit erworben, sich in allen erdenkbaren Sprachen, Orten und Zeiten zu bewegen. Was wird mit X weiter passieren? Continue!“Nikolaev hat viele Variationen seiner Figur X zurückerhalten, aus aller Herren Länder und in vielen Sprachen. Diese virtuellen Stimmen wurden zu einer polyphonen Stimmcollage zusammengebunden, die einen Eindruck des unendlichen Internet-Raumes vermittelt, in dem die Menschen des kommenden Jahrtausends kommunizieren.
(Argentinisch)
Mario Verandi, 1960 in Buenos Aires geboren, ist Komponist und Klangkünstler. Sein Werk umfasst elektroakustische Musik, audiovisuelle Installationen, Radiokunst sowie Musik für Tanz, Kurzfilme und Theater. Seine Arbeiten erhielten zahlreiche Auszeichnungen, z.B. den Bourges International Electroacoustic Music Award, den ZKM-Kompositions-Preis (Europäische Glockentage 2004), den Musica Nova Award in Prag, den CIEJ Musics Electronics Award in Barcelona, den Prix Ars Electronica in Linz und den Stockholm Electronic Art Award.
Die Wasserfälle von Iguaçu zählen zu den größten Naturspektakeln der Welt. Über eine Million Touristen bestaunen jährlich die Katarakte an der Grenze zwischen Argentinien und Brasilien.
Bevor die Europäer Einzug hielten, war das Gebiet Heimat der Tupi-Guarani-Indianer. Sie nannten die Fälle ›Yguasu‹, ›großes Wasser‹, und sie räumten den rauschenden Riesen eine zentrale Stelle in ihrer Kultur ein.
Der Klangkünstler Mario Verandi ist zu den Nachkommen der Guarani gereist und hat ihr akustisches Verhältnis zu den Wasserfällen untersucht. Aus Natur- und Instrumentalklängen komponiert er eine musikanthropologische Hör-Reise.
(Kanadisch)
Der kanadische Komponist und Klangkünstler Christian Calon kam durch ein Stipendium des DAAD nach Berlin, wo er heute lebt. Das Thema seiner in vielen Ländern gesendeten Radioarbeiten und Klanginstallationen ist in vielfältiger Weise die Zeit. Für „The Ulysses Project“ erhielt er 1999 den „Grand Prix Marulic“.
Wenn wir ein Stück konzentriert anhören, erleben wir zwei Zeitebenen: die Zeit, die wir exakt für die Rezeption des Stückes benötigen und die Zeit im fiktiven Geschehen, die gerafft oder in Zeitlupe verläuft, aber auch zeitgleich mit der Rezeption verlaufen kann. Z | S spielt mit dem Perspektivwechsel zwischen dem zu hörenden Geschehen und dem aktiven Zuhören. Christian Calon hat sein Spiel mit der Zeit an die Situation in einem Hörspielstudio angelehnt und bewegt sein musikalisches Geschehen durch zwei Räume. Der „Regieraum“ wird mit Klangsequenzen bestückt, die in den „Aufnahmeraum“ geschickt werden, wo sie innerhalb des Hörgeschehens manipuliert, transformiert und „aus der Zeit gehoben“ werden.
( )
KHLEBNIKOV, Velimir
(Russisch)
Velimir Khlebnikov (1885-1922), experimenteller russischer Lyriker und Theaterautor, Mitunterzeichner des futuristischen Manifests.
PONOMAREV, Alexander
(Russisch)
Alexander Ponomarev wurde 1957 in Dniepropetrovsk, URSS geboren. Der russische Künstler lebt und arbeitet in Moskau und Frankreich.
In seinem späten Hauptwerk „Zangezi“, 1922 in Moskau geschrieben, versucht Khlebnikov, seine esoterische Theorie der Zahlen und Kräfteverhältnisse, die den Lauf der Welt bestimmen, mit den Themen von Götterdämmerung und Evangelium zu verbinden.KHLEBNIKOV, Velimir (Text)KORZIN, Michail (Musik)PONOMAREV, Alexander (Regie)
(Deutsch)
Werner Cee, geboren 1953, lebt in Allendorf bei Gießen und arbeitet als Klangkünstler und Komponist. Zahlreiche Preise auf internationalen Festivals, zuletzt den Prix Italia 2010 für "Featuring Schuberts Winterreise". „Maschinerie der Polarlandschaft“ erhielt eine lobende Erwähnung beim »Palmarès« in Bourges 2005.
»Die Zeit weht« ist ein Hörstück über Wolken – über das Formlose, Nichtige, Veränderliche und bodenlos Symbolische dieser Himmelser-scheinungen, komponiert aus den wehenden Klanggebilden zweier hybrider Instrumente: der E-Chin von Werner Cee und der E-Gitarre von Eivind Aarset.»Ränder der Musik« ist ein Hörstück über die Poesie des Ungewollten, des Nutzlosen, des Nichtausgedachten und Nichtgemachten. Es besteht aus den Geräuschen von Musikern vor und nach dem Musizieren. Eine Komposition, die die Klänge zeigt wie sie sind: scheinbar zufällig, mühelos.Beide Stücke treten in ein klangpoetisches Zwiegespräch über die Ränder zwischen Form und Auflösung und über die stetige Veränderung im Fortgang der Zeit.
(Deutsch)
Stephan Froleyks, geboren 1962, Komponist und Musiker (Schlagzeug), außerdem Konstrukteur neuartiger Musikinstrumente. Stephan Froleyks erhielt mehrfach Stipendien und Kunstpreise, seine Kompositionen, Installationen, Hörstücke, multimedialen Arbeiten und Theatermusiken entstanden u.a als Auftragswerke für WDR, Radio Bremen und das Deutschlandradio, sie wurden auf vielen Festivals (Donaueschingen, Witten, Dresden, London, Amsterdam...) aufgeführt. Er ist Professor für Schlagzeug / Perkussion an der Musikhochschule in Münster.
„Die Situation ist alltäglich. Man telefoniert und glaubt zunächst mit dem erwarteten Partner zu sprechen, wird dann aber schnell eines Besseren belehrt. Es ist der Bruder oder die Schwester, der Vater oder die Mutter – die Stimmähnlichkeit hat uns einen Streich gespielt. An diese Erfahrung knüpft das Hörstück Zweizwilling an, in dem von fünf Zwillingspaaren gesprochene Texte poetischer und dokumentarischer Natur mit den Klängen musikalischer Zwillinge verbunden werden. Neben anderen Instrumentenpaarungen steht dabei im Fokus des Stücks der Klavierzwilling, die Kombination eines regulären und eines präparierten Klaviers. Durch die besondere Art der Instrumentenbehandlung entstehen schwerelose Klangstrukturen, in deren geheimnisvoller Klanglichkeit die Textpassagen wie Inseln sitzen.“ (Stephan Froleyks)
(Italienisch)
Alessandro Bosetti, geboren 1973 in Mailand, lebt in Berlin, den USA und Italien, arbeitet als Musiker, Radioautor, Komponist und Klangkünstler. Viele seiner Arbeiten beschäftigen sich mit den Klängen, Unregelmäßigkeiten und „Fehlern“ des Sprechens und Übersetzens. Unter anderem wurde Bosetti für seine Komposition "636" (RTBF) mit dem Phonurgia Nova Award 2012 ausgezeichnet sowie mit dem IDAF Award 2013 für "Mask Mirror", ein Sampler, der gesprochene Worte in Realzeit bearbeitet, wobei er auf die Sprachbedeutung ebenso wie auf die Sprachmelodie reagiert.
"Als Musiker höre ich gern Sprachen, die ich nicht verstehe. Ich mag den Moment, wenn das Verstehen aufhört und die Sprache zum 'Geräusch' wird. Alle Sprachen haben eine eigene Klangfarbe", sagt Alessandro Bosetti, der von Deutschlandradio Kultur für 2006 den Kompositionsauftrag für zwölf Geräusche des Monats erhalten hat. Für "Zwölfzungen" sammelt Bosetti Aufnahmen von elf Sprachen, die er nicht oder kaum versteht – zum Beispiel „Zahre“ aus Friaul, die Pfeifsprache von Gomera, Euskal (Baskisch), Koiné (Sardinien) oder die Sprache der Dogon in Afrika. Die zwölfte Sprache für das Dezembergeräusch wird schließlich eine erfundene Sprache sein.
Einzeltitel und Sendemonate der Ursprungsserie:
- GdM 12/2006: IT-Language
- GdM 11/2006: Claeys
- GdM 10/2006: Oos Kaa Naam
- GdM 09/2006: Restless
- GdM 08/2006: Gigagei Kamama
- GdM 07/2006: Euskara
- GdM 06/2006: Jana
- GdM 05/2006: Advertencia
- GdM 04/2006: chairo - no - kami
- GdM 03/2006: Signora Relax
- GdM 02/2006: Xhosa/Sulu
- GdM 01/2006: Zahre