Eine Klangkunst-Ausstellung im Netz

Das Leben einer Radiosendung ist meist von kurzer Dauer. Nach wenigen Ausstrahlungen verschwinden wertvolle akustische Schätze sang- und klanglos in den Archiven der Funkhäuser. Kaum ein öffentlicher Sender bietet auch öffentlichen Zugang zu seinen Produktionen. Das ist besonders bedauerlich, wenn es sich dabei um originäre Radiokunst handelt. Gerade sie bringt ja die besondere Ausdruckskraft des Mediums zur Geltung.

Um dieser Sackgasse zu entgehen, übergab der Klangkunstredakteur Götz Naleppa bei seinem Ausscheiden vom Deutschlandradio Kultur die vorhandenen Produktionen an den Verein Phonurgia Nova und an das Musée Réattu Arles.

sonosphere versteht sich als Resonanzraum für innovative künstlerische Arbeiten mit Klang. sonosphere ist ein Online-Museum, das mit den zukünftigen Produktionen von Deutschlandradio Kultur weiter wachsen wird, und das seine Türen für weitere Sammlungen offen hält.

Um diesem Raum eine Form zu geben, initiierte die Hörspielleiterin Stefanie Hoster eine Kooperation mit Prof. Nathalie Singer von der Bauhaus Universität Weimar zur Einrichtung einer virtuellen Ausstellung.

 

Die Klangkunst-Sammlung von Deutschlandradio Kultur

Seit seiner Gründung im Jahr 1994 hat Deutschlandradio Kultur einen eigenen Sendeplatz für radiophone Kunstwerke: Die „Klangkunst“ (vormals „Hörspiel Werkstatt“) – wöchentlich 55 Minuten in der Nacht von Donnerstag auf Freitag ab 0.05 Uhr.

Ars Acustica, Klangkunst, musique concrète, art acousmatique, soundart, audio art, digitale Radiokunst, Sound Poetry, Phonographie… Jenseits aller Stilbegriffe sind die Werke dieser Sammlung vor allem „radiophon“, d.h. sie gehorchen den narrativen Gesetzen des Radios (auch wenn die Stücke nicht mit Worten, sondern mit Klang erzählen).

Die internationale Sammlung enthält Originalwerke renommierter MeisterInnen wie etwa Luc Ferrari, Christian Calon, Chantal Dumas, Alvin Curran, Hanna Hartman, Stefano Giannotti, Thomas Köner, Tetsuo Furudate, aber auch Kompositionen von vielversprechenden „Newcomern“.

 

Die Sammlung Phonurgia Nova

Ab Frühjahr 2012 präsentiert diese Sammlung Werke, die im Rahmen des jährlichen Wettbewerbes von Phonurgia Nova ausgezeichnet oder lobend erwähnt wurden. Der Concours International de Création Sonore prämiert seit 1986 die künstlerische Arbeit mit Klang als Medium des Realen und Imaginären in den verschiedensten Formen (Fiktion, Dokumentation, Klangkunst).

2009 wurde zusätzlich der Prix Pierre Schaeffer ins Leben gerufen - benannt nach dem Erfinder der Musique Concrète. Dieser Preis wird an talentierte junge KünstlerInnen verliehen, deren Schaffen besondere Aufmerksamkeit verdient.

Daneben wird die Sammlung auch Werke enthalten, die in Arles unter Anleitung der australisch-französischen Radiokünstlerin Kaye Mortley entstanden sind. Arles hat eine lange künstlerische Tradition, unter anderem als Wahlheimat van Goghs oder als Zentrum der europäischen Photographie. In diesem Umfeld bietet Mortley seit 1990 regelmäßige Workshops an, die einen außergewöhnlichen Einblick in die Praxis des akustischen Schreibens eröffnen. Zahlreiche junge KünstlerInnen aus den Bereichen Theater, Kino oder Bildende Kunst haben so ihre ersten Erfahrungen mit Klangmaterialen gemacht. Wie in der Malerei oder Photographie sind sie dabei von realen Eindrücken ausgegangen, um künstlerische Fiktionen zu schaffen.

 

Die Sammlung Experimentelles Radio der Bauhaus-Universität Weimar

Ebenfalls im Frühjahr 2012 geht die Sammlung Experimentelles Radio online. Beim „Experimentellen Radio“ der Bauhaus-Universität Weimar geht es um Radiokunst und um das Experiment: Professorin Nathalie Singer und ihre Mitarbeiter widmen sich an der in Europa einzigartigen Professur der Lehre und Vermittlung von Hörspiel, Feature und Klangkunst. Im Zentrum steht dabei die Suche nach neuen, experimentellen Formaten: Durch den popkulturellen Erfahrungshorizont der Studierenden entstehen künstlerische Arbeiten, die beeinflusst sind von Clubkultur, Hip Hop oder elektronischer Musik. Auch zu den anderen Sammlungen von Sonosphere gibt es Überschneidungen: Bereits mehrere der beim „Experimentellen Radio“ entstandenen Werke wurden auf dem Klangkunstplatz von Deutschlandradio Kultur gesendet, andere sind beim internationalen Klangkunstfestival „Phonurgia Nova“ nominiert und ausgezeichnet worden.